Frauenpolitik in der Türkei im Spannungsfeld zwischen Lokalem und Transnationalem
Titelübersetzung:Women's politics in Turkey in the field of tension between the local and the transnational
Autor/in:
Al-Rebholz, Anil
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 3 (2011) 1, S 28-46
Inhalt: "Transnationalisierung und NGOisierung konstituieren die beiden bestimmenden Aspekte frauenpolitischer Aktivitäten und feministischer Wissensproduktion in der Türkei. Mit Rückgriff auf den transnationalen Advokaten-Netzwerk-Ansatz und Ergebnisse von Analysen zu transnationalen feministischen Praktiken werden im vorliegenden Artikel die beiden Prozesse auf die Transformation des Zweite-Welle-Feminismus in der Türkei der 1990er Jahre bezogen. Dabei wird auf die widersprüchlichen und ambivalenten Konsequenzen dieser Prozesse für die heutigen feministischen Politiken aufmerksam gemacht. In diesem Rahmen werden zum einen das transnationale Networking und der Austausch der Frauenbewegungen in der Türkei generell und zum anderen der Wissensaustausch und die Rezeption feministischer Ideen durch kurdische Aktivistinnen im Besonderen fokussiert. Darüber hinaus wird die fragmentierte Landschaft des Frauenaktivismus entlang unterschiedlicher Frauen-NGOs (kurdische, islamische und türkische) in der Türkei vorgestellt und die Verknüpfung zum breiteren Kontext der zunehmenden Bedeutung transnationaler Politiken und der Governance der Geschlechterverhältnisse weltweit skizziert. Hier stellt sich für den türkischen Fall wie auch generell die kritische Frage, ob transnationale Politiken das emanzipatorische Potenzial der Frauenpolitiken befördern, und zu einer Demokratisierung von Geschlechterverhältnissen beitragen." (Autorenreferat)
Inhalt: "Transnationalization and NGOization constitute two determining aspects of women's politics and feminist knowledge production in Turkey. Drawing on the transnational advocacy networks approach and insights offered by analysis of feminist transnational practices, the article relates these two processes to the transformation of second wave feminism in the 90s, and discusses the contradictory and ambivalent consequences of these for feminist politics today. In this framework, it is focused on the transnational networking and exchange of women's movements in Turkey in general, and knowledge exchange and reception of feminist ideas by Kurdish activists in particular. Furthermore, the article deals with the fragmentation of the landscape of women's activism along different women's NGOs (Kurdish, Turkish, Islamic) in the Turkish context, and links these to the wider context of raising the importance of transnational politics and governance of gender relations worldwide. This raises in turn the critical question, which is crucial for both Turkish case but also in general, whether the transnational politics promotes the emancipative potential of women's politics, therefore leading to more democratization of gender relations." (author's abstract)
50 Jahre Gleichberechtigung - eine Springprozession
Titelübersetzung:50 years of equality of rights - a spring procession
Autor/in:
Gerhard, Ute
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (2008) H. 24/25, S. 3-10
Inhalt: "Die 50 Jahre Gleichberechtigung stellen sich als Fortschritt mit vielen Rückschritten und Verspätungen dar. Der neuen Frauenbewegung ist es gelungen, die traditionelle Geschlechterordnung der 1950er Jahre aufzubrechen. Doch die Modernisierung der Geschlechterverhältnisse bleibt unvollständig, solange die Geschlechterdifferenz durch strukturelle Ungleichheiten aufrechterhalten wird." (Autorenreferat)
Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 25 (2007) H. 1, S. 97-104
Inhalt: Bei den gegenwärtigen Diskussionen zu einem "neuen Feminismus" handelt es sich der Autorin zufolge um eine Verständigung über die Frage, wie gleichberechtigt Frauen inzwischen sind und wie viel oder welchen Feminismus sie eigentlich noch brauchen. Problematisch ist in diesem Zusammenhang der grundsätzliche Mangel von Solidarität für diejenigen Frauen, die nicht in der "F-Klasse reüssieren" und denen es nicht gelingt, durch individuelle Leistung in die Klasse der Karrierefrauen aufzusteigen. Ein neo-liberales Einverständnis sorgt ferner dafür, dass Konzepte wie Solidarität, Quotierung oder institutionelle Formen der Frauenförderung für überholt oder ideologisch angesehen werden. Um das Ausmaß des gesellschaftlichen Wandels zu beurteilen, sollte nach Ansicht der Autorin zwischen den Beharrungstendenzen struktureller Ungleichheitslagen und den veränderten Leitbildern und Lebensentwürfen junger Frauen unterschieden werden. Sie thematisiert in ihrem Diskussionsbeitrag u.a. die anhaltende Unvereinbarkeit von Beruf und Familie für erwerbstätige Frauen, die Besonderheiten der Frauenbewegung in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sowie die Ziele zukünftiger Geschlechterpolitik. Diese sollte vor allem die vorhandenen Kräfte im "samtenen Dreieck" von Wissenschaft, Politik und erneuter Bewegung bündeln. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Der neue Spartenfeminismus
Titelübersetzung:New niche feminism
Autor/in:
Hark, Sabine; Kerner, Ina
Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 25 (2007) H. 1, S. 92-95
Inhalt: Die Autorinnen nehmen unter anderem das Buch von Thea Dorn "Die neue F-Klasse. Wie die Zukunft von Frauen gemacht wird" (2006) zum Anlass einer kurzen kritischen Betrachtung des neuen Feminismus in der Bundesrepublik. Dieser stellt sich ihrer Meinung nach als ein sehr ambivalentes Projekt dar, das sich trotz anders lautender Absicht erstaunlich gut in eine mediale Mischung aus "Eva-Herman-Prinzip, Rabenmütterdiskurs, der Diskreditierung von GenderMainstreaming und kritischer Geschlechterforschung" sowie einer Wiederbelebung soziobiologischer bzw. evolutionärer Denkweisen einfügt: "Um neue feministische Positionen in der gegenwärtigen Situation mit Erfolg öffentlichkeitswirksam platzieren zu können, muss nicht nur der so genannte 'alte' Feminismus als Schreckgespenst der Geschichte entsorgt werden, sondern der neue Feminismus muss zudem als anschlussfähig an hegemoniale Diskurskonjunkturen entworfen werden - als weichgespülter Spartenfeminismus, der unter Gerechtigkeit den Zugang einiger Weniger zu den Eliten der Republik versteht. Der neue Spartenfeminismus präsentiert sich in diesem Szenario als Motivationstaktik und Bewerbungsschreiben leistungsbereiter Durchstarterinnen zugleich". (ICI)
Approaches to gender mainstreaming : what's the problem (represented to be)?
Titelübersetzung:Ansätze des Gender Mainstreamings : wie lautet das darzustellende Problem?
Autor/in:
Bacchi, Carol
Quelle: Medien & Zeit : Kommunikation in Vergangenheit und Gegenwart, Jg. 21 (2006) Nr. 4, S. 4-14
Inhalt: Mit der Frage "What's the problem represented to be?" stellt die Autorin den von ihr entwickelten gleichnamigen Ansatz vor, der eine qualitative Methode zur Analyse von politischen Maßnahmen wie dem Gender Mainstreaming bezeichnet. Dabei untersucht der "What's the problem to be"-Ansatz nicht nur die Art und Weise, wie die beruflichen Probleme der Frauen im jeweiligen Programm repräsentiert werden, sondern auch, welche unterschwelligen Vorannahmen darin enthalten sind und welche Auswirkungen durch die spezifische Repräsentation des Problems zu erwarten sind. In diesem Zusammenhang plädiert der Beitrag für eine Betrachtungsweise, die Gender nicht als kulturellen Aspekt versteht, der Menschen in eine binäre Geschlechterlogik zwängt, sondern als einen in Machtbeziehungen eingebetteten politischen Prozess. Der Ansatz reicht über feministische Belange hinaus und ist auf viele Formen der Problem-Repräsentation anwendbar. (UN)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Was ist neoliberal am Gender Mainstreaming?
Titelübersetzung:What's neo-liberal about gender mainstreaming?
Autor/in:
Schunter-Kleemann, Susanne
Quelle: Widerspruch : Beiträge zu sozialistischer Politik, Jg. 23 (2003) H. 44, S. 19-33
Inhalt: Der Beitrag geht der Frage nach, ob die von der Europäischen Kommission entwickelte und inzwischen in allen EU-Ländern verbreitete Gender Mainstreaming-Politik (GM) eine geeignete Konzeption ist, die Frauen bei der Suche nach einer zeitgemäßen emanzipativen Politik hilft. Unter Rekurs auf die wirtschaftsliberale Herkunft dieses Konzepts geht es um die Frage, was erstens das Neue gegenüber den bisherigen gleichstellungspolitischen Ansätzen auf nationaler und internationaler Ebene ausmacht und, zweitens, welches die Vor- und Nachteile, Chancen und Fallstricke des Gender Mainstreaming sind. Es ist besonders erklärungsbedürftig, in welchem politischen und ökonomischen Kontext die Strategie entstanden ist und warum bisher vertretene Konzepte der Frauenemanzipation für angeblich überholt erklärt werden. Die Autorin stellt die These auf, dass der Ansatz ein von Widersprüchen und gegensätzlichen Erwartungen durchzogenes gesellschaftliches Konfliktfeld darstellt. Es stellt sich abschließend heraus, dass der GM-Ansatz als eine Variante neoliberaler Philosophie und Politik zu bewerten ist, aus der lediglich bestimmte höher gestellte Gruppen von Frauen Nutzen ziehen können, um ihre Karrierechancen zu verbessern. (ICH)
"Gendering the mainstream" - eine Herausforderung an die Geschichtswissenschaft : Erinnerungen an den Aufbruch '68
Titelübersetzung:"Gendering the mainstream" - a challenge for the science of history : recollections of the uprising in 1968
Autor/in:
Kuhn, Annette
Quelle: metis : Zeitschrift für historische Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 10 (2003) H. 20, S. 82-92
Inhalt: Auf dem Hintergrund der Entwicklungen der 68er-Bewegung befasst sich der Beitrag entlang des Begriffes "Gender Mainstreaming" mit der erkenntnis- und geschichtstheoretisch relevanten Frage nach dem biologischen bzw. kulturell konstruierten Geschlecht. Dabei geht es der Autorin darum, die Spezifik der Frauengeschichte in ihrer Unterscheidbarkeit von der Männergeschichte sichtbar zu machen und aus einer feministischen, historisch argumentierenden Perspektive patriarchale Diskursregeln kritisierbar und in ihrem Vernunftanspruch widerlegbar zu machen. Ziel ist es, aus einer fraueneigengeschichtlichen Sicht eine Umkehrung der männlichen Diskurslogik zu erreichen, um begreiflich zu machen, dass die Bestimmung der Frau als das Andere, als die Ausnahme von der Regel und die Verwendung des Feminismusbegriffs als Ausschlusskategorie zu dieser frauen- und geschlechtergeschichtlich erweiterten Perspektive ein historisch nachgeordnetes Phänomen darstellt. (ICH)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Feministische Soziologie : am Ende des Jahrhunderts - ein ambivalenter Ausgangspunkt für feministische Wissenschaft
Titelübersetzung:Feminist sociology : at the end of the century - an ambivalent starting point for feminist science
Autor/in:
Heise, Hildegard
Quelle: Soziologische Revue, Sonderheft : Besprechungen neuer Literatur, (2000) H. 5, S. 71-84
Inhalt: Die Autorin bespricht folgende Bände aus dem Bereich der feministischen Soziologie und Geschlechterforschung: Ursula Beer, Geschlecht, Struktur, Geschichte. Soziale Konstituierung des Geschlechterverhältnisses (1990); Elisabeth Bronfen, Nur über ihre Leiche. Tod, Weiblichkeit und Ästhetik (1994); Claudia Honegger, Die Ordnung der Geschlechter. Die Wissenschaften vom Menschen und das Weib (1991); Gudrun-Axeli Knapp (Hrsg.), Kurskorrekturen. Feminismus zwischen Kritischer Theorie und Postmoderne (1998); Elisabeth List, Die Präsenz des Anderen. Theorie und Geschlechterpolitik (1993); Lisa Schmuckli, Differenzen und Dissonanzen. Zugänge zu feministischen Erkenntnistheorien in der Postmoderne (1996). Die Reflexion über die heutige feministische Soziologie lässt sich nach Auffassung der Rezensentin als eine Scherenbildung innerhalb der wissenspolitischen Grundlage beschreiben, die auf bestimmten Strömungen im letzten Jahrzehnt beruht. Sie kommentiert die genannten Veröffentlichungen auf dem Hintergrund von zwei "Scherenhälften": die Patriarchatsbestimmung und der Verlust der marxistischen Utopie sowie die postmoderne Dekonstruktion der Geschlechterdifferenzierung. Der Vergleich beider Besprechungsteile führt zu der Erkenntnis, dass erstens der ambivalente Ausgangspunkt für feministische Wissenschaft inzwischen unhinterfragbar ist. Zweitens erscheint es angesichts des überragenden Utopieverlustes müßig, weitere Analysen über die Geschlechterproblematik vorzunehmen, die keinen Ausblick von innen heraus bieten. Der ambivalente Ausgangspunkt für feministische Wissenschaft kann nur sinnvoll vermittelt und produktiv gehandhabt werden, wenn die wissenspolitische Konsequenz der verschiedenen Strömungen berücksichtigt wird. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Schöne neue Frauenwelten? Feministische Utopien in der Literatur des 20. Jahrhunderts
Titelübersetzung:Beautiful new women's worlds? Feminist utopias in the 20th century literature
Autor/in:
Hauer, Gudrun
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 29 (2000) 1, S 59-73
Inhalt: 'Wie verwenden Autorinnen feministische Utopien, um ihre Modelle einer neuen Welt ohne Frauenunterdrückung zu entwerfen bzw. um Modelle einer Gesellschaft mit anderen Formen des Wirtschaftens, der Kindererziehung oder völlig anderen Beziehungen zwischen Frauen und Männern sowie Frauen und Frauen vorzustellen? Dieser Beitrag untersucht einige wichtige Romane dieses Genres und diskutiert u.a. folgende Fragen: Warum lesen wir Utopien, warum sollten wir sie lesen und was macht Utopien zu feministischen Utopien? Als ein Ergebnis kann festgehalten werden, dass uns feministische Utopien als eine Form fiktionaler Texte ganz spezielle Verbindungen zwischen dem Gegenwärtigen und dem Zukünftigen vorführen; sie regen unsere Vorstellungskraft an, das heute noch nicht Mögliche zu denken und unser politisches Handeln auch darauf auszurichten; sie ermutigen uns letztlich, uns aus der Sackgasse politischer Resignation herauszubewegen und als politisch(-feministisch) Handelnde nicht länger Selbstbegrenzung zu üben, was gerade zur Zeit ein Charakteristikum frauenpolitischer Forderungen zu sein scheint.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'How do women writers use feminist utopias to present their ideas about a new world without oppression of women and the creation of a society with alternative forms of productions, children's education or radically different relationships between women and men as well as women and women? This essay analyses some important novels of this genre and discusses questions like: Why do we read utopias? Why should we read them? What makes utopias to feminist utopias? One result is, that feminist utopias as a form of fantastic documents show us special links between the present and the future; and they encourage us and our imagination to become political (feminist) actresses.' (author's abstract)