Die "gute Geburt" - Ergebnis richtiger Entscheidungen? Zur Kritik des gegenwärtigen Selbstbestimmungsdiskurses vor dem Hintergrund der Ökonomisierung des Geburtshilfesystems
Titelübersetzung:Is a "good birth" the result of the "right" choices? A critique of the current discourse on self-determination in light of the economization of obstetric services
Autor/in:
Jung, Tina
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 9 (2017) 2, S 30-45
Inhalt: "Selbstbestimmung, informed choice und informed consent sind zu Schlüsselbegriffen in der Geburtshilfe avanciert. Dabei fällt die Popularität des gegenwärtigen Selbstbestimmungsdiskurses in eine Zeit, in der die Geburtshilfe im Zeichen der neoliberalen Ökonomisierung einem tiefgreifenden Wandel unterliegt, der sich u.a. in einer deutlichen Verschlechterung der strukturellen Rahmenbedingungen der Versorgungsqualität von schwangeren und gebärenden Frauen und in einer Abwertung von somatisch-beziehungsorientierten Momenten von Geburtsbegleitung zeigt. Der Beitrag untersucht, welche Bedeutungsverschiebungen das Verständnis von Selbstbestimmung durchlaufen und welche Effekte dies aktuell für schwangere und gebärende Frauen in der Geburtshilfe hat. Gezeigt wird, dass und wie der derzeitige Selbstbestimmungsdiskurs in der Geburtshilfe dazu beiträgt, die Verantwortung für das Gelingen einer 'guten' Geburt auf die Frauen zu verschieben und gleichzeitig den Verlust jener somatisch-beziehungsorientierten Bedingungen, auf die es für eine gute Geburtshilfe ankommt, zu legitimieren. Im Beitrag wird dafür plädiert, Selbstbestimmung nicht länger als Frage der Information, der Vorbereitung und der Entscheidung zu verstehen, sondern als Frage der Befähigung zu Urteilskraft, die Momente der Angewiesenheit, Achtsamkeit, Fürsorge, Schmerz, Angst, aber auch Kraft, Lust und Freude einschließen kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "Self-determination, informed choice and informed consent have become important keywords in obstetric and midwifery practice. The popularity of the current discourse on self-determination coincides with the fact that obstetrics is increasingly being subjected to neoliberal economization and is thereby undergoing profound change. This change manifests itself, above all, in the fact that the structural framework of care for pregnant and birthing women is clearly deteriorating, and in that the somatic relationship-oriented aspects of obstetrics and midwifery are being devalued. I analyze the shift in our understanding of what self-determination is and I also map out the current effects of this shift on pregnant women and women in labour. Furthermore, I illustrate that, and in what way, the current discourse on self-determination in obstetric and midwifery practice leads to the fact that the responsibility for a “good” birth is being transferred onto women. This signifies a loss of the particular temporality and the somatic phenomena the woman in labour experiences. In my conclusion I argue that self-determination should no longer be understood as a question of information, preparation and decision, but rather as enabling judgement, which includes aspects of dependence, awareness, care, pain, fear, but also power, desire and joy." (author's abstract)
Schlagwörter:Selbstbestimmung; self-determination; Geburtshilfe; obstetrics; Ökonomisierung; economization; Schwangerschaft; pregnancy; Gesundheitsversorgung; health care; Qualität; quality; Feminismus; feminism; woman; Gesundheit; health; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Medizinsoziologie
In Arbeit: Emanzipation : feministischer Eigensinn in Wissenschaft und Politik ; Einleitung
Herausgeber/in:
Jung, Tina; Lieb, Anja; Reusch, Marie; Scheele, Alexandra; Schoppengerd, Stefan; Kurz-Scherf , Ingrid <Adressat>; Tina Jung (Hrsg.); Anja Lieb (Hrsg.); Marie Reusch (Hrsg.); Alexandra Scheele (Hrsg.); Stefan Schoppengerd (Hrsg.); Ingrid Kurz-Scherf (Adressat)
Quelle: In Arbeit: Emanzipation: feministischer Eigensinn in Wissenschaft und Politik ; Festschrift für Ingrid Kurz-Scherf. Tina Jung (Hrsg.), Anja Lieb (Hrsg.), Marie Reusch (Hrsg.), Alexandra Scheele (Hrsg.), Stefan Schoppengerd (Hrsg.), Ingrid Kurz-Scherf (Adressat). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2014, S. 7-24
Quelle: Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot, 2014, 1. Aufl.. 268 S.
Inhalt: "Der Band lotet Erträge und Perspektiven feministischer Gesellschaftskritik aus und fragt dabei nach den Konturen feministischen Eigensinns, wie er sich insbesondere in der Auseinandersetzung mit Arbeit, Demokratie und Geschlecht herausbildet. Dieses unabgeschlossene Projekt bedarf der theoretischen Selbstvergewisserung und empirischer Befunde ebenso wie der Reflexion über politische Strategien." (Verlagsangabe). Inhaltsverzeichnis: Tina Jung, Anja Lieb, Marie Reusch, Alexandra Scheele, Stefan Schoppengerd: In Arbeit: Emanzipation. Feministischer Eigensinn in Wissenschaft und Politik. Einleitung (7-24); Hildegard Maria Nickel: Geschlechterforschung, Gesellschaftskritik und ein feministischer Blick auf Arbeit (26-37); Oskar Negt: Zur Geschichte der Arbeit - Betrachtungen über unabgegoltene Fragen des Zusammenhangs von Arbeit, Emanzipation und Utopie (38-52); Tina Jung: Zwischen Herrschaft und Emanzipation. Kritische Theorie, Feminismus und die Kritik der Moderne (53-68); Frigga Haug: Zum Verhältnis von Feminismus und Kapitalismuskritik - ein Lernprozess (69-82); Birgit Sauer: Arbeit und Geschlechterdemokratie. Leerstellen und Lehrstellen der Politikwissenschaft (84-98); Julia Lepperhoff, Alexandra Scheele: Autonomie, Angewiesenheit, Emanzipation - Soziale Arbeit als Leitbild zukunftsfähiger Arbeitsforschung (99-115); Diana Auth: Noch immer auf Kosten der Frauen? Sorgearbeit im Wohlfahrtsstaat (116-131); Sarah Lillemeier, Claus Schäfer: Die Verteilung von (Frauen)Zeit und (Frauen)Geld auf dem "Arbeits"-Markt. Bewegt sich die Gleichstellungs-Schnecke überhaupt? (132-149); Julia Graf, Clarissa Rudolph: Emanzipation durch (Erwerbs-)Arbeit?! Die Bedeutung von Arbeit unter prekären Bedingungen (150-164); Brigitte Stolz-Willig: Prekarisierung der Arbeit, Gesundheit und Geschlecht (165-180); Maria Funder: In Zeiten der Ungewissheit - Geschlechterverhältnisse in Bewegung? Zum Spannungsverhältnis von Wirtschaft und Geschlecht am Beispiel des Finanzsektors (181-197); Ingrid Kurz-Scherf: Der 6-Stunden-Tag - Skizze eines phantastischen Tarifvertragsentwurfs (200-208); Margareta Steinrücke: Der Kampf um den 6-Stundentag revisited - Bilanz und Perspektiven aus der Praxis (209-223); Joachim Beerhorst: Gewerkschaften als Akteure emanzipatorischer Arbeitspolitik? (224-240); Stefan Schoppengerd: Kein Ding. Klassen und ihre Kämpfe vor dem Hintergrund feministischer Kritik (241-256); Halina Bendkowski: Feminismus auf der Parkbank (257-265).
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Wissenschaftspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerk
Emanzipation und Transformation - Kritik und Praxis : Dilemmata, Ambivalenzen, feministische Vermittlungen
Titelübersetzung:Emancipation and transformation - criticism and practice : dilemmas, ambivalences, feminist mediations
Autor/in:
Jung, Tina; Kurz-Scherf, Ingrid
Quelle: Emanzipation und feministische Politiken: Verwicklungen, Verwerfungen, Verwandlungen. Carmen Birkle (Hrsg.), Ramona Kahl (Hrsg.), Gundula Ludwig (Hrsg.), Susanne Maurer (Hrsg.). Sulzbach am Taunus: Helmer (Geschlecht zwischen Vergangenheit und Zukunft), 2012, S. 32-50
Inhalt: Die Autorinnen setzen sich aus politikwissenschaftlicher Perspektive mit dem Zusammenhang von Kritik, Emanzipation und gesellschaftlichen Transformationsprozessen auseinander. Sie zeigen aktuelle Herausforderungen feministischer Kritik und Praxis auf, um nach Möglichkeiten einer feministischen Erneuerung dieses Zusammenhangs zu fragen. Abschließend stellen sie fest, dass feministisches Denken und Handeln die vielgestaltige Persistenz von Herrschaftsverhältnissen aufdecken und benennen muss, letztendlich sollte die Fortführung des feministischen Projekts von Emanzipation und Transformation im Sinn der Überwindung von Ungleichheit, Unterdrückung und Ausgrenzung sein. (ICB)