Quelle: Bildung und Wissenschaft als Standortfaktoren. Hermann-Josef Blanke (Hrsg.). Tübingen: Mohr Siebeck (Neue Staatswissenschaften), 2007, S. 89-109
Inhalt: Die Diskussion um die sogenannten Eliteuniversitäten hat einen Umstrukturierungsprozess vereinheitlicht und beschleunigt, dessen Kern einerseits die freie Auswahl der Studierenden durch die Hochschulen und die Einführung von Studiengebühren, das Ende der relativ gleichmäßigen Verteilung staatlicher Mittel zugunsten einer stärker an sogenannten Leistungskriterien (Drittmitteleinwerbung) orientierten Mittelvergabe andererseits ist. Die deutsche Hochschullandschaft steht dauerhaft vor einer Aufspaltung in Forschungs- und Ausbildungsuniversitäten sowie in Elite und Masse. Damit einher geht eine Verschiebung der Relationen zwischen den fünf großen Wissenschaftsgebieten (Geistes-, Sozial-, Ingenieur-, Naturwissenschaften, Medizin). Die Konsequenzen der Neuordnung der Hochschullandschaft lassen sich bei einem Blick auf die USA erkennen: ein qualitatives Defizit der Hochschulbildung und eine Verschärfung der sozialen Selektivität. (ICE2)
Hochschulreformen in Europa - Erhöhung der sozialen Selektivität?
Titelübersetzung:University reforms in Europe - increase in social selectivity?
Autor/in:
Hartmann, Michael
Quelle: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2. Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.), Dana Giesecke (Mitarb.), Susanne Kappler (Mitarb.), Thomas Dumke (Mitarb.). Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1525-1534
Inhalt: "In den meisten europäischen Ländern leiden die Hochschulen seit langem unter einererheblichen Unterfinanzierung. Nun sind in den letzten Jahren fast überall verstärkte Bemühungen um die 'Reformierung' der jeweiligen nationalen Hochschulsysteme zu beobachten. Zum einen werden auf nationaler Ebene vielfältige Anstrengungen unternommen, durch strukturelle Änderungen (Mittelverteilung, Zugangsberechtigung, Studiengebühren etc.) dem Problem einer ständig steigenden Anzahl der Studieren den bei gleichzeitig mehr oder minder deutlich reduzierten Budgets beizukommen. Zum anderen wird unter dem Vorzeichen des Bologna-Abkommens eine Vereinheitlichung der Studienstrukturen und der Studienabschlüsse (Bachelor/ Master)auf EU-Ebene vorangetrieben. All diese Prozesse führen in der Mehrzahl der europäischen Länder zu einer erhöhten sozialen Selektivität der Hochschulausbildung. Während die expliziten Elitebildungsinstitutionen in Ländern wie Frankreich und Großbritannien von den Verschlechterungen bislang schon weitgehend ausgenommen waren und von den jetzt erfolgenden Veränderungen auch nicht oder kaum betroffen sind, werden an allen anderen Hochschulen durch stetig schlechter werdende Betreuungsrelationen, steigende finanzielle Belastungen der Studierenden, eine deutliche Verkürzung der Regelstudiendauer etc. in erster Linie jene Studierenden oder Studienwilligen betroffen, die nicht aus dem oberen Viertel der Bevölkerung stammen. Ihre Chancen auf einen hochwertigen Hochschulabschluss sinken spürbar." (Autorenreferat)
Hochschulen auf dem Weg in den europäischen Bildungs- und Forschungsraum : Abbau sozialer Ungleichheit und kultureller Unterschiede?
Titelübersetzung:Universities on the road to the European education and research area : reduction in social inequality and cultural differences?
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2. Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.), Dana Giesecke (Mitarb.), Susanne Kappler (Mitarb.), Thomas Dumke (Mitarb.). Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 1513-1524
Inhalt: Der gesellschaftspolitische Charakter der europäischen Hochschulreform besteht der Autorin zufolge darin, die nationale und internationale Wettbewerbsfähigkeit der einzelnen Hochschulen zu stärken, exzellente institutionelle wie individuelle Leistungen hervorzubringen sowie die geographische und sektorenüberschreitende Mobilität der Studierenden und Forschenden zu fördern. Die Produktions- und Vermittlungsbedingungen sowie die Inhalte und Formen von Bildung und Wissen sind dabei nahezu bedeutungslos, denn die gemeinsame europäische bildungs- und forschungspolitische Antwort auf die Herausforderungen der Globalisierung ist nach Meinung der Autorin neoliberal ausgerichtet. Gerät damit auch die von den Sozialwissenschaften und der Sozialpolitik hervorgehobene Bedeutung von Bildung und Forschung bei der Herstellung und beim Abbau von sozialer und geschlechtsspezifischer Ungleichheit sowie kultureller Unterschiede ins Vergessen? Die Autorin setzt sich zur Beantwortung dieser Frage mit der Idee eines Europäischen Hochschul- und Forschungsraumes im Bologna-Prozess, mit der kulturellen Differenz im "Europa des Wissens" und mit der sozialen Dimension im Bologna-Prozess kritisch auseinander. Sie weist abschließend darauf hin, dass sich mit dem Entstehen eines Europäischen Hochschul- und Forschungsraumes ein weites Feld für die europäisch vergleichende als auch auf den deutschen Nationalstaat bezogene bildungs- und ungleichheitssoziologische Forschung eröffnet, das bisher nur unzureichend in Theorie und Empirie aufgegriffen wurde. (ICI2)
Strategien zur Förderung von Frauen in Hochschule und Wissenschaft: Integration oder Autonomie?
Titelübersetzung:Strategies for the advancement of women at universities and in science; integration or autonomy?
Autor/in:
Blättel-Mink, Birgit
Quelle: Naturwissenschaft und Technik - (k)eine Männersache: aktuelle Studien und Projekte zur Förderung des weiblichen Nachwuchses in Naturwissenschaft und Technik ; Dokumentation der Tagungen des Kompetenzzentrums "Frauen für Naturwissenschaft und Technik" der Hochschulen Mecklenburg-Vorpommerns in Schwerin und Stralsund. Diana Steinbrenner (Hrsg.), Claudia Kajatin (Hrsg.), Eva-Maria Mertens (Hrsg.). Rostock: I. Koch, 2005, S. 67-86
Inhalt: Die Verfasserin arbeitet strukturelle und kulturelle Aspekte der (Re-)Produktion von geschlechtsspezifischer Segmentation und Segregation im deutschen Hochschul- und Wissenschaftssystem heraus und diskutiert die Leistungsfähigkeit von Strategien zu ihrer Überwindung. Zwei Reproduktionsmechanismen von Geschlechterungleichheit werden dargestellt: die Reproduktion von weiblicher Technikdistanz und männlicher Techniknähe sowie die Reproduktionsmechanismen von Geschlechterungleichheit in Organisationen wie der Hochschule. Hochschulen sind keine neutralen sozialen Gebilde, in ihnen finden auf struktureller, symbolischer, interaktionaler und kognitiver Ebene kontinuierliche Prozesse des "doing gender" statt. In einem zweiten Schritt werden zentrale integrative und autonome Strategien der Frauenförderung in vergleichender Weise auf ihre Leistungsfähigkeit hin untersucht. Beide Strategiegruppen, so wird deutlich, haben ihre spezifischen Stärken und Schwächen. (ICE2)
Elite und Masse - die Paradigmenverschiebung in der Hochschuldiskussion
Titelübersetzung:Elite and mass - the paradigm shift in the discussion concerning unversities
Autor/in:
Hartmann, Michael
Quelle: Denkanstöße zum Bologna-Prozess. Frauke Gützkow (Hrsg.), Gunter Quaißler (Hrsg.). Bielefeld: Webler, 2005, S. 85-96
Inhalt: Die aktuelle hochschulpolitische Debatte wird zunehmend durch die Begriffe Elite und Exzellenz geprägt. Die Verwendung dieser Begriffe ist in der Regel mit einer heftigen Kritik an der "Gleichmacherei" früherer Jahrzehnte verbunden. Letztendlich sollen hochschulinterne Auswahlverfahren den Eckstein der neuen deutschen Hochschulpolitik bilden. Das Beispiel USA mit der sozial hoch selektiven Zusammensetzung der Studierenden zeigt, in welche Zukunft ein solcher Weg führt. Dabei können die amerikanischen Spitzenuniversitäten ihren hohen Standard nur durch einen massiven Import ausländischer Wissenschaftler aufrecht erhalten - kein Weg, den deutsche Hochschulen gehen könnten. (ICE)
Zur Konstruktion von Exzellenz und Elite im amerikanischen Hochschulsystem, am Beispiel eines Women's College
Titelübersetzung:Construction of excellence and elites in the American university system, using a women's college as an example
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid
Quelle: Was ist weiblich - was ist männlich?: Aktuelles zur Geschlechterforschung in den Sozialwissenschaften. Ulrike Vogel (Hrsg.). Bielefeld: Kleine (Wissenschaftliche Reihe), 2005, S. 174-195
Inhalt: Die Studie untersucht die Förderung weiblicher Elite am Wellesley College in den USA, das als Bildungseinrichtung ausschließlich Frauen zugänglich ist. Hier wird Weiblichkeit hergestellt und transzendiert in der Eliteförderung unter den Aspekten der 'Excellence' und des 'Empowerment'. Die Untersuchung der Geschlechterkultur dieser Institution orientiert sich an drei Fragen: (1) Wie organisiert das College Lernprozesse? (2) Welche Rolle spielt das Geschlecht in einem Frauencollege? (3) Wie wird Exzellenz und Elitezugehörigkeit unter maßgeblicher Beteiligung von Frauen für andere Frauen hergestellt? In das Thema einführend, wird zunächst die Geschichte der Frauencolleges in den USA seit Mitte des 19. Jahrhunderts skizziert. Ferner wird die Definition der Schlüsselbegriffe Exzellenz und Elite formuliert. Die Befunde der ethnographischen Beobachtung des Wellesley College und seine Bestrebungen zum Abbau von Geschlechterungleichheit umfasst folgende Aspekte: (1) Geschlechterspiele und Grenzüberschreitungen in Theateraufführungen, (2) Wohnsituation und politische Campus-Aktivitäten sowie (3) die Leistungsanforderungen und Unterstützungsangebote. Darüber hinaus werden weitere Ergebnisse der vergleichenden College-Forschung zu den Themen (1) Studienerfahrungen und Karriere-Erfolge bzw. (2) Bedeutung weiblicher Vorbilder geliefert. Die Studie zeigt, dass es möglich ist, in einem unterstützenden Klima und einer Kultur wertschätzender Anerkennung für junge Frauen die Grenzen von Weiblichkeit zu verschieben. (ICG2)
CEWS Kategorie:Hochschulen, Studium und Studierende, Wissenschaftspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Gender Mainstreaming - neue Optionen für Wissenschaftlerinnen?
Titelübersetzung:Gender mainstreaming - new options for female scientists?
Autor/in:
Lind, Inken
Quelle: Gleichstellung in der Forschung: Organisationspraktiken und politische Strategien. Hildegard Matthies (Hrsg.), Ellen Kuhlmann (Hrsg.), Maria Oppen (Hrsg.), Dagmar Simon (Hrsg.). Berlin: Ed. Sigma, 2003, S. 173-187
Inhalt: Gender Mainstreaming bedeutet, Entscheidungsprozesse auf die tatsächliche Gleichheit zwischen den Geschlechtern in allen Bereichen und auf allen Ebenen auszurichten und somit die Benachteiligungen zwischen den Geschlechtern abzubauen. Konsequent angewandt zielt Gender Mainstreaming auf die Veränderung von Organisationsstrukturen, die geschlechtsspezifische Ungleichheiten immer wieder neu produzieren. Im vorliegenden Beitrag wird der Frage nachgegangen, ob das Konzept geeignet ist, im Wissenschaftsbereich, dessen Strukturen sich in der Vergangenheit als ausgesprochen veränderungsresistent erwiesen haben, zur Verwirklichung von Chancengleichheit zwischen den Geschlechtern beizutragen. Nach einer kurzen Einführung in die Grundzüge und Methoden wird die Argumentationsform und Darstellung von Gender Mainstreaming sowie der Umgang mit der Gender-Kategorie diskutiert. Im letzen Abschnitt werden die für den Wissenschaftsbereich spezifischen Umsetzungsbarrieren nachgezeichnet und der mögliche Gewinn für Wissenschaftlerinnen bei konsequenter Umsetzung sowie die dafür notwendigen Voraussetzungen herausgestellt. (ICI2)
Gezielte Förderung oder Feigenblatt-Funktion? : Frauen an der Universität
Titelübersetzung:Purposeful promotion or a front function? : women at university
Autor/in:
Martin, Ingrid
Quelle: Frauen in der Wissenschaft: Karrierechancen im Hochschulbetrieb. Heidrun Baumann (Hrsg.), Ingrid Martin (Hrsg.). Bielefeld: Daedalus Verl., 2003, S. 120-154
Inhalt: Die Autorin zeigt zunächst an Hand personalpolitischer Daten, dass die kleine Zahl von Frauen an Universitäten, die in hohe und höchste Positionen vordringen, erheblich hinter dem Frauenanteil in Politik und höheren Management bleiben. Der Blick wird dann auf Förderinstrumente und Förderstrategien gelenkt, die die Gleichstellung von Frauen inForschung und Lehre an Universitäten vorantreiben sollen. Nach einem Überblick über den aktuellen Frauenanteil in den verschiedenen Stadien der akademischen Laufbahn und nach einer Untersuchung der Fächerpräferenz der Studierenden weist die Autorin nach, dass bei der Wahl des Studiengangs noch immer Rollenstereotypen zum Tragen kommen. Während Frauen in den Sprach- und Literaturwissenschaften, in Psychologie und Pädagogik zahlenmäßig dominieren und dort mit Anteilen von 75 % bis 95 % vertreten sind, liegt ihr Anteil in den Ingenieurwissenschaften und der Physik bei ca. 10 % bis 20 %. Einerseits wird deutlich, dass Gleichstellung als Querschnittsaufgabe umgesetzt werden muss - eine Politik des Gender Mainstreaming. Andererseits werden die staatlichen bzw. gesetzlich verankerten monetären Instrumente kritisch hinterfragt, beispielsweise Hochschulsonderprogramme, die einer gezielten Individualförderung hochbegabter Nachwuchswissenschaftlerinnen dienen. Ergänzend werden politische Akteure vorgestellt, die sich der Umsetzung des Gleichstellungsauftrags in Forschung und Lehre verschrieben haben: Beauftragte, Netzwerke, Verbände und Lobbys, die als personelle Infrastruktur unverzichtbar für den Erfolg des "Unternehmens Gleichstellung" sind. (ICA2)