Inhalt: "Wie die Geschlechter- und Segregationsforschung zeigt, beruhen Einteilungsmuster in männliche und weibliche Arbeitstätigkeiten nicht primär auf Arbeitsinhalten, sondern auf angenommenen männlichen oder weiblichen Attributen, die diesen Tätigkeiten zugeordnet werden. Der Beitrag behandelt die Wirkungsweise dieser Klassifikationsmuster anhand der statistischen Berufskategorie, mit der (einst) die folgenreiche Unterscheidung von wirtschaftlich produktiven und nicht produktiven Personen eingeführt wurde. Als sich im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts Statistiker darum bemühten, die Einwohner eines Landes möglichst akkurat nach aktiver und passiver Bevölkerung zu erfassen, verlief dieser Versuch in hohem Maße entlang der Differenzierung von Frauen- und Männerarbeit. Der Beitrag stellt diesen Vorgang anhand von Deutschland in den Kontext von neuen Beobachtungsformen, Sozialwissenschaften und Nationalstaat. Anschließend geht es um die Prinzipien berufsstatistischer Klassifikation und um die Probleme, die bei dieser Form der Individualisierung von Inklusion auftreten. Im Folgenden wird gezeigt, wie die Idee der Erwerbsarbeit sozialwissenschaftlich diskursiviert und geschlechtlich kategorisiert wird. Zu der einen oder zu der anderen Geschlechtsklasse zu gehören, hatte und hat Folgen für das Zurecht-Machen von Personen ('making up people', Hacking 1986), für deren Zugehörigkeit zu Bevölkerungsgruppen und für ihre wirtschaftliche Inklusion. Die Prägekraft statistischer Klassifizierungsschemata für die geschlechtlichtliche Kategorisierung sollte daher inklusionstheoretisch erforscht werden." (Autorenreferat)
Inhalt: "According to gender and labor market research, differentiation of male and female work is not primarily grounded in specific tasks but rather rooted in male and female features attributed to work. In this paper, the effects of classification patterns are related to the categories used in occupational statistics. According to this argument statistical patterns contribute to gradual processes of inclusion into society by categorizing people. Put more precisely, this process of 'making up people' (Hacking 1986) is conflated with gendered views of persons. This conceptual conflation is examined in the historical context of emerging occupational statistics, social sciences, and law in Germany around 1900. Inasmuch as statistical observation differentiated between economically productive and non-productive work, gendered distinctions were deeply encoded in its categories. These distinctions were institutionalized by means of the social scientific definition of role models as well as legal codification. In the conclusion, the sociology of knowledge approach followed in this paper is extended toward a discussion of broader questions of inclusion and gender inequality. In order to explain the persistence of gendered classifications in the organization of work in society, further gender inequality research needs to account for the enduring social evidence and symbolic relevance of sex classifications at the meso and macro levels." (author's abstract)
Schlagwörter:Deutsches Kaiserreich; 19. Jahrhundert; Berufstätigkeit; Mann; Statistik; Wirtschaftskreislauf; Arbeit; Frauenerwerbstätigkeit; Sozialwissenschaften; Berufsstatistik; Klassifikation; Geschlechterforschung; Segregation; Wissenschaftssoziologie; historische Sozialforschung; Arbeitsschutz; amtliche Statistik; Hauswirtschaft
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz