Geschlechterregime im Top-Management europäischer Konzerne : Wirtschaftseliten in Frankreich, England und Deutschland
Titelübersetzung:Gender regime in the top management of European trusts : economic elites in France, England and Germany
Autor/in:
Schunter-Kleemann, Susanne
Quelle: Willkommen im Club?: Frauen und Männer in Eliten. Regina-Maria Dackweiler (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2007, S. 49-68
Inhalt: Der Beitrag zur Frauen- und Geschlechterforschung markiert vor dem Hintergrund der Konjunktur empirischer Studien zu den Rekrutierungsmechanismen für Spitzenpositionen von Wirtschaftsunternehmen eine Leerstelle dieser Untersuchungen: Obwohl auf eindringliche Weise soziale Schließungsmechanismen nachgewiesen werden, gerät das Fernhalten der sozialen Gruppe der Frauen aus den Führungsetagen der Wirtschaft in den europäischen Ländern in diesen Untersuchungen nur am Rande in den Blick. So geht es in den Ausführungen einerseits darum, das verfügbare statistische Zahlenmaterial vorzustellen, um die Ausgrenzung von Frauen aus den obersten Führungsetagen auf quantitativer Ebene fassbar zu machen. Hierbei bezieht sich die Autorin auf zwei exklusive Gruppen: Erstens geht es um Positionen mit großer wirtschaftlicher Entscheidungsmacht, also um die Vorstände und Aufsichtsräte der jeweils größten börsennotierten Großunternehmen; zweitens um Spitzenfunktionen in den großen multinationalen Finanzdienstleistungsunternehmen, den Banken, Börsen und Investmentfonds und damit um die Berufsgruppen der BankerInnen und AnalystInnen, die heute maßgeblichen Einfluss auf die Unternehmensentscheidungen ausüben. Mehr noch als zahlenmäßige Trends interessieren hier allerdings die geschlechtsdiskriminierenden Muster und Regeln der Auswahl von Führungspersonal in diese Spitzenpositionen, die faktisch zur Ausgrenzung von Frauen führen und Schließungsprozesse ihnen gegenüber produzieren. Entsprechend werden die Karrierewege, die Habitusformen und Distinktionsstrategien der Wirtschaftseliten vor dem Hintergrund der aktuellen ökonomischen Transformationen in drei Kernländern des Kapitalismus, in Frankreich, England und Deutschland mit einem kritisch-distanzierten Blick beschrieben, d.h. im sekundäranalytischen und oft gegen den Strich zu bürstenden Rekurs auf Forschungsliteratur zu den ökonomischen Machtkonstellationen in diesen drei Ländern. (ICG2)
Gleichheitssemantik und die Praxis der Differenzierung: wann und wie aus Unterscheidungen Unterschiede werden
Titelübersetzung:Equality semantics and differentiation practice: when and how distinctions are turned into differences
Autor/in:
Gildemeister, Regine
Quelle: Was ist weiblich - was ist männlich?: Aktuelles zur Geschlechterforschung in den Sozialwissenschaften. Ulrike Vogel (Hrsg.). Bielefeld: Kleine (Wissenschaftliche Reihe), 2005, S. 71-88
Inhalt: Der Beitrag zum Thema Gleichstellung befasst sich aus semantischer Perspektive mit der Frage, wann und wie aus Unterscheidungen Unterschiede werden nach den Prozessen der Unterscheidung, die hinter zunächst gegebenen Unterschieden feststellbar sind. Dabei wird in dekonstruktiver Absicht die soziale Konstruktion von Geschlechterunterschieden als Unterscheidungen in Interaktionen aufgezeigt, die sowohl bewusste als auch eher nicht bewusste Aspekte umfassen und mit geschlechterhierarchischen Nachteilen für Frauen verbunden sind. Das wird insbesondere an einer Betrachtung von Frauen und Männern in Führungspositionen verdeutlicht. Des Weiteren wird aber auch darauf hingewiesen, dass es immer wieder schwierig ist, von der dichotomen Unterscheidung in zwei letztlich hierarchisch zugeordnete Geschlechter in der modernen Gesellschaft Distanz zu gewinnen. (ICG2)
Inhalt: Judith Butler zufolge rührt der "gender trouble" daher, dass die Gleichstellungserwartungen und -hoffnungen von Frauen bis heute enttäuscht werden. Der vorliegende Beitrag zeigt, warum es zum gender trouble kommt - welche Mechanismen die Gleichstellung der Geschlechter im beruflichen Bereich behindern. Dabei wird von der These ausgegangen, dass Konkurrenz zwischen Frauen und Männern im beruflichen Sektor historisch betrachtet eine relativ neue Erscheinung ist. Denn erst in der Gegenwart sind die Geschlechter in einen Wettbewerb um dieselben Positionen eingetreten. An diese Behauptung schließt sich die Frage an, warum der gender trouble geblieben ist, warum die behauptete Konkurrenz der Geschlechter scheinbar kaum Niederschlag in statistischen Zahlen findet. Für die Autorin ist hier ein "Konkurrenzunterbrecher" verantwortlich, der Frauen aus dem Wettbewerb exkludiert. Als diesen Unterbrecher wird "gendering" identifiziert, die stereotype Vergeschlechtlichung von Individuen und beruflichen Tätigkeitsfeldern. Gendering nützt männlichen Bewerbern, da es ihnen - zumindest die weibliche - Konkurrenz vom Halse hält. Es ist aber kein Mechanismus, welcher der formalen Ebene von Organisationen zuzurechnen ist. Vielmehr wird er in Netzwerken wirksam, die für die Karriereentwicklung zwar äußerst relevant sind, aber informell operieren. Die Argumentation wird mittels der Systemtheorie von Niklas Luhmann entwickelt und am Fall des "glass ceiling phaenomenon" veranschaulicht. (ICA2)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Netzwerke und Organisationen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Medienfrauen in Führungspositionen : 'Gibt es einen weiblichen Journalismus? - revisited
Titelübersetzung:Media women in management positions : 'does female journalism exist? - revisited
Autor/in:
Keil, Susanne
Quelle: Kommunikationswissenschaft und Gender Studies. Elisabeth Klaus (Hrsg.), Jutta Röser (Hrsg.), Ulla Wischermann (Hrsg.). Wiesbaden: Westdt. Verl., 2001, S. 144-162
Inhalt: "Der Anteil der Frauen an Führungspositionen ist in den letzten Jahren kontinuierlich gestiegen. Eine Führungsposition, wie die der Chefredaktion oder der Leitung einer Hauptabteilung inne zu haben, heißt aus theoretischer Perspektive über relativ viel Autonomie zu verfügen. Auf der Basis von Interviews mit Redakteurinnen und Abteilungsleiterinnen wird der Frage nachgegangen, wie groß der Handlungsspielraum der Inhaberinnen der Leitungsfunktionen tatsächlich ist, wenn davon ausgegangen werden muss, dass in etablierten, patriarchal geprägten Institutionen (wie dem öffentlich-rechtlichen Rundfunk) informelle Männerbünde bestehen und eine Organisationskultur vorherrscht, die einem männlichen Lebens- und Arbeitszusammenhang entspricht. Der Beitrag untersucht insbesondere Veränderungen der formalen (Arbeitsorganisation, Ressorteinteilung) und informellen Organisationsstruktur (Bündnisse, Netzwerke) sowie der Organisatonskultur (Kommunikationsstile, Verhaltenserwartungen) und fragt danach, welche Wertmaßstäbe die Interviewpartnerinnen an ihre Programmgestaltung anlegen. Abschließend wird diskutiert, welche neuen Impulse für die Arbeit in Medienbetrieben sowie für die mediale Wirklichkeitskonstruktion von Frauen in Spitzenpositionen ausgehen (können)." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Feminisierung" und Professionalisierung der PR : US-amerikanische Konzeptionalisierungen eines sozialen Wandels
Titelübersetzung:"Feminization" and professionalization of PR : American conceptualizations of a social change
Autor/in:
Lüdke, Dorothea
Quelle: Kommunikationswissenschaft und Gender Studies. Elisabeth Klaus (Hrsg.), Jutta Röser (Hrsg.), Ulla Wischermann (Hrsg.). Wiesbaden: Westdt. Verl., 2001, S. 163-186
Inhalt: "Wie thematisiert die US-amerikanische PR-Forschung das Phänomen des steigenden Frauenanteils im Berufsfeld? Was steht im Mittelpunkt des Erkenntnisinteresses? Wie wird dieser soziale Wandlungsprozess konzeptionell gefasst? Welche Fragestellungen, Methoden und Ergebnisse zeichnen die 'Feminisierungs'-Forschung aus? Der Beitrag gibt auf diese Frage in Form eines systematischen Überblicks Antworten. Er skizziert die 'Feminisierungs'-Forschung in den USA und unterscheidet drei Stränge dieser Konzeption, die kritisch analysiert werden. Aufgezeigt wird die Verwobenheit des 'Feminisierungs'-Konzepts mit zentralen Paradigmen der PR: Rollenkonzept, Exzellenzprojekt und Professionalisierungsziel. Eine Revision der Genderkonzepte zielt deshalb zugleich auf eine Infragestellung zentraler Säulen der PR-Forschung." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Neue Medieninhalte durch Frauen in Führungspositionen? : zur Programmgestaltung von Chefredakteurinnen, Hauptabteilungsleiterinnen und Direktorinnen
Titelübersetzung:New media contents by women in management positions? : program organization by female chief editors, female main departmental managers and female directors
Autor/in:
Keil, Susanne
Quelle: Aktuelle Entstehung von Öffentlichkeit: Akteure - Strukturen - Veränderungen. Günter Bentele (Hrsg.), Michael Haller (Hrsg.). Jahrestagung der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft; Konstanz: UVK Medien Verl.-Ges. (Schriftenreihe der Deutschen Gesellschaft für Publizistik- und Kommunikationswissenschaft), 1997, S. 155-167
Inhalt: "Im ersten Teil werden die Bedeutungszuweisungen von Frauen in Führungspositionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sichtbar gemacht und ihnen damit Wert verliehen. Es werden in den geäußerten Zielen der Programmgestaltung der Frauen Kritik an journalistischen Standards und Routinen erkennbar, die zu Veränderungen in den Medieninhalten führen könnten. Nicht geklärt werden kann indes, inwieweit ihre Kritik mit ihrem Geschlecht und ihren Erfahrungen als Frau in Zusammenhang zu bringen ist. Immerhin überschneiden sich die Ziele der Programmgestaltung der Chefredakteurinnen, Hauptabteilungsleiterinnen und Direktorinnen in wichtigen Punkten mit den empirisch ermittelten Informationsbedürfnissen von Frauen. Eine deutliche Stärkung der kulturellen Praxen und Bedeutungszuweisungen von Frauen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk ist von diesen Frauen allerdings nicht zu erwarten. Nur wenige bemühen sich darum, die Lebenswirklichkeit von Frauen zu thematisieren. Dennoch gibt es bei immerhin knapp der Hälfte das Bemühen, Frauen zu Wort kommen zu lassen. Insgesamt sind also erste Anzeichen für mögliche Veränderungen im Sinne der eingangs angesprochenen 'langen Revolution' sichtbar, in der den kulturellen Praxen und Bedeutungszuweisungen von Frauen ein gesellschaftlich größerer Wert verliehen und somit die Enthierarchisierung des Geschlechterverhältnisses vorangetrieben werden könnte. (...)." (Autorenreferat)