Suizidalität im Alltagsdiskurs: populare Deutungen des "Selbstmords" im 20. Jahrhundert
Titelübersetzung:Suicidal tendencies in everyday-life discourse: popular interpretations of suicide in the 20th century
Autor/in:
Hoffmann, Susanne
Quelle: Historical Social Research, 34 (2009) 4, S 188-203
Inhalt: 'Ausgehend von den geschlechtsspezifischen Suizidraten im 20. Jahrhundert diskutiert der Beitrag populare Deutungen von Suizidalität in deutschsprachigen Ländern dieser Epoche. Unter Suizidalität werden dabei Suizidgedanken, -drohungen, -versuche und vollzogene Suizide gefasst. In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass Selbsttötungen für beide Geschlechter ein Thema des autobiographischen Schreibens waren, für das die wertneutral gemeinten Begriffe 'Selbstmord' oder 'Freitod' standen. Daraufhin wird gezeigt, dass die Religion im 20. Jahrhundert aus den popularen Suiziddeutungen weitgehend verschwunden ist. Es wird das Spektrum der alltagsdiskursiven Erklärungen für Suizidalität aufgezeigt: Mit dem Fokus auf 'soziale Beziehungen' entsprachen die Erklärungen der psychoanalytischen Theoriebildung der Zeit, folgten aber der medizinisch-psychiatrischen Pathologisierung des Suizids nicht. Die polythetische und polyseme Logik der alltagsdiskursiven Erklärungen wird in einem dritten Schritt, mit einer handlungstheoretisch und wissenssoziologisch fundierten Diskursanalyse, analysiert. Abschließend werden geschlechtsspezifische Aspekte des Suizidgeschehens herausgearbeitet, die in der popularen Autobiographik, insbesondere an den Erklärungsmustern, festzumachen sind. Die alltagsdiskursiven Deutungen stifteten für die Überlebenden und Hinterbliebenen Sinn, indem sie den 'Selbstmord' als legitimes Mittel der Lebens- und Krisenbewältigung verstanden. Als Quellengrundlage dienen 155 unveröffentlichte, so genannte populare Autobiographien aus der BRD (ohne DDR), Österreich und der Schweiz, die qualitativ und quantifizierend ausgewertet wurden.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'Starting with gender specific suicide rates, this essay analyzes popular interpretations of suicide in the 20th century in German-speaking countries. Under the term suicidal tendencies, all thoughts, notices, attempts and committed suicides are summarized. In a first step it will be shown that suicide was for both men and women a topic of autobiographical writing. They used the German term 'Selbstmord' in a neutral way without judging the deed morally. After this the insignificance of religion for populare interpretations of suicide will be demonstrated. The next chapter analyzes the scope of popular explications of suicidal tendencies. Focusing on 'Social relations' popular explanations resembled psychoanalytic ones. That was not the case for pathologizing medico-psychiatric explanations that did not enter everyday life discourse. Instead, these explanations followed a polythetic and polysemic logic that will be analyzed in the third step with a methodologically extended discourse analysis. Finally, gender specific explanations will be presented. Popular interpretations endowed meaning for the surviving to comprehend the suicide as legitimated means to cope with life and crisis management. The essay is based on 155 unpublished, so called popular autobiographies from Germany (without GDR), Austria and Switzerland. They were analyzed qualitatively and quantitatively.' (author's abstract)
Geschlechtsspezifische Lohnungleichheit in Betrieben, Berufen und Jobzellen (1993-2006)
Titelübersetzung:Gender wage inequality in firms, occupations, and job-cells (1993-2006)
Autor/in:
Gartner, Hermann; Hinz, Thomas
Quelle: Berliner Journal für Soziologie, Bd. 19 (2009) H. 4, S. 557-575
Inhalt: "Während die formalen Ungleichheiten zwischen Frauen und Männern bei Bildungsabschlüssen und die Unterschiede im Erwerbsverhalten im Zeitverlauf in Deutschland zurückgehen, präsentiert sich der geschlechtsspezifische Lohnunterschied unverändert stabil. Dies ist insbesondere deshalb erstaunlich, weil der Lohnunterschied verstärkt in den Blick der Antidiskriminierungsdiskussion geraten ist. Unter Verwendung von Daten des Instituts für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) untersucht der Beitrag, ob die durchschnittlichen Lohnunterschiede zwischen vollzeitbeschäftigten Frauen und Männern mit der unterschiedlichen Verteilung der Geschlechter auf Wirtschaftsbereiche, Berufe und Betriebe erklärt werden können. Als kleinste Analyseebene werden gleiche Berufe innerhalb von Betrieben betrachtet (Jobzellen). Damit wird für den Analysezeitraum von 1993 bis 2006 eine bestmögliche Annäherung an den 'within-job wage gap' erzielt. Es zeigt sich: Bei gleicher Ausbildung und gleicher Berufserfahrung verdienen Frauen in solchen Jobzellen 12% weniger als Männer. In zeitlicher Hinsicht hat sich der Lohnabstand trotz Veränderungen in der Bildungsbeteiligung, der Zusammensetzung der Erwerbstätigen und des politischen Gleichstellungsdrucks nicht verändert. Am Ende des Beitrags diskutieren wir inhaltliche und methodische Gründe, die für dieses empirische Bild verantwortlich sein könnten." (Autorenreferat)
Inhalt: "Whereas educational inequalities between women and men and differences in labor market participation shrinked or even diminished during the last decades, the gender pay gap remained stable over time. This is remarkable because the pay gap has attracted much more attention as the main target of anti-discrimination policies. Using data from the IAB (Institute for Employment Research), we analyze whether the average pay gap between women and men working full-time can be explained by their employment in different industries, occupations, and firms. As the smallest level of analysis we focus on occupations within firms (job cells). This strategy of analysis yields the best possible approximation to the concept of 'within-job wage gap'. The results show that women with equivalent training and occupational experience earn wages that are 12 percent less than the wages of men in such job cells. Even though the educational participation of women rose to that of their male counterpart, the gender composition of labor market participation changed and the pressure of equal employment policies grew, the gender wage gap does not decrease within our observation period (1993-2006). In conclusion, we discuss theoretical and methodological reasons for this finding." (author's abstract)
Mein(schöner)Prof.de : die physische Attraktivität des akademischen Lehrpersonals und ihr Einfluss auf die Ergebnisse studentischer Lehrevaluationen
Titelübersetzung:Mein(schöner)Prof.de. : the physical attractiveness of academic staff and its influence on evaluations by students
Autor/in:
Rosar, Ulrich; Klein, Markus
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 61 (2009) H. 4, S. 621-645
Inhalt: "Die Evaluation der akademischen Lehre gewinnt im Rahmen des universitären Qualitätsmanagements immer mehr an Bedeutung. Diese Entwicklung ist dann unproblematisch, wenn man davon ausgehen kann, dass studentische Lehrveranstaltungsevaluationen die Qualität der Lehre valide erfassen. Angesichts der Tatsache, dass wiederholt ein Einfluss der physischen Attraktivität des Lehrpersonals auf die Bewertung von Lehrveranstaltungen nachgewiesen wurde, ist dies aber fraglich. Mit der Annahme einer validen Leistungsmessung wäre ein solcher Effekt nur dann vereinbar, wenn attraktive Lehrpersonen echte Produktivitätsvorteile in der akademischen Lehre besitzen und nicht einfach nur besser bewertet werden. Auf der Grundlage von Daten der Online-Plattform MeinProf.de wird gezeigt, dass Produktivitätsvorteile attraktiver Lehrpersonen aller Wahrscheinlichkeit nach nicht existieren. So wirkt sich insbesondere die Attraktivität weiblicher Lehrpersonen in nicht-erwartungskonformer Weise auf die Bewertung ihrer Lehrveranstaltungen aus." (Autorenreferat)
Inhalt: "Evaluations of academic teaching have become an instrument for the quality management in universities of constantly growing importance. This process is unproblematic as long as the quality of teaching is rated validly by the evaluations of students. The validity of the rating, however, becomes questionable as an influence of the teaching staffs' physical attractiveness on the evaluation of teaching has been proved. This effect would only be compatible with an assumed valid rating of the teaching performance if attractive teachers would in fact show a better performance in academic teaching and are not just better rated for their attractiveness. We analyzed data from the German online platform MeinProf.de for the evaluation of academic teachers. The results show that attractive teachers very probably do not perform better. The attractiveness of female teachers does not have the expected influence on the evaluation of their teaching." (author's abstract)
Familienpolitik und Geschlechterkultur : Frankreich zwischen Emanzipation und Traditionalisierung
Titelübersetzung:French gender relations : family policy in France between emancipation and traditionalization
Autor/in:
Beckmann, Sabine; Ehnis, Patrick
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 1 (2009) H. 1, S. 28-45
Inhalt: "Im Zusammenhang mit einer fördernden Fallen- und Sozialpolitik haben sich die Erwerbsbeteiligung von Frauen in Frankreich und damit das Geschlechterverhältnis maßgeblich verändert. Inwieweit sich im Kontext familienpolitischer Rahmenbedingungen und geschlechterkultureller Faktoren auch Veränderungen der geschlechtlichen Verteilung von Haus- und Familienarbeit und der Rolle von Männern ergeben haben, ist Ausgangslage des vorliegenden Beitrags. Sie soll behandelt werden, indem die Entwicklung der Familienpolitik mit einem besonderen Fokus auf Männlichkeit nachvollzogen wird, Daten zur familialen Arbeitsteilung betrachtet und geschlechterkulturelle Veränderungen im Hinblick auf das Männlichkeitsbild einbezogen werden. Die Analyse des Geschlechterregimes in Frankreich zeigt, dass sich auf der einen Seite soziale Dimensionen mit Genderdimensionen von Familienpolitik koppeln und Insbesondere zu einer Arbeitsmarktverdrängung von sozial schlechter gestellten Frauen führen können, dass es auf der anderen Seite aber gerade auch das traditionellen Männlichkeitsbild ist, das das Geschlechterregime in Frankreich und die geschlechtliche Arbeitsteilung prägt." (Autorenreferat)
Inhalt: "In France, women's labour market participation has increased and the gender relations have altered, supported by family and social policy. This paper focuses on modifications of the gendered division of unpaid work and of men's attitudes and values within the context of policy frameworks and gender cultural dimensions. Firstly, the development of family policy in France will be highlighted, with a focus on masculinity. Secondly, we analyse the gender regime of France by incorporating gender cultural dimensions of masculinity and by using data on the division of domestic work. Our results show on the one hand that social and gender dimensions of French family policy encourage socially disadvantaged women to withdraw from the labour market, and on the other hand the impact of traditional masculinity on the gender regime in France and on the gendered division of work." (author's abstract)
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, Sonderheft, (2009) H. 6, S. 213-236
Inhalt: "Kinderlosigkeit ist ein Phänomen, das moderne Gesellschaften zunehmend prägt und ihre Strukturen verändert. Dies gilt nicht nur im Hinblick auf die Relation von alten und jungen Menschen und die damit einhergehenden Probleme in den formalen und informellen Sicherungsnetzen. Es gilt auch für unsere Einstellungen zu, unser Wissen über und unseren Umgang mit Kindern. Dabei zeichnet sich die deutsche Bevölkerung im europäischen Vergleich durch einen besonders geringen Kinderwunsch und besonders große Vorbehalte gegenüber einem Leben mit Kindern aus. Kinder - so scheint es - lassen sich in die individuellen Lebensentwürfe immer schwieriger integrieren. Die bedeutsamsten Hemmnisse bilden die Vereinbarkeit von beruflichen Zielen und Elternschaft wie auch die perzipierten Voraussetzungen für eine Familiengründung. Der Beitrag beschreibt, welche Konsequenzen sich aus einer weiter steigenden Kinderlosigkeit ergeben, denn mit abnehmender Alltagsrelevanz von Kindern dürfte sich dieser Trend noch verstärken, da damit einhergehend auch positive Vorbilder, günstige Rahmenbedingungen für Familie und nicht zuletzt auch das 'Know-how' für ein erfolgreiches Familienmanagement rarer werden. In der Folge könnte sich unsere Gesellschaft weiter polarisieren, wobei der Teil, der in einer Familie lebt, die Nachteile dieser Lebensform umso deutlicher zu spüren bekommen könnte, je 'exotischer' diese erscheint und je mehr sich die individuellen und gesellschaftlichen Erwartungen und durch familiale Verpflichtungen geprägte Lebensstile widersprechen. Die Diskussion verschiedener Zukunftsszenarien legt nahe, dass eine Trendwende eher unwahrscheinlich ist." (Autorenreferat)
Inhalt: "Childlessness is a phenomenon which is having an increasing effect on and changing the structure of modern societies. This is true not only with regard to the ratio between young and old people and the demographic problems in the formal and informal social safety nets involved with it. It is also true for our attitudes to, our knowledge about and our treatment of children. In this regard, two factors are particular to the German population in Europewide comparison: an especially low desire for children and a major reluctance to enter upon a life with children. It is ever more difficult - or so it seems - to integrate children into individual lifestyles. The most important obstacles here are the combination of career aims with parenthood, as well as the perceived conditions for starting a family. This paper describes which consequences follow from a further increase in childlessness. Indeed, the declining relevance of children to our daily lives could amplify this trend because positive examples, the favourable conditions for family, as well as the skills it takes to organise a family successfully are all becoming increasingly rare. As a result, our society could become further polarised, and that part living within the family structure could come to feel the disadvantage of this form of life even more intensely. This disadvantage will be greater the more 'exotic' this form appears and the more the individual and societal expectations and the lifestyle involving family duties contradict each other. The discussion of future scenarios shows that a pivotal in this process is rather unlikely." (author's abstract)
Titelübersetzung:Development paths and the future of childcare
Autor/in:
Pfau-Effinger, Birgit
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, Sonderheft, (2009) H. 6, S. 237-254
Inhalt: "Ziel dieses Beitrags ist es, die Entwicklung zu analysieren, die das Verhältnis von Familie und Kinderbetreuung seit den 1990er Jahren in europäischen Gesellschaften genommen hat und auf der Grundlage zu zeigen, welche Weiterentwicklung in den kommenden beiden Jahrzehnte erwartet werden kann. Es wird argumentiert, dass sich in den letzten Jahrzehnten neue Formen der Kinderbetreuung herausgebildet haben, die teilweise die gängige Unterscheidung zwischen formeller und informeller Kinderbetreuung obsolet werden lassen. Der jeweilige Stellenwert dieser Formen der Kinderbetreuung in europäischen Gesellschaften differiert vor allem auch auf der Grundlage unterschiedlicher kultureller Familien-Leitbilder und von Differenzen in den wohlfahrtsstaatlichen Politiken im Kontext verschiedener Entwicklungspfade. Die zukünftige Entwicklung der Kinderbetreuung ist, so die Annahme, durch die Entwicklung zur 'globalisierten Wissensgesellschaft' gekennzeichnet. In dem Kontext wird ein kulturelles Leitbild der Familie an Bedeutung gewinnen, das auf der Idee der umfassenden Erwerbsintegration aller Erwachsenen und des Einbezugs der Kinder vom Kleinkindalter an in das Bildungssystem, in dem sie auf ihr späteres Leben als Erwerbsarbeitsbürger vorbereitet werden, beruht. Es ist allerdings nicht zu erwarten, dass dieses Leitbild in den europäischen Ländern in der gleichen Art und Weise adaptiert werden wird. Vielmehr kann man davon ausgehen, dass es je nach dem kulturellen Entwicklungspfad, in dem Ein Land steht, und nach der Stärke des Wohlfahrtsstaates unterschiedliche interpretiert und in unterschiedlicher Weise realisiert werden wird." (Autorenreferat)
Inhalt: "The aim of this contribution is to analyse the course of development the relationship between family and childcare has taken since the 1990s in European societies, and to show on this basis what further development can be expected in the next two decades. It is argued that in the last decades, new forms of childcare have emerged which in part render the established distinction between formal and informal childcare obsolete. The respective significance attached to these forms of childcare in European societies can be distinguished on the basis of different cultural family models and of differences in the welfare state policies in the context of divergent development paths. It is assumed that the future development of childcare will be characterized by the development towards a 'global knowledge society'. In this context, a model of the family will become increasingly important which is based on the idea of comprehensive labour market integration of all adults and the inclusion of children, from toddlerhood onwards, in the education system, in which they will be prepared for their later lives as citizens in gainful employment. However, it cannot be expected that this model will be adapted in the same way in different European countries. Rather, it can be assumed that based on the cultural development path upon which a country finds itself, and on the strength of the welfare state, the model will be interpreted differently and realised in different ways." (author's abstract)
Titelübersetzung:Women students and professors in mathematics
Autor/in:
Pieper-Seier, Irene
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 1 (2009) H. 1, S. 59-72
Inhalt: "Mathematik gilt in Deutschland immer noch als ein eher männliches Fach, obwohl inzwischen nahezu die Hälfte der Studierenden weiblich ist. Auf den Stufen der akademischen Laufbahn gehen allerdings immer mehr Frauen verloren. Im folgenden Beitrag wird die aktuelle Entwicklung an statistischen Daten belegt. Es werden dann im Wesentlichen die Ergebnisse von zwei in Oldenburg durchgeführten Studien referiert, in denen der Frage nach der geringeren Neigung von Frauen zur Promotion in Mathematik bzw. den individuellen Erfahrungen von Professorinnen der Mathematik während ihrer Karriere nachgegangen wird. Aus beiden Studien gemeinsam lassen sich Schlüsse für eine wirksame Förderung von Mathematikerinnen für eine akademische Karriere ziehen." (Autorenreferat)
Inhalt: "In Germany, mathematics is widely considered a male field of interest even though nearly half of the university students in mathematics are female. More and more women drop out during the early stages of their academic career. In the article recent data are presented. Then the findings of two surveys are reported that have been conducted in Oldenburg. One of them focuses on explanations for women's relative reserve to aim at passing a PhD in mathematics and the other on individual experiences of women professors of mathematics during their career. The article suggests measures for the encouragement of young women in mathematics." (author's abstract)
Ferngemeinschaften : Familien in einer sich globalisierenden Welt
Titelübersetzung:Long-distance relationships : families in a globalizing world
Autor/in:
Beck-Gernsheim, Elisabeth
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, Sonderheft, (2009) H. 6, S. 93-109
Inhalt: "Das Zeitalter von Migration und Globalisierung verändert auch die Familien. Sie werden zum einen demographisch bunter, immer häufiger zusammengesetzt aus Personen unterschiedlicher Nationalität und Ethnizität. Und sie werden zum anderen zunehmend zu 'Ferngemeinschaften', d.h. Mann und Frau, Eltern und Kinder leben nicht an einem Ort zusammen, sondern sind über längere Zeiträume und durch große geographische Distanzen voneinander getrennt. Wie sehen solche Ländergrenzen und Kontinente übergreifenden Familienkonstellationen aus? Was sind die gesellschaftlichen Ursachen, was die subjektiven Motivationen, die zu deren Aufstieg und schnellen Ausbreitung beitragen? Welche neuen Chancen und Belastungen, welche neuen Verhaltensmuster, Hoffnungen und Entbehrungen entstehen dadurch? Wer gewinnt, wer verliert? Der vorliegende Beitrag will solche Fragen, die in der deutschen Familienforschung bislang wenig beachtet wurden, gezielt ins Blickfeld rücken. Dazu werden drei exemplarische Konstellationen vorgestellt und analysiert, nämlich Heiratsmigrantinnen, transnationale Mutterschaft sowie Kinder und Jugendliche in transnationalen sozialen Räumen." (Autorenreferat)
Inhalt: "In recent decades, the rapid increase in migration and globalization has resulted not only in a transformation of politics and the economy, but has also deeply affected family life. One of the results is a rapidly growing variety of transnational families, such as long-distance relationships, transnational couples, immigrant families, transnational adoption etc. Yet in German sociology, this new reality of contemporary family demography has received little attention so far. To make a start, and to initiate a broader perspective, I present three constellations of transnational family life: marriage migration, transnational motherhood, transnational childhood. These are, so I suggest, not some exotic examples, of marginal relevance at best. Quite to the contrary, it is high time that we start to explore the neglected territory, because the emerging trends are of major importance, in two ways at least. First, because they represent a growing sector of family life. And second, because they represent a challenge to family research: By analyzing the connections, flows, interrelationships in a globalized world, and by thus moving beyond the borders of the nation-state, we may come to realize that some of the basic assumptions of family sociology have an implicit bias." (author's abstract)