Konsequenzen der Bologna-Reform : Warum bestehen auch am Übergang vom Bachelor- ins Masterstudium soziale Ungleichheiten?
Titelübersetzung:Consequences of the Bologna-Reform : Why Do Social Differences Exist at the Transition from Bachelor to Master Degree Programs?
Autor/in:
Lörz, Markus; Quast, Heiko; Roloff, Jan
Quelle: Zeitschrift für Soziologie, Jg. 44 (2015) H. 2, S. 137-155
Inhalt: "Im Zuge der Bologna-Reform wurden mit den neuen Bachelor- und Masterstudiengängen zusätzliche Selektionsschwellen und zwei Hochschulabschlüsse eingeführt, die mit unterschiedlichen Karrierechancen einhergehen. Obwohl die Reform soziale Ungleichheit vermindern sollte, verzichten insbesondere Bachelorabsolventen aus weniger privilegierten Elternhäusern auf ein Masterstudium. Hierfür lassen sich aus theoretischer Sicht verschiedene Erklärungen anführen, jedoch finden sich bislang kaum empirisch abgesicherte Erkenntnisse über die in dieser Übergangsphase stattfindenden Entscheidungsprozesse. Der vorliegende Beitrag skizziert aus der Perspektive einer rationalen Entscheidungstheorie, vor dem Hintergrund kultureller Reproduktionsprozesse sowie aus einer Lebensverlaufsperspektive verschiedene Mechanismen, die den Herkunftsdisparitäten zugrunde liegen könnten. Die verschiedenen Erklärungsansätze werden anhand eines repräsentativen Studienberechtigtenpanels hinsichtlich ihrer empirischen Evidenz betrachtet. Die Ergebnisse zeigen, dass die sozialen Disparitäten am Bachelor-/Masterübergang vorwiegend auf vorgelagerte Bildungsentscheidungen, leistungsbezogene Unterschiede und höhere Kostensensibilität weniger privilegierter Herkunftsgruppen zurückzuführen sind." (Autorenreferat)
Inhalt: "In the course of the Bologna process, traditional one-cycle German higher education degrees were transformed into two-cycle bachelor and subsequent master programs. This has established new transition points in higher eduction and different employment prospects for bachelor and master graduates. Although the intention of the reform was to reduce social inequality, students from less privileged families often forgo graduate studies. While different explanations can be offered for this phenomenon, the underlying decision processes are not well understood. The present contribution draws on rational choice and cultural reproduction theories and on life course analysis in discussing some of the mechanisms that may explain the pattern of social inequality. By using a panel dataset representative of Germany it discusses the empirical evidence. Results indicate that social inequality at the transition from bachelor to master studies mainly results from differences in students' previous educational biographies, differences in their academic ability, and a higher cost sensitivity on the part of less privileged groups." (author's abstract)
Soziale Ungleichheiten im Zugang zu Hochschule und Studium
Titelübersetzung:Social inequalities in access to university and academic studies
Autor/in:
Heine, Christoph
Quelle: Expertisen für die Hochschule der Zukunft: demokratische und soziale Hochschule. Bad Heilbrunn: Klinkhardt (Klinkhardt Forschung), 2012, S. 73-112
Inhalt: Der Erwerb hoher Qualifizierungen ist mit größeren Lebenschancen verbunden. Art und Zugang des Zugangs ist ein sozial steuerndes und damit Ungleichheit begründendes Element. Deutschland ist herkömmlich durch hohe soziale Ungleichheiten des Hochschulzugangs gekennzeichnet. Auf der Grundlage des Konzepts der primären und sekundären sozialen Effekte sowie mittels Befunden der Bildungs- und Hochschulforschung werden für die Stufen des Wegs zu Hochschule und Studium Art und Umfang typischer sozialer Disparitäten sowie sie beeinflussender Faktoren analysiert. Hinweise auf eine partielle Abschwächung werden daraufhin diskutiert, ob und wie sich der gleichwohl bestehende Bedarf an sozialer Ungleichheit stärker in den Hochschulbereich hinein verlagert. Anknüpfungspunkt hierfür könnte die wachsende Komplexität des Hochschulbereichs mit seiner vielfältiger werdenden inneren Differenzierung sein. (ICE2)
CEWS Kategorie:Hochschulen, Studium und Studierende
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Geschlechter der Wissenschaft
Titelübersetzung:Science genders
Autor/in:
Paulitz, Tanja
Quelle: Handbuch Wissenschaftssoziologie. Sabine Maasen (Hrsg.), Mario Kaiser (Hrsg.), Martin Reinhart (Hrsg.), Barbara Sutter (Hrsg.). Wiesbaden: Springer VS, 2012, S. 163-175
Inhalt: Der Beitrag gibt einen Überblick über die wissenschaftssoziologische Geschlechterforschung. Die wissenschaftssoziologische Geschlechterforschung untersucht die Art und Weise, wie soziale Konstruktionen von Geschlecht die Wissenschaft als Teilbereich der sozialen Welt beeinflussen. Sie interessiert sich außerdem dafür, wie Wissenschaft selbst auch an der sozialen Konstruktion von Geschlecht beteiligt ist. Entstanden ist dieser Forschungszweig, abgesehen von historisch weiter zurückliegenden Einzelbeiträgen, im Kontext der Zweiten Frauenbewegung der 1970er Jahre und der Herausbildung der Frauenforschung an Hochschulen, zunächst mehrheitlich in den USA und in Europa. Der Beitrag skizziert zunächst systematische Einteilungen für die Untersuchung des Verhältnisses von Wissenschaft und Geschlecht und geht dann auf Geschlechterungleichheit in den Strukturen und Kulturen der Wissenschaft ein. Anschließend erfolgt ein Blick auf die wissenssoziologische Perspektive. Abschließend verweist der Beitrag auf Desiderata und Herausforderungen der wissenschaftssoziologischen Geschlechterforschung. (ICB2)
Mechanismen sozialer Ungleichheit beim Übergang ins Studium : Prozesse der Status- und Kulturreproduktion
Titelübersetzung:Mechanisms of social inequality in transition to higher education : processes of status maintenance and cultural reproduction
Autor/in:
Lörz, Markus
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, (2012) H. 52, S. 302-324
Inhalt: "Im Zuge der Bildungsexpansion haben die sozialen Ungleichheiten beim Erwerb der Hochschulreife abgenommen, während sie sich beim Übergang ins Studium tendenziell verstärkt haben. Kinder aus sozial schwächeren Familien sind im höheren Bildungssystem deutlich unterrepräsentiert und schlagen weniger prestigeträchtige Bildungs- und Erwerbsverläufe ein. Hierzu liegen verschiedene Erklärungsansätze vor: Auf der einen Seite wird die Ursache in unterschiedlichen Motiven der intergenerationalen Statusreproduktion gesehen, auf der anderen Seite in kulturellen Reproduktionsprozessen. Unklar ist allerdings, welche Ursachen und Mechanismen den herkunftsspezifischen Unterschieden tatsächlich zugrunde liegen. Auf Basis der HIS-Studienberechtigtenbefragung beschäftigt sich der vorliegende Beitrag mit den Fragen, welche Unterschiede in der generellen Studienentscheidung und der speziellen Fachrichtungswahl bestehen, und über welche Prozesse und Mechanismen sich diese erklären lassen. Der Analyse liegt ein mehrdimensionales Verständnis von sozialer Herkunft und sozialer Ungleichheit zugrunde. Auf vertikaler Ebene wird das berufliche Prestige und auf horizontaler Ebene das Berufsfeld der Eltern hinsichtlich ihrer Auswirkungen auf die Ausbildungs- und Berufsentscheidungen der Kinder analysiert. Es zeigt sich, dass in der generellen Studienentscheidung Mechanismen der Statusreproduktion zum Tragen kommen, während der fachlich-kulturelle Hintergrund der Befragten stärker die Fachrichtungswahl bestimmt." (Autorenreferat)
Inhalt: "In the course of educational expansion social inequalities in completion of upper secondary education have declined, while the differences in transition to tertiary education have in-creased. Students from lower social backgrounds are underrepresented in tertiary education and more often choose less prestigious fields of study. In the literature you can find two potential explanations for the observed pattern: On the one hand, the motivation of status maintenance and, on the other hand, cultural reproduction theory. However, it is still less clear which mechanisms are responsible for the observed pattern of social inequality. Drawing on panel-data of German graduates of upper secondary education, the authors estimates the extent and development of social differences in access to tertiary education and in field of study choice and single out the underlying processes and mechanisms. He differentiates processes of status maintenance by the prestige assigned to parents' jobs and processes of cultural reproduction by parental occupations. The findings suggest that social differences in transition to higher education can be largely ascribed to the vertical dimension of social background, while the choice of the field of study is seen more as the result of cultural reproduction processes." (author's abstract)
Habitus in the classroom : the relevance of student heterogeneity and departmental culture for learner-oriented didactics in teaching sociology
Titelübersetzung:Didaktische Strategien zum Umgang mit habitueller Vielfalt und spezifischer Fachkultur in Soziologie
Autor/in:
Lueg, Klarissa
Quelle: Journal of social science education, Vol. 10 (2011) No. 2, S. 29-38
Inhalt: "Chancenungleichheit durch Passungsdifferenzen unterschiedlicher sozialer Milieus zum Hochschulsystem ist schon häufig theoretisch diskutiert worden. Zudem geben empirische Untersuchungen detaillierte Einblicke in studentische Milieus und Fachkulturen. Bei der Literaturrezeption entsteht der Eindruck, eine didaktische Reaktion auf das Problem der hochschulinternen Exklusionsmechanismen könnte nicht dringend genug sein. Die Konzeption entsprechender didaktischen Ansätze wird aber wenig thematisiert. Dieser Artikel hat den Anspruch, konkrete Umsetzungsmöglichkeiten von lernerzentrierten didaktischen Ansätzen im Fach Soziologie aufzuzeigen. In einem Fach, das grundsätzlich sensibel für Ungleichheiten ist, fehlen trotzdem heterogenitätsorientierte Gestaltungskonzepte. Der vorliegende Aufsatz will diese Lücke schließen und beantworten a) welche der Informationen über studentische Milieus relevant für die Konzeption einer lernerzentrierten Didaktik ist, b) welche konkreten Passungsprobleme sich in Lehr-Lern-Settings ergeben könnten und c) mit welchen Methoden diesen Problemen begegnet werden kann. Die Ergebnisse zeigen nicht nur, dass eine heterogenitätssensible, lernerbezogene Didaktik bereits jetzt methodisch möglich ist." (Autorenreferat)
Inhalt: "The relevance of habitus, social origin and the mechanisms of exclusion as applied by the university system has often been discussed in current research. It has been stated that opportunities of students are impaired by field-of-study orientations and drop-out rates. In contrast to this, the aspect how university teachers can practically deal with this knowledge is less elaborated. In view of this, this article presents methods of how learner-oriented approaches, with special reference to the heterogeneity of student milieus, can be implemented in teaching sociology. On the basis of reviewing theoretical approaches and recent empirical data, this article points out: a) what data are relevant for the operationalization of learner oriented didactics, b) what concrete problems might occur in the teacher-student-relationship and c) what techniques are to be applied by sociology teachers in handling classroom problems. The results demonstrate that teaching methods which adequately respond to heterogeneity within the culture of sociology departments are imperative and available. Still, to establish equal opportunities, a more practical turn in a hitherto predominantly theoretical discussion is clearly needed." (author's abstract)
Vom Kindergarten bis zur Hochschule : die Generierung von ethnischen und sozialen Disparitäten in der Bildungsbiographie
Titelübersetzung:From the kindergarten to university : generation of ethnic and social disparities in the educational biography
Herausgeber/in:
Becker, Birgit; Reimer, David
Quelle: Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010. 316 S.
Inhalt: "In diesem Buch wird die Entstehung von sozialer und ethnischer Ungleichheit in den verschiedenen Etappen der Bildungskarriere untersucht. Beginnend beim Kindergarten bis hin zum Hochschulbesuch wird die gesamte Bildungsbiographie behandelt. Neben den 'klassischen Übergängen' im Bildungssystem werden auch Bildungskarrieren analysiert, die nicht geradewegs den 'typischen' Verlauf nehmen (z. B. Nachholen von Bildungsabschlüssen). Es werden aktuelle Ergebnisse aus Forschungsprojekten am Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES) und der Fakultät für Sozialwissenschaften der Universität Mannheim vorgestellt, die sich mit speziellen Fragestellungen der Bildungsforschung beschäftigen und für diese Zwecke zum Teil eigene Primärdaten erhoben haben. Die Projekte bieten einen detaillierten Einblick in die gesamte Bildungskarriere von Kindern und Jugendlichen aus verschiedenen sozialen und ethnischen Gruppen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Birgit Becker und David Reimer: Etappen in der Bildungsbiographie. Wann und wie entsteht Ungleichheit? (7-15); Beginn des Kindergartens und Übergang in die Grundschule: Birgit Becker: Ethnische Unterschiede bei der Kindergartenselektion: Die Wahl von unterschiedlich stark segregierten Kindergärten in deutschen und türkischen Familien (17-47); Nicole Biedinger und Birgit Becker: Frühe ethnische Bildungsungleichheit: Der Einfluss des Kindergartenbesuchs auf die deutsche Sprachfähigkeit und die allgemeine Entwicklung (49-79); Übergang in die Sekundarstufe: Volker Stocké: Schulbezogenes Sozialkapital und Schulerfolg der Kinder: Kompetenzvorsprung oder statistische Diskriminierung durch Lehrkräfte? (81-115); Cornelia Kristen und Jörg Dollmann: Sekundäre Effekte der ethnischen Herkunft: Kinder aus türkischen Familien am ersten Bildungsübergang (117-144); Schulformwechsel in der Sekundarstufe: Marita Jacob und Nicole Tieben: Wer nutzt die Durchlässigkeit zwischen verschiedenen Schulformen? Soziale Selektivität bei Schulformwechseln und nachgeholten Schulabschlüssen (145-178); Übergang in die Ausbildung und die Hochschule: Tobias Roth, Zerrin Salikutluk und Irena Kogan: Auf die "richtigen" Kontakte kommt es an! Soziale Ressourcen und die Bildungsaspirationen der Mütter von Haupt-, Real- und Gesamtschülern in Deutschland (179-212); Christian Hunkler: Ethnische Unterschiede beim Zugang zu Ausbildung und Erwerb von Ausbildungsabschlüssen (213-250); David Reimer und Steffen Schindler: Soziale Ungleichheit und differenzierte Ausbildungsentscheidungen beim Übergang zur Hochschule (251-283); Nachholen von Bildungsabschlüssen: Marita Jacob und Felix Weiss: Soziale Selektivität beim Hochschulzugang - Veränderungen der Zugangssequenzen zur Hochschule im Kohortenvergleich (285-312).
Soziale Ungleichheit und differenzierte Ausbildungsentscheidungen beim Übergang zur Hochschule
Titelübersetzung:Social inequality and different training decisions during the transition to university
Autor/in:
Reimer, David; Schindler, Steffen
Quelle: Vom Kindergarten bis zur Hochschule: die Generierung von ethnischen und sozialen Disparitäten in der Bildungsbiographie. Birgit Becker (Hrsg.), David Reimer (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010, S. 251-283
Inhalt: Die Autoren untersuchen anhand von Studienberechtigten-Erhebungen der Hochschul-Informations-System GmbH (HIS) die Ausbildungsentscheidungen von Studienberechtigten sowie die sozialen Ungleichheiten bei der Wahl verschiedener postsekundärer Ausbildungsalternativen. Im Unterschied zu vorherigen Analysen zur sozialen Ungleichheit beim Hochschulzugang, die häufig nur die Wahl zwischen Studium und Berufsausbildung differenzieren, betrachten sie vielfältige postsekundäre Ausbildungsalternativen und unterscheiden zwischen der Wahl von Universität, Fachhochschule, Berufsakademie, dualem Studium, Verwaltungsfachhochschule, betrieblicher Ausbildung, schulischer Ausbildung oder einen direkten Berufseinstieg. Die Autoren klassifizieren diese verschiedenen Ausbildungsalternativen hinsichtlich ihres akademischen Anspruchsniveaus sowie ihrer Kosten und Erträge und formulieren daraus Erwartungen über klassenspezifische Wahlmuster, wobei sie in Bezug auf ein Universitätsstudium die größte soziale Selektivität erwarten. Die Ergebnisse zeigen deutliche soziale Ungleichheiten bei der Wahl postsekundärer Ausbildungsalternativen, beispielsweise haben Arbeitersöhne mit guten Noten ungefähr die gleiche Wahrscheinlichkeit für einen Universitätsbesuch wie Dienstklassensöhne, deren Eltern einen Hochschulabschluss haben, mit schlechten Abiturnoten. In weiterführenden kontrafaktischen Analysen beziehen die Autoren die von den Studienberechtigten genannten Motive bei ihrer Ausbildungsentscheidung mit ein, um die klassenspezifischen Wahlmuster zu erklären. (ICI2)
Bestellt und nicht abgeholt : soziale Ungleichheit und Habitus-Struktur-Konflikte im Studium
Titelübersetzung:Ordered but not collected : social inequality and habit structure conflicts during studies (academic)
Autor/in:
Schmitt, Lars
Quelle: Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010. 289 S.
Inhalt: "Wie werden soziale Herkunft und Ungleichheit im Studium erlebt und verarbeitet? Dieses Buch vermittelt 'Statistik' und 'Erleben' nicht nur theoretisch, indem eine an Pierre Bourdieus Sozioanalyse angelehnte Heuristik von Habitus-Struktur-Konflikten vorgestellt wird. Vielmehr zeigt die Analyse von Studienberatungsgesprächen, studentischen Wochenberichten und Interviews, dass Studierende nicht-akademischer Herkunft nicht nur verstärkt unter der mangelnden Passung ihres Habitus zu den vorgefundenen kulturellen Mustern leiden, sondern dass soziale Ungleichheit in verschiedenen Formen subtil thematisiert wird. Als Bedingung für eine gelingende Hochschulsozialisation wird deutlich, dass die betreffenden Hochschulkulturen an den Habitus der/des Studierenden 'andocken' müssten." (Autorenreferat)