Transgender-Identitäten und die rechtliche Kategorie Geschlecht : Potenzial der Gender Studies in der Rechtswissenschaft
Titelübersetzung:Transgender identity and the legal category of gender : potential of gender studies in legal science
Autor/in:
Büchler, Andrea; Cottier, Michelle
Quelle: Gender Studies: Wissenschaftstheorien und Gesellschaftskritik. Therese Frey Steffen (Hrsg.), Caroline Rosenthal (Hrsg.), Anke Väth (Hrsg.). Würzburg: Königshausen & Neumann, 2004, S. 223-231
Inhalt: Wird ein Kind geboren, so stellt sich als erstes die Frage nach dessen Geschlecht. Wir brauchen diese erste Gewissheit. Auf diese Frage gibt es nur zwei mögliche Antworten. Das Recht verlangt, dass die Geschlechtszugehörigkeit sofort bestimmt und amtlich gemacht wird. Das Phänomen der Transsexualität bringt in verschiedener Weise Unordnung in diese Selbstverständlichkeiten. Die Gewissheit des biologischen Geschlechts als unabänderliche Kategorie und dessen Grundlage von Geschlechtsidentität und heterosexueller Subjektivität erfährt eine Erschütterung. Jede Rechtsordnung muss sich in Anbetracht dieser Situation entscheiden, wie sie mit der bei der Transsexualität auftretenden Diskrepanz zwischen Anschein oder Begehren der betroffenen Person und dem bei Geburt vorgenommenen Registereintrag umgehen will. Die Ausführungen zeigen, dass die Transsexualität auf der einen Seite dazu dient, auch im rechtlichen Diskurs das System der Zweigeschlechtlichkeit zu verfestigen. Auf der anderen Seite wohnt ihr aber auch eine subversive Kraft inne. Gleichzeitig eröffnen die Gender und Queer Studies durch die Infragestellung von starren Geschlechtszuordnungen mittels des Gedankens der sozialen Konstruktion neue Perspektiven für die rechtliche Konzeption von Geschlecht. Inwiefern das Recht Raum schafft für Geschlechtsidentitäten jenseits der bipolaren Ordnung ist für die Autorin nur eine Frage der Zeit. (ICA2)