Quelle: Grenzenlose Gesellschaft?: 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ; 16. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie ; 11. Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie ; Bd. II/1: Sektionen, Forschungskomitees, Arbeitsgruppen. Hermann Schwengel (Hrsg.), Britta Höpken (Mitarb.). Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Grenzenlose Gesellschaft?"; Pfaffenweiler: Centaurus-Verl.-Ges., 1999, S. 486-489
Inhalt: "Die Positionierung von Individuen im gesellschaftlichen Gefüge sozialer Ungleichheit erfolgt in erster Linie über das System der Erwerbsarbeit. Die soziale Ungleichheit von Frauen und Männern ist hier maßgeblich geprägt durch eine horizontale Segregation in Frauen- und Männerberufe und durch eine vertikale Segregation in statushohe und statusniedrige Tätigkeiten innerhalb einzelner Berufsgruppen mit jeweils unterschiedlicher Ausstattung von Status, Macht und Einkommen. Ansätze zur Erklärung geschlechtsspezifischer Ungleichheit der Erwerbsarbeit haben zum Teil ihre Plausibilität eingebüßt. So ist die These vom Qualifikationsdefizit der Frauen mittlerweile überholt. Auch sozialisationstheoretische Argumente verlieren mit der zunehmenden Berufsorientierung von Frauen an Aussagekraft. Individuenzentrierten Erklärungsansätze lassen häufig außer acht, daß für das Zustandekommen der horizontalen und vertikalen Geschlechtersegregation Zuweisungsprozesse innerhalb von Arbeitsorganisationen eine wichtige Rolle spielen. Organisationen verfahren nicht geschlechtsneutral, sondern reproduzieren und vermitteln Geschlechtersegregation innerhalb ihrer Strukturen und mittels formeller wie informeller Mechanismen. Seit den 80er Jahren versuchen Arbeitsorgansationen verstärkt durch eine an Gleichstellung orientierte Personalpolitik zum Abbau von Ungleichheit zwischen Männern und Frauen in Organisationen beizutragen. Wir gehen anhand ausgewählter Fallbeispiele der Frage nach, ob eine gleichstellungsmotivierte Personalpolitik zu einer Veränderung der Integration von Frauen in Organisationen führt. Im Mittelpunkt dieses Beitrags stehen die tatsächliche Entwicklung des Frauenanteils auf verschiedenen Organisationsebenen im Zeitverlauf und die möglichen Effekte gleichstellungsorientierter Personalpolitik." (Autorenreferat)
Vergeschlechtlichung - Entgrenzung - Revergeschlechtlichung : geschlechterdifferenzierende Arbeitsteilung zwischen Rationalisierung der Arbeitswelt und "postindustriellem Haushaltssektor"
Titelübersetzung:Genderization - demarcation - regenderization : gender-differentiating division of labor between rationalization of the world of work and the "post-industrial household sector"
Autor/in:
Gildemeister, Regine; Robert, Günther
Quelle: Grenzenlose Gesellschaft?: Verhandlungen des 29. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, des 16. Kongresses der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie, des 11. Kongresses der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie in Freiburg i. Br. 1998 ; Teil 2. Claudia Honegger (Hrsg.), Stefan Hradil (Hrsg.), Franz Traxler (Hrsg.). Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Grenzenlose Gesellschaft?"; Opladen: Leske u. Budrich, 1999, S. 110-126
Inhalt: "Die Trennung und Gegenüberstellung der Sphären von Erwerbs- und (privater) Hausarbeit in modernen Industriegesellschaften ist immer wieder ein Ausgangspunkt von Erklärungen und Analysen zur Arbeitsteilung der Geschlechter geworden. Viele der dort eingewobenen naturalisierenden Deutungen haben in den letzten Jahrzehnten einen Legitimationsverlust erlitten: Trennlinien der tradierten Arbeitsteilung sind im Umbruch. Die vor diesem Hintergrund entwickelte These ist, daß in der Dynamik der Rationalisierung der Arbeitswelt eine Entwicklung angelegt ist, in der sich das Verhältnis von Arbeit und Person um- und neukonstituiert. Diese Um- und Neukonstitution hat ihrerseits Folgen für die geschlechterdifferenzierende Arbeitsteilung in diesem Bereich. Ein wachsender Anteil vor allem qualifizierter Berufsarbeit wird von geschlechtsbezogenen Kodierungen frei oder zumindest: freier. Parallel dazu wird im Zusammenhang des aktuellen Rückgangs der gesellschaftlich verfügbaren Menge bezahlter Arbeit in der sozialpolitischen Debatte die Forderung laut, ehrenamtliches Engagement im 'postindustriellen Haushaltssektor' zu entwickeln. Diese Forderungen sind auf den ersten Blick geschlechtsneutral - nicht berücksichtigt wird dabei, daß bislang für diesen 'postindustriellen Haushaltssektor' weder Sozialformen noch Sinnangebote bestehen. Woher sollen kompensatorische Angebote und Wertigkeiten kommen? Unsere These dazu ist, daß in bestimmten Bereichen der sich ausdifferenzierenden Felder von Ehrenamtlichkeit überkommene Konstruktionsmerkmale von Geschlechtlichkeit reaktiviert und traditionelle 'Weiblichkeit' zur Sinnquelle wird. Die Forderung noch 'ehrenamtlichen Engagement' trifft immer noch auf eine empirische Realität des privaten Haushaltens und dessen dominant geschlechtshierachischer Zuordnung, Aus diese Weise kann ein historisch ausgebildetes und nach wie vor orientierungswirksames spezifisch tätigkeitsbezogenes Konstrukt von Geschlechtlichkeit als Ressource re-aktualisiert werden und es kommt zu einer Re-vergeschlechtlichung und Rückverweisung vieler Frauen auf den 'postindustriellen Haushaltssektor'. Dies schließt auch die Möglichkeit der Entberuflichung vieler von Frauen dominierten ('semiprofessionellen') Tätigkeitsfeldern ein." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Internet zwischen Spielwiese und Familienpost : Doing Gender in der Netznutzung
Titelübersetzung:The Internet between a playground and family post : doing gender in the utilization of the Internet
Autor/in:
Schönberger, Klaus
Quelle: Neue Medienumwelten: zwischen Regulierungsprozessen und alltäglicher Aneignung. Eike Hebecker (Hrsg.), Frank Kleemann (Hrsg.), Harald Neymanns (Hrsg.), Markus Stauff (Hrsg.). Tagung "Optionen digitaler interaktiver Medien in der Informationsgesellschaft"; Frankfurt am Main: Campus Verl., 1999, S. 259-281
Inhalt: Der Autor untersucht anhand ethnographischer Fallbeispiele geschlechtsspezifische Praktiken der Internetnutzung unter besonderer Berücksichtigung der Veränderungen, die sich aus der massenkulturellen Verbreitung des Internet und somit der "Öffnung" hin zu einer "globalen Öffentlichkeit" ergeben. Er analysiert hierbei die Funktionen von Anwendungszwecken und Anwendungsweisen für geschlechtskulturell differente Praxen, die sich auf ein "doing gender" der Akteure zurückführen lassen. Herausgestellt wird, daß die Einstiegsphase klar durch geschlechterdifferente Annäherungsweisen geprägt ist, die aber mit dem Grad der "Veralltäglichung" der Mediennutzung verflachen. Zugleich werden zentrale Geschlechterdifferenzen (die sich insbesondere bei Paaren empirisch aufzeigen lassen) insofern reproduziert, als der Tendenz nach eine Trennung in "männlichen Nutzer" und "weibliche Nichtnutzerin" vollzogen wird und damit eine geschlechtsspezifische Aneignung entlang vorgängiger familialer Rollenstereotype erfolgt. (RG)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Neue Nutzungskontexte: zur Bedeutung des Autos im Alltag von Frauen
Autor/in:
Buhr, Regina
Quelle: Bewegende Moderne: Fahrzeugverkehr als soziale Praxis. Berlin, 1999, S 105-131
Inhalt: Ausgangspunkt für den Beitrag ist die These, dass Frauen, besonders, wenn sie familiäre Verpflichtungen zu erfüllen haben, das Auto wie andere Haushaltstechniken auch zur Bewältigung familienbezogener Aufgaben nutzen und es für sie ein Hilfsmittel darstellt, Berufstätigkeit und Familienpflichten zu vereinbaren. Vor diesem Hintergrund wird der Lebensalltag von Frauen im Spannungsfeld zwischen der Zuständigkeit für private Familienarbeit und dem Wunsch nach eigenständiger Berufsarbeit untersucht. Dabei spielt die veränderte motorisierte Selbstbeweglichkeit von Männern und Frauen ebenso eine Rolle wie die veränderte Nutzung öffentlicher Verkehrsmittel. Zur Untersuchung herangezogen werden empirische Studien zum Besitz der PKW-Fahrerlaubnis, zum Anteil weiblicher Halter von PKW, zur PKW-Verfügbarkeit von Frauen nach Altersgruppen. Aus den Ergebnissen der Studien und Befragungen läßt sich schließen, dass die Bedeutung des Autos für Frauen wesentlich darin besteht, deren Dilemma der Vereinbarkeit von Beruf und Familie zu lösen. Die Befunde deuten darauf hin, dass die Aneignung des privaten KFZ durch Frauen weiter voranschreitet. (prh)
Schlagwörter:woman; berufstätige Frau; working woman; Familie; family; Kraftfahrzeug; motor vehicle; Nutzung; utilization; Arbeitsteilung; division of labor; Geschlechtsrolle; gender role; Belastung; stress; soziale Mobilität; social mobility; Federal Republic of Germany; neue Bundesländer; New Federal States; Individualisierung; individualization; Persönlichkeit; personality; Entwicklung; development; Verkehr; traffic; Emanzipation; emancipation; Lebenssituation; life situation; Familie-Beruf; work-family balance; Alltag; everyday life
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie
Quelle: Grenzenlose Gesellschaft?: 29. Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie ; 16. Kongress der Österreichischen Gesellschaft für Soziologie ; 11. Kongress der Schweizerischen Gesellschaft für Soziologie ; Bd. II/1: Sektionen, Forschungskomitees, Arbeitsgruppen. Hermann Schwengel (Hrsg.), Britta Höpken (Mitarb.). Kongreß der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Grenzenlose Gesellschaft?"; Pfaffenweiler: Centaurus-Verl.-Ges., 1999, S. 55-58
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Von der "weiblichen Sonderart" zum "weiblichen Führungsstil" : Kontinuität und Wandel geschlechterstereotyper Konstruktionen in hochqualifizierten Professionen
Titelübersetzung:From the "special female type" to the "female management style" : continuity and change in gender-stereotypical constructions in highly qualified professions
Autor/in:
Ernst, Stefanie
Quelle: Vielfältige Verschiedenheiten: Geschlechterverhältnisse in Studium, Hochschule und Beruf. Ayla Neusel (Hrsg.), Angelika Wetterer (Hrsg.). Tagung "Frauen in Hochschule und Beruf"; Frankfurt am Main: Campus Verl. (Campus Forschung), 1999, S. 255-284
Inhalt: Die Verfasserin setzt sich aus wissens- und figurationssoziologischer Perspektive mit dem Stellenwert der Stereotypenkonstruktion für die Unterrepräsentanz von Frauen in beruflichen Führungspositionen auseinander. Sie gibt einen Überblick über unterschiedlich differenzierte Einschätzungen zu dieser Frage, die von den Strukturen der geschlechtsspezifischen Arbeitsteilung in der Gesellschaft und ihren ambivalenten Folgen bis zur Annahme einer unhintergehbaren psychobiologischen Differenz der Geschlechter reichen. Die Entwicklung der stereotypen Konstruktion von Geschlecht und Führung wird anhand der Diskussionen über weibliche Bestimmung und Berufung seit dem ausgehenden 18. Jahrhundert bis hin zur aktuellen Wertschätzung des "weiblichen Führungsstils" aufgezeigt. Setzten die Karrierefrauen des 18. und 19. Jahrhunderts vor allem ihre Heiratsaussichten aufs Spiel, so scheint die Karrierefrau der modernen Gesellschaft ihre psychische Stabilität riskieren zu müssen. (ICE2)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Zur Krise der Kategorien "Frauen" und "Geschlecht" : Judith Butler und der Abschied von feministischer Identitätspolitik
Titelübersetzung:Crisis in the categories of "women" and "gender" : Judith Butler and the farewell to feminist identity policy
Autor/in:
Niekant, Renate
Quelle: Gender and politics: "Geschlecht" in der feministischen Politikwissenschaft. Christine Bauhardt (Hrsg.), Angelika von Wahl (Hrsg.), Mary Armstrong, Ute Behning, Barbara Holland-Cunz, Ulrike Hänsch, Cilja Harders, Heike Kahlert, Brigitte Kerchner, Renate Niekant, Helga Ostendorf, Birgit Wartenpfuhl. Opladen: Leske u. Budrich (Politik und Geschlecht), 1999, S. 29-45
Inhalt: Dem radikalen (feministischen) Konstruktivismus a la Judith Butler hält die Autorin nach einem Durchgang durch die kritischen Gegenstimmen zu dieser Position eine Konzeption entgegen, Natur und Körper durch die historisierte und reflexive Kategorie "sex" zu erfassen. Diese Konzeptualisierung soll Ansatzpunkte für eine kritische feministische Gesellschaftstheorie bieten, die weder auf die Symbolisierung der Sinnlichkeit verzichtet noch hegemoniale Diskurse der Essentialisierung und der Naturalisierung von Identitäten fortschreibt. Diese Konzeption hat auch Konsequenzen für die feministische Politik: Wird (Geschlechts-)Identität als Ort der politischen Neuverhandlung aufgefaßt, dann eröffnet dies Räume für eine radikaldemokratische Bündnispolitik durch die kritische Dekonstruktion des traditionellen hierarchischen Geschlechterverhältnisses. (pre)
Naturverhältnisse in der Diskussion: die Kontroverse um "sex and gender" in der feministischen Theorie
Titelübersetzung:Discussion concerning natural relationships: the controversy concerning "sex and gender" in feminist theory
Autor/in:
Holland-Cunz, Barbara
Quelle: Gender and politics: "Geschlecht" in der feministischen Politikwissenschaft. Christine Bauhardt (Hrsg.), Angelika von Wahl (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich (Politik und Geschlecht), 1999, S. 15-28
Inhalt: Der Beitrag resümiert die Debatte um essentialistische und konstruktivistische Interpretationen von Natur und Körper und stellt damit die feministische sex-gender-Kontroverse in den Kontext natur- und wissenschaftstheoretischer Diskussionen. Die Autorin geht von der These aus, daß die unproduktive Polarisierung der konträren Positionen in der deutschsprachigen Debatte einer genauen Leküre der einschägigen Publikationen nicht standhält. (De-)Konstruktivistische TheoretikerInnen kommen nicht ohne essentialistische Implikationen aus, essentialistische AutorInnen integrierten konstruktivistische Perspektiven. Die Autorin kennzeichnet ihren eigenen, vermittelnden Ansatz als "konstruktivistisch informierten Essentialismus"; die Komplementarität der Perspektiven wird am Beispiel körperlicher Grenzerfahrungen als notwendige naturtheoretische Bestimmungsmomente verdeutlicht. (pre)
Geschlecht und Technik - jenseits von Stereotypisierungen
Titelübersetzung:Gender and technology - beyond stereotypes
Autor/in:
Walter, Christel
Quelle: Vielfältige Verschiedenheiten: Geschlechterverhältnisse in Studium, Hochschule und Beruf. Ayla Neusel (Hrsg.), Angelika Wetterer (Hrsg.). Tagung "Frauen in Hochschule und Beruf"; Frankfurt am Main: Campus Verl. (Campus Forschung), 1999, S. 87-106
Inhalt: Die Verfasserin stellt zunächst ihr Konzept der Differenzierung zwischen Geschlechtercode und Geschlechterrolle vor, das über den Rückgriff auf Stereotype Veränderungen in den Geschlechtsrollenentwürfen sichtbar zu machen erlaubt. Dies wird im Folgenden anhand einer empirischen Untersuchung verdeutlicht, in deren Verlauf u.a. Studentinnen der Natur- und Ingenieurwissenschaften nach ihrem Selbstbild gefragt wurden. Die Verfasserin zeigt, dass es gerade der Verzicht auf begriffsanalytische Ausbruchsversuche aus dem binären Rollencode erlaubt, Veränderungen, Verwerfungen und Brüche in den Geschlechterrollen aufzuspüren. Sie plädiert für die Verwendung quantitativer Methoden in der Frauenforschung und formuliert abschließend Konsequenzen für die Politik der Frauenförderung. (ICE)