Das Paarinterview in der soziologischen Paarforschung: method(olog)ische und forschungspraktische Überlegungen
Titelübersetzung:Joint Couple Interviews in Sociological Research on Couples: Methodological and Practical Considerations
Autor/in:
Wimbauer, Christine; Motakef, Mona
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 18 (2017) 2, 35 S
Inhalt: Paarinterviews erlauben die Erfassung von Interaktionen, Aushandlungen, Performances und Präsentationen des Paares und als Paar in situ. Sie liefern Einblicke in die konkrete Paarpraxis und in die Darstellung der Praxis im Interview als doing couple, aber auch als doing gender, doing family, doing recognition oder doing inequality. Mit dem Blick auf Individuen in Paarbeziehungen mittels Paarinterviews können Macht- und Ungleichheitsverhältnisse im Paar sowie die Prozesshaftigkeit und Dynamik des Sozialen ausschnitthaft beobachtet werden. Paarinterviews werden in der nichtstandardisierten Sozialforschung zunehmend, jedoch weitaus seltener als Einzelinterviews verwendet. Bisher gibt es im deutschsprachigen Raum kaum systematische methodische und methodologische Überlegungen zum gemeinsamen Paarinterview. Basierend auf der Fassung von Paarbeziehungen als Realität sui generis und als eigenständigem Analysegegenstand zeigen wir - verortet im interpretativen Paradigma - Erkenntnisinteressen, Anwendungsbereiche und Stärken von Paarinterviews für die soziologische Paarforschung auf. Zudem präsentieren wir neben ausgewählten soziologischen Paarforschungen methodische Aspekte der Durchführung und Anwendung, method(olog)ische Grenzen von und offene method(olog)ische Fragen zum Paarinterview (nicht nur) in der soziologischen Paarforschung.
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften, Familiensoziologie, Sexualsoziologie
Quelle: Paare und Ungleichheit(en): Eine Verhältnisbestimmung. Opladen (Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft ; Sonderheft), 2013, S 99-119
Inhalt: Steigende zeitliche, physische und psychische Arbeitsbelastungen können die Qualität und
die Stabilität von Partnerschaften und Familien bedrohen. In unserem Beitrag vergleichen wir, wie dadurch Work-Family-Konflikte, belastender Streit innerhalb der Partnerschaft und das Trennungsrisiko beeinflusst werden. Wir erklären diese Beeinträchtigungen zum einen über individuelle Belastungen im Erwerbsleben, zum anderen über partnerschaftliche Muster der Beteiligung an der Erwerbsarbeit und Hausarbeit. Empirische Basis sind die Studie "Beschäftigungsverhältnisse als sozialer Tausch" sowie das Sozio-oekonomische Panel. Die Ergebnisse zeigen, dass sowohl die Qualität als auch die Stabilität von Partnerschaften durch hohe Erwerbsarbeitsbelastungen negativ beeinfl usst werden, aber in je unterschiedlicher Weise.
Schlagwörter:Partnerschaft; partnership; Erwerbsarbeit; gainful work; Dual Career Couple; dual career couple; Arbeitsbelastung; workload; Familie-Beruf; work-family balance; Arbeitsteilung; division of labor; Hausarbeit; housework; Partnerbeziehung; partner relationship; Stabilität; stability; Qualität; quality; Konfliktpotential; conflict potential; Federal Republic of Germany; SOEP, Welle 2006
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
Quelle: Paare und Ungleichheit(en): Eine Verhältnisbestimmung. Opladen (Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft ; Sonderheft), 2013, S 10-36
Inhalt: Paarbeziehungen sind ein zentraler Ort, an dem Ungleichheiten zwischen den Geschlechtern (re-)produziert, kompensiert oder verringert werden - im Sinne eines doing couple, doing gender und doing (in)equality. Zudem spiegeln sich in und zwischen Paaren Klassen-, Schicht- und Milieuunterschiede, etwa in der PartnerInnenwahl (Homogamie bzw. Endogamie), in der Positionierung auf dem Arbeitsmarkt, in Bevorzugungen und Benachteiligungen durch sozial- und familienpolitische Regelungen oder in der Artikulation und praktischen (Nicht-)Einlösung von Egalitätsnormen. Die Ungleichheits- und die Paarsoziologie treffen sich dabei vor allem in
den Dimensionen der Produktion und Reproduktion, womöglich auch in Kompensierungen oder Verringerungen sozialer Ungleichheiten innerhalb von Paaren und zwischen Paaren. Das vorliegende Sonderheft versammelt aktuelle Studien, die sich mit "Paaren und Ungleichheit(en)" befassen, dabei beziehen sie sich schwerpunktmäßig auf heterosexuelle Paare.
Schlagwörter:Partnerbeziehung; partner relationship; Partnerschaft; partnership; Ehepaar; married couple; Ungleichheit; inequality; gender-specific factors; Doing Gender; doing gender; Dual Career Couple; dual career couple; Geschlechterverhältnis; gender relations; Arbeitsteilung; division of labor; Familie-Beruf; work-family balance
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
Geschlechts(in)differenz in geschlechts(un)gleichen Paaren: Zur Geschlechterunterscheidung in intimen Beziehungen
Titelübersetzung:Gender (in)difference in gender (un)equal couples: gender distinctions in intimate relationships
Autor/in:
Hirschauer, Stefan
Quelle: Paare und Ungleichheit(en): Eine Verhältnisbestimmung. Opladen (Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft ; Sonderheft), 2013, S 37-56
Inhalt: Der Beitrag betrachtet, wie Paare in ihrer Binnensicht auf zwei Weisen mit Ungleichheit befasst sind: Zum einen sind sie Konvertierungsmaschinen für multiple inkommensurable Ungleichheiten, zum anderen rekurrieren sie alle auf eine (Un-)Gleichheit, die für sie konstitutiv ist: die ihrer Geschlechtskomposition, die sie einerseits ausbeuten, andererseits individualisierend ausblenden, um maximal persönliche Beziehungen sein zu können. Der Beitrag mündet in eine zeitdia-gnostische Einschätzung: Auf der einen Seite sind die statistischen Ungleichheiten zwischen 'Geschlechtern' ein Epiphänomen der Suche nach Beziehungssinn in Millionen mikrosozialer Einheiten, die in Zeiten des Bedeutungsverlusts der Geschlechterdifferenz versuchen, ihre geschlechtliche Ungleichheit noch aufrechtzuerhalten. Auf der anderen Seite sind die ehemals 'homo- und heterosexuellen' Zweierbeziehungen dabei, ihren Sinn als Geschlechterbeziehungen zu verlieren.
Geld und Liebe : zur symbolischen Bedeutung von Geld in Paarbeziehungen
Titelübersetzung:Money and love : the symbolic meaning of money in couple relationships
Autor/in:
Wimbauer, Christine
Quelle: Geld: Was die Welt im Innersten zusammenhält?. Konrad Paul Liessmann. Hamburg: Zsolnay (Philosophicum Lech), 2009, S. 121-147
Inhalt: Zum Rückgang des männlichen Ernährermodells trug zum einen die steigende Erwerbstätigkeit von Frauen bei, begünstigt durch die Bildungsexpansion der 1960er Jahre, die Frauenbewegung in den 1970er Jahren sowie die Angleichung der Bildungschancen von Männern und Frauen. Zum anderen lässt sich im Bereich des familialen Zusammenlebens ein Wandel hin zu egalitären Beziehungen zweier gleichberechtigter Partner feststellen. Mit der steigenden Erwerbstätigkeit von Frauen erhöht sich auch die Zahl der Haushalte, in denen zwei Personen erwerbstätig sind und Einkommen erzielen. Bisher wurde jedoch kaum untersucht, was innerhalb der "Blackbox" Haushalt im Einzelnen mit diesem verfügbaren Geld passiert: Wer verwaltet das Geld, wer kontrolliert die Ausgaben und Anschaffungen? Welche Bedeutung besitzt Geld in diesen Paarbeziehungen? Ist es mit Liebe unvereinbar? Und welches Macht- und Ungleichheitspotenzial kann es hier entfalten? Bevor die Autorin hierzu empirische Ergebnisse vorstellt, erläutert sie, wie Geld soziologisch gefasst wird, wie Liebe zu verstehen ist und wie der Zusammenhang von Geld und Liebe untersucht werden kann. Sie berichtet anschließend von einigen exemplarischen Fallstudien und geht auf die theoretische Integration von Geld und Liebe sowie auf die möglichen ungleichheitsrelevanten Konsequenzen ein, die sich aus dem Verhältnis von Geld und Liebe im Privatbereich ergeben können. (ICI2)
'Liebe', Arbeit, Anerkennung - (Un-)Gleichheit in Doppelkarriere-Paaren
Titelübersetzung:'Love', work, recognition - (in)equality in dual-career couples
Autor/in:
Wimbauer, Christine; Henninger, Annette; Gottwald, Markus
Quelle: Die Gesellschaft als "institutionalisierte Anerkennungsordnung": Anerkennung und Ungleichheit in Paarbeziehungen, Arbeitsorganisationen und Sozialstaat. Christine Wimbauer (Hrsg.), Annette Henninger (Hrsg.), Markus Gottwald (Hrsg.). Opladen: B. Budrich, 2007, S. 33-67
Inhalt: Die Autoren berichten aus einem empirischen Forschungsprojekt, das (un-)gleiche Anerkennungschancen und -strukturen in Doppelkarriere-Paaren untersuchte, in denen beide Partner eine hohe Bildung und ein hohes berufliches Engagement aufweisen. Diese Paarform stellt einen Gegenentwurf zum männlichen Familienernährermodell und der damit einhergehenden geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung dar. Die Autoren zeigen anhand von drei Fallbeispielen, dass sich jedoch auch bei diesen Paaren bestimmte Ungleichheiten auffinden lassen, die unter anderem durch arbeitsorganisationale Vorgaben und sozialstaatliche Regelungen beeinflusst werden. Arbeitsorganisationen ("Leistung") und der Sozialstaat ("Recht") sind insofern neben der Paarbeziehung ("Liebe") weitere Analyseebenen, die von den Autoren in den Blick genommen werden. In der Zusammenschau dieser drei Ebenen lässt sich eine Transformation der "institutionalisierten Anerkennungsordnung" feststellen, die vor allem in einem Bedeutungsgewinn von Erwerbsarbeit besteht. Diese Transformation führt zwar zu mehr Geschlechtergleichheit, jedoch birgt die Bedeutungssteigerung von Erwerbsarbeit auch Konflikte bei der Aufteilung der Familienarbeit, deren Hauptlast nach wie vor die Frauen tragen. (ICI2)