"Alle Mädchen. Alle nervenschwach, gestört und unglücklich." Sozialpsychologische Überlegungen zu dem Roman Feuchtgebiete und dem Phänomen des "Neuen Feminismus"
Titelübersetzung:"Alle Mädchen. Alle nervenschwach, gestört und unglücklich." Socialpsychological reflections on the novel Feuchtgebiete and its relation to the phenomenon of "neo-feminism"
Autor/in:
Löhlein, Marie-Sophie
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 39 (2015) 2/3, S 101-127
Inhalt: Der Artikel beschäftigt sich mit dem Phänomen des "Neuen Feminismus" aus sozialpsychologischer Perspektive und stellt eine Verknüpfung zu dem Roman Feuchtgebiete der Autorin Charlotte Roche her. Ausgehend von der These Roches, die Überwindung des Ekels würde zur Emanzipation weiblicher Sexualität führen, zeichnet der Artikel die Rolle des Ekels in der Adoleszenz als Phase psychosexueller Entwicklung nach. Darauf aufbauend bietet er eine neue Interpretation des "Neuen Feminismus" an.
Inhalt: This article looks at the phenomenon of neo-feminism from a social psychological point of view and relates the subject to Charlotte Roche, the author of Feuchtgebiete. Based on Roche‘s thesis that overcoming the emotion disgust might liberate female sexuality, the article traces the role of the basic emotion disgust in the adolescent development of women. In the end, the article offers the reader a new interpretation of neo-feminism.
Titelübersetzung:Act queer! Performance and change
Autor/in:
Müller, Birgit
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 22 (1998) 2/3, S 43-62
Inhalt: 'Der Text beschäftigt sich vor allen Dingen mit Judith Butler's Konzept der Performanz und der daraus folgenden Problematik der Handlungsfähigkeit. Das Spezifische an Butlers Konzept von Handlungsfähigkeit ist, daß Butler diese nicht als Eigenschaft an ein kritisches Subjekt bindet, sondern die im Prozeß der Konstitution als Möglichkeit erscheint und innerhalb dieses Prozesses wirkt. Voraussetzung ist die Unmöglichkeit der gedanklichen Trennung zwischen Mensch und Welt. Dieser Ansatz wird als ein Versuch verstanden, die Einsicht in die unauflösbare Verknüpfung von den Entwürfen des Selbst mit dem Entworfenwerden von Anderen ernst zu nehmen und sie auch hinsichtlich ihrer Konsequenzen im Feld politischer Auseinandersetzungen zu durchdenken. Das Postulat der Dekonstruktion wird von der Autorin als nicht-intentionale Strategie aufgenommen und diskutiert. Dies soll vor Augen führen, wie Butler Handlungsfähigkeit jenseits vom Subjekt versteht und was innerhalb dieser Konzeption möglich ist und was nicht. Die Identitätskritik, für die die queer theory steht, wird damit einmal mehr in einen politischen Kontext gerückt. Identitätspolitik bedeutet immer auch die Festlegung von anderen (in der Negation). Über diese anderen nicht verfügen erfordert eine Ethik des Anderen (Derrida).' (Autorenreferat)
Die Verwilderung des Patriarchats in der Postmoderne
Titelübersetzung:The decadence of the patriarchy in the post-modern age
Autor/in:
Scholz, Roswitha
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 21 (1997) 3/4, S 31-51
Inhalt: In dem Text wird behauptet, daß es in der fortgeschrittenen Postmoderne vor dem Hintergrund ökonomischer und globaler Entwicklungen zur Ausbildung von Flexi-Zwangsidentitäten kommt, die sich unter Aufrechterhaltung der Geschlechterhierarchie für Männer und Frauen jeweils anders darstellen. Mehr noch: Es werden Tendenzen einer Verwilderung des Patriarchats im Weltmaßstab deutlich. Eine weitere These ist, daß prominente Theoriekonzepte im Feminismus diese neuen postmodern-patriarchalen Geschlechterverhältnisse affirmieren.
Titelübersetzung:I Judith - you Jane? In the jungle of discourses
Autor/in:
Kühner, Angela
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 21 (1997) 3/4, S 87-98
Inhalt: Hinter dem Label Feminismus verbirgt sich heute eine Vielfalt unterschiedlicher Diskurse. Die Autorin unternimmt einen assoziativen Streifzug durch die feministische Landschaft, so wie sie sich einer Psychologiestudentin der 90er Jahre darstellte. Die eigene Erfahrung beschreibt sie dabei sowohl als Begegnung mit unterschiedlich attraktiven und mächtigen Diskursen als auch als - rückblickend zum Teil amüsiert betrachtete - Sozialisation zur Feministin. Dabei spannt sie den Bogen von der Sensiblisierung durch feministische Wissenschaftskritik bis zur aktuell so hitzig geführten Debatte um Dekonstruktion und die Thesen von Judith Butler.
Nicht die Mutter ist schuld, sondern "nur" ihr Geschlecht: Nancy Chodorows Analyse weiblichen Mutterns
Titelübersetzung:Not the mother is guilty, but "merely" her gender: Nancy Chodorow's analysis of female mothering
Autor/in:
Großmaß, Ruth
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 13 (1989) 1/2, S 51-82
Inhalt: In dem Beitrag werden kritische Überlegungen zu Chodorows Analyse weiblichen Mutterns zur Diskussion gestellt, die das methodologische Problem in den Mittelpunkt stellen, das sich ergibt, wenn Erklärungsansätze, die dem psychotherapeutischen Diskurs entstammen, in sozialwissenschaftliche Untersuchungen übernommen werden. Die drei Argumentationsschritte von Chodorow werden nachgezeichnet: (1) Untersuchung des Zusammenhangs zwischen Mütterlichkeit und sozialer Organisation der Geschlechter; (2) Reinterpretation der Ergebnisse der Psychoanalyse zur Individualgenese in der Familie; (3) Integration der Erkenntnisse in ein soziologisch-psychologisches Konzept von Geschlechterpolarität und Familie. Diese Argumentation wird auf drei Ebenen der Kritik unterzogen: (1) Kurzschlüssigkeiten innerhalb der Argumentation Chodorows werden benannt. (2) Einige der von Chodorow ausgelassenen Aspekte kindlicher Sozialisation verändern das von ihr gezeichnete Bild. (3) Die Argumentation wird anhand der von ihr zu Beginn vorgenommenen methodischen Reduktion überprüft. Ausgehend von der Inhaltsanalyse werden abschließend die Möglichkeiten einer psychoanalytisch begründeten Subjekttheorie als wenig sinnvoll eingeschätzt. (KW)
Sind Frauen das unschuldige Geschlecht? Über die Ambivalenz weiblicher Liebe
Titelübersetzung:Are women the innocent gender? Ambivalence of female love
Autor/in:
Nieder, Anita
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 10 (1986) 2, S 79-98
Inhalt: Die Fähigkeit zu lieben und der Zugang zur Macht ist bei Männern und Frauen unterschiedlich gestaltet aufgrund ihrer Sozialisation und der gesellschaftlichen Lebensverhältnisse. Die vorherrschende Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern weist Frauen die Liebe im Privatbereich zu, Männern ermöglicht sie es, in der Öffentlichkeit Machtpositionen innezuhaben. Ausgehend von diesen Tatsachen geht der Artikel der Frage nach, ob Frauen nur Liebende und Männer nur Mächtige seien. Die traditionellen weiblichen Lebenszusammenhänge werden beschrieben und die Rolle der Frau als liebende, einfühlsame an den Bedürfnissen anderer orientierter Frau analysiert. Die unterschiedliche Moral von Männern und Frauen wird geschildert, das Modell der Moral von Frauen von Gilligan vorgestellt sowie das Modell von Haan skizziert. Liebe und Macht in den typischen Frauenrollen sowie bei Frauen, die versuchen, sich aus den tradierten Frauenrollen zu lösen, werden beschrieben. Abschließend wird dargelegt, wie Frauen indirekt beteiligt sind an der Aufrechterhaltung gesellschaftlicher Machtverhältnisse durch ihre typische Moral. (LF)
Schlagwörter:Macht; structure; domination; power; gender role; woman; love; Geschlechtsrolle; Feminismus; Liebe; Herrschaftssicherung; Machtsicherung; Herrschaft; gender-specific factors; guarantee of domination; feminism; Struktur; securing of power
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Psychologie