Kritiker und Befürworter : die Wahrnehmung des Bologna-Prozesses durch Professorinnen und Professoren
Titelübersetzung:Critics and supporters : The professors' perception of the Bologna Process
Autor/in:
Brändle, Tobias; Wendt, Björn
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, Jg. 36 (2014) H. 1, S. 46-69
Inhalt: "Der Bologna-Prozess ist ohne Zweifel das weitreichendste und umstrittenste hochschulpolitische Reformvorhaben der letzten Jahre. Dennoch mangelt es an Wissen über die Wahrnehmung der Reform durch die Akteure an den Hochschuleinrichtungen. Im folgenden Artikel gehen die Autoren auf Basis einer Befragung von Professorinnen und Professoren an drei nordrhein-westfälischen Universitäten der Frage nach, wie die Studienstrukturreform gegenwärtig von Hochschullehrern bewertet wird. Neben generalisierten Bewertungen werden Einschätzungen der Zieldimensionen der Studienstrukturreform, ihrer Umsetzung und ihrer Resultate dargestellt. Entlang der Unterscheidung von Kritikern und Befürwortern des Bologna-Prozesses analysieren die Autoren charakteristische Unterschiede zwischen den Gruppen und zeigen auf, dass die Haltung gegenüber den Zielvorstellungen der Reform die Wahrnehmung ihrer Auswirkungen beeinflusst." (Autorenreferat)
Inhalt: "Without any doubt the Bologna-Process is the most extensive and controversial reform in higher education in the recent past. Nevertheless, there is a lack of knowledge of its perception by the actors involved. Based on a census at three universities in North Rhine-Westphalia, the authors focus the current attitudes of professors towards the Bologna-Process. They outline general assessments of the reform, ratings of its goals as well as its implementation and its results. Along the cleavage of critics and supporters of the Bologna-Process, they analyse differences between these groups and show that the attitude towards the goals of the reform influences the perception of its effects." (author's abstract)
Titelübersetzung:Accreditation - mission completed? : university directors are blocking quality tests
Autor/in:
Banscherus, Ulf
Quelle: Forum Wissenschaft, Jg. 28 (2011) Nr. 2, S. 35-39
Inhalt: "Früher sollten staatliche Rahmenprüfungsordnungen die Gleichwertigkeit und Vergleichbarkeit der Studiengänge sichern. In dem Maße, wie die Hochschulen in eine formelle 'Autonomie' entlassen werden und angehalten sind, unterschiedliche 'Profile' auszubilden, entstand seit Ende der 1990er Jahre ein Akkreditierungssystem, das seitdem kontinuierlich kritisiert wird. Der Autor zeichnet die Debatte nach und analysiert die dahinter liegenden Interessen." (Autorenreferat)
Die nächste Universitätsreform ist schon da : über die drei Reformen der letzten Jahrzehnte, die Schäden, die sie angerichtet haben, und einige Gründe, warum der erreichte Zustand so nicht bestehen bleiben kann
Titelübersetzung:The next university reform is already here : the three reforms from the last decades, the damage which they caused, and some reasons why the attained state cannot continue
Autor/in:
Steinert, Heinz
Quelle: Soziologie : Forum der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, Jg. 39 (2010) H. 3, S. 310-324
Inhalt: "Der Beitrag diskutiert die universitäre Strukturreform, die Studienreform und die Reform der Forschungsfinanzierung der vergangenen Jahrzehnte. Was sich bisher an diesen drei Reformen und ihren Wechselwirkungen beobachten lässt, schließt sich zu der Tendenz zusammen, die Universität nach oben in einen Elite- und Exzellenz-Bereich und nach unten in einen College-Bereich aufzuspalten. Es ist zu fragen, wie sich die Beteiligten dazu verhalten können." (Autorenreferat)
Inhalt: "The contribution discusses three university reforms that took place during the past decades: the structural reform, the academic reform and the reform of funding systems. The interplay of these reforms evokes the impression that the university splits into a realm of elite and excellence on the one hand and a college zone on the other. It has to be questioned how those affected can react to this development." (author's abstract)
Quelle: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 16 (2010) H. 2, S. 438-443
Inhalt: "Wachsende Leistungsanforderungen und Begehrlichkeiten von Politik, Wirtschaft und Gesellschaft treiben die Universität in eine tückische Falle: Gibt sie ihnen nach, führt das in einen systematischen 'overstretch', schwächt und balkanisiert sie als Institution. Zu widerstehen, fällt ihr angesichts einer manifesten 'crisis of purpose' und verschwindender Distinktionsmerkmale indes immer schwerer. In dem Maße, in dem die Bedingungen der Möglichkeit gelingender systemischer Operationen ausgehebelt werden, verliert die Universität ihre darauf beruhende Funktionsfähigkeit." (Autorenreferat)
Inhalt: "With higher education (HE) turning into a mature, though severly underfunded, industry, it is increasingly taken to be a panacea for a great many societal issues and challenges. The ever-growing array of requests and demands it attracts, however, is about to unhinge its cherished institutional ecology, operating system, and governance, and to spawn an unprecedented 'crisis of purpose'. The article argues that HE, research universities in particular, would be ill-advised to comply and try to cope with that surge since this could not but result in institutional overstretch and failure. What is needed, instead, is hard-nosed self-assurance together with far more leeway in individual institutions' mission, organization, and way to do things." (author's abstract)
Der Sudoku-Effekt : zu den Gründen und Folgen der Komplexitätssteigerung an den Hochschulen
Titelübersetzung:The Sudoku-effect : reasons for and effects of the increase of complexity at the universities
Autor/in:
Kühl, Stefan
Quelle: Soziale Systeme : Zeitschrift für soziologische Theorie, Jg. 16 (2010) H. 2, S. 444-460
Inhalt: "Der Artikel argumentiert, dass durch die Einführung von Leistungspunkten als einer neuen Kunstwährung an den Hochschulen ein Sudoku-Effekt produziert wird - die Ausrichtung der Studiengangsplanung und des Studiums selbst auf das Management von Leistungspunkten. Der Sudoku-Effekt wird dabei auf eine Reihe von Merkmalen zurückgeführt: die Wirkung der Zusammenfassung von Leistungspunkten in Modul-containern, die Vernetzung einer Reihe von restriktiven Anforderungen bezüglich der Zuordnung von Leistungspunkten zu Modulen, Semestern, Veranstaltungen und Prüfungen und die Notwendigkeit am Ende eine 'Punktlandung' auf genau 120, 180 oder 240 Leistungspunkte hinzubekommen. Es wird beschrieben, wie bei der Gestaltung - und teilweise auch bei der Lösung - von Bologna-Studiengängen sich eine Sudoku-Mentalität ausbildet: Hauptsache es geht am Ende irgendwie auf." (Autorenreferat)
Inhalt: "The argument of this article is that credit points as new artificial currency in universities produce a Sudoku-Effect - the concentration of the perception of students at the management of credit points. The Sudoku-Effect is explained with several characteristics of the credit point system: the cumulation of credit points in modules, the combination of several different restrictions and the necessity to produce at the end exactly 120, 180 or 240 credit points." (author's abstract)
Die Konstruktion soziologischer Exzellenz durch Forschungsrating
Titelübersetzung:The construction of sociological excellence through research rating
Autor/in:
Münch, Richard
Quelle: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 60 (2009) H. 1, S. 63-89
Inhalt: "Das von einer Bewertungsgruppe im Auftrag des Wissenschaftsrates als Pilotstudie durchgeführte und 2008 veröffentlichte Forschungsrating Soziologie soll sich gegenüber den herkömmlichen Rankings durch bessere Qualität und Multidimensionalität auszeichnen. Wie in dem Aufsatz dargelegt wird, hatte jedoch auch dieses Evaluationsverfahren erhebliche Probleme, der Vielfalt der Forschungsrealität gerecht zu werden und treffsichere sowie zuverlässige Indikatoren der Forschungsaktivitäten zu bilden. Auch das Forschungsrating hat selektiv soziologische Exzellenz konstruiert, die sich bei anderer Messung anders darstellen würde. Ein bislang offenes Feld gleichberechtigter Diskursteilnehmer wird einer Stratifikation unterworfen, die zur weiteren Selbstreproduktion tendiert, weil die erworbenen Wettbewerbsvorteile in weitere Vorteile umgesetzt werden können. Die Soziologie entfernt sich so weiter als bisher von der idealen Sprechsituation. Die Evolution des soziologischen Wissens wird durch zunehmende Vermachtung geschlossen." (Autorenreferat)
Inhalt: "The research rating of sociology, carried out and published in 2008 by an evaluation group as a pilot study on behalf of the German Science Council, is expected to distinguish itself by higher quality and multi-dimensionality compared to ordinary rankings. This article will show that this procedure of evaluation itself faces considerable problems in doing justice to the varied reality of research and building valid and reliable indicators of research activities. The research rating itself selectively constructs sociological excellence, which would look quite different if measured in other ways. A thus far open field of equally licensed participants in discourse is subjected to stratification, which tends towards self-reproduction, because acquired competitive advantages can be turned into further advantages. Hence, sociology moves farther away than before from the ideal speech situation. The evolution of sociological knowledge is closed by increasing subjection to power structures." (author's abstract)
Die deutsche Universität und die Macht des Individuums
Titelübersetzung:The German university and the power of the individual
Autor/in:
Renner, Egon
Quelle: Kultursoziologie : Aspekte Analysen Argumente ; wissenschaftliche Halbjahreshefte der Gesellschaft für Kultursoziologie e.V. Leipzig, Jg. 16 (2007) H. 1, S. 103-114
Inhalt: Der Verfasser analysiert die Machtposition des Universitätsprofessors. Sein Status als Beamter auf Lebenszeit macht alle Entscheidungen, die er trifft, so gut wie unangreifbar und erlaubt ihm somit, über das ganze Spektrum seiner bürgerlichen Existenz als Wissenschaftler zu verfügen. Darin zeigt sich die unumschränkte Macht eines deutschen Hochschullehrers, die ihm zur Verfügung steht, unabhängig von der Qualität seiner Lehre und Forschung, ob er den fachlichen Anspruch eines deskriptiv orientierten Geographen im späten 19. Jahrhundert erfüllt oder das Niveau eines Nobelpreisträgers der gleichen Zeit besitzt. Es werden Eindrücke und Erfahrungen dargestellt, die auf dem Weg und während der Entwicklung zum Wissenschaftler gemacht wurden: beim Erwerb der allgemeinen Hochschulreife, bei der eigentlichen Hochschulausbildung von der Promotion bis zur Habilitation, bei der Tätigkeit in Lehre und Forschung an der Universität und an anderen höheren wissenschaftlichen Einrichtungen, während der ganzen Entwicklung bis zum Ende der Tätigkeit als Hochschullehrer. Der Autor stellt fest, dass das gezeichnete Bild überaus negativ ist, vor allem was die zentrale innere Organisation des Hochschulwesens betrifft. Sie wird von einem wissenschaftlich kontraproduktiven, über alle Maße ausufernden staatlichen Kontrollapparat bestimmt und beherrscht. Hinzu kommen Mittelkürzungen, Stellenstreichungen und andere Arten der Reglementierungen. Trotz dieser Situation und ihrer Folgen gibt es einen kleinen Prozentsatz hervorragender Forscher mit Rang und Namen. Zum Schluss wird die Frage zur Diskussion gestellt, warum die vielen überzeugenden Bücher über die Misere der deutschen Universität bisher so gut wie nichts geändert haben, weder in der Sache noch bei den Menschen, selbst nicht bei denen, die genügend Erfahrungen an der Universität haben. (ICG2)
Streit der Exzellenzen : die konservative Kritik des deutschen Bologna-Prozesses
Titelübersetzung:The battle of excellencies : conservative criticism of the higher education reform
Autor/in:
Draheim, Susanne; Reitz, Tilman
Quelle: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 49 (2007) H. 4, S. 491-501
Inhalt: Zu den schärfsten und einflussreichsten Kritikern des Bologna-Prozesses und der hinter diesem stehenden Marktideologie gehören Konservative. Diese Konservativen sind nicht notwendigerweise Parteigänger konservativer Parteien, sie teilen aber ein positives Bild der alten Universität nach dem Modell Humboldts, in der eine kleine Gruppe unabhängiger Geister Wissen über die menschliche Welt schafft und bewahrt. Was ist falsch an dieser Kritik? Nach Ansicht der Verfasser liegt der Fehler nicht nur in der Glorifizierung alter Machtstrukturen, sondern auch in ihrer Haltung zur Reform. Während die Bologna-Technokraten einen neuen Standard für die Massen schaffen, haben die Konservativen gute Chancen, einen kleinen elitären Sektor zu verteidigen, in dem die alte Tradition wieder auferstehen kann, unbehelligt von den Lasten und Gefahren einer Hochschulbildung für die Massen. (ICEÜbers)
Inhalt: "Some of the sharpest and most influential critiques of the Bologna process, but also of the market ideology attached to it, are uttered from a distinctively conservative position. While not necessarily allies of conservative parties, the critics share a positive image of the old Humboldt model university where a small group of independent spirits freely produced and perpetuated substantial knowledge about the human world. The text asks what is wrong with this critique - and argues that it's not only its neglect or glorification of old power structures, but rather a complementary relation towards the reform: while the Bologna technocrats build up a new standardised model for the masses, the conservatives have good chances to defend a small elite sector where the old university tradition may be re-implemented, now safe from the burdens and dangers of mass higher education." (author's abstract)