Sozialisationstheoretische Reflexionen über Koedukation und soziale Ungleichheit
Titelübersetzung:Reflections on coeducation and social equality from the viewpoint of socialization theory
Autor/in:
Vogel, Ulrike
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 14 (1996) H. 1/2, S. 19-30
Inhalt: Angeregt durch eine Untersuchung von Studentinnen und Studenten der Ingenieurwissenschaften wird ein interaktionistischer sozialisationstheoretischer Ansatz entwickelt, der einer Reihe von Analysen von Befunden zur Koedukation im Rahmen der schulischen Erziehung dienen soll, vor allem zur Aufdeckung sozialer Ungleichheit. Diese soziale Ungleichheit ist angesichts aktueller Entwicklungen unter der bildungstheoretischen Prämisse der Chancengleichheit zu reflektieren. Zunächst wird ein Überblick über Forschungsansätze zur Doppelten Sozialisation von Frauen und Männern und aus dem Bereich der Frauenforschung gegeben, die mit ihren Beiträgen zur Erfassung von bewußten und unbewußten Aspekten von Sozialisationsprozessen für die Untersuchung über Studenten der Ingenieurwissenschaften wichtig waren. Dieser sozialisationstheoretische Rahmen erlaubt schließlich die Entwicklung eines Konzeptes zur weiterentwickelten Koedukation und zum gesamtgesellschaftlichen Wandel von sozialen Ungleichheiten, mit Hilfe dessen die Rahmenbedingungen schulischer Bildungsprozesse und der Geschlechterdifferenzen aufgezeigt werden. Da geschlechtsbezogene Differenzen empirisch auch immer vermischt mit weiteren sozialen Differenzen (des Milieus und der Schicht) auftreten, ist das genannte Konzept nicht nur in Bezug auf die Gleichrangigkeit der Geschlechter, sondern auch in Bezug auf einen Zuwachs an Gleichrangigkeit über die Grenzen der Milieus und Schichten hinaus anzuwenden. (ICH)
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 14 (1996) H. 1/2, S. 5-18
Inhalt: Mit Blick auf die Geschichte der Auseinandersetzungen innerhalb der Frauenbewegung, insbesondere die Positionen des Radikalfeminismus und liberalen Feminismus, geht es in dem Beitrag darum aufzuzeigen, daß "Gleichheit" und "Differenz" zwei Bezugspunkte von feministischen Emanzipationsansprüchen sind, die zusammengehören. Als Grund für den erkenntnistheoretischen Mangel vieler feministischen Forschungsarbeiten zu dieser Thematik wird die Tatsache gesehen, daß die identitätslogischen Prämissen unausgelotet bleiben, die sowohl im Differenz- wie auch im Gleichheitsansatz stecken. In Anlehnung an Th. W. Adorno werden vor allem zwei methodische Fallstricke herausgearbeitet, in denen sich identitätslogische Denkweisen verfangen können, wie sie vor allem in radikalfeministischen Arbeiten zu finden sind. Das Problem vieler feministischer Analysen ist, daß diese entweder im Anderen das Ähnliche und im Gleichen das Abweichende nicht beachten, oder beides benennen, ohne zu klären, wie Gleichheit und Differenz zusammenhängen. (ICH)
Inhalt: Der Beitrag ist aus einem soziolinguistischen Forschungsprojekt an der Universität Konstanz erwachsen, das sich mit der Analyse von Diskursstrategien und interaktionsstilistischen Verfahren beschäftigt, die an der Produktion von Asymmetrie/Symmetrie der Geschlechter in drei unterschiedlichen Gesprächstypen (Fernsehdiskussion, informelle Unterhaltungen und Gespräche im professionellen Rahmen) beteiligt sind. Besonderes Augenmerk wird dabei auf vorgegebene und kreierte Kontextfaktoren gelegt, d.h. für verschiedene Situationen wurde aufgezeigt, wie unterschiedliche Grade von Symmetrie/Asymmetrie zwischen Frauen und Männern ausgehandelt werden. Der Beitrag untersucht hier anhand der Dissensformatierung in akademischen Gesprächen, inwieweit die Befunde des Forschungsprojekts mit dem Verhalten von Expertinnen im akademischen Kontext in Übereinstimmung stehen. Die Analysen im akademischen Bereich bestätigen die Ergebnisse der Untersuchungen medialer Kontexte, wonach Frauen nicht im gleichen Maß am Prozess der Aushandlung von Expertenrollen beteiligt sind. (ICH)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Wohin mit der Wut? Eine geschlechtsspezifische Analyse zum Zusammenhang zwischen aggressiven Gefühlen, Gewalt und psychosomatischen Beschwerden im Jugendalter
Titelübersetzung:Where should rage be channeled? A gender-specific analysis of the relationship between aggressive feelings, violence and psychosomatic pains during adolescence
Autor/in:
Mansel, Jürgen; Kolip, Petra
Quelle: Soziale Probleme, 7 (1996) 2, S 94-111
Inhalt: 'Die Sozialisationsforschung hat immer wieder auf geschlechtsspezifische Unterschiede der Aggressivität hingewiesen. So wird vielfach davon ausgegangen, daß Frauen eher mit nach innen gerichteten Verhaltensformen auf Belastungen reagieren und von daher eher als Männer psychosomatische Beschwerden entwickeln. Demgegenüber reagieren Männer auf Belastungen häufiger als Frauen mit Aggressivität, der eine entlastende Funktion zugeschrieben wird. In dieser repräsentativen Studie an Schülern und Schülerinnen der Sekundarstufe II wird der Zusammenhang zwischen aggressiven Gefühlen, aggressiven Verhaltensweisen und psychosomatischen Beschwerden untersucht. Es zeigt sich, daß aggressives Verhalten weder bei den Jungen noch bei den Mädchen zu einem Spannungsabbau führt, sondern Gesundheitsbeeinträchtigungen eher verstärkt.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'Research on processes of socialisation repeatedly refers to gender differences in aggressiveness. It is often assumed that women more likely react to stress with an internalising behaviour and develop psychosomatic symptoms more easily than men. In contrast to this men react more likely with aggressiveness, which is said to have a release function on stress. This representative study of pupils analyses the connections between aggressive feelings, aggressive behaviour and psychosomatic symptoms. It shows that aggressive behaviour neither for girls nor for boys leads to a release of stress, but more likely to an increase in health impairments.' (author's abstract)|
Frauenförderung durch Quotenregelung Verstoß gegen EG-Recht
Titelübersetzung:Promotion of women through a quota regulation contravenes EC law
Herausgeber/in:
Bundesarbeitsgericht
Quelle: Betriebs-Berater : Zeitschrift für Recht und Wirtschaft, Jg. 51 (1996) H. 25, S. 1332-1334
Inhalt: Nach einer kurzen Darstellung des Sachverhalts wird die Begründung des Urteils des Europäischen Gerichtshofs im Fall Kalanke gegen Land Bremen auszugsweise wiedergegeben. (IAB)
CEWS Kategorie:Fördermaßnahmen, Europa und Internationales
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Die Präsentation der Geschlechter im Fernsehen : k(ein) Beitrag zur Verwirklichung der Gleichstellung von Frau und Mann ; Zielvorgaben an die Sendeanstalten und deren mögliche wissenschaftliche Überprüfung
Titelübersetzung:Presentation of the genders on television : (not) a contribution towards the realization of equality between the genders; targets for TV stations and their possible scientific verification
Autor/in:
Cornelißen, Waltraud
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 14 (1996) H. 1/2, S. 31-63
Inhalt: Der Beitrag resultiert aus einer einjährigen Forschung am Institut Frau und Gesellschaft, die sich unter dem Gesichtspunkt der Gleichstellung der Geschlechter mit dem Bild beschäftigt, welches das Fernsehen als Produzent von Deutungen der Katagorie "Geschlecht" in allen Programmsparten implizit oder explizit vermittelt. Dabei geht es insbesondere darum, anhand einer Typologie das Spektrum gegenwärtiger Gleichstellungskonzepte (konservativer Feminismus, liberaler Feminismus, radikal- feministische Position und marxistisch- feministische Position) soweit zu entfalten, wie dies notwendig ist, um unterschiedliche Konsequenzen für die Forschung aufzeigen zu können. Neben zahlreichen Differenzen ist der größte gemeinsame Nenner der beschriebenen fernsehkritischen feministischen Ansätze der Vorwurf, daß das Fernsehen die symbolische Unterordnung von Frauen unter Männer und die Abwertung weiblicher Leistungen in allen Programmsparten stützt. Am Beispiel des methodischen Instrumentariums der Inhaltsanalyse wird die Präsentation der Frauenbilder in den unterschiedlichen Programmsparten Dokumentation, Unterhaltung und Werbung genauer beleuchtet. Um den Beitrag von Fernsehsendungen zur Gleichstellung der Geschlechter abzuschätzen sind allerdings neben quantitativen und qualitativen Inhaltsanalysen auch Rezeptionstudien notwendig. (ICH)
Quelle: Zeitschrift für Sozialpsychologie, Bd. 27 (1996) H. 2, S. 148-166
Inhalt: "In zwei Studien werden Geschlechtsstereotype und Meinungen über Führungserfolg im Betrieb untersucht. In der ersten Arbeit wurden 150 Personen (Unternehmer, Unternehmerinnen, Arbeiter, Arbeiterinnen und Manager) nach typischen Eigenschaften erfolgreicher Unternehmer und Unternehmerinnen gefragt. Die direkte Befragung ergab, daß Unternehmerinnen und Unternehmer ähnlich beschrieben werden. Geschlechtsstererotype scheinen demnach nicht (mehr) zu bestehen. Um einerseits sozial erwünschten Antworten in der Beschreibung von Geschlechtsunterschieden, wie sie in einer offenen Befragung möglich sind, vorzubeugen und andererseits zeitliche Veränderungen von Geschlechtsstereotypen festzustellen, wurden in einer zweiten Studie Todesanzeigen verstorbener Führungspersonen analysiert, die von den Betriebsangehörigen verfaßt worden waren. Dabei zeigte sich, daß die Attribute, die verstorbenen Männern zugeschrieben waren, von 1960 bis 1990 gleichlautend auf Intelligenz, Erfahrung und ähnliche Eigenschaften hinweisen. Die Häufigkeiten und Inhalte der Attribute, die Frauen in Führungspositionen zugeschrieben wurden, änderten sich im Zeitverlauf. Waren 1960 und 1970 Frauen vor allem als verehrenswürdige Personen beschrieben worden, so wurden sie im vergangenen Jahrzehnt als engagiert und ausdauernd gewürdigt. Zwar wird Frauen so wie Männern Führungserfolg zugesprochen, der Erfolg von Männern scheint aber auf stabilen, der von Frauen auf veränderlichen Eigenschaften zu beruhen. Diese Hypothese wurde im weiteren geprüft. Fünf Beurteiler prüften die Attribute aus den Todesanzeigen danach, ob sie auf stabile oder instabile und erfolgskorrelierte oder erfolgsneutrale Eigenschaften verwiesen. Tatsächlich konnte bestätigt werden, daß in der Vergangenheit und auch gegenwärtig Männern häufiger erfolgsversprechende stabile und seltener instabile Eigenschaften attribuiert werden als Frauen." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article reports on two studies which investigate gender stereotypes and opinions about leadership success in business organizations. In the first study, 150 participants (male and female entrepreneurs, male and female collaborators and male managers) were asked to indicate typical characteristics of successful male and female enterpreneurs. When asked directly, only a few differences between male and female entrepreneurs were reported. Thus,it would seem that gender stereotypes no longer exist. The second study aimed at avoiding social desirability tendencies, which are likely to bias questionnaire data, and also at investigating changes of stereotypes over time. Obituaries of male and female leaders, formulated by former collaborators of the deceased person, from the years 1960, 1970, 1980 and 1990 were analyzed. It is shown that, independent of the year, male leaders were mainly described as intelligent and experienced. Characteristics attributed to women leaders changed over time. Whereas they were described as adorable persons in 1960 and 1970, during the last decade they were characterized as highly engaged. Leadership sucess seems to be attributed to both males and females, but while males' success may be based on stable characteristics, females' success seems to depend on rather unstable attributes. This hypothesis was subsequently tested. Five psychologists classified the attributes into categories of stable versus unstable and success-correlated versus success-neutral attributes. Both in the past and at present, success-correlated stable attributes are more likely ascribed to males whereas unstable characteristics are less likely attributed to males than to females in leadership positions." (author's abstract)