Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 26 (2014) 3, S 331-346
Inhalt: "In der Forschungsliteratur wird häufig ein negativer Zusammenhang zwischen einem frühen Zeitpunkt der ersten Geburt und dem Wohlbefinden im späteren Leben beobachtet. Die Effekte der späten Elternschaft werden durch eine Mischung aus unterschiedlichen sozialen und physiologischen Mechanismen sowie durch Selektionsprozesse für den Zeitpunkt der ersten Geburt bewirkt. Dieser Artikel erweitert bisherige Befunde durch Anwendung des Propensity Score Matching zur Schätzung der Effekte des Timings der ersten Elternschaft auf die Lebenszufriedenheit unter der Kontrolle beobachteter Selektivität. Durch eine Sensitivitätsanalyse mittels Rosenbaum Bounds werden Hinweise auf verbleibende unbeobachtete Selektivität gegeben. Die Analyse auf Basis der Daten des Sozio-oekonomischen Panels (GSOEP) zeigt, dass der Zeitpunkt der ersten Geburt keinen Einfluss auf das spätere Wohlbefinden von Frauen und Männer hat. Im Falle des naiven Schätzers sind die negativen Effekte früher Geburten und die positiven Effekte später Geburten für Frauen auf Selektionsprozesse zurückzuführen." (Autorenreferat)
Inhalt: "A large body of literature has documented a negative association between early childbearing and well-being in later life. The effects of late parenthood are mixed, due to different social and physiological mechanisms as well as selection processes for the timing of first birth. This article extends the literature by employing propensity score matching to estimate effects of birth timing on life satisfaction net of observed selectivity. A sensitivity analysis using Rosenbaum bounds provides hints on remaining unobserved selectivity. The analysis of data from the German Socio-Economic Panel shows that the timing of first birth has no effect on well-being in later life both for women and men. In the case of the naïve estimator, the negative effects of early births and positive effects of late births for women are caused by selection processes." (author's abstract)
Schlagwörter:Elternschaft; Geburt; well-being; birth; age; Wohlbefinden; parenthood; Lebensalter; Mutterschaft; motherhood; Lebenszufriedenheit; satisfaction with life
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung
The effects of the first birth timing on women's wages: A longitudinal analysis based on the German Socio-Economic Panel
Titelübersetzung:Die Einkommensseffekte des Zeitpunkts der ersten Geburt: Eine Längsschnittanalyse auf Basis des Sozio-ökonomischen Panels
Autor/in:
Putz, Tobias; Engelhardt, Henriette
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 26 (2014) 3, S 302-330
Inhalt: "Während der Effekt einer Geburt auf das Einkommen unter dem Stichwort 'motherhood wage gap' bereits eingehend untersucht wurde, existieren bisher nur vereinzelt Arbeiten, die die Effekte des Zeitpunkts dieses Ereignisses analysieren. Die große Mehrheit bestehender Befunde basiert darüber hinaus auf amerikanischen Daten. Untersuchungen, die andere Datenquellen nutzen, wie zum Beispiel Studien auf Basis deutscher Daten, fehlen bisher fast vollständig. Der vorliegende Beitrag versucht diese Lücke zu schließen. Im Mittelpunkt steht dabei die Untersuchung des kausalen Effekts des Geburtszeitpunkts auf das Einkommen im weiteren Lebenslauf (bis zum 45. Lebensjahr). Die Schätzungen von Fixed-Effects-Panel-Modellen mit Längsschnittdaten des Sozio-oekonomischen Panels (SOEP) deuten darauf hin, dass die negativen Einkommenseffekte, die durch die Geburt des ersten Kindes entstehen, vor allem für solche Frauen beobachtet werden können, die ihr Kind zu einem relativ späten Zeitpunkt zur Welt bringen. Die negativen Effekte des Geburtstimings zeigen sich insbesondere für niedrig- und mittelgebildete Frauen sowie für verheiratete Frauen und verlieren für frühe Mütter mit dem Abstand vom Geburtsereignis an Einfluss. Darüber hinaus nehmen die negativen Effekte einer Geburt für späte Mütter mit der Länge der kindesbedingten Erwerbsunterbrechung zu. Im Gegensatz zur vorliegenden Literatur deuten die Befunde damit auf negative Einkommenseffekte durch eine späte Mutterschaft hin, so dass in Anlehnung an die bereits bekannte 'motherhood wage gap' eher von einer 'late motherhood wage gap' gesprochen werden kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "While the wage effects of a birth, the so-called 'motherhood wage gap', have already been analyzed in more detail, studies exploring the timing of this life event still tend to be rare. Moreover, the large majority of existing evidence on this topic is based on data from the United States. Research using other data sources, for example research based on German data, is almost completely missing. By focusing on the causal effects of the timing of the first birth on women's wages in their subsequent life time (up to age 45), this paper seeks to contribute to this research gap. Based on longitudinal data of the German Socio-Economic Panel (SOEP), estimated fixed-effects panel models indicate that the negative wage effects of a first birth can primarily be observed for those women, who bear their first child relatively late. Furthermore, the estimated models provide evidence that the negative wage effects related to late motherhood can especially be observed for women with a low and intermediate level of education as well as for women who were married at first birth. Moreover, it seems that only young mothers experience an increase in their wages as the time since the first birth elapses. At last, yet for late mothers only, the negative effects of childbirth increase with the length of the work interruption around first birth. Overall, in contrast to the existing literature, these results indicate negative wage effects of a delayed first birth. Thus, according to the well-established 'motherhood wage gap', these results can be considered as indication for a 'late motherhood wage gap'." (author's abstract)
Effects of age at first birth on health of mothers aged 45 to 56
Titelübersetzung:Effekte des Alters der Mutter bei Erstgeburt auf ihre Gesundheit im Alter zwischen 45 und 56
Autor/in:
Schlücker, Friederike U.; Blumenfelder, Raphaela A.
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 26 (2014) 3, S 347-371
Inhalt: "Anhand der Daten des Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) für 13 europäische Länder wird der Zusammenhang zwischen dem Alter der Mutter bei Erstgeburt und ihrer Gesundheit im Alter von 45 bis 56 Jahren untersucht. Im Vergleich zu Müttern, die ihr erstes Kind im mittleren Alter bekommen haben, zeigen sich signifikant höhere Erkrankungsrisiken unter jungen Erstgebärenden. In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass dieser Effekt auch unter Berücksichtigung von Selektionseffekten, welche das Alter bei Erstgeburt bestimmen, weitgehend bestehen bleibt. Anschließend wird untersucht, ob sich der biosoziale Ansatz, der den negativen Effekt früher Geburten auf die spätere Gesundheit anhand geringerer sozialer und ökonomischer Ressourcen im Lebensverlauf von jungen Müttern erklärt, bestätigt. Die Ergebnisse zeigen jedoch, dass sich ein junges Alter bei Erstgeburt auch unter Berücksichtigung von gesundheitsrelevanten Ressourcen im Lebensverlauf negativ auf die Gesundheit auswirkt. Mögliche Erklärungen liegen in der Operationalisierung der gesundheitsrelevanten Ressourcen und in unbeobachteten Effekten. Aufgrund von Datenbeschränkungen konnten Indikatoren zur Bildungs- und Berufshistorie und zur sozialen Unterstützung, die vom Alter bei Erstgeburt abhängig sein können und die spätere Gesundheit beeinflussen, nicht berücksichtigt werden. Die Ergebnisse zeigen Mechanismen kumulativer sozialer Ungleichheit auf, wenn benachteiligte Frauen jünger Mütter werden und dadurch ihre Gesundheitsrisiken zusätzlich verstärkt werden." (Autorenreferat)
Inhalt: "Employing the data from the Survey of Health, Ageing and Retirement in Europe (SHARE) for 13 European countries, we analyse the relationship between mother's age at first birth and her health at age 45 to 56. Compared to mothers who gave birth at middle age, we found a significantly higher risk of illness among young first-time mothers. In a first step, we show that this effect largely remains after controlling for selection effects which determine age at first birth. Next, we examine whether the biosocial view could be confirmed. This approach explains the negative effect of early births on later health through a lack of social and economic resources during young mothers' life course. Thus, fewer resources are expected to affect health outcomes. However, the results indicate that the negative effect of young age at first birth remains even after controlling for health-related resources throughout the life course. The operationalisation of health-related resources as well as unobserved effects might be regarded as possible explanations for this. Due to data restrictions, indicators for educational history, job history and social support, that are all likely to depend on age at first birth and also affect later health, could not be taken into account. The results identify mechanisms of cumulative social inequality when disadvantaged women become mothers at younger age and thereby further increase their risk of disease." (author's abstract)
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 26 (2014) 1, S 29-48
Inhalt: "In dieser Arbeit nehmen wir mithilfe eines Multimethodenansatzes die Managementpraxis erwerbstätiger Mütter, die diese zur Bewältigung komplexer Zeitpläne und der Bedürfnisse der Familie anwenden, in den Blick. Aus vorausgegangenen Studien wissen wir, dass Doppelverdienerfamilien einer grundlegenden Umgestaltung des häuslichen Familienlebens gegenüberstehen, wobei bisher kaum darüber geforscht wurde, wie eine solche Reorganisation innerhalb der Familien erreicht wird. Die Erkenntnisse beruhen auf verschiedenen Datensätzen (Fokusgruppen, Zeitverwendungstagebücher, Aufzeichnung von Alltagsgesprächen) und verweisen auf die zentrale Bedeutung dieser Managementpraktiken im häuslichen Alltagsleben dieser Familien. Die Ergebnisse zeigen zudem, dass die Hausarbeit eine Arena praktischer Überlegungen und Denkmuster ist. Mithilfe einer detaillierten Analyse der sequentiellen Handlungsabfolgen in der Hausarbeit werden die Managementpraktiken sichtbar, die die Mütter nutzen, um unterschiedliche und miteinander in Wettstreit stehende Aktivitäten für sich zu verwerten und zu koordinieren. Abschließend schlagen wir vor, dass diese Managementpraktiken eine Form von Care- Arbeit darstellt, durch die Mütter das Wohlergehen der Familienmitglieder sicherstellen." (Autorenreferat)
Inhalt: "In this work we focus, through a multi-method approach, on the managerial practices used by working mothers to deal with complex schedules and family needs in domestic life. We know, from previous studies, that dual earner families face substantial reorganizations of their domestic life, but there has been little research on how such reorganizations are accomplished within families. Findings draw on different data sets (focus groups, self-report charts, naturally occurring interactions) and, overall, show the centrality of managerial practices in the everyday domestic life of this kind of families. Results also show that housework is an arena for practical reasoning and thinking, making visible, through a detailed analysis of the sequential unfolding of actions, the managerial practices used by mothers to exploit and interactively coordinate different and competing activities. Finally, we suggest that managerial practices may constitute a form of care work through which mothers guarantee family members' well-being." (author's abstract)
Schlagwörter:woman; Familie; family; Dual Career Couple; dual career couple; Manager; manager; Privathaushalt; private household; Familienarbeit; family work; berufstätige Frau; working woman; Mutter; mother
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Familiensoziologie, Sexualsoziologie
Familienleitbilder: Identifikation und Wirkungsweise auf generatives Verhalten
Titelübersetzung:Family-orientated Leitbilder: Identification and impact in generative behavior
Autor/in:
Diabaté, Sabine; Lück, Detlev
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 26 (2014) 1, S 49-69
Inhalt: "Seit langem zeichnet sich die Bundesrepublik Deutschland durch ein niedriges Geburtenniveau aus. In den vergangenen zwei Jahrzehnten wurden zur Erklärung des generativen Verhaltens vor allem sozioökonomische und strukturelle Rahmenbedingungen herangezogen. Dieser Beitrag versteht sich als Plädoyer für eine Leitbildforschung, in der normativ-kulturelle Erklärungsansätze weiterentwickelt werden, um bestehende Konzepte komplementär zu ergänzen und zu einem umfassenderen Verständnis beizutragen. Hierbei wird angenommen, dass kollektiv geteilte Leitbilder existieren, welche beispielsweise die Gestaltung der Partnerschaft oder Elternschaft und den Kinderwunsch bzw. die Entscheidung für oder gegen (weitere) Kinder beeinflussen. Es werden verschiedene Kriterien entwickelt, um eine künftige empirische Suche und Identifikation von Familienleitbildern theoretisch zu fundieren. Abschließend werden methodische Herausforderungen für eine soziologische Leitbildforschung diskutiert." (Autorenreferat)
Inhalt: "For a long time, the Federal Republic of Germany has been characterised by a low birth rate. In the past two decades, particularly socio-economic and structural frameworks were used to explain generative behaviour. This article is to be understood as a plea for Leitbild research. Here, normativecultural explanations are developed to explain reproductive behaviour and to obtain a deeper understanding of parental roles and partnership. It is assumed that collectively shared guiding role models (Leitbilder) exist, which are influencing e.g. the partnership, the parent-child relationship and the decision for or against (more) children. Criteria are developed to provide a theoretical foundation for the empirical search for and identification of Leitbilder in the future. Finally, starting points for sociological research on Leitbilder are outlined." (author's abstract)
Schlagwörter:Familie; family; Leitbild; example; generatives Verhalten; reproductive behavior; soziale Norm; social norm; Wertorientierung; value-orientation; Geschlechtsrolle; gender role; Partnerbeziehung; partner relationship; Elternschaft; parenthood; Kinderwunsch; desire for children; Familienpolitik; family policy
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung