Inhalt: "Diese Arbeit ist interdisziplinär angelegt. Dabei ist die Suche nach Handlungsperspektiven von Frauen praktisch politisch und politikwissenschaftlich motiviert, ihr Gegenstand, die Frauen in Führungspositionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk sind eher dem kommunikationswissenschaftlichen Forschungsfeld zuzuordnen. Aus politikwissenschaftlicher Perspektive ist die vorliegende Untersuchung in erster Linie im Politikfeld der Frauen- und Geschlechterpolitik zu verorten. Es geht um politische Strategien von Frauen jenseits von Gleichstellungspolitik. Im Rahmen der Kommunikationswissenschaft bewegt sich die Befragung von Chefredakteurinnen, Hauptabteilungsleiterinnen und Direktorinnen im Feld der KommunikatorInnenforschung. Im zweiten Halbjahr 1994 habe ich mit 13 der 14 Frauen in Führungspositionen im öffentlich-rechtlichen Rundfunk Intensivinterviews geführt. Die Hälfte dieser Frauen arbeitete in den neuen Bundesländern, allerdings kamen vier von ihnen aus dem Westen. Damit liegt die Problematik der Vereinigung Deutschlands und der Errichtung von öffentlich-rechtlichen Rundfunkanstalten in den neuen Bundesländern sowie die unterschiedlichen Erfahrungen von Frauen aus der ehemaligen Bundesrepublik und der ehemaligen DDR noch einmal quer zu dem erläuterten Erkenntnisinteresse. Dieser unterschiedliche Kontext der Arbeit der Frauen in Führungspositionen wurde an den Punkten, wo er bedeutsam erschien, in die Auswertung einbezogen. Im Zuge der Konzentration der Forschungsperspektive auf die Beziehungen zwischen Frauen in den Rundfunkanstalten habe ich von sechs befragten Frauen in Führungspositionen auch Mitarbeiterinnen interviewt. Durch diese Interviews konnten nicht nur informelle Vernetzungen zwischen den Frauen aufgespürt werden, vielmehr liegen für einige Frauen in Führungspositionen zusätzlich Außenperspektiven vor, so daß ich in diesen Fällen bei der Auswertung nicht nur auf Selbstaussagen angewiesen war. Spezielle Untersuchungen zu Frauen in Spitzenpositionen gibt es für den Bereich der Medien bislang kaum. Inzwischen wurde aber eine Magisterarbeit zu Frauen in Führungspositionen des öffentlich-rechtlichen Rundfunks verfaßt (Janzen 1996). Jutta Janzen, die neben Frauen, die direkt mit der Programmgestaltung beauftragt sind, auch Justitiarinnen und Verwaltungsdirektorinnen befragt hat, ist in ihrer Untersuchung der Frage nachgegangen, welche Faktoren diesen Frauen ihre Karriere ermöglicht haben. Sie verfolgt also ein anderes Erkenntnisinteresse als die vorliegende Arbeit. Einzelne Ergebnisse aus Studien mit Journalistinnen oder Frauen in Führungspositionen in anderen Berufszweigen wurden an den entsprechenden Stellen direkt in den Theorieteil eingearbeitet." (Textauszug)