"Alle Mädchen. Alle nervenschwach, gestört und unglücklich." Sozialpsychologische Überlegungen zu dem Roman Feuchtgebiete und dem Phänomen des "Neuen Feminismus"
Titelübersetzung:"Alle Mädchen. Alle nervenschwach, gestört und unglücklich." Socialpsychological reflections on the novel Feuchtgebiete and its relation to the phenomenon of "neo-feminism"
Autor/in:
Löhlein, Marie-Sophie
Quelle: Psychologie und Gesellschaftskritik, 39 (2015) 2/3, S 101-127
Inhalt: Der Artikel beschäftigt sich mit dem Phänomen des "Neuen Feminismus" aus sozialpsychologischer Perspektive und stellt eine Verknüpfung zu dem Roman Feuchtgebiete der Autorin Charlotte Roche her. Ausgehend von der These Roches, die Überwindung des Ekels würde zur Emanzipation weiblicher Sexualität führen, zeichnet der Artikel die Rolle des Ekels in der Adoleszenz als Phase psychosexueller Entwicklung nach. Darauf aufbauend bietet er eine neue Interpretation des "Neuen Feminismus" an.
Inhalt: This article looks at the phenomenon of neo-feminism from a social psychological point of view and relates the subject to Charlotte Roche, the author of Feuchtgebiete. Based on Roche‘s thesis that overcoming the emotion disgust might liberate female sexuality, the article traces the role of the basic emotion disgust in the adolescent development of women. In the end, the article offers the reader a new interpretation of neo-feminism.
Komplexe Wechselbeziehungen: Geschlechterpolitik in Osteuropa
Titelübersetzung:Complex Interrelations of Gender Politics in Eastern Europe
Autor/in:
Fuchs, Gesine; Hinterhuber, Eva Maria
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 24 (2015) 2, S 9-28
Inhalt: 25 Jahre nach Beginn der demokratischen Transformationen in Osteuropa sind wir mit ambivalenten Ergebnissen in Bezug auf die Geschlechterverhältnisse konfrontiert. Demokratisierung war nicht gleichbedeutend mit Geschlechterdemokratie, der Übergang zur "freien" Marktwirtschaft kein Äquivalent zur ökonomischen Gleichstellung der Geschlechter. Die Einleitung zum Schwerpunktheft gibt einen Forschungsüberblick über neue Erkenntnisse zu den Geschlechterverhältnissen in den östlichen Mitgliedsstaaten der EU. Hierbei werden insbesondere die Wirkungen der EU auf die Geschlechterpolitik Mittelosteuropas diskutiert und zwei Felder, Sozialpolitik und die Bekämpfung häuslicher Gewalt, herausgegriffen. Die strukturellen Wirkungen des EU-Mandats in der Gleichstellungspolitik werden in Bezug auf Gleichstellungsinstitutionen und NGOs beleuchtet. Schließlich zeigt ein Blick auf die Ukraine exemplarisch den widersprüchlichen Charakter der Geschlechterverhältnisse in Bezug auf Frauenrollen, Sozialpolitik und weiblichem Aktivismus. Die Einleitung schließt mit Überlegungen für künftige Forschung und in Bezug auf politischen Handlungsbedarf, welcher die Gleichstellung der Geschlechter voranbringen könnte.
Inhalt: Following 25 years of democratic transformation in Eastern Europe, we are still confronted with ambiguous results regarding gender relations. Democratisation was neither synonymous with gender democracy, nor did the transition to a 'free' market economy produce economic gender equality. This introduction to our special issues surveys new research on gender relations in the Eastern member states of the European Union. We then evaluate the structural impact of EU mandates in these domains, i.e., on the architecture of Women's Policy Agencies and on the role of women's Non-Governmental Organisations (NGOs). We present a case study on gender developments in Ukraine as a non-member state to further illustrate the contradictory nature of evolving gender relations in the region as regards women's roles, social policies and female activism. The introduction closes with reflections on the types of research and political activities that could further the pursuit of gender equality.
Schlagwörter:Osteuropa; Eastern Europe; Transformation; transformation; EU-Erweiterung; EU expansion; Gleichstellung; affirmative action; Geschlechterpolitik; gender policy; EU; EU; europäische Sozialpolitik; European social policy; häusliche Gewalt; domestic violence; Ukraine; Ukraine; Staatstheorie; theory of the state; Feminismus; feminism; Mitteleuropa; Central Europe; Gender Mainstreaming; gender mainstreaming; Institutionalisierung; institutionalization; Frauenbewegung; women's movement; ökonomische Faktoren; microeconomic factors; Geschlechterverhältnis; gender relations; Demokratisierung; democratization; Geschlechtsrolle; gender role; postsozialistisches Land; post-socialist country
Transformation von Geschlechterverhältnissen und Persistenz maskulinistischer Staatlichkeit: Staats- und Familienbilder im postsozialistischen Kroatien
Titelübersetzung:Transformation of Gender Relations and Persistence of Masculinist Statehood: Images of the State and the Family in Post-socialist Croatia
Autor/in:
Malenica, Brigita
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 24 (2015) 2, S 41-54
Inhalt: Der Beitrag fragt nach der Relevanz postsozialistischer und postjugoslawischer feministischer Staatskritik vor dem Hintergrund einer anhaltenden Transformation von Geschlechterverhältnissen und von Staatlichkeit. Wie ist die Diagnose einer Retraditionalisierung der Geschlechterverhältnisse nach dem Systemumbruch heute zu bewerten? Nach einer Auseinandersetzung mit der von Rada Ivekovic formulierten Kritik am postjugoslawischen Nationalstaat wird ein erweiterter theoretischer Zugang in Anlehnung an aktuelle feministische Staatstheorien entwickelt. Im Zentrum steht dabei das Konzept der maskulinistischen Staatlichkeit. Die Wahl von Kolinda Grabar-Kitarovic zur ersten kroatischen Staatspräsidentin im Januar 2015 und ihre Siegesrede dienen als Analysebeispiel, um am aktuellen politischen Diskurs in Kroatien die Neuformulierung "staatsbildender" maskulinistischer Vorstellungen von Staat und Familie durch eine Frau nachzuzeichnen.
Inhalt: The article seeks to examine the relevance of post-socialist and post-Yugoslavian feminist state criticism against the background of an ongoing transformation of gender relations and statehood. How can the re-traditionalization of gender relations, made after the breakdown of the socialist state system, be pin-pointed, and how should it be currently valued? Following the dispute concerning the post-Yugoslavian nation state as formulated by Rada Ivekovic, an advanced theoretical approach is developed. This approach is dependent upon current feminist state theories. In so doing, the concept of masculine-oriented statehood remains the crucial focal point. The victory of Kolinda Grabar-Kitarovic during the Croatian presidential elections in January of 2015 (as well as the succeeding victory speech) serves as a sample of analysis of the current political discourse in Croatia, by retracing the manner in which a highly ranking female politician utilizes state-building discourse to re-formulate masculinist concepts of state and family.
Schlagwörter:Staat; national state; Staatlichkeit; statehood; Kroatien; Croatia; politische Institution; political institution; gender; Männlichkeit; masculinity; Nationalstaat; nation state; Nationalbewusstsein; national consciousness; postsozialistisches Land; post-socialist country; Souveränität; sovereignty; Transformation; transformation; Geschlechterverhältnis; gender relations; Feminismus; feminism; Staatstheorie; theory of the state
SSOAR Kategorie:Staat, staatliche Organisationsformen, Frauen- und Geschlechterforschung
"Männer kämpfen, Frauen kochen?!" Zu den Geschlechterverhältnissen in der Euromaidan-Revolution 2013/2014
Titelübersetzung:"Men fight, women cook?!" Gender relations in the Euromaidan revolution 2013/2014
Autor/in:
Lange, Anja
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 24 (2015) 2, S 67-81
Inhalt: Die Euromaidan-Revolution war bereits der dritte politische Umsturz innerhalb weniger Jahre in der Ukraine. Frauen und Männer waren gleichermaßen daran beteiligt, jedoch werden Frauen oft "nur" als Helferinnen angesehen, da es doch vor allem die Männer waren, die die Revolution gemacht haben und die auf den Barrikaden standen und gekämpft haben. Der Artikel versucht mithilfe von Interviews, Blogeinträgen und wissenschaftlichen Texten die Geschlechterrollen am Euromaidan zu reflektieren und zu zeigen, welche Aufgaben und Zuständigkeiten Frauen und Männer am Maidan hatten.
Inhalt: The Euromaidan revolution is already the third political revolution in Ukraine in recent times. Men and women participated equally in this revolution, but women are often described as "only" being helpers while men "made" the revolution and actively fought at the barricades. The article aims to reflect the gender roles of men and women in this revolution. Interviews, blog notes and scientific articles are utilised to show the tasks and responsibilities of men and women at the Maidan.
Are times of Europeanisation times of the gender experts? The window of opportunity in the EU accession process in Croatia
Titelübersetzung:Sind Zeiten der Europäisierung Zeiten von Genderexpert_innen? Das window of opportunity im EU-Beitrittsprozess in Kroatien
Autor/in:
Kersten-Pejanic, Roswitha
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 24 (2015) 2, S 28-40
Inhalt: Die EU setzt Standards in unterschiedlichen Fragen der Sozialpolitik, und damit auch auf dem Gebiet der Gleichstellungspolitik. In der Zeitspanne vor dem Beitritt eines Landes zur EU bedeutet die Übernahme der aktuellen EU Standards eines Politikfeldes zunächst einmal die Erfüllung der von der EU vorgegebenen Beitrittsbedingungen. Entsprechend ist diese Vor-Beitrittsphase eine wichtige Zeit der Anpassung und Transformation in Bezug auf politische Vorgaben und Gesetze, und darüber hinaus von politischen Standards und gesellschaftlichen Diskursen. Somit hat gerade diese Phase des EU-Beitritts das Potential, bedeutenden Wandel von Vorstellungen und Meinungsbildern zu begünstigen. Gerade die Gleichstellungspolitik kann als hochgradig umkämpftes Politikfeld gelten, da hier Veränderungen von Traditionen und Lebensentwürfen angeregt werden, die traditionell als persönliche Entscheidungen und private Überzeugungen gelten. In diesem Artikel geht es um einen Aspekt dieses Zusammenspiels von unterschiedlichen Dynamiken der Vor-Beitrittsphase, indem die Möglichkeiten einer aktiven Teilnahme an diesen Prozessen und der Beeinflussung des stattfindenden Wandels durch nationale Genderakteurinnen im Rahmen ihrer Arbeit zur Herstellung von Gleichstellung in Kroatien erörtert wird. Mit Hilfe von Expertinneninterviews mit kroatischen Genderexpertinnen aus Politik und Zivilgesellschaft wird zum einen der Frage nachgegangen, welche Bedeutung die Europäisierung für die Expertinnen als günstiges Zeitfenster zur Stärkung ihrer Bemühungen hat und zum anderen, welchen Einfluss diese Expertinnen wiederum auf den Grad und die konkreten Realisierungen der Europäisierung der Gleichstellungspolitik hatten.
Inhalt: The EU has established dominant models regarding social matters, one of which is gender equality. In the phase prior to the accession of a given country to the EU, adapting the current dominant model of a political field often constitutes a matter of fulfilling the conditions for actually becoming a member state. Hence, the pre-accession period is a high point regarding a country’s transformation in matters of policies and polities as well as dominant models, discourses and standards, and can be a time of substantial change in belief systems. Gender equality makes up for a notably contested field of social politics, as it is often aimed at changing traditions and orders of social life traditionally perceived as personal choices and private convictions. This paper is concerned with one aspect of the interplay of these pre-accession features, namely, the possibility of agency for domestic gender experts pushing for changes in the gender equality order of Croatia. In search of such agency, expert interviews have been conducted with political gender actors and members of feminist organisations in the Croatian civil society. These interviews provide an insight into the experiences of experts on the Europeanisation of Croatian gender equality standards and show some aspects of their specific role in the realisation of the relevant provisions.
Schlagwörter:Europäisierung; Europeanization; EU-Beitritt; joining the European Union; Kroatien; Croatia; Gender; gender; europäische Sozialpolitik; European social policy; Geschlechterpolitik; gender policy; Gleichstellungspolitik; equal opportunity policy; Gleichstellung; affirmative action; Transformation; transformation; Frauenbewegung; women's movement; Feminismus; feminism; Empowerment; empowerment; postsozialistisches Land; post-socialist country
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Europapolitik
Geschlechterfragen an der Schnittstelle: Verortungen feministischer Polonistik im postsozialistischen Gesellschaftsdiskurs
Titelübersetzung:Gender issues at the interface: alignments of feminist Polish studies in post-socialist discourse
Autor/in:
Seiler, Nina
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 24 (2015) 2, S 54-67
Inhalt: Mit der politischen Transformation von 1989 verändert sich in Polen auch die wissenschaftliche Landschaft. Die verstärkte Integration westlicher Theorien und ein soziopolitischer Backlash in Geschlechterfragen bewirken ein steigendes Interesse an feministischen Ansätzen. Die polnische Literaturwissenschaft nimmt dabei eine führende Rolle in der Anwendung feministischer Theorien im lokalen Kontext ein. Im vorliegenden Artikel wird nach der Einbettung dieser Forschung in die polnischen postsozialistischen Diskursfelder gefragt. Dabei geht es insbesondere um die Auslotung des engen diskursiven Raums, der sich in der polnischen Gesellschaft zwischen konservativ-patriotischen Narrativen, dem Anspruch auf Fortschritt und der Verhandlung der Vergangenheit eröffnet. Hier sind in den polonistischen Beispielen Strategien sowohl der Assimilation wie auch der Subversion erkennbar.
Inhalt: With the political transformations of 1989 in Poland the academic landscape is also changing. The increased integration of Western theories and a sociopolitical backlash in gender issues are responsible for the growing interest in feminist approaches. Polish studies take a leading role in the application of feminist theories in local contexts. The paper asks about the embedding of this feminist research in Polish post-socialist discourse fields. A main focus is the discursive setting of the narrow space between conservative-patriotic narratives, progressivism and negotiations about the past. The study of polonist examples reveals both strategies of assimilation and subversion.
Liebe - eine interdisziplinäre Annäherung aus Sicht der Genderforschung: Jahrestagung des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW am 14. November 2014 an der Universität Duisburg-Essen
Titelübersetzung:Love - an interdisciplinary approach from the point of view of gender research: Annual Conference of The Women’s and Gender Research Network NRW, 14 November 2014, University of Duisburg-Essen
Autor/in:
Penkwitt, Meike
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 7 (2015) 2, S 152–157
Inhalt: "Mit dem Thema 'Liebe' griff die Jahrestagung des Netzwerks Frauen- und Geschlechterforschung NRW einen Gegenstand auf, der traditionell dem Bereich des Privaten zugeordnet wird. Das Bewusstsein für dessen politische Dimension stellt jedoch eines der grundlegenden Paradigmen der neuen Frauenbewegung und der Geschlechterforschung dar. Die Vorträge beleuchteten die in heutigen Lebenswelten diskutierten Liebeskonzepte, Überlegungen zur Liebe als 'heteronormativer Institution', mittelalterliche Abschiedsdarstellungen, Diskurse der Frauenbewegung um 1900, Frauenfreundschaften im Kontext der Wende, die 'neue Väterliteratur' sowie das Verhältnis von Liebe und Musik im 16. Jahrhundert. Eva Illouz fragte in ihrer Keynote nach den Auswirkungen der sexuellen Befreiung auf Männer und Frauen und deren Folgen für die romantische Liebe. Viele Vorträge dieser Tagung erweiterten den Blick auf die Liebe über das traditionelle Liebespaar hinaus." (Autorenreferat)
Inhalt: "The Annual Conference of The Women's and Gender Research Network NRW addressed the topic of 'love', a subject which is traditionally assigned to the private sphere. However, the awareness of its political dimension is one of the fundamental paradigms of the New Women's Movement and of contemporary Gender Studies. Amongst other topics the talks shed light on the concepts of love discussed in the context of our current life-worlds, refl ections on love as a 'heteronormative institution', medieval depictions of leave-taking, discourses of the women's movement around 1900, female friendships in the context of the peaceful revolution in Germany in 1989, the new 'literature about fathers', as well as the relation between love and music in the 16th century. The keynote speaker was Eva Illouz. She raised the question of the impact of sexual liberation on women and men and its effects on romantic love. Many of the lectures given at the conference broadened the perspective on love beyond the traditional male-female couple." (author's abstract)