"Differenzierte Hochschulen" : ein Plädoyer für mehr Effizienz und Durchlässigkeit
Titelübersetzung:"Differentiated universities" : a plea in favor of more efficiency and permeability
Autor/in:
Solga, Heike
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (1998) B 15, S. 20-30
Inhalt: "Seit Januar 1996 wurden im 'Ringberger Kreis', einer Gruppe von Studenten, Doktoranden und jungen Wissenschaftlern, Probleme des deutschen Hochschulsystems diskutiert und Vorstellungen für notwendige Veränderungen erarbeitet. Sie bündeln sich im Modell der 'differenzierten Hochschulen', das in diesem Beitrag beschrieben wird. Die Grundidee der 'differenzierten Hochschulen' ist es, Differenzierungen innerhalb und zwischen den Hochschuleinrichtungen für eine effizientere Gestaltung des Studiums zu nutzen. Das Studium wird unterteilt in ein fachspezifisches Basisstudium mit anschließenden modularen Aufbaustudiengängen (1. forschungsorientierter, 2. didaktisch orientierter, 3. anwendungsorientierter und 4. interdisziplinärer Studiengang). Sowohl das Basisstudium als auch die modularen Aufbaustudiengänge werden an allen Hochschuleinrichtungen (an Universitäten, Hochschulen, Fachhochschulen unterschiedlichster Richtung sowie an Berufsakademien) angeboten; die Abschlüsse sind 'gleichwertig', wodurch Wechsel zwischen (Fach-)Hochschulen möglich werden. Das fachspezifische Basisstudium und die modularen Aufbaustudiengänge müssen so gestaltet sein, daß sie mit den international anerkannten und verbreiteten Studiengängen und -abschlüssen 'Bachelor' und 'Master' kompatibel sind. Das Modell der 'differenzierten Hochschulen' hat zwei große Vorteile. Erstens: Nach dem Abschluß des Basisstudiums können und werden viele Studentinnen und Studenten die Hochschulen verlassen und früher ins Erwerbsleben eintreten. Zweitens: Das Modulsystem der Aufbaustudiengänge ermöglicht eine schnellere und flexiblere Reaktion auf veränderte Anforderungen des Arbeitsmarktes, die Mehrfachverwendung einzelner Studienblöcke für verschiedene Studiengänge und damit eine effektivere Nutzung der vorhandenen Ressourcen sowie eine zielgenauere Ausrichtung von Qualifikationsbemühungen." (Autorenreferat)
Hochschulen in Europa : Studiengänge, Studiendauer, Übergang in den Beruf
Titelübersetzung:Universities in Europe : channels of academic studies, duration of academic studies, transition to an occupation
Autor/in:
Teichler, Ulrich
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (1989) B 50, S. 25-39
Inhalt: "Ein Vergleich von Hochschulsystemen in Europa wird oft vorgenommen, um unterschiedliche Gestaltungsmöglichkeiten zu erkennen und deren Eignung für das eigene Land zu überprüfen. Zugleich ist das Interesse am innereuropäischen Vergleich gewachsen, weil ein großer Anstieg der Mobilität von Studierenden und Absolventen in naher Zukunft erwartet wird. Informationen über die Arten von Studiengängen und Hochschulen, die erforderliche und die tatsächliche Dauer des Studiums sowie über die Beziehungen zwischen Studium und Beruf in ausgewählten europäischen Ländern machen erhebliche Unterschiede deutlich und zeigen, daß innerhalb der achtziger Jahre die Hochschulsysteme Europas insgesamt einander nicht ähnlicher geworden sind. So besuchen in Italien fast alle Studierende universitäre Langstudiengänge, dagegen in Norwegen etwa drei Viertel der Studienanfänger Kurzstudiengänge. Die durchschnittlich erforderliche Dauer für das Studium bis zu einem ersten universitären Abschluß beträgt in Großbritannien etwa dreieinhalb Jahre, in Spanien dagegen über fünf Jahre. Studienzeitverlängerungen sind in Großbritannien kaum üblich, dagegen gehen sie in Finnland, Italien und Österreich im Durchschnitt 50 Prozent oder mehr über die offiziell erforderliche Studienzeit hinaus. Die Zahl der Hochschulabsolventen, die etwa ein Jahr nach Studienabschluß inadäquat beschäftigt zu sein scheinen, wird in verschiedenen Studien zwischen drei und über 30 Prozent geschätzt; dabei sind unterschiedliche Maßstäbe in den wissenschaftlichen Analysen für die Ergebnisse oft bedeutsamer als tatsächliche Unterschiede zwischen den Ländern. Der Autor kommt zu dem Schluß, daß die großen Unterschiede gerade ein Studium oder auch später eine Berufstätigkeit in einem anderen europäischen Land attraktiv machen können; auch mögen die Unterschiede als weniger problematisch empfunden werden, wenn innerhalb der einzelnen europäischen Länder die Hochschullandschaft vielfältiger werden sollte. Aber er verweist auch auf Barrieren gegenüber verstärkter Mobilität in Studium und Beruf. Unterschiedliche Aktivitäten und Entwicklungen zur Erleichterung der Mobilität - zur Angleichung des Hochschulwesens, zur Festsetzung von Äquivalenzen, zur Abstimmung von Teilbereichen des Hochschulwesens, zur verbesserten Information und zur offenen Förderung von Mobilität - zeitigen manche Erfolge; sie erfordern aber von den mobilen Studierenden und Absolventen weiterhin ein gewisses Maß an Experimentierfreude, Risikobereitschaft und die Fähigkeit zur Bewältigung unerwarteter Situationen." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Europa und Internationales, Hochschulen
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Die Entwicklung des Frauenstudiums in Deutschland bis 1945
Titelübersetzung:The development of women's studies in Germany up to 1945
Autor/in:
Mertens, Lothar
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (1989) B 28, S. 3-12
Inhalt: "Die Entwicklung des Frauenstudiums in Deutschland war - neben der des Frauenwahlrechts und der Reform des höheren Mädchenschulwesens - ein wichtiger Schritt im Gesamtkontext der weiblichen Emanzipation, da der Ausschluß von der Hochschulbildung ein Ausschluß von qualifizierten Berufen und damit von gesellschaftlicher Macht darstellte. Die offizielle Zulassung der Frauen zu den Universitäten, die im Jahre 1900 begann, zog sich in den deutschen Einzelstaaten über eine Dekade hin. Der rasche Anstieg der Studentinnenzahlen war besonders in den Jahren der Weimarer Republik stetig. Die nationalsozialistische 'Machtergreifung' und die ideologische Beschränkung der Frauen auf Heim und Familie bewirkten zwar eine einschneidende Verzögerung der zahlenmäßigen Entwicklung, konnten aber die einmal errungenen Möglichkeiten trotz gedrosseltem Hochschulgesetz und eingeschränkter Beschäftigungsmöglichkeiten nicht wieder rückgängig machen. Der wachsende Arbeitskräftebedarf am Ende der dreißiger Jahre und besonders in den Kriegsjahren führte zu einer Revidierung der NS-Hochschulpolitik. Im Gegensatz zur Weimarer Zeit, als auch zunehmend Frauen aus bildungsferneren Sozialschichten die Chance zu studieren ergriffen, besuchten im Dritten Reich vor allem Akademikertöchter die Universitäten. Frauenstudium bedeutete zu dieser Zeit vor allem das Studium der klassischen 'weiblichen' Studienfächer, insbesondere der Medizin, da der Arztberuf auf ideale Weise gesellschaftliche Reputation und 'ursprüngliche Weiblichkeit' miteinander verband." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Studium; Akademikerin; Chancengleichheit; Bildungschance; Deutsches Reich; historische Entwicklung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Studium und Studierende
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Frauenstudium nach 1945 : ein Rückblick
Titelübersetzung:Women's studies after 1945 in retrospect
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid; Roloff, Christine; Schlüter, Anne
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (1989) B 28, S. 13-21
Inhalt: "Zu den leisen, jedoch mit weitreichenden Folgen verbundenen strukturellen Veränderungen der deutschen Nachkriegsgeschichte gehört die dramatische Steigerung der Bildungsbeteiligung von Frauen. Hauptsächlich profitieren davon die Töchter aus Mittelschichtfamilien, aber auch Arbeitertöchter. Im Gegensatz noch zur Jahrhundertwende ist es heute eine kulturelle Selbstverständlichkeit, daß junge Frauen ein Hochschulstudium aufnehmen und abschließen. Im Vergleich zu ihrem Anteil von 50 Prozent an den Hochschulzugangsberechtigten sind Frauen mit 40 Prozent an den Hochschulen immer noch unterrepräsentiert. Fachspezifische Unterschiede in der Beteiligung zeigen sich noch in extremer Weise, was einzelne Fachgebiete der Ingenieurwissenschaften und Kulturwissenschaften anbelangt. Diese 'stille Revolution' hat nicht nur quantitative Veränderungen, sondern auch qualitativ neue Ansprüche gebracht, deren Erfüllung noch aussteht. Sie finden vor allem in den Vorstellungen und Aktivitäten der neuen Frauenbewegung an den Hochschulen. Frauen in der Wissenschaft werden vom Objekt zum Subjekt der Forschung. An der neuen Protestbewegung haben sie sich mit eigenen Vorstellungen beteiligt und diese selbstbewußt vertreten." (Autorenreferat)