Wie offen ist die Universitätsprofessur für soziale Aufsteigerinnen und Aufsteiger? - Explorative Analysen zur sozialen Herkunft der Professorinnen und
Professoren an den nordrhein-westfälischen Universitäten
Titelübersetzung:How open is the professorship for social risers? : empirical results about the social background of professors at universities in North rhine-Westphalia (Germany)
Autor/in:
Möller, Christina
Quelle: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 64 (2013) H. 4, S. 341-360
Inhalt: "Im vorliegenden Beitrag werden Daten zur sozialen Herkunft von 1.340 Universitätsprofessorinnen und -professoren in Nordrhein-Westfalen vorgestellt, die mittels einer Online-Befragung im Sommer 2010 erhoben wurden. Die Darstellung der sozialen Herkunft erfolgt anhand des Konzepts der sozialen Herkunftsgruppen, das sich an den Berufspositionen der Eltern orientiert und in die vier Herkunftsgruppen 'niedrig', 'mittel', 'gehoben' und 'hoch' aufgegliedert ist. Da für qualifizierte Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftler bisher keine vergleichbaren Daten zur sozialen Herkunft vorliegen, erfolgt eine erste Annäherung an die Frage zur Durchlässigkeit der Professur einerseits durch einen Vergleich mit der sozialen Herkunft von Studierenden. Andererseits werden Zusammenhänge zwischen der sozialen Herkunft und der universitären Verortung (Fächergruppen und Status) sowie dem Geschlecht untersucht. In Übereinstimmung mit einschlägigen Befunden der Bildungsforschung, die auf einen Zusammenhang zwischen der Erreichung hoher Bildungstitel und einer sozio-ökonomisch privilegierten sozialen Herkunft verweisen, stammen auch die untersuchten Professorinnen und Professoren zu einem Drittel (34%) aus der höchsten und nur zu geringen Anteilen (11%) aus der niedrigen Herkunftsgruppe, während die Anteile aus der mittleren und gehobenen Herkunftsgruppe je 27% betragen. Zeitliche Analysen des Datenmaterials zeigen, dass sich in den letzten 20 Jahren durch einen Anstieg von berufenen Personen aus der höchsten Herkunftsgruppe die Selbstrekrutierungspraxen aus den statushohen Gesellschaftsschichten verschärft haben, sodass sich der Trend einer sozialen Schließung der Universitätsprofessur andeutet. Signifikante Zusammenhänge zeigen sich zudem zwischen der sozialen Herkunft und der Fächergruppenzugehörigkeit, dem Status der Professur und dem Geschlecht. So wird u. a. deutlich, dass größere Konzentrationen an sozialen Aufsteigerinnen und Aufsteigern vor allem in sozial- und gesellschaftswissenschaftlichen Fächergruppen zu finden sind. Daraus lässt sich schließen, dass die Universität als eine sozial hoch differenzierte Karrierebastion unterschiedlich große bzw. kleine Möglichkeitsräume für soziale Aufsteigerinnen und Aufsteiger aus unteren Herkunftsgruppen bereithält." (Autorenreferat)
Inhalt: "Based on an online-survey conducted in summer 2010, this article analyses with the concept of social background groups the social background of 1.340 university professors in North Rhine-Westphalia. It focuses on the professional standing of the parents and is divided into four groups 'low', 'middle', 'medium high', and 'high'. Since there are no similar data available for the social background of junior scientists the paper compares the latter with the social background of students. Moreover, this study analyses the relationship between social origin, locality (including discipline and status) and the sex of the professorship. Similar to other findings within educational research, the paper confirms a dose relationship between the attainment of high education status and a privileged social background. 34% of the professors derive from the highest and only 11% from the lowest background group. The middle and the higher background group each represented 27% of the respondents. Accordingly more persons from privileged socio-economic families have reached a professorship. Time analysis shows that self-recruitment has intensified over the last twenty years through the increased appointment of incumbents from the highest society-groups, indicating a trend of social closure. Furthermore a statistically significant relationship between the social background and other variables like the disciplines, the status of the professorship, and the sex shows that the social origin of incumbents is very differentiated. For example higher concentrations of social risers are found in the Social Sciences. In effect, Universities can be seen as socially highly differentiated organizations offering dissimilar possibilities for social risers." (author's abstract)
Die deutsche Universität und die Macht des Individuums
Titelübersetzung:The German university and the power of the individual
Autor/in:
Renner, Egon
Quelle: Kultursoziologie : Aspekte Analysen Argumente ; wissenschaftliche Halbjahreshefte der Gesellschaft für Kultursoziologie e.V. Leipzig, Jg. 16 (2007) H. 1, S. 103-114
Inhalt: Der Verfasser analysiert die Machtposition des Universitätsprofessors. Sein Status als Beamter auf Lebenszeit macht alle Entscheidungen, die er trifft, so gut wie unangreifbar und erlaubt ihm somit, über das ganze Spektrum seiner bürgerlichen Existenz als Wissenschaftler zu verfügen. Darin zeigt sich die unumschränkte Macht eines deutschen Hochschullehrers, die ihm zur Verfügung steht, unabhängig von der Qualität seiner Lehre und Forschung, ob er den fachlichen Anspruch eines deskriptiv orientierten Geographen im späten 19. Jahrhundert erfüllt oder das Niveau eines Nobelpreisträgers der gleichen Zeit besitzt. Es werden Eindrücke und Erfahrungen dargestellt, die auf dem Weg und während der Entwicklung zum Wissenschaftler gemacht wurden: beim Erwerb der allgemeinen Hochschulreife, bei der eigentlichen Hochschulausbildung von der Promotion bis zur Habilitation, bei der Tätigkeit in Lehre und Forschung an der Universität und an anderen höheren wissenschaftlichen Einrichtungen, während der ganzen Entwicklung bis zum Ende der Tätigkeit als Hochschullehrer. Der Autor stellt fest, dass das gezeichnete Bild überaus negativ ist, vor allem was die zentrale innere Organisation des Hochschulwesens betrifft. Sie wird von einem wissenschaftlich kontraproduktiven, über alle Maße ausufernden staatlichen Kontrollapparat bestimmt und beherrscht. Hinzu kommen Mittelkürzungen, Stellenstreichungen und andere Arten der Reglementierungen. Trotz dieser Situation und ihrer Folgen gibt es einen kleinen Prozentsatz hervorragender Forscher mit Rang und Namen. Zum Schluss wird die Frage zur Diskussion gestellt, warum die vielen überzeugenden Bücher über die Misere der deutschen Universität bisher so gut wie nichts geändert haben, weder in der Sache noch bei den Menschen, selbst nicht bei denen, die genügend Erfahrungen an der Universität haben. (ICG2)
Wissenschaft als Beruf : die Professionalisierung wissenschaftlichen Handelns und die gegenwärtige Universitätsentwicklung
Titelübersetzung:Science as an occupation : professionalization of scientific work and current university development
Autor/in:
Oevermann, Ulrich
Quelle: Die Hochschule : Journal für Wissenschaft und Bildung, Jg. 14 (2005) H. 1, S. 15-51
Inhalt: Max Webers Vortrag von 1918 'Wissenschaft als Beruf' wird in seinen Gedankengängen in verschiedener Hinsicht weiter entwickelt. Dabei wird zusammengetragen, worin Weber die heutigen Möglichkeiten einer professionalisierungstheoretischen Analyse von wissenschaftlichem Handeln vorbereitet hat und worin er sie verfehlt. Es wird ein Ansatz vorgestellt, der den spezifischen Habitus wissenschaftlichen Handelns in der Einheit von Forschung und Lehre zum Ausdruck bringt und nachweist, dass die Professionalisierungsbedürftigkeit einer eigenen Strukturlogik und -dynamik folgt. Die Grundlagen des wissenschaftlichen Forschens werden in der ästhetischen Erfahrung entsprechend der kindlichen Neugierde ausgemacht. Drei Funktionsbereiche der Professionalisierungsbedürftigkeit und drei entsprechende Krisentypen werden unterschieden. Es wird gezeigt, wie der professionalisierte Forschungshabitus an seine institutionellen Konsequenzen stößt. Vor diesem Hintergrund werden die Entwicklung von der Humboldtschen Universität von 1810 bis zur Universität der Gegenwart nachgezeichnet und die neuen Standardisierungs- und Steuerungsbemühungen, z.B. durch Evaluierung der Lehre, Modularisierung, Berufungspraxis von Hochschullehrern und Juniorprofessur, kritisch begutachtet. (IAB)
Titelübersetzung:University teacher, an occupational risk?
Herausgeber/in:
Bundesagentur für Arbeit
Quelle: Uni-Magazin : Perspektiven für Beruf und Arbeitsmarkt, Jg. 29 (2005) H. 2, S. 40-45
Inhalt: Die Reformen des Hochschulrahmengesetzes führten zu Rechtsunsicherheit bei den Hochschullehrern, zudem sind die finanziellen Mittel der Hochschulen stark begrenzt. Insofern wird die derzeitige Anzahl von 24.000 Professorenstellen (2001) längerfristig kaum steigen. Die Chancen, in den nächsten Jahren eine Lehrtätigkeit an einer Hochschule zu bekommen, sind daher ungünstig. Längere Studien-, Lehr- und Forschungsaufenthalte im Ausland verbessern die Möglichkeiten, da die Internationalisierung der Hochschullandschaft zunimmt. Mit dem Bundesratsbeschluss zur Juniorprofessur ist seit dem 1. Januar 2005 hier Rechtssicherheit erzielt worden. Danach können Juniorprofessoren auch auf eine Dauerprofessur an derselben Hochschule berufen werden. Damit ist die Habilitation nicht mehr zwingend erforderlich, die Juniorprofessur gilt als gleichwertige Qualifikation. (IAB)
Hochschulranking nach Gleichstellungsaspekten : Erfahrungen und Weiterentwicklung
Titelübersetzung:University ranking according to affirmative action aspects
Autor/in:
Löther, Andrea
Quelle: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst : Frauen- und Geschlechterforschung, Bd. 1 (2004) , S. 33-38
Inhalt: In ihrem Beitrag präsentiert die Autorin ein erstes Hochschulranking nach Gleichstellungskriterien für die Bundesrepublik Deutschland, das von dem Kompetenzzentrum Frauen in Wissenschaft und Forschung (CEWS) im August 2003 erstellt wird. Für das Ranking werden sieben Indikatoren in den folgenden Bereichen entwickelt: (1) Studierende, (2) Promotionen, (3) Habilitationen, (4) hauptberufliches wissenschaftliches und künstlerisches Personal, (5) Professuren sowie (6) Veränderungen beim wissenschaftlichen und künstlerischen Personal bzw. (7) bei den Professuren im Zeitverlauf. Bei den Universitäten (einschließlich Universitäten-Gesamthochschulen) liegen die ehemalige Universität-Gesamthochschule Essen sowie die Humboldt-Universität zu Berlin und die Universität Göttingen in den beiden ersten Ranggruppen. Drei Fachhochschulen in Niedersachsen befinden sich unter den insgesamt acht Hochschulen der beiden obersten Ranggruppen in der Gruppe der Fach- und Verwaltungsfachhochschulen. Bei den künstlerischen Hochschulen befindet sich die Hochschule für Schauspielkunst Berlin in der ersten Ranggruppe, die allerdings bei einem Indikator auch lediglich in der Mittelgruppe platziert ist. Bei den Indikatoren für Veränderungen zwischen 1996 und 2001, die für alle Hochschultypen gemeinsam ausgewertet werden, liegen vor allem Fachhochschulen in der Spitzengruppe (33 von 52 Hochschulen in der Spitzengruppe bei den Professuren, 46 von 74 Hochschulen in der Spitzengruppe bei dem wissenschaftlichen und künstlerischen Personal). Diese Hochschulen weisen damit eine Erhöhung des Frauenanteils von mehr als 5 Prozent auf. Ähnlich wie die ersten Rankings zu Lehre und Forschung an deutschen Hochschulen löst auch das Ranking nach Gleichstellungsaspekten widersprüchliche Reaktionen aus. Das CEWS hat nach Ansicht der Autorin mit dem Hochschulranking nach Gleichstellungskriterien einen ersten Schritt getan, um ein weiteres Instrument der Qualitätssicherung für die Dimension Chancengleichheit zu entwickeln. Ebenso wie andere Rankings bedarf dieses Hochschulranking der kritischen Diskussion. (ICG2)
Forschung und Lehre an den Hochschulen : Ideal und Wirklichkeit der Berufsrollen
Titelübersetzung:Research and teaching at universities : ideal and reality of occupational roles
Autor/in:
Enders, Jürgen
Quelle: Soziologie : Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, (1996) H. 2, S. 43-53
Inhalt: Die institutionalisierte "Einheit von Lehre und Forschung" gilt als eines der wesentlichen und unverzichtbaren Charakteristika der deutschen Universitäten und der Berufsrolle der Hochschullehrer. Der vorliegende Beitrag zeigt, daß viele Vorschläge zur Reform des deutschen Hochschulwesens mit dieser "klassischen" Konstruktion schon allein deshalb wirkungslos bleiben, weil sie auf einer falschen Analyse seiner erwarteten und tatsächlichen Funktionen basieren. Nach Meinung des Autors geht die verbreitete Vorstellung, daß die deutschen Universitäten sich an dem idealisierten Anspruch der "Einheit von Forschung und Lehre" orientieren, sich tatsächlich aber vor allem der Forschung zuwenden, an der Berufswirklichkeit der Hochschullehrer vorbei. Typisch erscheint vielmehr, daß die innovationsverstärkende Wirkung der Forschung für die Wissensvermittlung in der Lehre sowie die Ausbildung jüngerer Wissenschaftler für die Forschung oder die wissenschaftliche Lehre im Vordergrund stehen. Erst in zweiter Linie geht es um die Forschung selbst. (ICE)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Hochschulen, Wissenschaft als Beruf
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Berufungsverfahren Ost: der Spagat zwischen Selbst- und Fremdergänzung
Titelübersetzung:Appointment procedure in east Germany: the balancing act between self-fulfillment and outside completion
Autor/in:
Brentjes, Sonja; Pasternack, Peer
Quelle: Hochschule Ost : Leipziger Beiträge zu Hochschule & Wissenschaft, Jg. 3 (1994) H. 4, S. 28-43
Inhalt: Es wird der Versuch unternommen: erstens Berufungsverfahren zum Hochschullehrer bzw. Professor in der ehemaligen DDR kurz darzustellen und vor allem die politisch-ideologische Komponente zu kennzeichnen; zweitens den Prozeß des gesellschaftlichen Umbruchs und Personalwechsels in Ostdeutschland bezüglich der Hochschullehrer/ Professoren sowie Modifikationen des westdeutschen Modells für die Übergangszeit kurz darzustellen; drittens eine erste Bestandsaufnahme und Bewertung dieses vielgestaltigen Prozesses vorzunehmen und auf einige sichtbar werdende Probleme hinzuweisen. (PHF/Ko.)