Inhalt: Mit Forderungen nach Geschlechtergerechtigkeit werden Themenfelder eröffnet, die auch identitätsstiftende Persönlichkeitsmerkmale berühren. Damit scheint nicht nur die eigene Arbeit auf den Plan gerufen - das ist für manche schon genug. Es scheint auch um die eigene Person zu gehen, die in der Wissenschaft doch so schön ausgeblendet bleiben soll, um nur ja objektiv und rational arbeiten zu können, um das Private, das in der Politik der res publica konzeptionell nichts zu suchen hat, um das Individuell-Persönliche, das sich hinter professionellen Rollen so gut verbergen lässt. Feminismus nehmen Menschen meist sehr persönlich, und sehr viele Männer und manche Frauen nehmen das Thema Gender bereits als Vorwurf wahr. Noch deutlicher wird dieser Kurzschluss und die Personalisierung oft, wenn auf die rassistischen Kodierungen der Wissenschaft und des Rechts hingewiesen wird. Rassismus zu thematisieren bedeutet für viele, den Vorwurf zu machen, jemand agiere rassistisch. Das kann zwar produktiv sein, verbaut aber weit häufiger Reflexion. Es hat viel mit der deutschen Tabuisierung zahlreicher Aspekte der eigenen rassistischen Vergangenheit und Gegenwart zu tun, aber auch mit der Ausblendung all der Ambivalenzen, die das Geschlecht uns zumutet. (ICF2)