Quelle: Arbeit: Perspektiven und Diagnosen der Geschlechterforschung. Brigitte Aulenbacher (Hrsg.), Angelika Wetterer (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2009, S. 7-9
Inhalt: Die Autorinnen geben eine kurze Einleitung in den vorliegenden Sammelband und weisen darauf hin, dass sich die Frauen- und Geschlechterforschung bei ihrer Auseinandersetzung mit dem Thema "Arbeit" seit jeher durch einen Blick "aufs Ganze" auszeichnet. Sie trägt der gesellschaftlichen Gesamtarbeit Rechnung, indem sie nicht nur die Erwerbsarbeit, sondern auch die Hausarbeit, die Eigen- und Subsistenzarbeit, das ehrenamtliche und zivilgesellschaftliche Engagement in den Blick nimmt; die Herstellung von Gütern und die Bereitstellung von Dienstleistungen, die private und die öffentliche Fürsorge gleichermaßen erforscht und bei all diesen Arbeitsformen nach ihrer Bedeutung für die Einzelnen wie nach ihrer Relevanz für die Gesellschaft insgesamt fragt. Aktuell lassen sich in der Frauen- und Geschlechterforschung zum Thema "Arbeit" vor allem zwei Forschungsperspektiven unterscheiden: Zum einen konzentriert sich eine Reihe von Ansätzen auf die Analyse der Organisation von Arbeit in den Verhältnissen von Geschlecht, Klasse und Ethnie und auf die Bedeutung von Arbeit für die Verfasstheit und Entwicklung vergangener und gegenwärtiger Gesellschaften. Zum anderen haben sozialkonstruktivistische, institutionentheoretische und professionssoziologische Studien die Prozesse der sozialen Konstruktion von Geschlecht zum Thema gemacht, die sich im Kontext von Arbeit bzw. Arbeitsteilung vollziehen. (ICI2)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Memorandum zur zukunftsfähigen Arbeitsforschung : Arbeit und Geschlecht - Plädoyer für einen erweiterten Horizont der Arbeitsforschung und ihrer Förderung
Titelübersetzung:Memorandum on work research with future capability : work and gender - plea in favor of an extended horizon in work research and its promotion
Quelle: Institut für Politikwissenschaft GendA - Netzwerk Feministische Arbeitsforschung, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Universität Marburg; Marburg (Discussion Papers / GendA - Netzwerk Feministische Arbeitsforschung, Nr. 13), 2005, Stand Febr. 2005. 30 S.
Inhalt: Vielfältige Transformationsprozesse in den modernen Gesellschaften und im globalen Maßstab bewirken und verbinden sich mit einem grundlegenden Struktur-, Form- und Bedeutungswandel von Arbeit. Die Arbeitsforschung und deren Förderung stehen damit vor neuen Herausforderungen. Vor diesem Hintergrund beschäftigt sich der Beitrag insbesondere mit den Gegebenheiten von Arbeit und Arbeitsforschung in der Bundesrepublik Deutschland; auf die wachsende Bedeutung europäischer Entwicklungen und globaler Perspektiven wird punktuell Bezug genommen. Die AutorInnen des Textes vertreten dabei die Auffassung, dass es einer systematischen Integration der Geschlechterperspektive in die Forschungsperspektiven und Forschungsansätze der Arbeitsforschung bedarf. Den Ausgangspunkt bildet in Kapitel 1 eine kurze Analyse der wechselseitigen Verschränkung der sozialen Organisation und Konstruktion von Arbeit und Geschlecht, des diesbezüglichen Wandels und der darin enthaltenen Herausforderungen für die Arbeitsforschung und deren Förderung. Darauf aufbauend werden in Kapitel 2 die Notwendigkeit und die Schwierigkeiten einer Neubestimmung und -vermessung des Gegenstandsbereichs der Arbeitsforschung und ihrer begrifflichen Grundlagen und diesbezügliche Forschungslücken bzw. noch unzulänglich bearbeitete Forschungsfragen aufgezeigt. Anhand ausgewählter Themenfelder in den Bereichen Arbeit und Leben, Arbeit und Teilhabe sowie Arbeit und Annerkennung werden in Kapitel 3 exemplarisch Forschungsperspektiven entwickelt, die die Geschlechterperspektive systematisch integrieren. Kapitel 4 befasst sich mit den sich aus der Geschlechterperspektive ergebenden methodischen Herausforderungen der Arbeitsforschung und der Dringlichkeit einer Vernetzung disziplinär verstreuter Forschungsansätze einerseits und zwischen Wissenschaft und Praxis andererseits. In Kapitel 5 wird abschließend für eine aktive Förderung genderkompetenter Arbeitsforschung plädiert. (ICG2)
Zukunft der Arbeit und kooperative Forschung : Expertise zu Stand und Perspektiven beteiligungsorientierter Ansätze in der Arbeitsforschung im Auftrag des vom BMBF geförderten Projektes GendA - Netzwerk feministische Arbeitsforschung
Titelübersetzung:Future of work and cooperative research : expert report on the current state of and prospects for participation-oriented approaches in work research on behalf of the GendA Project sponsored by the BMBF - feminist work research network
Autor/in:
Andresen, Sünne
Quelle: Institut für Politikwissenschaft GendA - Netzwerk Feministische Arbeitsforschung, FB 03 Gesellschaftswissenschaften und Philosophie, Universität Marburg; Marburg (Discussion Papers / GendA - Netzwerk Feministische Arbeitsforschung, Nr. 16), 2005. 72 S.
Inhalt: Ziel der Expertise ist es, einen Überblick über den Stand der wissenschaftlichen Veröffentlichungen zu geben, die sich den aktuellen Umbrüchen in der Lohn- bzw. Erwerbsarbeit und den daraus resultierenden Anforderungen an eine zukunftsfähige Gestaltung von Arbeit aus einer im doppelten Sinne besonderen Perspektive heraus nähern: Dies ist erstens die Perspektive eines feministischen oder gendersensiblen Blicks auf Arbeit. Zweitens wird die Frage der zukünftigen Gestaltung von Arbeit oder danach, wie die 'Arbeit der Zukunft' beschaffen sein könnte oder sollte, aus der Perspektive der sozialwissenschaftlichen Forschungsmethoden betrachtet, derer sich bei der Analyse der Umbrüche sowie bei potentiellen Neugestaltungsbemühungen bedient wird. Dabei gilt die Aufmerksamkeit hier insbesondere jenen Methoden, die insofern als 'kooperativ' bezeichnet werden können, als sie die gängigen Trennungen von Theorie und Praxis, von wissenschaftlichem und alltäglichem Wissen und von Forschungssubjekt und 'beforschtem Objekt' zu überwinden versuchen. Im ersten Kapitel wird zunächst ein Überblick über die Entwicklung und den aktuellen Stand der sozialwissenschaftlichen Organisationsberatung gegeben. Im Zentrum des zweiten Kapitels stehen (neuere) Aktionsforschungsansätze, als deren Gemeinsamkeit herausgestellt wird, dass Methode und Gegenstand der Forschung eine innere Einheit bilden. Es geht um die Herstellung und Ermöglichung von Beteiligung und Kooperation und zwar tendenziell nicht nur im Forschungsprozess, sondern im Selbst- und Weltbezug der Menschen/Arbeitenden insgesamt. Dieser Anspruch ist so umfassend wie unerreichbar. Dies belegen auch die Ergebnisse der exemplarischen Aktionsforschungsprojekte, auf die in diesem Kapitel näher eingegangen wird. Sie zeigen, dass Aktionsforschung als Forschung, die letztendlich auf Selbstvergesellschaftung in dem Sinne abzielt, dass die Menschen in der Lage sind, ihre Geschicke als Gleiche kollektiv und gemeinschaftlich zu regeln, immer nur Entwicklungen anstoßen kann, grundsätzlich aber ein unabschließbares Unterfangen bleiben muss. Ein 'Ende der Geschichte' gibt es nicht. Ein Ergebnis der Expertise ist auch, dass solche Handlungsforschungsprojekte in der Arbeitsforschung - wie im Übrigen auch in der Geschlechterforschung - bislang die Ausnahme geblieben sind. Gründe hierfür liegen sowohl in den Belohnungsstrukturen des Wissenschaftsfeldes als auch in den bisherigen Formen der Interessensartikulation und -vertretung der Arbeitenden. (ICG2)
Von der notwendigen Arbeit und dem 'Reich der Freiheit' : auch 'erweiterte Arbeitsbegriffe' verlangen eine feministische Kritik
Titelübersetzung:Necessary work and the 'realms of freedom' : even 'extended work concepts' call for a feminist critique
Autor/in:
Notz, Gisela
Quelle: Hauptsache Arbeit?: feministische Perspektiven auf den Wandel von Arbeit. Dagmar Baatz (Hrsg.), Clarissa Rudolph (Hrsg.), Ayla Satilmis (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Arbeit - Demokratie - Geschlecht), 2004, S. 137-151
Inhalt: Im Mittelpunkt des Beitrages stehen die Kategorie "Arbeit" und deren gesellschaftliche wie individuelle (Ver-)Teilung. Die Autorin möchte mit ihren Ausführungen dazu anregen, einen erweiterten Arbeitsbegriff, wie er in der soziologischen Frauenforschung bereits weitgehend benutzt wird, auch zum Gegenstand von Arbeitsmarktforschung, Arbeitsgestaltung und Arbeitspolitik zu machen. Sie geht zunächst der Frage nach, was "Arbeit" eigentlich ist und warum ein erweiterter Arbeitsbegriff notwendig erscheint. Sie entwickelt anschließend Kriterien für einen erweiterten Arbeitsbegriff, durch welche vermieden werden kann, dass ungleiche Geschlechterverhältnisse wieder reproduziert werden. Sie nimmt dabei Abgrenzungen zu einem "inflationären" Arbeitsbegriff vor, mit welchem ihrer Meinung nach undifferenziert behauptet wird, das alles, was Menschen in ihrer wachen Zeit tun, Arbeit sei. Die Autorin fragt drittens danach, was mit einem erweiterten Arbeitsbegriff erreicht werden soll, und zeigt viertens einige Entwürfe auf, an denen deutlich wird, dass über eine bloße Erweiterung des Begriffs hinaus strukturelle Veränderungen in allen Bereichen menschlicher Arbeit unabdingbar sind. Sie geht abschließend kurz auf die aktuelle Arbeitsmarktpolitik ein, durch die ihrer Ansicht nach traditionelle geschlechtsspezifische Konzepte der Arbeits(ver)teilung rekonstruiert werden. (ICI2)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
(K)ein Ende der Geschlechterungleichheit? : Arbeit und Geschlecht als Medien der Inklusion und Exklusion in Organisationen
Titelübersetzung:(Not) an end to gender inequality? : work and gender as media of inclusion and exclusion in organizations
Autor/in:
Funder, Maria
Quelle: Hauptsache Arbeit?: feministische Perspektiven auf den Wandel von Arbeit. Dagmar Baatz (Hrsg.), Clarissa Rudolph (Hrsg.), Ayla Satilmis (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Arbeit - Demokratie - Geschlecht), 2004, S. 47-69
Inhalt: Die Autorin versucht in ihrem Beitrag zu zeigen, dass Arbeit und Geschlecht als Medien der Inklusion und Exklusion in Organisationen fungieren. Sie setzt sich zunächst mit dem Arbeitsbegriff auseinander und betont, dass Arbeit auch in der funktional differenzierten Gesellschaft noch eine relevante Analysekategorie darstellt. Der zweite Teil ihrer Ausführungen konzentriert sich auf den Zusammenhang von Arbeit, Geschlecht und Organisation sowie auf die Frage, ob in der Mainstream-Organisationsforschung überhaupt ein Zusammenhang zwischen Geschlecht und Organisation hergestellt wird. Im Hinblick auf die Ansätze der feministischen Organisationsforschung gilt es vor allem zu prüfen, ob Organisationen grundsätzlich vergeschlechtlicht oder - wovon bereits die klassische Organisationslehre ausgeht - nicht doch geschlechtsneutral sind. Stellt die Geschlechterdifferenz also nur eine potentiell aktivierbare Orientierungshilfe dar, die zukünftig irrelevant werden könnte? Die Autorin entwickelt hierzu die These, dass es zwar nach wie vor eine Verknüpfung von (Geschlechter-) Differenz und Hierarchie gibt, dass diese aber in Organisationen keineswegs immer und überall wirkungsmächtig sein muss. Sie erörtert vor diesem Hintergrund zukünftige Forschungsperspektiven einer genderorientierten Organisationsanalyse. (ICI2)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Hauptsache Arbeit"? - Blockierte Perspektiven im Wandel von Arbeit und Geschlecht
Titelübersetzung:"Work, the most important thing"? - blocked perspectives during the change in work and gender
Autor/in:
Kurz-Scherf, Ingrid
Quelle: Hauptsache Arbeit?: feministische Perspektiven auf den Wandel von Arbeit. Dagmar Baatz (Hrsg.), Clarissa Rudolph (Hrsg.), Ayla Satilmis (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Arbeit - Demokratie - Geschlecht), 2004, S. 24-46
Inhalt: Die Autorin reflektiert die Zusammenhänge zwischen Arbeit und Geschlecht bzw. den sich auf diesen Gebieten jeweils vollziehenden Wandel aus einer geschlechtersensiblen Perspektive. Sie geht zunächst auf Hannah Arendts Kritik an den modernen Arbeitsgesellschaften und dem darin wirksamen Arbeitsmythos ein, wobei sie insbesondere das Verhältnis von Arbeit und Demokratie thematisiert. Sie diskutiert anschließend die ihrer Einschätzung nach widersprüchlichen Tendenzen im Wandel von Arbeit und Geschlecht und weist auf einige Schwierigkeiten einer geschlechtssensiblen feministischen Perspektive auf Arbeit hin. Sie stellt ferner das aus der Analyse dieser Schwierigkeiten im Projekt "GendA - Netzwerk feministische Arbeitsforschung" gewonnene Konzept der Soziabilität vor. Als analytische und konzeptionelle Leitidee genderkompetenter Arbeitsforschung befindet sich dieses Konzept in dem vom BMBF im Rahmen des Förderschwerpunkts "Zukunftsfähige Arbeitsforschung" geförderten Projekt jedoch noch in der Entwicklungsphase, so dass hierzu nur erste thesenhafte Anmerkungen gemacht werden können. (ICI)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauen- und Geschlechterforschung als Beruf
Titelübersetzung:Women's studies and gender studies as an occupation
Autor/in:
Niekant, Renate
Quelle: Femina politica : Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Jg. 12 (2003) H. 2, S. 60-66
Inhalt: Im Mittelpunkt des Beitrages steht eine Diskursanalyse, genauer gesagt eine empirische Untersuchung, bei der der Diskurs der Frauen- und Geschlechterforschung über sich selbst Gegenstand ist. Das Material dieses laufenden Projektes sind Einleitungen zu Sammelbänden der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung und feministischen Theorie seit den frühen 1980er Jahren. Das heißt, die Autorin arbeitet mit einer spezifischen Textsorte: Einleitungen, die programmatische Texte sind. Sie bilanzieren, stellen vor und ordnen Gültigkeiten, Wissen, Perspektiven. Sie normieren Zugehörigkeit, Grenzen des Wissens, Erkenntnisprozesse. Sie geben Lesarten, Muster der Wahrnehmung vor. In diesem Projekt werden sie als Ausdruck der symbolischen Kämpfe um die Definition von Frauen- und Geschlechterforschung, als symbolische Kämpfe im Diskurs über sich selbst gelesen. Die Verfasserin stellt die ersten Eindrücke sowie die Ergebnisse nach den ersten "Stichproben" zusammen. Die Autorin hebt hervor, dass sich ihre Wahrnehmung der Frauen- und Geschlechterforschung bereits deutlich verändert hat, weil sie aufgrund der Methode der Diskursanalyse einen ganz anderen Blick auf den Diskurs der Frauen- und Geschlechterforschung bekommen hat. Dies wird erläutert und am Beispiel des Call for Papers für das Panel des Arbeitskreises "Politik und Geschlecht" auf der DVPW- Tagung in Mainz 2003 greifbarer gemacht. Vor diesem Hintergrund präsentiert sie drei Thesen zur Frauen- und Geschlechterforschung als Beruf: erstens Daten zur Professionalisierung, zweitens Informationen zur Struktur der Frauen- und Geschlechterforschung als kritische Wissenschaft seit ihren Zeiten als Frauenforschung und drittens Notizen zu Anerkennung und Kultur der Frauen- und Geschlechterforschung. Diese Thesen deuten erste Ergebnisse an, sie sind zum Teil beschreibend, zum Teil kritisch im Sinne einer Kritik an Strukturen. Den Schluss bildet ein Plädoyer für einen selbstkritischen und reflexiven Dialog über eine politische Ethik der Frauen- und Geschlechterforschung. (ICF2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Arbeitswelt und Arbeitsmarkt
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Latente Differenzkonstruktionen : eine exemplarische Fallanalyse zu Geschlechterkonzeptionen in der professionellen Praxis
Titelübersetzung:Latent difference constructions : an exemplary case analysis of gender conceptions in professional practice
Autor/in:
Scheid, Claudia; Gildemeister, Regine; Maiwald, Kai-Olaf; Seyfarth-Konau, Elisabeth
Quelle: Feministische Studien, Jg. 19 (2001) Nr. 2, S. 23-38
Inhalt: Der folgende Beitrag geht den aktuell diskutierten Fragen nach, ob neuere gesellschaftliche Entwicklungen dazu führen, dass die Kategorie "Geschlecht" an Wirkmächtigkeit in der Strukturierung sozialer Realität verliert, und inwieweit die neue Rede von der "Geschlechtervielfalt" einem Bedeutungsverlust binärer Kategorisierung entspricht. In Anlehnung an das soziologisch-interaktionstheoretische Konzept des "doing gender" wird die Praxis der professionellen Berufe als Beispiel für die Bedeutung latenter Differenzkonstruktionen von Geschlecht untersucht. Die Analyse bezieht sich auf die konkreten Entscheidungen einer Familienrichterin in einem Sorgerechtsfall, um zu verdeutlichen, welche Familien- und Geschlechterkonzeptionen dem professionellen richterlichen Handeln zugrundeliegen. Die Datengrundlage bildet eine Transkriptsequenz aus einem offenen Interview, das mit der Richterin zu ihrer beruflichen Entwicklung, ihrer Berufspraxis sowie zum Verhältnis von Karriere und privater Lebenspraxis geführt wurde. Im Anschluss an die empirische Analyse wird nochmals auf die verwendete Methodik eingegangen und ihr Potenzial für die Rekonstruktion geschlechtsdifferenzierender Muster aufgezeigt. (ICI)