Die Separierung der Geschlechter: ihre Relevanz für Interaktionen zwischen Geflüchteten und ehrenamtlich für sie Engagierten
Titelübersetzung:Separation of the sexes: a key to understanding interaction between refugees and volunteers
Autor/in:
Zwengel, Almut
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 11 (2019) 1, S 140-155
Inhalt: Interaktionen zwischen männlichen Geflüchteten und alteingesessenen Frauen werden seit den sexuellen Übergriffen in der Silvesternacht 2015 in Köln als problematisch gefasst. Hier wird ein Zugang zur geschlechterübergreifenden Interaktion gewählt, der von positiven Alltagskontakten ausgeht, nämlich der Interaktion zwischen Geflüchteten und ehrenamtlich für sie Engagierten. Leitfadengestützte Interviews mit 26 ehrenamtlich Engagierten werden in Anlehnung an die Grounded Theory analysiert. Die aus dieser Analyse heraus entwickelte Kernkategorie "Separierung der Geschlechter" verweist vor allem auf herkunftskulturelle Zuschreibungen und/oder Sozialisation, aber auch auf weiblich dominierte Unterstützungsnetzwerke und auf geschlechtertrennende Angebote für Geflüchtete. Diese Separierung der Geschlechter führt zu Unsicherheiten bei geschlechterübergreifenden Interaktionen, insbesondere beim Umgang mit Nähe und Distanz. Das Ansetzen von kultureller Differenz wird in der Literatur skeptisch betrachtet. Kritisiert werden ein homogenisierender, statischer und deterministischer Kulturbegriff sowie die Reproduktion und Verstärkung von Vorurteilen und Stereotypen. Dennoch, in der Rekonstruktion von Interaktionen durch die befragten Engagierten spielt kulturelle Differenz eine entscheidende Rolle.
Building a new life and (re)making a family: Young Syrian refugee women in the Netherlands navigating between family and career
Titelübersetzung:Ein neues Leben beginnen und eine Familie (wieder)herstellen: Wie junge geflüchtete Frauen aus Syrien in den Niederlanden zwischen Familie und Beruf navigieren
Autor/in:
Ruis, Ada
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 31 (2019) 3, S 287-302
Inhalt: This article presents results of a qualitative analysis based on biographic narratives of three young, well-
educated women from Syria. They arrived in the Netherlands between 2015 and 2017 in the context of
family reunion. The central question is how young Syrian women navigate between two major projects
that ask for their agency, being family and work. It is argued that both occupational career development
and the building of a family are ‘agentic projects’ that aim to contribute to the establishment of a new life
and to regain continuity. The analyses demonstrate that both projects are closely intertwined. Agency
emerges as highly relational and intersecting with the women’s position in the life course, timing of life
events, ability to adapt career goals to the new situation, and impact of social contexts on family rela-
tions.
Schlagwörter:woman; Flüchtling; refugee; Syrien; Syria; Biographie; biography; Familienzusammenführung; family reunion; Mutterschaft; motherhood; Familie-Beruf; work-family balance; Asylpolitik; asylum policy; Integration; integration; Niederlande; Netherlands; refugee family resettlement; life course perspective; agency; displacement and gender; young refugee mothers; biographic narratives
SSOAR Kategorie:Migration, Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
"Being beaten like a drum": Gewalt, Humanitarismus und Resilienz von Frauen in Flüchtlingslagern
Titelübersetzung:"Being beaten like a drum": violence, humanitarianism and resilience of women in refugee camps
Autor/in:
Krause, Ulrike; Schmidt, Hannah
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 2, S 47-62
Inhalt: In diesem Artikel analysieren wir Gewalt gegen, humanitären Schutz für und Bewältigungsstrategien von Frauen in Flüchtlingslagern anhand empirischer Forschung in Uganda. Auf Grundlage unserer Analysen argumentieren wir, dass Frauen in Lagern häufig sexueller und genderbasierter Gewalt ausgesetzt sind, obwohl humanitäre Organisationen Maßnahmen ergreifen, um sie zu unterstützen und zu schützen. Eine kritische Bewertung dieser Maßnahmen zeigt, dass Frauen meist durch Vulnerabilität definiert werden, wodurch ihr Handlungsvermögen vernachlässigt wird. Hingegen belegt die soziale Realität, dass Frauen diverse Strategien ergreifen, um Herausforderungen zu bewältigen und zu ihrem eigenen Schutz beizutragen.
Inhalt: In this article, we explore violence against women as well as their humanitarian protection and coping strategies in refugee camps based on empirical research conducted in Uganda. We argue that women often face sexual and gender-based violence in camps despite the measures humanitarian organizations take to support and protect them. A critical assessment of these measures reveals that women are mostly defined by vulnerabilities, which deprives them of agency. However, in stark contrast to vulnerability ascriptions, social reality shows that women use diverse strategies to cope with the challenges they face and to protect themselves.
Schlagwörter:woman; Flüchtling; refugee; Notunterkunft; emergency shelter; Gewalt; violence; sexueller Missbrauch; sexual abuse; Resilienz; resilience; Flüchtlingsrecht; refugee law; gender-specific factors; Uganda; Uganda; Ostafrika; East Africa; Flüchtlingslager; sexuelle und genderbasierte Gewalt; humanitärer Flüchtlingsschutz; refugee camps; sexual and gender-based violence; humanitarian refugee protection
SSOAR Kategorie:Migration, Frauen- und Geschlechterforschung
Geschlechterbezogene Verfolgung und ihre Beurteilung in Asylverfahren: die Umsetzung von UNHCR- und EU-Richtlinien am Beispiel von Schweden
Titelübersetzung:Decision-making on gender-related persecution in asylum procedures: implementation of UNHCR guidelines and EU Directives in Sweden
Autor/in:
Schittenhelm, Karin
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 2, S 32-46
Inhalt: Der Beitrag fragt nach dem Umgang mit geschlechterbezogener Verfolgung in Asylverfahren. Die viel diskutierte Frage, inwieweit Lücken der Schutzgewährung durch neue rechtliche Regelungen oder eine gendersensible Umsetzung geltender Bestimmungen zu vermeiden sind, greift er mit einer sozialwissenschaftlichen Analyse auf. Entscheidend ist, wie Rechtsabkommen und Richtlinien, die geschlechterbezogene Verfolgung betreffen, in Asylbehörden zur Anwendung kommen. Mit einer Fallstudie analysiert der Beitrag die Asylbehörde in Schweden, wo bereits früh die UNHCR-Richtlinien zu geschlechterbezogener Verfolgung in die nationale Gesetzgebung überführt wurden. Zudem ist die Behörde dabei, EU-Richtlinien des Flüchtlingsschutzes 'gendersensibel' umzusetzen. Auf der Basis von Dokumenten und qualitativen Interviews wird diskutiert, welche Schritte zur Berücksichtigung von Gender/LGBTI zur Anwendung kommen und wie versucht wird, den Einfluss fragwürdiger Vorstellungen über Schutzsuchende, ihre Herkunftsländer oder ihre Lebensführung zu vermeiden.
Inhalt: The article deals with decision-making on gender-related persecution in asylum procedures. By way of a sociological analysis of the authorities’ practices, it takes up the much-debated question of to what extent gaps in protection can be avoided by way of new legal provisions or the gender-sensitive implementation of applicable provisions. What is crucial is the way in which the asylum authorities implement legal agreements and guidelines on gender-related persecution. By way of a case study, the article analyses Sweden’s asylum authority. Sweden early on integrated the UNHCR’s guidelines on gender-related persecution into its national law. The asylum authority is also currently working on implementing EU Directives for the protection of refugees in a 'gender-sensitive' way. Based on documents and qualitative interviews, the article discusses which steps are being followed to take gender/LGBTI into consideration and what attempts are being made to avoid any dubious ideas about those seeking protection, their country of origin and their way of life having an influence on decisions.
Schlagwörter:Asylverfahren; asylum procedure; gender; sexuelle Orientierung; sexual orientation; Gewalt; violence; Diskriminierung; discrimination; Flüchtling; refugee; Asylrecht; right of asylum; Menschenrechte; human rights; Schweden; Sweden; Geschlechtsspezifische Verfolgung; Flüchtlingsschutz; Gender/LGBTI*
SSOAR Kategorie:Migration, Frauen- und Geschlechterforschung
"Gender Refugees" in South Africa: the "Common-Sense" Paradox
Titelübersetzung:"Genderflüchtlinge" in Südafrika: das Paradoxon des "gesunden Menschenverstandes"
Autor/in:
Camminga, B
Quelle: Africa Spectrum, 53 (2018) 1, S 89-112
Inhalt: Südafrika ist das einzige Land auf dem afrikanischen Kontinent, das Transgender-Asylsuchende verfassungsrechtlich schützt. Dies erklärt den deutlichen Anstieg dieser Personengruppe im Asylsystem. Untersuchungen zwischen den Jahren 2012 und 2015 zeigen allerdings, dass als transgender bezeichnete Flüchtlinge oder "Genderflüchtlinge" in Südafrika statt Zuflucht weiterhin erhebliche Hürden im Alltag erfahren, die vergleichbar mit der Verfolgung in ihren Herkunftsländern sind. Ich argumentiere, dass dies zum Teil auf die Art ihres Asylantrags in Bezug auf das Geschlecht als ein System der dichotomen Verwaltung "des gesunden Menschenverstandes" zurückzuführen ist. Anstatt geschützte Genderflüchtlinge zu sein, werden sie als die Norm verletzendes Geschlecht angesehen. So finden sie sich paradoxerweise mit Rechten ausgestattet, aber unfähig, diese einzufordern.
Inhalt: South Africa is the only country on the African continent that constitutionally protects transgender asylum seekers. In light of this, it has seen a marked rise in the emergence of this category of person within the asylum system. Drawing on research carried out between 2012 and 2015, I argue that transgender-identified refugees or “gender refugees” from Africa, living in South Africa, rather than accessing refuge continue to experience significant hindrances to their survival comparable with the persecution experienced in their countries of origin. I argue this is in part due to the nature of their asylum claim in relation to gender as a wider system of “common-sense” dichotomous administration, something which remains relatively constant across countries of origin and refugee-receiving countries. Rather than being protected gender refugees, because they are read as violating the rules of normative gender, they find themselves paradoxically with rights, but unable to access them.
Zwischen Schutz und Scham? Konfliktbedingte Flüchtlingssiedlungen, Gewalt und Geschlechterverhältnisse
Titelübersetzung:Between Protection and Shame? Conflict-induced Refugee Settlements, Violence and Gender Relations
Autor/in:
Krause, Ulrike
Quelle: PERIPHERIE - Politik, Ökonomie, Kultur, 35 (2015) 2, S 235-259
Inhalt: This article discusses how gender relations change in refugee camps and the role sexual and gender-based violence plays. The majority of refugees are displaced due to conflicts, making refugee camps post-conflict spaces. Despite protection and assistance measures, such camps are criticized for prevailing restrictions and the prevalence of sexual and gender-based violence. Based on an empirical study of a refugee camp in Uganda, this article explores and analyses the structures in the refugee settlement, the forms and conditions of sexual and gender-based violence, as well as changing gender relations. It is argued, on the one hand, that diverse interdependent forms of sexual and gender-based violence, as well as victims and perpetrator structuresexist, and, on the other hand, that the violence is linked with the changing gender relations as well as traumatic experiences made in the refugee contexts, during conflict and flight.
Schlagwörter:Flüchtling; refugee; Gewalt; violence; gender-specific factors; sexueller Missbrauch; sexual abuse; Geschlechterverhältnis; gender relations; Notunterkunft; emergency shelter; Lebensbedingungen; living conditions; Uganda; Uganda; Ostafrika; East Africa
SSOAR Kategorie:Migration, Frauen- und Geschlechterforschung