Inhalt: Die Abwesenheit von Männern in Teilzeitbeschäftigung ist nur ein Zeichen konservativer Geschlechterpraxis. Ein anderes, nicht minder untersuchenswertes Phänomen ist ihre Überrepräsentanz in der Gruppe jener, die Arbeitszeit freiwillig und über Gebühr ausdehnen. Das Phänomen exzessiver Ausdehnung von Arbeitszeit wird vielfach als "presenteeism" bezeichnet, wobei im Allgemeinen zwei Spielarten unterschieden werden: Erstens, Menschen kommen an ihren Arbeitsplatz, sind dort aber so unproduktiv bzw. untätig, dass sie genauso gut zu Hause bleiben könnten; zweitens, Menschen dehnen ihre Anwesenheit über die Regelarbeitszeit aus, ohne diese Zeit für die Arbeit zu nützen. In beiden Fällen geht es um physische Anwesenheit bei Abwesenheit von Leistung. Der vorliegende Beitrag stellt den zweiten Aspekt in den Vordergrund: Konkreter geht es um die freiwilligen Überstunden von Hochqualifizierten und Führungskräften. Das Phänomen "presenteeism" zeichnet sich vor allem durch zwei Klassifikationsmerkmale aus: Erstens, Überstunden werden nicht erbracht, um, wie üblich, liegen gebliebene Arbeit zu bewältigen oder anstehende Aufgaben vorzubereiten. Das Individuum meint vielmehr, länger bleiben zu sollen als notwendig bzw. sich zu ungewöhnlichen Arbeitszeiten sehen lassen zu müssen. Dass andere Notiz von der Überstundenleistung nehmen, ist ein zweites, wesentliches Merkmal. Hier sprecht die Autorin von "demonstrativer Anwesenheit". (ICA2)