Titelübersetzung:Women in Mexico: importance, practice, structure
Autor/in:
Altmann, Philipp
Quelle: Saarbrücken, 2009. 113 S
Inhalt: Die Arbeit versucht die soziale Kategorie "Frau", ihre Funktionsweise in sozialen Situationen und ihre Konstitution sowohl auf symbolischer als auch soziostruktureller Ebene innerhalb der mexikanischen Kultur und Gesellschaft zu klären. Die Konstruktion von Weiblichkeit in Mexiko erfolgt im wesentlichen entlang der bedeutungsstiftenden Strukturen einer Vielzahl von Kulturen (zumindest: die indigen/traditionelle, die hispanisch-europäische und die mestizisch/mexikanische), gesellschaftlicher und politischer Institutionen (wie das staatliche Entwicklungsprojekt, Bildungsinitiativen, Kirchen und Religion) und weiterer, diffuser Einflüsse (etwa die Massenmedien in ihren populären Formen). Der Autor versucht diese als objektiv gedachten Strukturen - seien sie symbolisch oder Institutionen - ihrem jeweils subjektiv gemeinten Sinn nach deutend zu verstehen. Dazu wird ein Konzept von Bedeutungssystemen entwickelt, die den Diskurs auf der Ebene der Sprache, den Austausch symbolische Güter auf der Ebene des Sozialen, bedeutungsschaffende Mythen auf der Ebene des Kulturellen und schließlich deren je konkrete und körperliche Auswirkungen erfassen. Von diesem erweiterten Verständnis von Sinn ausgehend, werden Konstruktionen von Männlichkeit und Weiblichkeit im sozialen Raum Mexikos nachgezeichnet. (ICA2)
Negotiating the transnationality of social control: stories of immigrant women in South Florida
Titelübersetzung:Das Verhandeln der Transnationalität sozialer Kontrolle: Geschichten von Einwanderinnen in Südflorida
Autor/in:
Cooper, Robin; Linstroth, J. P.; Chaitin, Julia
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 10 (2009) 3, 23 S
Inhalt: Aus historischer Sicht waren junge Frauen Objekte sozialer Kontrolle, und dies oft im Namen töchterlicher Ehre. Dieser Artikel befasst sich mit einem bestimmten Phänomen dieser sozialen Kontrolle, wie es von Immigrantinnen der ersten und zweiten Generation aus Kuba und Haiti in Südflorida in den Vereinigten Staaten erlebt wird. Wir nähern uns dieser Thematik durch die Analyse der Lebensgeschichten von sechs Immigrantinnen dieser Länder. Die biografischen Studien dieser Immigrantinnen zeigen, wie soziale Kontrolle im Zusammenhang mit Transnationalismus durch Kontrollprozesse, Verinnerlichung von geschlechtsspezifischen Erwartungen und dominantem Diskurs operiert. Zudem wird dargelegt, wie soziale Kontrolle weiblichen Raum manipuliert und begrenzt und über Räume auf transnationale Weise von den Heimatländern zu den Gastgeberländern agiert.
Das zentrale Ergebnis der Studie ist, dass die Umsiedlung einer Familie in die Vereinigten Staaten, um politische, soziale oder ökonomische Freiheit zu erlangen, nicht zwangsläufig zur Befreiung aus der restriktiven sozialen Kontrolle der jungen Frauen aus solchen Immigrant/innenfamilien führt. Der "Transnationalismus der sozialen Kontrolle" wird daher als die hegemonische Domination von weiblichen Körpern und Verhaltensweisen durch die Mimesis von vergegenständlichten und erinnerten Räumen der Heimatländer in den Gastgebergesellschaften verstanden.
Inhalt: Historically, young women have been the object of social control, often in the name of filial honor. This article addresses a particular phenomenon of such social control as it is experienced by first- and second-generation female immigrants from Cuba and Haiti who are living in South Florida in the United States. This theme is explored by analyzing the life stories of six immigrants from these countries. The biographical stories of immigrant women reveal how social control operates in the context of transnationalism through controlling processes, internalization of gender expectations, and dominating discourse. It is also argued how social control manipulates and restricts female spaces and operates across spaces in a transnational manner from homelands to host nations. The main conclusion of the study is that a family's relocation to the United States for the purpose of political, social, or economic freedom does not necessarily result in liberation from restrictive social control for young women from such immigrant families. The "transnationality of social control" is therefore understood as the hegemonic domination of female bodies and behaviors through the mimesis of reified and remembered spaces of homelands in host societies.
Schlagwörter:Latin America; North America; first generation; erste Generation; Kuba; transnationale Beziehungen; Tochter; Biographie; Central America; Nordamerika; honor; Einwanderung; United States of America; gender; life career; migrant; Haiti; Weiblichkeit; Ehre; femininity; USA; daughter; oppression; woman; Entwicklungsland; Cuba; migration; Caribbean Region; soziale Kontrolle; Lateinamerika; transnational relations; Migration; Unterdrückung; Diskurs; discourse; Migrant; second generation; Haiti; Karibischer Raum; Familie; social control; Mittelamerika; family; Zuwanderung; Lebenslauf; biography; immigration; developing country; zweite Generation; social control; transnational; dominating discourse; controlling processes; women immigrants; honor and shame; transnational; dominanter Diskurs; Kontrollprozesse; Einwanderinnen; Ehre und Schande
Diskurstheorie als Werkzeugkiste: eine Analyse der Effekte diskursiver Praxen im Kontext familialer Geschlechterarrangements
Titelübersetzung:Discourse theory as a toolbox: an analysis of the effects of discursive practices in the context of family gender arrangements
Autor/in:
König, Tomke
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 4787-4795
Inhalt: "Ausgangspunkt des Beitrags ist die Annahme, dass der Glaube an die Natürlichkeit der Geschlechtsunterschiede für die binäre Geschlechterordnung und die Identifizierung von Subjekten als 'Frauen' und 'Männer' konstitutiv ist. Aus einer diskurstheoretischer Perspektive stellen sich im Anschluss hieran zwei Fragen: Wie und wo wird dieses unproblematische Wissen zum Gegenstand von diskursiven Ereignissen? Und welche Vorstellungen von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen sind in solchen Ereignissen sag- und damit auch lebbar? Im Beitrag sollen diese Fragen anhand selbst erzeugten empirischen Materials beantwortet werden. Es sind dies Interviews, die die Verfasserin mit gleich- und gegengeschlechtlichen Paaren geführt habe, die unterschiedlichen sozialen Milieus angehören und mit kleinen Kindern zusammen leben. Dabei soll auch aufgezeigt werden, welche Implikationen eine diskurstheoretische Position für die Analyse qualitativer empirischer Daten haben. Statt nach den Begründungszusammenhängen zu fragen, die eine Aussage plausibel machen und in der 'Tiefe zu graben', so wie es in den klassischen hermeneutischen Verfahren geschieht, werden Handlungs-, Denk- und Gefühlspraktiken auf der 'Oberfläche' dekonstruiert. Leitend ist die Frage, wie im Reden durch die Signifikationspraxis Wahrnehmungs- und Handlungsmuster konstruiert, Relevanzen festgelegt und Sinnhorizonte verschoben werden. Damit bekommen die interpretierten Texte einen anderen Status. Das, was die befragten sagen, wird nicht als Ausdruck der Tatsache verstanden, dass jemand eine Frau oder ein Mann ist, die oder der als solche/r bestimmten Interessen verfolgt. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass Individuen in der Kette von Äußerungen, in denen sie Konventionen anrufen, vergesellschaftet und Frau oder Mann werden. Individuen handeln diesem Ansatz zufolge also weniger unter dem sozialen Druck einer Norm als vielmehr unter der Vorstellung, überhaupt nur dann als Subjekt existieren zu können, wenn sie sich von den Normen appellieren lassen." (Autorenreferat)
Geschlecht und Religion im Diskurs um den EU-Beitritt der Türkei: eine vergleichende Perspektive auf Frankreich und Österreich
Titelübersetzung:Gender and religion in the discourse on the EU-accession of Turkey: a comparative view on France and Austria
Autor/in:
Bischof, Karin; Oberhuber, Florian; Stögner, Karin
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 37 (2008) 4, S 419-434
Inhalt: 'Der Artikel geht der Frage nach, wie Geschlecht und Religion/ Säkularität im Diskurs um den EU-Beitritt der Türkei in französischen und österreichischen Printmedien verknüpft sind und fokussiert auf die Ergebnisse einer vergleichenden empirischen Untersuchung des Mediendiskurses in Österreich und Frankreich. In den Blick genommen werden spezifische Darstellungen des Anderen und des Eigenen, die geschlechtsspezifisch und religiös konnotiert sind. Dabei zeichnen sich sowohl kontrastierende nationale Narrative als auch länderübergreifende Topoi ab: In Frankreich sind die untersuchten Darstellungsweisen der Türkei und die Beitrittsdebatten etwa an universalistische Vorstellungen einer mission civilisatrice gekoppelt, in Österreich hingegen kommen diverse Bedrohungsszenarien zum Tragen, in denen historische Konfliktlinien reaktiviert werden. Als länderübergreifende Strategien der Alteritätskonstruktion kristallisieren sich orientalistische Momente heraus, als deren Aufhänger etwa der Topos von Sein und Schein und der Topos der Öffnung der Türkei dienen.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'This article, based on the results of a comparative empirical media analysis in Austria and France, focuses on the conjunctions of gender and religion/ secularity in the discourse on Turkeys accession to the EU. Particular emphasis is put on specific constructions of the own and the other, and on gender-specific and religious connotations. Thereby, contrasting national narratives as well as cross-national topoi can be depicted. Thus, in France, the constructions of Turkey and the debates on its accession to the EU are often connected with universalist conceptions of a mission civilisatrice, whereas in Austria specific scenarios of threat are crucial, in which historical cleavages are reactivated. With regard to cross-national strategies of othering and alterity construction, diverse moments of orientalism become apparent among which the topos of reality and appearance and the topos of opening Turkey are examined in this article.' (author's abstract)
Schlagwörter:Austria; Islam; newspaper; Medien; Österreich; Diskurs; discourse; analysis; Islam; Kritik; joining the European Union; Türkei; Turkey; gender; criticism; Berichterstattung; international comparison; France; Zeitung; woman; Frankreich; internationaler Vergleich; EU-Beitritt; Religion; religion; gender-specific factors; Analyse; reporting; media
"Maidens in need of rescue" - US Kriegserklärungen von Laura Bush zu Jean Bethke Elshtain
Titelübersetzung:"Maidens in need of rescue" - American declarations of war from Laura Bush to Jean Bethke Elshtain
Autor/in:
Langenberger, Birgit
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, 37 (2008) 2, S 215-228
Inhalt: 'Thema sind die diskursiven Konstruktionen von Gender im von den USA angeführten Krieg gegen Afghanistan im Kontext von Laura Bushs präsidentischer Radioansprache (Nov 2001), in der von namhaften US-Intellektuellen publizierten Erklärung der Kriegsgründe in 'What we are fighting for' (Feb 2002) und das Plädoyer für die Bombardierung im Namen der Rechte unterdrückter Frauen Afghanistans aufseiten eines Segments des US-Feminismus (Jean Bethke Elshtain, Catharine A. MacKinnon; Feminist Majority Foundation). Der feministische Schulterschluss mit einem patriachalischen Imperialismus der US-Regierung reicht dabei über einen bloß strategischen Essentialismus hinaus. Deren gemeinsamer symbolischer Rahmen wird durch die moralischen Naturrechte der Amerikanischen Unabhängigkeitserklärung gebildet. Mittels dieser werden qua retrospektiver Rationalisierung die binären Oppositionen von männlich/ weiblich, Kämpfer/ Zivilbevölkerung, il/ legitimer Krieg und Zivilisierte/ Wilde erneut bestätigt. Damit ist die Ungleichheit der Geschlechter im und durch Krieg nicht nur einer ungenügenden Umsetzung von Rechten zuzuschreiben, sondern liegt auch in deren Diskursivierung und Kategorisierung begründet.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'This article traces the discursive constructions of gender in the US war against Afghanistan. Its focus is on Laura Bush's presidential address (Nov 2001), the document 'What we are fighting for' (Feb 2002) signed by major US intellectuals in support of the war, and some US feminists joining them in the name of liberation of the women of Afghanistan (Jean Bethke Elshtain; Catherine A. MacKinnon; Feminist Majority Foundation). Yet this uncanny coalition between feminism and US patriarchal imperialism goes beyond mere strategic essentialism in which the differences between women are temporarily erased. Insofar as moral natural laws of the American Declaration of Independence (1776) constitute their shared symbolic framework, binary oppositions such as male/ female, soldiers/ non-combatants, it/ regular warfare, civilized/ savage are reified. Thus gender inequality by and in times of war results from its specific discursivization and categorization and cannot be attributed exclusively to an incomplete implementation of rights.' (author's abstract)
Schlagwörter:Asia; North America; feminist; value-orientation; Konstruktion; Nordamerika; Südasien; feminism; inequality; United States of America; gender; Kriegserklärung; speech; USA; woman; Geschlechterverhältnis; Entwicklungsland; South Asia; morality; Ungleichheit; gender relations; declaration of independence; Unabhängigkeitserklärung; Intellektueller; Wertorientierung; intellectual; Diskurs; discourse; legitimation; radio; Frauenrechtlerin; declaration of war; Afghanistan; Naturrecht; war; Asien; Legitimation; natural law; Rede; Hörfunk; Moral; violence; Krieg; Gewalt; Feminismus; construction; developing country; Afghanistan
SSOAR Kategorie:Friedens- und Konfliktforschung, Sicherheitspolitik, Frauen- und Geschlechterforschung
Reading affect - on the heterotopian spaces of care and domestic work in private households
Titelübersetzung:Das Lesen von Affekten: über den heterotopischen Raum von Care- und Hausarbeit in Privathaushalten
Autor/in:
Gutiérrez Rodriguez, Encarnacion
Quelle: Historical Social Research, 33 (2008) 1, S 252-277
Inhalt: 'Im Zentrum dieses Aufsatzes steht das 'Lesen' und Interpretieren von Affekten. Dies soll am Beispiel einer diskursiv-dekonstruktiven Analyse von Interviews mit 'Care'- bzw. Hausarbeiterinnen sowie deren Arbeitgeberinnen, die die Verfasserin im Rahmen einer ethnographischen Studie durchgeführt hat, diskutiert werden. Es wird gezeigt, wie eine dekonstruktive Lektüre von Affekten zu einem Verstehen (a) der Einbindung des Subjekts der Aussage in einen diskursiven Rahmen und (b) der Intensität in der Begegnung zwischen 'Care' - bzw. Hausarbeiterinnen und deren Arbeitgeberinnen beitragen kann. Diese Begegnungen ereignen sich in einem 'heterotopischen Raum', d.h. einem heterogener Raum, der auch von den Folgen affektiver Ereignisse durchzogen ist. In diesem Zusammenhang meint Affekt eine mehr oder weniger organisierte Erfahrung, eine Erfahrung wahrscheinlich mit ermächtigenden oder entmächtigenden Konsequenzen, die auf der Ebene dieser Begegnungen wahrnehmbar ist, aber nicht unbedingt ausgesprochen und damit 'eingeschrieben' ist. Ausgehend von den Redeweisen derjenigen, die diese vergeschlechtlichten und ethnisierten Räume bewohnen, stellt der Beitrag folgende Fragen: Wie können die Begegnung zwischen Care- und Hausarbeiterinnen und ihren Arbeitgeberinnen auf der Basis affektiver Bezüge gelesen werden? Wie können wir Affekte als einen Moment der Intensität in diesen Beziehungen aufspüren? Wie kann die Lektüre von Foucault, Derrida und Spivak zu einer Theoretisierung von Affekt beitragen?' (Autorenreferat)
Inhalt: 'The focus of this paper will be reading affect. By working through examples of ethnographic research with domestic and care workers and their employers in Germany from a discursive-deconstructive perspective, the author will show how a deconstructive reading of affect can add to our understanding of (a) 'the speaking subject' embedded within a discursive framework, and, (b) 'intensity' in the encounters between domestic and care workers and their employers. These encounters occur in a 'heterotopian space', a heterogeneous space ruled by the effects of affective bonds. In this space affect denotes a more or less organised experience, an experience which probably has empowering and disempowering consequences, registered at the level of encounter, and not necessarily to be understood in linguistic terms, but which is analysable as effect (Massumi, 1996, p. 237). It is by thinking through the words of those who inhabit this gendered and ethnicised heterotopia that the paper looks at the following questions: How can this encounter be read on the basis of affective bonds? How can we grasp affect as a moment of intensity in these relationships? What can reading Foucault, Derrida and Spivak and thinking through them add to the theorisation of affect?' (author's abstract)|
Schlagwörter:Gouvernementalität; private household; Derrida, J.; governmentality; affectivity; alien; Migration; Hausangestellte; Pflege; Hausarbeit; Diskurs; discourse; interaction; analysis; Ausländer; housework; Migrant; individual; Federal Republic of Germany; social relations; everyday life; Foucault, M.; Derrida, J.; soziale Beziehungen; caregiving; gender; Individuum; migrant; Affektivität; employer; woman; domestic; Foucault, M.; migration; Arbeitgeber; Interaktion; Alltag; Analyse; Privathaushalt
SSOAR Kategorie:Forschungsarten der Sozialforschung, Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften, Migration
Die Demographisierung der Geschlechtergleichstellung in Wirtschaft und Gesellschaft: Ergebnisse einer Fallstudie zum Gleichstellungsgesetz für die deutsche Wirtschaft
Titelübersetzung:Demographization of gender equality in industry and society: results of a case study on the Equal Opportunity Act for German industry
Autor/in:
Alemann, Annette von
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 2643-2652
Inhalt: "Chancengleichheit von Frauen und Männern wird gesellschaftlich nicht mehr (nur) als Erfordernis sozialer Gerechtigkeit thematisiert, sondern auch als Ansatz zur Lösung eines demographischen Problems. Das ist das Ergebnis einer Fallstudie, die im Rahmen des Forschungsprojekts Wirtschaftseliten zwischen Konkurrenzdruck und gesellschaftlicher Verantwortung auf der Grundlage von Experteninterviews und Dokumentenanalysen angefertigt wurde. In ihrem Zentrum steht der Konflikt um die Institutionalisierung eines Gleichstellungsgesetzes für die deutsche Wirtschaft durch die seit 1998 amtierende rot-grüne Bundesregierung, der in eine eher unverbindliche Gleichstellungsselbstverpflichtung der deutschen Wirtschaft mündete. Die Fallstudie arbeitet den Konfliktverlauf auf der Akteursebene und die begleitenden Diskurse heraus: Geschlechtergerechtigkeit versus Demographie; Chancengleichheit versus Vereinbarkeit von Beruf und Familie; gesetzliche Verpflichtung versus Freiwilligkeit. Ergebnis des Konflikts ist eine Diskursveränderung, die prägend ist für die Familienpolitik seit 2001. Der Gleichstellungsdiskurs wurde dabei weitgehend aufgegeben zu Gunsten einer Familienpolitik, die sich vor allem von einem demographischen Diskurs leiten lässt, in dessen Mittelpunkt die Finanzierung des Rentensystems, die Vereinbarkeitsproblematik von Beruf und Familie und die Gewinnung von Frauen als qualifizierte Arbeitskräfte in Unternehmen steht. Dieser Diskurs, der von der SPD-Familienministerin Bergmann initiiert und von ihrer Nachfolgerin Schmidt gesellschaftlich verankert wurde, ist durch die Kooperation von Politik, Wirtschaft, Wissenschaft und Gesellschaft mit dem gemeinsamen Ziel der Familienfreundlichkeit gekennzeichnet und herrscht bis heute sowohl in der Rhetorik der Bundesregierung der Großen Koalition vor als auch in öffentlich und medial geführten Diskussionen. Damit lösen Argumente, die sich auf die 'Natur' von Frauen und Männern als Eltern beziehen, Argumente der Geschlechtergerechtigkeit ab, in deren Zentrum gerade die Überwindung von als 'natürlich' definierten Nachteilen für Frauen in Wirtschaft und Gesellschaft stand." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Bevölkerungsentwicklung; Gleichstellung; Akteur; Familienpolitik; Gesellschaft; Bundesregierung; Diskurs; discourse; society; act; Federal Republic of Germany; social actor; Gesetz; soziale Gerechtigkeit; equal opportunity; family policy; man; Diskussion; gender; justice; Chancengleichheit; discussion; science; Konflikt; social justice; statuary regulation; conflict; population development; woman; sozialer Wandel; Mann; Gerechtigkeit; economy; affirmative action; Wirtschaft; gesetzliche Regelung; social change; Federal Government
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Allgemeine Soziologie, Makrosoziologie, spezielle Theorien und Schulen, Entwicklung und Geschichte der Soziologie, Bevölkerung
Die "Natur der Subjekte": Subjektivierungsprozesse im Tanz
Titelübersetzung:The "nature of subjects": subjectivization processes in dance
Autor/in:
Klein, Gabriele; Haller, Melanie
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 2734-2742
Inhalt: "Der Körper und damit auch körperlich-sinnliche Erfahrungen und Bewegungen sind wesentliche Elemente zur Konstitution von Subjektivität. Der Vortrag möchte im Rahmen der Sektionssitzung empirische Forschungsergebnisse aus dem DFG-Projekt 'Trans/nationale Identität und körperlich-sinnliche Erfahrung' zu den Subjektivierungspraktiken und -inszenierungen in den beiden Tanzszenen Tango und Salsa vorstellen und deren theoretischen Bezug zu gouvernementalen, biopolitischen und medialen Diskursen problematisieren. Die Ausgangsthese ist, dass die Tanzpraktiken der Tango- und der Salsakultur die neoliberalen Anforderungen an ein bewegliches, flexibles Subjekt in den Zeiten von Individualisierung hervorbringen und erfahrbar machen und zugleich eine Naturalisierung von Körper, Geschlecht und Ethnie (re)produzieren. Die beiden 'lateinamerikanischen' Tanzpraktiken werden über Ursprungsmythen essentialisiert und als 'natürliche' Bewegungspraktiken einer vermeintlich entfremdeten, westlichen Körpererfahrung entgegengesetzt. Anhand des empirischen Materials sollen die Ergebnisse des Forschungsprojektes veranschaulicht und zur Diskussion gestellt werden." (Autorenreferat)
Reading affect - on the heterotopian spaces of care and domestic work in private households
Titelübersetzung:Affekt lesen - zu den heterotopischen Räumen von "Care" und Hausarbeit in Privathaushalten
Autor/in:
Gutiérrez Rodriguez, Encarnacion
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8 (2007) 2, 18 S
Inhalt: Im Zentrum dieses Aufsatzes steht das "Lesen" und Interpretieren von Affekten. Dies soll am Beispiel einer diskursiv-dekonstruktiven Analyse von Interviews mit "Care"- bzw. Hausarbeiterinnen sowie deren Arbeitgeberinnen, die ich im Rahmen einer ethnographischen Studie durchgeführt habe, diskutiert werden. Es wird gezeigt, wie eine dekonstruktive Lektüre von Affekten zu einem Verstehen (a) der Einbindung des Subjekts der Aussage in einen diskursiven Rahmen und (b) der Intensität in der Begegnung zwischen "Care" – bzw. Hausarbeiterinnen und deren Arbeitgeberinnen beitragen kann. Diese Begegnungen ereignen sich in einem "heterotopischen Raum", d.h. einem heterogener Raum, der auch von den Folgen affektiver Ereignisse durchzogen ist. In diesem Zusammenhang meint Affekt eine mehr oder weniger organisierte Erfahrung, eine Erfahrung wahrscheinlich mit ermächtigenden oder entmächtigenden Konsequenzen, die auf der Ebene dieser Begegnungen wahrnehmbar ist, aber nicht unbedingt ausgesprochen und damit "eingeschrieben" ist. Ausgehend von den Redeweisen derjenigen, die diese vergeschlechtlichten und ethnisierten Räume bewohnen, stellt der Beitrag folgende Fragen: Wie können die Begegnung zwischen Care- und Hausarbeiterinnen und ihren Arbeitgeberinnen auf der Basis affektiver Bezüge gelesen werden? Wie können wir Affekte als einen Moment der Intensität in diesen Beziehungen aufspüren? Wie kann die Lektüre von FOUCAULT, DERRIDA und SPIVAK zu einer Theoretisierung von Affekt beitragen?
Inhalt: The focus of this paper will be reading affect. By working through examples of ethnographic research with domestic and care workers and their employers in Germany from a discursive-deconstructive perspective, I will show how a deconstructive reading of affect can add to our understanding of (a) 'the speaking subject' embedded within a discursive framework, and, (b) "intensity" in the encounters between domestic and care workers and their employers. These encounters occur in a "heterotopian space", a heterogeneous space ruled by the effects of affective bonds. In this space affect denotes a more or less organised experience, an experience which probably has empowering and disempowering consequences, registered at the level of encounter, and not necessarily to be understood in linguistic terms, but which is analysable as effect (MASSUMI, 1996, p.237). It is by thinking through the words of those who inhabit this gendered and ethnicised heterotopia that the paper looks at the following questions: How can this encounter be read on the basis of affective bonds? How can we grasp affect as a moment of intensity in these relationships? What can reading FOUCAULT, DERRIDA and SPIVAK and thinking through them add to the theorisation of affect?
Review Essay: In der Falle der Synthetisierung von Diskursanalyse und soziologischer Feldtheorie
Titelübersetzung:Review Essay: In the Trap of Synthesizing Discourse Analysis and Sociological Field Theory
Autor/in:
Jäger, Siegfried
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, 8 (2007) 2
Inhalt: Oliver GEDEN analysiert in einer wissenssoziologisch orientierten diskursanalytischen Untersuchung, bei der er die FOUCAULTsche Diskurstheorie mit der Kapital- und Feldtheorie Pierre BOURDIEUs verschränkt, Deutungsangebote zweier rechtspopulistischer Parteien, nämlich der Freiheitlichen Partei Österreichs (FPÖ) und der Schweizerischen Volkspartei (SVP) zu den Themen Einwanderung und Geschlecht/Familie. Dabei interessiert ihn insbesondere die (sehr unterschiedliche) Reaktion der beiden Parteien auf den Übergang von der Opposition zur eigenen Regierungsbeteiligung. Indem er die unterschiedlichen politischen Felder in Österreich und der Schweiz kontextualisiert, gelingt es ihm, diese unterschiedlichen Reaktionen – keinerlei Abstriche vom rechtspopulistischen Kurs bei der stabil bleibenden SVP, "Verhausschweinung", Abstieg und Verlust der Wählergunst bei der FPÖ und Spaltung der Partei – soziologisch zu erklären. Darüber hinaus gelingt es ihm, die Affinitäten der Deutungsangebote rechtspopulistischer Parteien und des common-sense-Wissens in der Bevölkerung aufzuspüren. Das angewandte Analyseverfahren und seine theoretische Rückkopplung stellt eine der zur Zeit gängigen Varianten der Diskursanalyse dar, die 1. das Problem des Verhältnisses von Diskurs und Wirklichkeit letztlich nicht diskurstheoretisch im FOUCAULTschen Sinne angeht, sondern unter Bezugnahme auf BOURDIEU, und 2. explizit und m.E. nicht immer mit Gewinn davon ausgeht, dass die Diskursanalyse lange Zeit von sprachwissenschaftlichen Verfahrensweisen dominiert worden sei. Auf linguistische Instrumente in der "Werkzeugkiste" ist jedoch nicht zu verzichten, wie dies auch GEDEN nicht kann ("semantische Bedeutungsgehalte", "Themen", "Inhalte", "Stil", "Rhetorik" etc.). Es wäre daher auch vorzuziehen, die diskursanalytisch bedeutsamen Erkenntnisse verschiedener Disziplinen zusammenzuführen und nicht vorschnell konkurrierend gegen einander zu stellen. Gleichwohl dürfte auch dieser Versuch einer empirischen Analyse dazu beitragen, das Konzept "Diskursanalyse" für die Kulturwissenschaften weiter ausdifferenzieren zu helfen.
Inhalt: In this book Oliver GEDEN analyses the ways two right-wing populist parties, the Austrian FPÖ and the Swiss SVP, interpret the topics of immigration and gender / family. He does so in the frame of a discourse analysis based on methods derived from the sociology of knowledge; and he combines the Foucauldian theory of discourse with the capital and field theory of Pierre BOURDIEU. He is first and foremost interested in (the great variety of) the reactions of both parties to their transition from opposition to government. By putting the various political topics into their respective contexts he succeeds in explaining these different reactions sociologically. To sum up: on the one hand the SVP remains stable and does not divert from its right-wing populist course, on the other the FPÖ becomes a kind of "pet swine" ["Verhausschweinung"], declines and loses voters and eventually splits up. Furthermore he tracks down the connections in the semiotic offerings of right-wing parties to "common-sense" knowledge in society. The analytical procedure and its theoretical links represent a common, present-day variety of discourse analysis. First, it does not approach the theoretical relationship between discourse and reality in the way FOUCAULT did, but refers to BOURDIEU. Second, explicitly—and to my mind not always beneficially—it postulates that discourse analysis has for a long time been dominated by linguistic concepts. However, one cannot forfeit the use of linguistic tools and neither does GEDEN ("semantic contents", "topics", "narratives", "style", "rhetorics"). It would be preferable to bring together the important discourse-analytical findings of various disciplines rather than—rashly—to have them compete against each other. Finally, this attempt at empirical analysis could well contribute to further elaboration on the concept of discourse analysis for the cultural sciences.
Schlagwörter:Interview; gender; interview; Medien; Gender; Einwanderung; immigration; Diskurs; discourse; media; right wing populism; Austrian FPÖ; Swiss SVP; discourse; discourse analysis based on the sociology of knowledge; strategies of discourse; FOUCAULT; capital and field theory of BOURDIEU; media; common sense; immigration; family; Rechtspopulismus; Freiheitliche Partei Österreichs (FPÖ); Schweizerische Volkspartei (SVP); wissenssoziologische Diskursanalyse; Diskursstrategien; FOUCAULT; BOURDIEU; politische Feldtheorie; common sense