Rezension: Ilse Lenz (Hrsg.), 2008: Die Neue Frauenbewegung in Deutschland. Abschied vom kleinen Unterschied. Eine Quellensammlung
Autor/in:
Hauch, Gabriella
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 2 (2010) 2, S 149-151
Schlagwörter:Frauenbewegung; women's movement; Federal Republic of Germany; Geschlechterverhältnis; gender relations; Gleichstellung; affirmative action; Frauenpolitik; women's policy
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Inhalt: "Feminismus ist wieder in aller Munde: Bei jungen Feministinnen zwischen Alpha-Mädchen und F-Klasse, bei älteren Feministinnen, die den Verlust der emanzipatorischen Anliegen der Frauenbewegung befürchten, bei AntiFeministInnen, die die Frauenemanzipation für Probleme moderner Gesellschaften haftbar machen wollen. Doch: Was heißt 'Feminismus'? Handelt es sich hier um einen anderen Begriff für die Gleichberechtigung von Mann und Frau? In welchem Verhältnis steht ein politischer Feminismus zum wissenschaftlichen? Und wie aktuell bleibt er im 21. Jahrhundert? Diese Fragen dienen als Ausgangspunkt und Anlass für ein neues Nachdenken über die Perspektiven der Gleichstellungspolitik und die Aktualität der 'feministischen Herausforderung'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ingrid Kurz-Scherf, Julia Lepperhoff, Alexandra Scheele: Über formale Gleichheit und Gleichstellung hinaus: Feministische Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Einleitung (7-22); Teil 1: Perspektiven der feministischen Kritik: Ingrid Kurz-Scherf: Weiblichkeitswahn und Männlichkeitskomplex - zur Geschichte und Aktualität feministischer Patriarchatskritik (24-47); Julia Roßhart: Queere Kritiken, Kritiken an queer. Debatten um die Entselbstverständlichung des feministischen Subjekts (48-63); Maria do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan: Gendering Post/Kolonialismus, Decolonising Gender - Feministisch-Postkoloniale Perspektiven (64-80); Birgit Rommelspacher: Intersektionalität - über die Wechselwirkung von Machtverhältnissen (81-96); Teil 2: Kontroverse Interventionen: Renate Niekant: Feminismus und die zweite Frauenbewegung in (West-)Deutschland (98-114); Clarissa Rudolph: Frauen- und Gleichstellungspolitik: Gesellschaftlicher Wandel durch Institutionen? (115-132); Julia Lepperhoff: Antidiskriminierungspolitik und Diversity Politics (133-147); Tina Jung: Wozu noch oder wieder "feministische Wissenschaft"? (148-161); Patrick Ehnis, Sabine Beckmann: Kritische Männer- und Männlichkeitsforschung. Positionen, Perspektiven, Potential (162-178); Teil 3: Gesellschaftspolitische Herausforderungen an feministische Politik: Alexandra Scheele: Jenseits von Erwerbsarbeit? Oder: Ein erneuter Versuch, die richtigen Fragen zu finden (180-196); Alexandra Wagner, Franziska Wiethold: Prekäre Beschäftigung und Geschlecht (197-213); Diana Auth: Das Private neu denken - zur Neubestimmung der sozialen Organisation von Fürsorgearbeit (214-229); Uta Ruppert: Im Brennpunkt transnationaler Feminismen: Globale Gerechtigkeit (230-245); Birgit Sauer: Migration, Geschlecht und die Politik der Zugehörigkeit (246-259); Anja Lieb: Demokratisierung der Demokratie (260-275); Teil 4: Anforderungen an einen neuen Feminismus: Ingrid Kurz-Scherf, Julia Lepperhoff, Alexandra Scheele: Gleichheit, Freiheit, Solidarität: feministische Impulse für die Wiederaufnahme eines umkämpften Projekts (278-296).
Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 25 (2007) H. 1, S. 97-104
Inhalt: Bei den gegenwärtigen Diskussionen zu einem "neuen Feminismus" handelt es sich der Autorin zufolge um eine Verständigung über die Frage, wie gleichberechtigt Frauen inzwischen sind und wie viel oder welchen Feminismus sie eigentlich noch brauchen. Problematisch ist in diesem Zusammenhang der grundsätzliche Mangel von Solidarität für diejenigen Frauen, die nicht in der "F-Klasse reüssieren" und denen es nicht gelingt, durch individuelle Leistung in die Klasse der Karrierefrauen aufzusteigen. Ein neo-liberales Einverständnis sorgt ferner dafür, dass Konzepte wie Solidarität, Quotierung oder institutionelle Formen der Frauenförderung für überholt oder ideologisch angesehen werden. Um das Ausmaß des gesellschaftlichen Wandels zu beurteilen, sollte nach Ansicht der Autorin zwischen den Beharrungstendenzen struktureller Ungleichheitslagen und den veränderten Leitbildern und Lebensentwürfen junger Frauen unterschieden werden. Sie thematisiert in ihrem Diskussionsbeitrag u.a. die anhaltende Unvereinbarkeit von Beruf und Familie für erwerbstätige Frauen, die Besonderheiten der Frauenbewegung in Deutschland im Vergleich zu anderen Ländern sowie die Ziele zukünftiger Geschlechterpolitik. Diese sollte vor allem die vorhandenen Kräfte im "samtenen Dreieck" von Wissenschaft, Politik und erneuter Bewegung bündeln. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Land der Söhne : Geschlechterverhältnisse in der Zweiten Republik
Titelübersetzung:Land of sons : gender relations in the Second Republic
Autor/in:
Gehmacher, Johanna; Mesner, Maria
Quelle: Innsbruck: Studien-Verl. (Österreich - Zweite Republik, Bd. 17), 2007. 102 S.
Inhalt: "Im Lauf des 20. Jahrhunderts setzte sich die Meinung mehrheitlich durch, dass mit dem Gleichheitsanspruch der Aufklärung nicht nur heterosexuelle weiße Männer gemeint sein konnten. Bis in die Gegenwart bestimmt jedoch der Widerspruch zwischen Gleichstellung und Ungleichheit die Geschlechterverhältnisse in vielen demokratischen Industriegesellschaften. Seinen vielschichtigen Ursachen und Auswirkungen wird in diesem Band am konkreten Beispiel Österreichs nach 1945 nachgegangen. Ein Fokus liegt dabei auf den kulturellen, sozialen und politischen Verschiebungen, die mit dem Auftreten der Frauenbewegung in den 1970er Jahren einhergingen. Der damit verbundene Umbruch war - so die hier untersuchte Hypothese - so grundlegend, dass er Angelpunkt einer Periodisierung der Zweiten Republik sein kann." (Autorenreferat)
Titelübersetzung:Gender mainstreaming : concepts - action areas - instruments
Herausgeber/in:
Meuser, Michael; Neusüß, Claudia
Quelle: Bonn (Schriftenreihe / Bundeszentrale für politische Bildung, Bd. 418), 2004. 366 S.
Inhalt: "Gender Mainstreaming ist ein gleichstellungspolitisches Konzept, das seinen Ursprung in einem entwicklungspolitischen Zusammenhang hat. Erstmals auf der dritten Weltfrauenkonferenz der Vereinten Nationen 1985 in Nairobi diskutiert und auf der vierten Weltfrauenkonferenz 1995 in Peking als neue Gleichstellungsstrategie propagiert, wurde es 1997 im Amsterdamer Vertrag als verbindliche Aufgabe für die Mitgliedsstaaten der Europäischen Union festgeschrieben. Neunzehn Jahre nach Nairobi, neun Jahre nach Peking und sieben Jahre nach Amsterdam ist das Instrument des Gender Mainstreaming sowohl in der geschlechterpolitischen Diskussion als auch in der geschlechterpolitischen Praxis so weit präsent, dass es möglich ist, eine erste Bilanz zu ziehen. Die Zahl der Publikationen zu Gender Mainstreaming ist in den letzten Jahren stark angestiegen und neben programmatischen Beiträgen und einer Vielzahl von Umsetzungsempfehlungen für unterschiedliche Arbeitsfelder liegen auch schon einige empirische Studien vor, die sich mit der Praxis von Gender Mainstreaming befassen. Die Bilanz, die dieses Buch zu ziehen versucht, betrifft den Stellenwert, der Gender Mainstreaming in der Geschlechterforschung zugemessen wird, die politischen Kontroversen und die Umsetzung von Gender Mainstreaming." (Textauszug).
Inhaltsverzeichnis:
Michael Meuser, Claudia Neusüß: Gender Mainstreaming - eine Einführung (9-22); Regina Frey: Entwicklungslinien: zur Entstehung von Gender Mainstreaming in internationalen Zusammenhängen (24-39); Silke Roth: Gender Mainstreaming - eine neue Phase der Frauenbewegung in Deutschland (40-51); Mechthild Bereswill: "Gender" als neue Humanressource? Gender Mainstreaming und Geschlechterdemokratie zwischen Ökonomisierung und Gesellschaftskritik (52-70); Susanne Baer: Geschlecht und Recht - zur rechtspolitischen Steuerung der Geschlechterverhältnisse (71-83); Alison E. Woodward: Gender Mainstreaming als Instrument zur Innovation von Institutionen (86-102); Stephan Höying, Ralf Lange: Gender Mainstreaming - ein Ansatz zur Auflösung männerbündischer Arbeits- und Organisationskultur? (103-119); Ute Behning: Implementation von Gender Mainstreaming auf europäischer Ebene: Geschlechtergleichstellung ohne Zielvorstellung? (122-134); Peter Doge, Barbara Stiegler: Gender Mainstreaming in Deutschland (135-157); Elizabeth Villagómez, Maribel Martínez: Gender Mainstreaming in Spanien (158-168); Birgit Sauer: Ein ewiges Pilotprojekt? Gender Mainstreaming in Österreich (169-181); Bozena Choluj, Claudia Neusüß: Geschlechtergleichstellung in Polen - zwischen historischem Erbe, kulturellen Eigenheiten und neuen Herausforderungen (182-193); Lars Jalmert: Männer und Geschlechterpolitik in Schweden (194-205); Dörthe Jung: Neue Führungskultur, Kundenorientierung, Flexibilisierung: die private Wirtschaft braucht Gender Mainstreaming (206-217); Ellen Kuhlmann, Petra Kolip: Gender Mainstreaming im Gesundheitssystem (220-231); Heidrun Hoppe, Elke Nyssen: Gender Mainstreaming: neue Gleichstellungsimpulse für die Schule? Begründungen und Ansatzpunkte (232-243); Karin Derichs-Kunstmann: Konsequenzen von Gender Mainstreaming für die politische Bildung (244-256); Barbara Riedmüller: Gleichstellungspolitik und der Umbau des Sozialstaats (257-72); Gabriele Schambach, Henning von Bargen: Gender Mainstreaming als Organisationsveränderungsprozess - Instrumente zur Umsetzung von Gender Mainstreaming (274-290); Birgit Erbe: Gender Budgeting - Verteilungsfragen neu gestellt in der Haushaltspolitik. Grundlagen, Instrumente, Herausforderungen (291-305); Petra Ahrens, Uta Kletzing, Jutta Kühl: Instrumente von Gender Mainstreaming in der Verwaltungspraxis (306-320); Michael Meuser: Gender Mainstreaming: Festschreibung oder Auflösung der Geschlechterdifferenz? Zum Verhältnis von Geschlechterforschung und Geschlechterpolitik (322-336); Michael Kimmel: Frauenforschung, Männerforschung, Geschlechterforschung: einige persönliche Überlegungen (337-355).
Titelübersetzung:What's neo-liberal about gender mainstreaming?
Autor/in:
Schunter-Kleemann, Susanne
Quelle: Widerspruch : Beiträge zu sozialistischer Politik, Jg. 23 (2003) H. 44, S. 19-33
Inhalt: Der Beitrag geht der Frage nach, ob die von der Europäischen Kommission entwickelte und inzwischen in allen EU-Ländern verbreitete Gender Mainstreaming-Politik (GM) eine geeignete Konzeption ist, die Frauen bei der Suche nach einer zeitgemäßen emanzipativen Politik hilft. Unter Rekurs auf die wirtschaftsliberale Herkunft dieses Konzepts geht es um die Frage, was erstens das Neue gegenüber den bisherigen gleichstellungspolitischen Ansätzen auf nationaler und internationaler Ebene ausmacht und, zweitens, welches die Vor- und Nachteile, Chancen und Fallstricke des Gender Mainstreaming sind. Es ist besonders erklärungsbedürftig, in welchem politischen und ökonomischen Kontext die Strategie entstanden ist und warum bisher vertretene Konzepte der Frauenemanzipation für angeblich überholt erklärt werden. Die Autorin stellt die These auf, dass der Ansatz ein von Widersprüchen und gegensätzlichen Erwartungen durchzogenes gesellschaftliches Konfliktfeld darstellt. Es stellt sich abschließend heraus, dass der GM-Ansatz als eine Variante neoliberaler Philosophie und Politik zu bewerten ist, aus der lediglich bestimmte höher gestellte Gruppen von Frauen Nutzen ziehen können, um ihre Karrierechancen zu verbessern. (ICH)