Wie wäre mehr Chancengleichheit in der Bildung herzustellen?
Titelübersetzung:How could more equal opportunity be created in education?
Autor/in:
Hartmann, Michaela
Quelle: Bildung und Gesellschaft: Königsteiner Forum 2009. Diether Döring (Hrsg.), Eduard J.M. Kroker (Hrsg.). Frankfurt am Main: Frankf. Societäts-Dr., 2011, S. 113-129
Inhalt: Am 22. Oktober 2008 fand in Dresden der von Bundeskanzlerin Angela Merkel einberufene Bildungsgipfel statt, an den im Vorfeld viele Hoffnungen geknüpft wurden. Das Gipfeltreffen bestand jedoch in erster Linie aus allgemeinen Absichtserklärungen. Zwar verständigte man sich darauf, bis zum Jahr 2015 zehn Prozent des Bruttoinlandsprodukts für Bildung und Forschung auszugeben, verbindlich beschlossen wurde jedoch kaum etwas. Dies gilt auch in Hinblick auf eines der größten Probleme im deutschen Bildungssystem: die im internationalen Vergleich sehr ausgeprägte soziale Ungleichheit der Bildungschancen. Der Autor geht in seinem Vortrag ausführlicher auf die soziale Selektivität des deutschen Bildungssystems und auf die finanziellen Aufwendungen des Staates für die Bildung ein. Zur Verbesserung der Chancengleichheit sind seines Erachtens vor allem drei Ziele wesentlich: Erstens sollte der Staat die Ausgaben für Bildung massiv erhöhen; zweitens sollte die frühkindliche Förderung entscheidend verbessert werden, vor allem für die Kinder aus Familien mit geringem Bildungsniveau, niedrigen beruflichen Positionen und schlechten Kenntnissen der deutschen Sprache; drittens schließlich sollte die frühe Selektion im Schulsystem beendet werden. (ICI2)
Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten in Europa : die Bedeutung des Bildungs- und Wohlfahrtsstaatssystems
Titelübersetzung:Gender-specific educational inequalities in Europe : the importance of the education and welfare state system
Autor/in:
Hadjar, Andreas; Berger, Joel
Quelle: Geschlechtsspezifische Bildungsungleichheiten. Andreas Hadjar (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2011, S. 23-54
Inhalt: Die Verfasser setzen sich mit der Frage auseinander, in wie weit sich in Europa die Geschlechterdifferenzen in den Chancen, eine Hochschulzugangsberechtigung zu erwerben, über die Kohortenabfolge (Geburtsjahrgänge 1924-1974) verändert haben. Die in die Analyse einbezogenen 25 europäischen Länder werden nach dem Stratifizierungsgrad des Bildungssystems und dem Wohlstandsregime kategorisiert. Die auf der Basis des European Social Survey 2004 gewonnenen Ergebnisse zeigen, dass sich über die Kohortenabfolge und damit im Zuge der Bildungsexpansion die Bildungsungleichheiten zu Ungunsten von Frauen verringert haben. In gering und mittel stratifizierten Bildungssystemen sowie in sozialdemokratischen, postsozialistischen und familienorientierten Wohlfahrtsregimen haben sich die Ungleichheiten in den jüngsten Kohorten sogar zu Ungunsten der Männer umgekehrt. (ICE2)
Quelle: Handbuch spezielle Soziologien. Georg Kneer (Hrsg.), Markus Schroer (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010, S. 67-84
Inhalt: Was macht das Spezifische der Bildungssoziologie als Teilsoziologie, unabhängig von ihrem disziplinären Ort in der Soziologie und/oder der interdisziplinären Bildungswissenschaft aus? Der vorliegende Überblick stellt in Beantwortung dieser Frage die Bildungssoziologie wesentlich als soziologische Ungleichheitsforschung vor und nimmt dabei eine doppelte Perspektive auf die Frage von "Bildung und sozialer Ungleichheit" ein, nämlich erstens auf die sozial sehr ungleiche Bildungsbeteiligung im Bildungswesen und zweitens auf die Reproduktion bestehender sozialer Ungleichheiten durch das Bildungswesen. Beide Perspektiven sind zwar nahezu untrennbar ineinander verwoben, werden im vorliegenden Beitrag jedoch analytisch voneinander geschieden. Nach einer Klärung der für die Bildungssoziologie zentralen Begriffe Sozialisation, Bildung und Erziehung wird die Entwicklung dieses Forschungsfeldes von den Anfängen der Soziologie als akademische Disziplin bis in die unmittelbare Gegenwart nachgezeichnet. Im Anschluss daran folgt eine Erläuterung der relevanten Theorie- bzw. Denkansätze mit ihren grundlegenden Argumentationslinien. Den Abschluss bildet eine Skizze wichtiger Forschungsresultate und aktueller Themenfelder sowie einiger Forschungsdesiderate. (ICI2)
Welche Bildung und für wen? : sozialstrukturelle und geschlechtliche Ungleichheit im Prozess der Bildungsexpansion oder der lange Atem von Visionen
Titelübersetzung:What education and for whom? : socio-structural and gender inequality in the process of expansion of the educational system or the long breath of visions
Autor/in:
Metz-Göckel, Sigrid
Quelle: Wie ist Bildung möglich?. Lothar Wigger (Hrsg.). Bad Heilbrunn: Klinkhardt, 2009, S. 82-102
Inhalt: Die Verfasserin zeigt anhand von statistischem Material, dass Begabung nicht genetisch bedingt ist, sondern als soziale Konstruktion zu begreifen ist. Bildung ist eine Eigenleistung der Individuen und zugleich abhängig von Gelegenheitsstrukturen und insofern von Optionen der Bildungspolitik. In Hinblick auf Studienzugang, Studienfachwahl und Studienerfolg zeigt sie sowohl die Effekte der Bildungsmobilisierung und der Hochschulexpansion als auch die Reproduktion der Ungleichheitsstrukturen. Chancengleichheit und Geschlechtergerechtigkeit haben zwar viel mit Bildungserwerb zu tun, mehr aber noch mit Umverteilung von Macht und Ressourcen. (ICE2)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Gesellschaftliche Ungleichheit und Bildung : die Debatte in den 1960er Jahren und heute
Titelübersetzung:Social inequality and education : the debate in the 1960s and nowadays
Autor/in:
Hartmann, Michael
Quelle: 1968 und die neue Restauration. Armin Bernhard (Red.), Wolfgang Keim (Red.). Frankfurt am Main: P. Lang, 2009, S. 209-219
Inhalt: Die Bildungsdebatten in den 1960er Jahren und heute weisen, so der Verfasser, auf den ersten Blick zentrale Parallelen auf. So war der Auslöser jeweils ein Schockerlebnis, das das vorherrschende Selbstverständnis, das deutsche Bildungswesen sei eines der besten der Welt, grundlegend erschütterte. Damals waren es der Sputnik-Schock, der das selbstgefällige Gefühl technologischer und wissenschaftlicher Überlegenheit gegenüber dem Ostblock zeitweilig in Angst vor einer Überlegenheit des anderen Lagers umschlagen ließ, und der Mauer-Bau, der den Zuzug qualifizierter Arbeitskräfte aus der DDR ruckartig stoppte. Aktuell sind es die vor allem für das deutsche Bildungsbürgertum niederschmetternden Resultate der international vergleichenden Bildungsstudien wie PISA und das Fehlen deutscher Universitäten auf den vorderen Plätzen der internationalen Hochschulrankings. Vor fast einem halben Jahrhundert löste das genauso wie heute die Befürchtung aus, Deutschland könnte in Hinblick auf das Bildungsniveau seiner Bevölkerung den Anschluss an die Entwicklung in den übrigen industrialisierten Staaten verlieren und damit letztlich auch seine Konkurrenzfähigkeit. Das in erster Linie erklärt die Heftigkeit der öffentlichen Reaktion. Politisch noch wichtiger aber ist eine zweite Parallele. Der Zusammenhang zwischen den Bildungschancen des einzelnen und seiner sozialen Herkunft stand bzw. steht im Mittelpunkt der Debatte, vor allem der wissenschaftlichen. Die Kritik richtete bzw. richtet sich dabei in erster Linie gegen jene Strukturen des Bildungssystems, die Kindern und Jugendlichen aus der Arbeiterschaft und den sog. "bildungsfernen" Teilen der Mittelschichten den Zugang zu höherer Bildung enorm erschweren oder gar unmöglich machen. Die Unterschiede zwischen den deutschen Universitäten werden, so die These, durch all die unmittelbaren und mittelbaren Folgen der Exzellenzinitiative in den nächsten Jahren dramatisch zunehmen. Die Abnahme der sozialen Selektivität des Hochschulsystems, die mit der Expansion des Hochschulsektors- und dem Übergang zur Massenuniversität verknüpft war, wird auf diesem Wege (zumindest in Teilen) wieder rückgängig gemacht. Es wird auch in Deutschland Universitäten geben, die sozial wesentlich exklusiver sind als die übrigen Hochschulen. Im Hochschulsektor wird die faktische Umorientierung der Bildungspolitik weg von dem alten Motto Chancengleichheit hin zum neuen Ziel Eliteförderung damit die deutlichsten Konsequenzen zeitigen. (ICF2)
Die Möglichkeit von Chancengleichheit : Pierre Bourdieus Entzauberung der Natürlichkeit von Bildung und Erziehung - und deren ungebrochene Aktualität
Titelübersetzung:The possibility of equal opportunity : Pierre Bourdieu s disillusionment with the naturalness of education and its continuous topicality
Autor/in:
Bremer, Helmut
Quelle: Die Natur der Gesellschaft: Verhandlungen des 33. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in Kassel 2006. Teilbd. 1 u. 2. Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.), Dana Giesecke (Mitarb.), Thomas Dumke (Mitarb.). Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main: Campus Verl., 2008, S. 1528-2539
Inhalt: "Pierre Bourdieu als 'Klassiker' der Bildungssoziologie zu bezeichnen, dürfte heute weithin unumstritten sein. Nur selten fehlt ein Hinweis auf seine Studien in entsprechenden Beiträgen. Das Offenlegen der komplexen sozialen Mechanismen, die im Bildungs- und Erziehungswesen wirksam sind und die zur Reproduktion sozialer Ungleichheit beitragen, kommt geradezu einer Entzauberung von naturalistischen Begabungsideologien gleich, aber auch von vordergründigen Konzepten von Chancengleichheit. Trotz dieser breiten Rezeption ist sein Ansatz allerdings bisher relativ wenig in der (empirischen) Bildungssoziologie aufgegriffen worden. Nur zum Teil erklärt sich daraus, dass die Bedeutung der von ihm betonten ungleichheitsfördernden soziokulturellen Dimension in Bildung und Erziehung, verglichen mit strukturellen Faktoren, von manchen als weniger bedeutsam eingestuft wird. Es scheint daneben auch andere Gründe zu geben. So erweist sich oft als schwierig, wie die von ihm hervorgehobene klassenkulturelle Durchdringung der institutionellen Struktur und der pädagogischen Kommunikation einzuholen ist. Bourdieu legt, was manchmal übersehen wird, ein komplexes, auf die Praxis bezogenes Klassenverständnis zugrunde, das nicht auf einfache sozialstrukturelle Indikatoren zu reduzieren ist. Auch wird manchmal in Frage gestellt, inwiefern mit dem Habituskonzept die Subjektivität von Bildungs- und Lernprozessen gezeigt werden kann. Solchen Fragen soll in dem Beitrag nachgegangen werden. Die These ist, dass die Möglichkeiten, die Bourdieus bildungssoziologisches Paradigma bietet, bisher kaum ausgeschöpft sind. Es gibt jedoch erheblichen Forschungsbedarf, denn wie es letztlich zur Ungleichheit im Bildungs- und Erziehungswesen kommt, ist immer noch wenig erforscht. Daher scheint es notwendig, das Potenzial seines Konzeptes auszuloten, zumal seine Analysen (auch dies wird bisweilen übersehen) darauf zielten, die Möglichkeit von Chancengleichheit (nicht die Unmöglichkeit) im Bildungswesen aufzuzeigen - und damit auch die Möglichkeit, die Reproduktion von sozialer Ungleichheit zu durchbrechen." (Autorenreferat)