Zwei Schritte vor, einer zurück : zur Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Two steps forward, one step back : institutionalization of women's studies and gender studies
Autor/in:
Heitzmann, Daniela
Quelle: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Frauen- und Geschlechterforschung, Bd. 1 (2010) , S. 11-22
Inhalt: Auf der Grundlage einer im Frühjahr 2008 durchgeführten Untersuchung zur Etablierung von Genderprofessuren an deutschen Universitäten wird im vorliegenden Beitrag die Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung diskutiert. Zum Erhebungszeitpunkt lagen die Angaben für Genderprofessuren an Universitäten vor, weshalb sich die Ausführungen auf diesen Hochschultyp beschränken. Den theoretischen Rahmen bildet die Sozialtheorie von Pierre Bourdieu und dessen Erweiterung für das wissenschaftliche Feld durch Beate Krais und Sandra Beaufays. Die Institutionalisierung wird als ein Prozess der Sichtbarmachung, Verstetigung und Absicherung der Frauen- und Geschlechterforschung als wissenschaftliches Lehr- und Forschungsgebiet im Hochschul- und Wissenschaftssystem verstanden. Angelehnt an das Phasenmodell der Institutionalisierung von Carol Hagemann-White sowie dessen Fortführung durch Ulla Bock und Sigrid Metz-Göckel werden zunächst die einzelnen Etappen der Frauen- und Geschlechterforschung von 1976 bis 1996 skizziert und deren Entwicklung theoretisch verortet. Im zweiten Teil wird die aus der Untersuchung abgeleitete Erweiterung des Modells um die vierte Phase der Normalisierung dargestellt. Abschließend erfolgt eine Diskussion zur Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung hinsichtlich ihrer Positionierung im Wissenschaftsfeld. (ICI2)
Geschlechterforschung in Moskau : Expertise, Aktivismus und Akademie
Titelübersetzung:Gender studies in Moscow : expertise, activism and academy
Autor/in:
Garstenauer, Therese
Quelle: Wien: Lit Verl. (Wiener Studien zur Zeitgeschichte, Bd. 2), 2010. ii, 231 S.
Inhalt: "Seit den späten 1980er Jahren hat sich die Frauen- und Geschlechterforschung als eigene interdisziplinäre Richtung in Russland etabliert. Ihre Institutionalisierung und Entwicklung in Moskau wird in diesem Buch - im Kontext der Geschichte von Frauenbewegung und Sozialwissenschaften in Russland und der Sowjetunion skizziert. Die Praxis von gendernye issledovanija kann dabei Unterschiedliches implizieren: von politikberatender Expertise über feministisches Engagement in NGOs bis zu akademischer Wissenschaft." (Autorenreferat)
Intersectionality - ein Forschungsfeld auf dem Weg zum Paradigma? : Tendenzen, Herausforderungen und Pespektiven der Forschung über Intersektionalität
Titelübersetzung:Intersectionality - a research field on the way to becomming a paradigm : tendencies, challenges and perspectives of the research about intersectionality
Autor/in:
Bührmann, Andrea D.
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 1 (2009) H. 2, S. 28-44
Inhalt: "Die sozialwissenschaftlich orientierte Frauen-und Geschlechterforschung kann im deutschsprachigen Raum auf eine mehr als 30-jährige Geschichte zurückblicken. Sie ist fraglos auf dem Weg, sich als 'normale' wissenschaftliche Disziplin zu etablieren. Jedoch können auch Tendenzen einer fundamentalen Hinterfragung der Kategorie Geschlecht selbst konstatiert werden. So stellt sich derzeit die Frage, ob sich die Geschlechterforschung in Zukunft darauf konzentrieren sollte, Prozesse der geschlechtlichen Differenzierung zu beobachten, oder ob ihr Wissen über die Geschlechterdifferenzierung als Ausgangspunkt für eine Forschung über gesellschaftliche Differenzierungsprozesse dienen sollte. Die letztere Problemstellung wird auch unter dem Stichwort Intersektionalität diskutiert. Der Beitrag fragt mit Blick darauf, ob es sich bei der Intersektionalitätsforschung schon um ein neues Paradigma handelt oder noch um ein Forschungsfeld. Diese Fragestellung wird ausgehend von den aktuellen theoretisch-konzeptionellen Debatten und empirisch-praktischen Forschungsbemühungen um Intersektionalität diskutiert. Abschließend werden die aktuellen Herausforderungen und Perspektiven der Intersektionalitätsforschung, die auch dazu beitragen könnten, dass diese sich von einem umkämpften Feld zu einem Paradigma (der Geschlechterforschung) formieren kann, skizziert." (Autorenreferat)
Inhalt: "In the German speaking world gender studies have already a history of more than 30 years. Thus, it is beginning to become a normalised form of social science. But we can also state tendencies to question the gender category. Therefore, the question arises whether gender studies should concentrate on observing processes of differences, or should it use knowledge about gender as a starting point to do research on societal processes of differentiating. The latter has been discussed under the label 'intersectionality'. This essay asks whether research on intersectionality has already become a new paradigm or remains a research field. The discussion of the problem is based on theoretical debates and empirical studies about intersectionality. Following from this current challenges and perspectives of intersectionality research will be sketched out." (author's abstract)
Frauen- und Gleichstellungspolitik : gesellschaftlicher Wandel durch Institutionen?
Titelübersetzung:Women's policy and equal opportunity policy : social change through institutions?
Autor/in:
Rudolph, Clarissa
Quelle: Feminismus: Kritik und Intervention. Ingrid Kurz-Scherf (Hrsg.), Julia Lepperhoff (Hrsg.), Alexandra Scheele (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Arbeit - Demokratie - Geschlecht), 2009, S. 115-132
Inhalt: Der Beitrag fragt danach, inwieweit institutionalisierte Frauen- und Gleichstellungspolitik zu einem gesellschaftlichen Wandel und der Transformation von Geschlechterverhältnissen beitragen kann. Dazu wird auch der neuere Ansatz des Gender Mainstreaming in die Analyse mit einbezogen. Frauenpolitik bedeutet für die Autorin im vorliegenden Zusammenhang das Zusammenwirken von frauenpolitischen Akteurinnen und Institutionen innerhalb und außerhalb von Verwaltungen und Organisationen, die mit politischen Maßnahmen und Aktionen auf die Tatsache und die Folgen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und ungleicher Geschlechterverhältnisse aufmerksam machen, die Frauen fördern bzw. ihre Chancen verbessern und u.a. mit Gesetzen und Verordnungen Einfluss auf das Geschlechterverhältnis nehmen wollen. Vor diesem Hintergrund wird der Weg der Frauenpolitik nachgezeichnet: von den Anfängen der Gleichberechtigungspolitik über Frauenbüros und Gender Mainstreaming bis hin zu möglichen Perspektiven partizipatorischer Gleichstellung. Abschließend beschäftigt sich die Autorin mit der Frage nach der Bedeutung institutionalisierter Politikformen im Wandel der Geschlechterverhältnisse. (ICA2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Wege in der Wissenschaft - von der Frauen- zur Geschlechterforschung in Gesellschaftswissenschaften und Philosophie
Titelübersetzung:Pathways of science - from women studies to gender studies in social sciences and philosophy
Autor/in:
Niekant, Renate
Quelle: Gießen, 2008. 282, XVII S.
Inhalt: "Anders Wissenschaft zu machen - Wissenschaft zu verändern: Was ist aus diesem Anspruch feministischer Wissenschaft im Verlauf ihrer Institutionalisierung und Professionalisierung in den deutschsprachigen Sozialwissenschaften und Philosophie geworden? In der vorliegenden Untersuchung wird dies als Frage der Selbstreflexion feministischer Wissenschaft verfolgt. Wie fasst sich feministische Wissenschaft als 'Wissenschaft' auf? Wie bewegt sie sich in dem von ihr als zentral postulierten Konflikt zwischen Wissenschaft und Politik? Wie gestaltet sich das politische und wissenschaftliche Selbstverständnis der Akteurinnen? Wie profilieren sich ihre Netzwerke? Wie ordnet sich in den Achtziger- und Neunzigerjahren die Selbstreflexion des Diskurses? Das Material dieser Untersuchung stellen 70 Einleitungen zu feministischen Sammelbänden seit Anfang der Achtzigerjahre dar. Im Vordergrund stehen die strategischen Verhältnisse, die den feministischen Diskurs als einen wissenschaftlichen Diskurs ermöglichen. Welches Subjekt lässt der feministische Diskurs in den Sozialwissenschaften und in Philosophie sprechen? Wie bringt er Geschlecht (gender) als neues Objekt hervor? Wie individualisiert sich die diskursive Formation der Frauenforschung? Welche gemeinsame Verbindlichkeit stellt sie her? Welche Wahrnehmungssituation und welches Abhängigkeitssystem strukturieren den Diskurs? (Kap.2.1.) Was bedeutet die 'Krise' Ende der Achtzigerjahre, welche Prozesse begründen sich mit ihr? (Kap.2.2.) Wie lassen sich die Transformationen des Diskurses von der Frauen- zur Geschlechterforschung seit Ausgang der Achtzigerjahre (Kap. 2.3.) und in den Neunzigerjahren (Kap. 3.) als Wahrheitspolitik und Effekte von Machtwirkungen auf das Wissenschaftsverständnis und im Selbstverständnis der Akteurinnen beschreiben? So entsteht eine Chronologie der Subjektivierungen und theoriepolitischen Positionen im Spektrum feministischer Wissenschaft. Ihr schließt sich eine Chronologie der 'Diskursgesellschaft' (Foucault) der Frauen- und Geschlechterforschung an (Kap. 4.), d.i. konkret eine Chronologie der 'Autorschaft' (Foucault) des Diskurses (Kap. 4.1.), d.h. eine Chronologie der Organisation des Zugangs zum Diskurs, und eine Chronologie der Äußerungsmodalitäten (Kap. 4.2.), d.h. der spezifischen Art und Weise der Organisation, wer sprechen darf. Schließlich zeigt die Sprache, die geschrieben wird, die Möglichkeiten und Unmöglichkeiten akademischer Existenz auf, denen sich der wissenschaftliche Feminismus, zu dem der feministische Diskurs in den Wissenschaften geworden ist, fügt, auch wenn er sie - nunmehr punktuell und nicht mehr grundlegend - kritisiert. Die Frage, ob und inwieweit diese Übernahme der Konventionen des Wissenschaftsbetriebs die Möglichkeiten der feministischen Kritik an der Wissenschaft nicht zunehmend eingeschränkt hat, muss offen bleiben. Es ist aber auffällig, dass in den Bilanzen um die Jahrtausendwende diese Frage, die den Diskurs in seinen Anfängen ganz wesentlich begründet hat, in den Hintergrund getreten ist. Die Normen der scientific community ordnen die Selbstreflexion des Diskurses. Das bedeutet allerdings nicht, dass er entpolitisiert wäre. Er ist vielmehr eine neue Form kritischer weiblicher Intellektualität." (Autorenreferat)
Inhalt: "Making science in different ways - changing science: What became of that claim of feminist science in the course of its institutionalisation and professionalization in German spoken social sciences and philosophy? The studies presented here will analyse this question as an issue of self-reflection of feminist science. How does feminist science conceive itself as science? How does feminist science operate in the conflict between science and policy - a conflict it postulates as being pivotal? How does the political and scientific self-concept of the protagonists develop? How do their networks distinguish themselves? How does the self-reflection of the discourse organize itself in the eighties and nineties? The material to be analysed in this study includes 70 introductions of feminist omnibus volumes, issued since the beginning of the eighties. The strategic conditions, which enable the feminist discourse becoming a scientific discourse, are in the centre of this analysis. What subject is given a voice in the feminist discourse in social sciences and philosophy? How does this discourse generate gender as a new object? How does the discursive formation of the women's studies individualise itself? What is the common obligation it creates? What kind of perceptual conditions and what kind of dependencies are structuring the discourse? (chapter 2.1.) What does the 'crisis' of the eighties mean, what kind of processes does it constitute? (chapter 2.2.) How can the transformations of the discourse from women's to gender studies, that took place since the end of the eighties (chapter 2.3.) and in the nineties (chapter 3.), be described as policy of truth and as repercussions of power on the theory of science and the self-conception of the protagonists? Thus emerges a chronology of subjectifications and the positions of theory policy in the spectrum of feminist science. Then follows a chronology of the 'discourse society' (Foucault) of the women's and gender studies (chapter 4.). Actually, this is a chronology of the 'authorship' (Foucault) of the discourse (chapter 4.1.), that means, a chronology of the organisation of the approach to the discourse and a chronology of the modalities of expression (chapter 4.2.), i.e. of the specific way of organisation and who is allowed to speak. After all, written language reveals the possibilities and impossibilities of academic existence to which scientific feminism submits to - the feminist discourse in science, which has turned to scientific feminism, even if scientific feminism is criticising science henceforth only partly and no longer fundamentally. The question whether and to what extent this adoption of the conventions of science and academic life curbs the possibilities of feminist criticism of science has to remain unsettled. However, it is striking that this question has taken a back seat in the balances at the turn of the millennium - a question which, after all, had been constituent in the beginning of that discourse. The standards of the scientific community regulate the self-reflection of the discourse. However, this doesn't mean that it would be depoliticized. It is rather a new form of critical female intellectuality." (author's abstract)
Institutionalisierung der Frauen/Geschlechterforschung: Geschichte und Formen
Titelübersetzung:Institutionalization of women's studies/gender studies: history and forms
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 887-895
Inhalt: Bei der Frauen- und Geschlechterforschung handelt es sich um eine inhaltliche Erneuerung der Wissenschaften, die mit der personellen wissenschaftlichen Integration von Frauen zusammenhängt. Mit ihrer Institutionalisierung geht eine Anpassung an die etablierten Strukturen einher, welche ambivalent zu bewerten ist, da die Frauen- und Geschlechterforschung aus einer Kritikposition entstanden ist und etablierte Denk-Grenzen zu sprengen beabsichtigte. Wie viel kritische Differenz sie bewahren kann und wie sich das Hochschulsystem durch die Inklusion einer Geschlechterperspektive verändert, sind Fragen, die sich mit ihrer Institutionalisierung im Wissenschaftssystem verbinden. Während die einen von einer marginalisierten Integration sprechen, betrachten andere sie dagegen als Erfolgsgeschichte. Die Phasen der Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung lassen sich in Aufbruch, Ausbreitung und Professionalisierung einteilen, die ab Mitte der 1990er Jahre von einer Normalisierung, internen Differenzierung, Akademisierung und prekären Institutionalisierung begleitet sind. Im vorliegenden Beitrag werden die Professionalisierung der Akteurinnengruppen, die kontroversen Auseinandersetzungen zur Institutionalisierung sowie perspektivische Fragen nach Integration oder selbständiger Disziplin skizziert. (ICI2)
Titelübersetzung:Knowledge, gender, professionalization : historical and sociological studies
Herausgeber/in:
Honegger, Claudia; Liebig, Brigitte; Wecker, Regina
Quelle: Zürich: Chronos Verl., 2003. 315 S.
Inhalt: "Geschlechterbeziehungen prägen wesentlich die Struktur der sozialen, politischen, kulturellen, ökonomischen und symbolischen Ordnung einer Gesellschaft, und sie regeln die Verwendungsweisen von und die Zugänge zu Wissen. Daher stehen vor allem drei allgemeine Problemkomplexe im Zentrum: erstens Fragen nach der wechselseitigen Abhängigkeit zwischen der Struktur einer Gesellschaft und der institutionellen Ausgestaltung des Geschlechterverhältnisses; zweitens Fragen nach den geschlechtsspezifischen Benachteiligungen, aber auch Chancen im Umgang sowohl mit formalisierten Wissenstraditionen wie mit informellen Wissensbeständen. In diesem Zusammenhang zentral sind drittens Fragen nach Ein- und Ausgrenzung in Prozessen der Professionenbildung, der Verberuflichung sowie der disziplinären Ausdifferenzierung von systematisiertem Wissen. Die Beiträge in diesem Buch zeigen dabei exemplarisch, wie erhellend ein fallrekonstruktives Vorgehen sein kann. Erst am konkreten Material lässt sich verdeutlichen, wie verschlungen die Wege sind, die dazu führen, dass ein Wissen zu einer bestimmten Zeit und in einem bestimmten gesellschaftlichen Kontext als etabliertes Fachwissen oder als Geheimwissen, als sozial lizenziertes oder als ausgegrenztes Wissen, als männliches oder als weibliches Wissen, als wissenschaftliches oder als dilettantisches, als konzeptionelles oder als veraltetes Wissen gilt. Das fallrekonstruktive Vorgehen zielt zudem darauf ab, konstruktiv und phantasievoll mit Theorien umzugehen und sie differenziert zu benützen, ohne sich von ihnen blind machen zu lassen. In allen Beiträgen geht es darum, vom Material her theoretische Interpretationen zu entwickeln und so die Genese neuer Fragestellungen und eine nicht disziplinär verkürzte Deutung der Wirklichkeit zu ermöglichen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Caroline Buhler: Ein Leben für oder neben dem Beruf? Exemplarische Fallrekonstruktionen zum beruflichen Selbstverständnis junger Frauen und Männer (19-40); Jeannette Voirol: Die ersten Schweizer Ärztinnen und ihr Stand in der Profession (41-64); Marianne Rychner: Profession und Werbung. Sequenzanalytische Interpretation der Selbstdarstellung eines 'Gesundheitszentrums' (65-86); Peter Schallberger: Motive unternehmerischen Handelns. Versuch einer auf Fallstudien basierenden Typologie (87-110); Elena Folini und Nicoline Scheidegger: Organisationales Lernen aus Geschlechterperspektive: Dysfunktionalitäten in Regelbildungsprozessen (111-130); Brigitte Liebig: Leitbilder der Chancengleichheit. Zwischen Werte-, Leistungs und Verantwortungsorientierung (131-148); Elisabeth Ehrensperger: Humanitäre Ideale und politische Rhetorik. Handlungsstrategien Eleanor Roosevelts, Präsidentin der UN-Menschenrechtskommission (149-166); Catherine Fussinger : Une psychiatrie 'novatrice' et 'progressiste' dans un canton périphérique et conservateur: un réel paradoxe? (169-186); Martin Lengwiler: Auf Nummer sicher: Institutionelle Bedingungen von Risikokonflikten am Beispiel der Unfallversicherung in der Schweiz nach 1945 (187-206); Urs Zürcher: Müllers Fall. Affekte, Wissen und die pathologische Anatomie (207-226); Claudia Crotti: Die Professionalisierung der Weiblichkeit für das öffentliche Bildungssystem. Lehrerinnenbildung in der Schweiz in der Mitte des 19. Jahrhunderts (229-248); Urs Germann: Verpasste Professionalisierung? Probleme der institutionellen Ausdifferenzierung der forensischen Psychiatrie in der Schweiz1900-1950 (249-268); Hans Jakob Ritter: Die Institutionalisierung der Vererbungsforschung in Basel. Formierung und Institutionalisierung einer wissenschaftlich fundierten Eugenik in Basel zwischen 1925 und 1944 (269-290); Elisabeth Maurer und Regina Wecker: Das Graduiertenkolleg 'Wissen - Gender - Professionalisierung' und die Tücken der Evaluation (291-312).
Akademisierung und Vermarktlichung : zwei Pole der Entpolitisierung der Frauen- und Geschlechterforschung?
Titelübersetzung:Academization and marketing : two poles of the depoliticalization of women's studies and gender studies?
Autor/in:
Nickel, Hildegard Maria
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 2/3, S. 67-75
Inhalt: Die Autorin reflektiert die "Risiken" und "Nebenwirkungen" der Etablierung der Frauen- und Geschlechterforschung im universitären Bereich, wozu sie zunächst deren Institutionalisierung in den 1980er Jahren nachzeichnet. Sie fragt danach, welchen Preis der Erfolg hat und ob im Akademisierungsprozess der Frauen- und Geschlechterforschung eine realpolitische "Bodenhaftung", eine Strategietauglichkeit von feministischen Theorien sowie eine gesellschaftspolitische und -kritische Diagnosefähigkeit auf der Strecke geblieben sind. Sie skizziert ferner den gesellschaftlichen Umbruch in den 1990er Jahren, der zu einer Vermarktlichung der feministischen Wissenschaft führte, und plädiert abschließend für eine Repolitisierung statt Entpolitisierung der Frauen- und Geschlechterforschung. In Anlehnung an die Thesen von Nancy Fraser ist ein "perspektivischer Dualismus" im Hinblick auf eine Anerkennungs- und Umverteilungspolitik gerade auch in der Gender-Forschung zu fordern, wenn die feministische Wissenschaftskritik zeitgemäße Perspektiven für die Phänomene von Postfordismus, Postkommunismus und Globalisierung entwickeln will. (ICI2)
Feministische Verstrickungen und Perspektiven : das Beispiel Frauenprojekte
Titelübersetzung:Feminist entanglements and perspectives : the example of women's projects
Autor/in:
Hänsch, Ulrike
Quelle: Zwischen Emanzipationsvision und Gesellschaftskritik: (Re)Konstruktion der Geschlechterordnung in Frauenforschung - Frauenbewegung - Frauenpolitik. Ursula Hornung (Hrsg.), Sedef Gümen (Hrsg.), Sabine Weilandt (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 220-238
Inhalt: Im vorliegenden Aufsatz wird die These aufgestellt, dass die feministische Politik des "Widersprechens" selbst von Widersprüchen durchzogen ist. Der Feminismus entwickelt als Gegenbewegung gegen kulturelle und soziale Herrschaftsstrukturen auch eigene Dominanzen und greift - als Gegenbewegung - den "Mainstream-Feminismus" als Macht an. Am Beispiel der Frauenprojekte zeigt die Autorin in ihrem Rückblick auf die gegenkulturellen Wurzeln feministischer Bewegung die Spannung zwischen dem Privaten und dem Gesellschaftlichen, den individuellen und den kollektiven Emanzipationsprozessen auf. Während z.B. in den euphorischen Anfangsjahren der Frauenbewegung noch ein erotisches Verhältnis zu den Möglichkeiten einer grundlegenden Veränderung bestand, wird diese Faszination in der heutigen Professionalisierung und Spezialisierung der Frauenprojekte vielfach vermisst und führt zu einer Verunsicherung feministischer Gewissheiten. Die Autorin möchte mit ihren Überlegungen dazu beitragen, diese identitätskritischen Verunsicherungen zu thematisieren und eine Verbindung zwischen der Praxis der Frauenprojekte und den theoretischen Erkenntnissen der heutigen Frauen- und Geschlechterforschung herzustellen. Das oftmals artikulierte Unbehagen am Umgang mit der Kategorie Geschlecht könnte hierzu wertvolle Anregungen für die politische Arbeit von Frauenprojekten geben und die wechselseitige Theorie-Praxis-Bezogenheit konstruktiv bereichern. (ICI2)
Subversiver Anspruch und Normalisierungsrealität : über Ziele, Wege und Perspektiven der Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Subversive claim and normalization reality : objectives, methods and prospects in women's studies and gender studies
Autor/in:
Gravenhorst, Lerke
Quelle: Zwischen Emanzipationsvision und Gesellschaftskritik: (Re)Konstruktion der Geschlechterordnung in Frauenforschung - Frauenbewegung - Frauenpolitik. Ursula Hornung (Hrsg.), Sedef Gümen (Hrsg.), Sabine Weilandt (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 96-102
Inhalt: Die Sektion "Frauenforschung" in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie hat seit ihren Anfängen im Jahre 1979 subversive Ansprüche an die Wissenschaftspraxis gestellt und sich für eine stärkere Institutionalisierung der Frauenforschung eingesetzt. Die Autorin wirft in ihrem Diskussionsbeitrag die Frage auf, was die Begriffe "subversiv" und "politisch" in der Vergangenheit bedeuteten und inwieweit diese Ansprüche nach 20 Jahren und angesichts der Normalisierungsprozesse überhaupt noch aufrechtzuerhalten sind. Aus der Perspektive einer Mitbegründerin der Sektion gibt sie Einblicke in die Entstehung der Frauenforschung und skizziert die heutige Thematisierung der Kategorie "Geschlecht". Sie beschreibt das selbstgeschaffene Dilemma zwischen einer institutionalisierten Eigenständigkeit von Frauen- und Geschlechterforschung und einem deutlichen Resonanzmangel durch Ghettoisierung. In Bezug auf eine Binnendifferenzierung der Frauen- und Geschlechterforschung weist sie auf die Generationenkonflikte der unterschiedlichen Themen und Theorien hin und betont abschließend die nach wie vor bleibende und notwendige Gratwanderung zwischen "Subversion" und "Normalisierung". (ICI)