Inhalt: "In dieser Arbeit wird die häusliche Internetnutzung in zwei Ländern perspektiviert. Anhand des Vergleichs zwischen Australien und Deutschland und der so durchgeführten Gegenüberstellung von zwei westlichen Industrienationen in etwas unterschiedlichen Diffusions- und Domestizierungsstadien kann die Forschungsperspektive bedeutend erweitert werden. Quantitativ gesehen nutzen in Australien schon seit längerer Zeit mehr Menschen das Internet, auch gibt es dort mehr Haushalte mit Internetzugang als in Deutschland. Außerdem verringerten sich die Zugangsdifferenzen zwischen Männern und Frauen in Australien früher. Ziel dieser Arbeit ist es, anhand einer ethnographischen Studie in beiden Ländern zu überprüfen, wie Paare zum einen das Internet in ihren häuslichen Alltag integrieren, und zum anderen daraus Schlussfolgerungen abzuleiten hinsichtlich der Entwicklung von Gender-Demokratisierungsprozessen. Berücksichtigt man, dass im Rahmen einer Dissertation eine Langzeitstudie über mehrere Jahre nicht durchführbar ist, kann durch die Einbeziehung der beiden Länder in das Forschungsdesign Deutschland mit einem Land verglichen werden, das sich in einer bereits fortgeschrittenen Diffusions- und Domestizierungsphase befindet. So ist trotz einer Momentaufnahme - zwar aufgrund der qualitativen Anlage der Studie und kulturellen Besonderheiten keine direkte Übertragbarkeit von Land zu Land -jedoch das detaillierte Aufdecken von Mustern hinsichtlich der Entwicklung von Gender-Demokratisierungsprozessen möglich. In der vorliegenden Untersuchung werden somit zwei Forschungsbereiche fokussiert: Bei der Alltagsintegration des Internets geht es um die Frage, wie die Technologie in den jeweiligen häuslichen Kontext der australischen und deutschen Paare eingebunden ist und ob sich ähnliche Muster der Alltagsintegration zeigen. Diese Arbeit setzt es sich zur Aufgabe, ein Indikatorensystem zu entwickeln, das die Vielschichtigkeit der Integration des Internets in den häuslichen Alltag abbildet und damit vergleichbar macht. Zudem soll eine Typologie der Alltagsintegration ermittelt werden. Bei den Gender-Demokratisierungsprozessen geht es wiederum um folgende Fragestellungen: Werden über die Internetnutzung im Haushalt traditionelle Geschlechterverhältnisse fortgeführt oder zeigt sich ein Rückgang? Sind geschlechtsgebundene Kodierungen des Internets erkennbar? Für die vorliegende Studie wurden bewusst Paare ausgewählt, um geschlechtskulturelle Diskurse und Interaktionen zwischen den Partnern zu eruieren. Untersucht werden Gender-Demokratisierungsprozesse konkret anhand zweier Aspekte: Technikkompetenz und Hausarbeit." (Textauszug)