Eine der Pionierinnen der modernen Sozialwissenschaften und engagierte Frauenrechtlerin: Dr. Marie Bernays : über den Zusammenhang von Sozialwissenschaften, Sozialpolitik, Soziale Arbeit und Frauenbewegung in der Industriegesellschaft des frühen 20. Jahrhunderts
Titelübersetzung:One of the female pioneers of modern social sciences and a dedicated campaigner for women's rights: Dr. Marie Bernays
Autor/in:
Schütter, Silke
Quelle: Auslese und Anpassung der Arbeiterschaft der geschlossenen Großindustrie: dargestellt an den Verhältnissen der Gladbacher Spinnerei und Weberei AG zu München-Gladbach im Rheinland. Silke Schütter (Hrsg.), Christian Wolfsberger (Hrsg.). Essen: Klartext-Verl. (Beiträge zur Geschichte der Stadt Mönchengladbach), 2012, S. 9-42
Inhalt: Arbeiterbewegung und bürgerliche Frauenbewegung teilten offensichtlich die Ideale des Humanismus und der Renaissance, der Aufklärung, des Idealismus und der Romantik, bei aller kulturellen und politischen Differenz. Wenn man M. Bernays Untersuchung über das Berufsschicksal der Arbeiterschaft in der Gladbacher Weberei und Spinnerei richtig verstehen will, muss man diese Perspektive, ihre grundsätzliche Wertschätzung für die moderne Industriearbeiterschaft ernst nehmen, der sie eine eigenständige Kulturaufgabe zuschrieb, nicht unähnlich der Kulturmission der Frauenbewegung. Bernays Interpretation ihrer Beobachtungen und der Aussagen der Arbeiter und Arbeiterinnen drückt nicht nur Sympathie, sondern auch Akzeptanz für eine von bürgerlichen Normen und Werten abweichende Lebensweise und Weltanschauung aus; auch wenn sie in ihrer Studie für sich selbst klare Vorstellungen von Sitte und Moral in Anspruch nahm. Da die Frauenarbeit, gerade die Fabrikarbeit, stetig zunahm und eine Abschaffung nicht in Aussicht stand - sie war aus ihrer Sicht auch nicht wünschenswert - schien es geboten, neben den Forderungen der Frauenbewegung nach bürgerlichen Freiheitsrechten nicht nur über gleichen Lohn für gleiche Arbeit, Mindestlöhne, Arbeiterinnenschutz und Arbeitszeitverkürzung zu debattieren, sondern konkrete Verbesserungsvorschläge zur Erleichterung des alltäglichen Lebens der Arbeiterinnen zu machen. Erwerbstätigen Frauen sollte der Fortschritt der Technik zugute kommen, der die Führung des Haushalts erleichterte. Ähnlich wie August Bebel in seinem Buch "Die Frau und der Sozialismus" wollte Bernays in den Städten Gemeinschaftseinrichtungen schaffen: von der Volksküche bis zur Kinderbetreuung in öffentlichen Institutionen. (ICB2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Bildung: Hat Bildung ein Geschlecht?
Titelübersetzung:Education: does education have a gender?
Autor/in:
Schlüter, Anne
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 684-688
Inhalt: Mädchen und Frauen gehören heute qua Geschlecht nicht mehr zu den Bildungsbenachteiligten. Zählen sie aber zu den neuen sozialen Gruppierungen wie den Kindern der ArbeitsmigrantInnen, dann unterliegen sie den sozialstrukturellen Benachteiligungen, die als bildungsfern oder bildungsarm bezeichnet werden. Interkulturelle Bildung ist daher ein wichtiges Thema an allen Schulen, einschließlich der Volkshochschulen. Frauen haben im Bildungswesen zwar mit dem männlichen Geschlecht gleichgezogen, doch qualifizierte Stellen erhielten sie deshalb auf dem Arbeitsmarkt nicht selbstverständlich. Bei beruflichen Karrieren stießen sie nach wie vor auf Grenzziehungen, die so genannte gläserne Decke, die ein Weiterkommen verhindert. Auch Qualifizierungsangebote und Umschulungsmaßnahmen zum Wiedereinstieg von Frauen in den Beruf und Weiterbildungsangebote stärkten zwar das Bildungsinteresse von Frauen und ihr Selbstbewusstsein, doch ein berufliches Fortkommen war damit selten gegeben. Es wird die These vertreten, dass Bildung allein für strukturelle Veränderungen in der Gesellschaft nicht ausreicht. Die Ausgrenzungen von Frauen aus hierarchisch hohen beruflichen Positionen lässt sich letztendlich nicht über fehlende Bildung bzw. fehlende höhere Bildungsabschlüsse erklären. Schließlich verweisen gerade die Thematisierungen von Erwartungen und Enttäuschungen unter gebildeten Frauen auf Wahrnehmungsmuster, die eher durch stark unterschiedliche soziale Positionen und beruflichen Status erklärbar als durch Weiblichkeitsbilder bedingt sind. (ICF2)
Titelübersetzung:Women in medicine : interviews with lady physicians
Autor/in:
Cohors-Fresenborg, Barbara
Quelle: Frauenkörper, Medizin, Sexualität: auf dem Wege zu einer neuen Sexualmoral. Johanna Geyer-Kordesch (Hrsg.), Annette Kuhn (Hrsg.). Düsseldorf: Schwann-Bagel (Geschichtsdidaktik), 1986, S. 311-327
Inhalt: Es geht um die Situation der Frau im Medizinstudium und als Ärztin im Nationalsozialismus. Die Analyse basiert auf Interviews mit 22 Ärztinnen, die zwischen 1896 und 1914 geboren sind und aus der höheren Mittelschicht stammen. Es zeigt sich eine sozialisatorisch bedingte Studienmotivation. Die Befragten betrachteten ihr Studium als selbstverständlich und hatten größtenteils ein problemloses Verhältnis zu Professoren und Kommilitonen sowie zum Pflegepersonal in den Krankenhäusern. In der Berufsausübung zeigten sich höhere Leistungserwartungen als an männliche Kollegen, sofern sie überhaupt zur Praxis zugelassen wurden. Die Wahl von Ehe und/ oder Beruf erfolgte unter den Voraussetzungen der Doppelbelastung für die Frau. Auffallend ist ihr fehlendes politisches Bewußtsein beziehungsweise Engagement für die Situation der Frau. (HD)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauen und die akademischen Berufe im kaiserlichen Deutschland
Titelübersetzung:Women and the academic professions in imperial Germany
Autor/in:
Albisetti, James C.
Quelle: Frauenbilder und Frauenwirklichkeiten: interdisziplinäre Studien zur Frauengeschichte in Deutschland im 18. und 19. Jahrhundert. Ruth-Ellen Boetcher Joeres (Hrsg.), Annette Kuhn (Hrsg.). Düsseldorf: Schwann-Bagel, 1985, S. 286-303
Inhalt: "Der vorliegende Aufsatz geht den Erfolgen und Mißerfolgen deutscher Frauen im Streit um den Zugang zu den akademischen Berufen im kaiserlichen Deutschland nach und wirft anschließend einen kurzen Blick auf die Formen und Grenzen der Solidarität unter den weiblichen Berufsangehörigen, die Schwierigkeiten, Berufstätigkeit und Heirat miteinander zu vereinbaren und den Rückhalt, den junge Frauen mit entsprechenden beruflichen Ambitionen bei ihren Familien fanden." Es wird gezeigt, daß die angestrebte Erweiterung für Bildungs- und Beschäftigungsmöglichkeiten erreicht wurde, daß dennoch Frauen aus juristischen Berufen und dem universitären Lehrbetrieb weitgehend ausgeschlossen blieben. Die zunehmende Zahl an Lehrerinnen und Ärztinnen entsprach dem Bedürfnis, Frauen und Mädchen durch Frauen unterrichten und ärztlich behandeln zu lassen. Gleichzeitig bedeutete diese geschlechtliche Festlegung eine Einengung der beruflichen Möglichkeiten, auf die sich die akademisch gebildeten Frauen eingelassen haben. (AG)