Suizidalität im Alltagsdiskurs: populare Deutungen des "Selbstmords" im 20. Jahrhundert
Titelübersetzung:Suicidal tendencies in everyday-life discourse: popular interpretations of suicide in the 20th century
Autor/in:
Hoffmann, Susanne
Quelle: Historical Social Research, 34 (2009) 4, S 188-203
Inhalt: 'Ausgehend von den geschlechtsspezifischen Suizidraten im 20. Jahrhundert diskutiert der Beitrag populare Deutungen von Suizidalität in deutschsprachigen Ländern dieser Epoche. Unter Suizidalität werden dabei Suizidgedanken, -drohungen, -versuche und vollzogene Suizide gefasst. In einem ersten Schritt wird gezeigt, dass Selbsttötungen für beide Geschlechter ein Thema des autobiographischen Schreibens waren, für das die wertneutral gemeinten Begriffe 'Selbstmord' oder 'Freitod' standen. Daraufhin wird gezeigt, dass die Religion im 20. Jahrhundert aus den popularen Suiziddeutungen weitgehend verschwunden ist. Es wird das Spektrum der alltagsdiskursiven Erklärungen für Suizidalität aufgezeigt: Mit dem Fokus auf 'soziale Beziehungen' entsprachen die Erklärungen der psychoanalytischen Theoriebildung der Zeit, folgten aber der medizinisch-psychiatrischen Pathologisierung des Suizids nicht. Die polythetische und polyseme Logik der alltagsdiskursiven Erklärungen wird in einem dritten Schritt, mit einer handlungstheoretisch und wissenssoziologisch fundierten Diskursanalyse, analysiert. Abschließend werden geschlechtsspezifische Aspekte des Suizidgeschehens herausgearbeitet, die in der popularen Autobiographik, insbesondere an den Erklärungsmustern, festzumachen sind. Die alltagsdiskursiven Deutungen stifteten für die Überlebenden und Hinterbliebenen Sinn, indem sie den 'Selbstmord' als legitimes Mittel der Lebens- und Krisenbewältigung verstanden. Als Quellengrundlage dienen 155 unveröffentlichte, so genannte populare Autobiographien aus der BRD (ohne DDR), Österreich und der Schweiz, die qualitativ und quantifizierend ausgewertet wurden.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'Starting with gender specific suicide rates, this essay analyzes popular interpretations of suicide in the 20th century in German-speaking countries. Under the term suicidal tendencies, all thoughts, notices, attempts and committed suicides are summarized. In a first step it will be shown that suicide was for both men and women a topic of autobiographical writing. They used the German term 'Selbstmord' in a neutral way without judging the deed morally. After this the insignificance of religion for populare interpretations of suicide will be demonstrated. The next chapter analyzes the scope of popular explications of suicidal tendencies. Focusing on 'Social relations' popular explanations resembled psychoanalytic ones. That was not the case for pathologizing medico-psychiatric explanations that did not enter everyday life discourse. Instead, these explanations followed a polythetic and polysemic logic that will be analyzed in the third step with a methodologically extended discourse analysis. Finally, gender specific explanations will be presented. Popular interpretations endowed meaning for the surviving to comprehend the suicide as legitimated means to cope with life and crisis management. The essay is based on 155 unpublished, so called popular autobiographies from Germany (without GDR), Austria and Switzerland. They were analyzed qualitatively and quantitatively.' (author's abstract)
Potenziale der Älteren in Kommunen nutzen: Ergebnisse des Bundesmodellprogramms "Erfahrungswissen für Initiativen (EFI)"
Titelübersetzung:Use the potential of elderly persons in communes: results of the Federal Model Program "Empirical knowledge for initiatives (EFI)"
Autor/in:
Brauers, Silke
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 3465-3476
Inhalt: "Der zweite Freiwilligensurvey 2004 hat eindrucksvoll gezeigt, dass sich viele ältere Menschen in unterschiedlichen gesellschaftlichen Bereichen bereits freiwillig engagieren und die Bereitschaft zu freiwilligem Engagement in diesen Altersgruppen zunimmt. Innerhalb der Altengenerationen vollzieht sich jedoch ein sozialer Wandel: Neue Altengenerationen wachsen heran mit anderen demografischen Erfahrungen (z.B. soziale Bewegungen der 60er und 70er Jahre) und daraus resultierenden anderen Einstellungen und Erwartungen an die nachberufliche Lebensphase. Für diese Zielgruppe ist das Konzept zur Nutzung des Erfahrungswissens Älterer entwickelt worden, das im Rahmen des Bundesmodellprogramms 'Erfahrungswissen für Initiativen' (EFI) (2002-2006) erfolgreich erprobt wurde und sowohl national als auch international auf großes Interesse stößt. Das Modellprogramm wurde vom Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend in Kooperation mit zehn Bundesländern entwickelt und in 35 Kommunen erfolgreich umgesetzt. Das ISAB-Institut ist für die wissenschaftliche Begleitung und Projektsteuerung verantwortlich. Die Zielgruppe sind Ältere, die sich nicht (nur) im traditionellen Ehrenamt engagieren, sondern ihre Kompetenzen und Fähigkeiten flexibel einbringen, ihr Engagement selbst gestalten und als Multiplikatoren wirken wollen. Auf der Grundlage eines von der Hochschule Neubrandenburg entwickelten Weiterbildungskonzeptes wurden mittlerweile rund 1.000 'seniorTrainer' ausgebildet, die derzeit Initiativen und Organisationen beraten, neue Projekte entwickeln, Netzwerke stärken oder in örtlichen 'seniorKompetenzteams' - den örtlichen Zusammenschlüssen der seniorTrainer - organisatorische oder moderierende Aufgaben übernehmen. Die Erfahrungen im Bundesmodellprogramm haben gezeigt, dass selbstbestimmtes und selbstorganisiertes Engagement Älterer durch den Aufbau von Netzwerkstrukturen - bestehend aus Kommunen (d.h. Verantwortliche aus Politik und Verwaltung), Bildungseinrichtungen, Verbänden und Freiwilligenorganisationen - gefördert werden kann. Kontextuelle Faktoren wie z.B. die Vermittlung und Begleitung des Engagements durch lokale Agenturen für Bürgerengagement (z.B. Freiwilligenagenturen, Seniorenbüros, Selbsthilfekontaktstellen) oder die Unterstützung und Begleitung durch selbstorganisierte seniorKompetenzteams sind wichtige Eckpfeiler einer neuen Partizipationskultur." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Verband; bürgerschaftliches Engagement; knowledge; alter Mensch; interest group; honorary office; Freiwilligkeit; Ehrenamt; Erfahrung; voluntariness; Federal Republic of Germany; Bildungseinrichtung; elderly; educational institution; citizens' involvement; Wissen; local politics; experience; Kommunalpolitik
Homosexuelle Männlichkeit und Körperlichkeit im Alter(n): eine Gender-theoretische Perspektive (work in process)
Titelübersetzung:Homosexual masculinity and corporeality in old age/during aging: a gender theoretical perspective (work in process)
Autor/in:
Reimann, Katja
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 1401-1408
Inhalt: "Viele der heute alten homosexuellen Männer haben aufgrund von Diskriminierungen und Kriminalisierungen über weite Teile ihres Lebenslaufes ihre Homosexualität versteckt gelebt. Erst langsam mit dem Altern der vermehrt offen lebenden Kohorten werden auch alte homosexuelle Männer sichtbarer. Lebenslagen, Problembereiche und Bedarfe alter homosexueller Männer werden inzwischen von Betroffenen thematisiert, sind jedoch im deutschsprachigen Raum noch weitgehend unerforscht. Homosexuelle Subkulturen sind geprägt von identitätsstiftenden Normen, wie z.B. dem in großen Teilen der Subkultur herrschenden Jugend- und Körperkult, der sich in einem an der Attraktivitätserwartung von Männern ausgerichteten Schönheitshandeln spiegelt. Mit Schönheitshandeln wird dabei einerseits die Abwertung homosexueller Männer als weiblich contrakariert und andererseits dieses 'weiblich' konnotierte Verhalten als identitätsstiftendes und sich von Heterosexuellen abgrenzendes Merkmal genutzt. Die körperlichen 'Attraktivitätsverluste' des Alterns stellen homosexuelle Männer vor die Herausforderung, ihren alternden Körper in ihr Selbstbild und ihre homosexuelle Identität zu integrieren. Zunehmend gewinnen Schönheitsnormen, Körperpflege und -styling jedoch auch für heterosexuelle Männer - zurzeit noch eher der jüngeren Generation - an Bedeutung. Wie sich unterschiedliche Männlichkeitskonstruktionen auf Einstellungen und Umgangsweisen mit dem Körper auswirken, ist bislang im deutschsprachigen Raum nicht untersucht worden. In dem Vortrag sollen erste Überlegungen zur Untersuchung von Auswirkungen unterschiedlicher Männlichkeiten (im Sinne Connell's Konzept der Hegemonialer Männlichkeit) auf Einstellungen und Umgangsweisen mit dem Körper anhand homosexueller Männer im Alter vorgestellt und diskutiert werden. Im Zentrum des Arbeitsberichtes soll daher der vielzitierte Jugend- und Körperkult homosexueller Subkulturen und seine Implikationen für altwerdende homosexuelle Männer stehen. Dazu wird die Verfasserin Falldarstellungen aus eigenen problemzentrierten Interviews mit älteren homosexuellen Männern aus Deutschland mit der angloamerikanische Diskussion um ein 'beschleunigtes' soziales Altern homosexueller Männer verbinden." (Autorenreferat)
Schlagwörter:discrimination; social construction; alter Mensch; Selbstbild; self-image; Diskriminierung; social attraction; Federal Republic of Germany; deutscher Sprachraum; Konstruktion; soziale Anziehung; soziale Konstruktion; body; subculture; Körperlichkeit; man; Subkultur; Körper; Homosexualität; masculinity; homosexuality; life career; Auswirkung; attitude; Norm; Weiblichkeit; identity; standard; femininity; Identität; Mann; impact; corporeality; elderly; Männlichkeit; Lebenslauf; German-speaking area; construction; Einstellung
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gerontologie, Alterssoziologie
"Frauenbewegung" im Alter: Selbstdisziplinierung oder Weg zur Emanzipation?
Titelübersetzung:"Women’s movement" during old age: self-disciplining or path to emancipation?
Autor/in:
Uhlmann, Angelika
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 1418-1423
Inhalt: "Bis zur Jahrtausendwende waren sportliche alte Frauen unsichtbar in der Forschung zum sportlichen Engagement im Lebenslauf. Dies betraf alle relevanten Fachdisziplinen wie Sportwissenschaft, Gender Studies, Gerontologie, Medizin, Medizingeschichte und -soziologie. Sportliche alte Frauen unterlagen einer dreifachen Diskriminierung: im Bezug auf ihr Geschlecht, ihr Alter und ihre sportliche Betätigung. Alte Frauen nehmen heute selbstverständlich an der Bewegungs- und Sportkultur teil - anders als früher und anders als Männer. Die ersten Studien, die alten Frauen eine stärkere sportliche Betätigung als ihren männlichen Altersgenossen attestierten, berücksichtigten Fragestellungen, die vorher vernachlässigt worden waren (z.B. nicht nur nach der Zugehörigkeit zu einem Sportverein, Berücksichtigung von Alltagsbewegungen). Mit der Überschrift 'Frauen: Längeres Leben durch körperliche Fitness' berichtete das Deutsche Ärzteblatt im August 2005 von amerikanischen Studien, die eine alters- und geschlechtsabhängige Erhöhung der Lebenserwartung durch körperliche Betätigung festgestellt haben. Seit die Hormonersatztherapie zur Bekämpfung von Wechseljahresbeschwerden und -folgen (wie z.B. Osteoporose) nicht mehr propagiert wird, wurde Bewegung zum zentralen Präventionsprogramm für Frauen. Alte Frauen bevorzugen den informellen, nichtorganisierten Sport mit niedrigschwelligem Zugang - Nordic Walking ist dafür ideal und wird zu 80% von Seniorinnen ausgeführt. Veränderte Modevorstellungen erleichterten den Einstieg in sportliche Betätigung. Das gesellschaftlich geforderte 'erfolgreiche Altern' setzt körperliche Fitness unbedingt voraus. Aktivität und Sportlichkeit wird heute auch von alten Frauen erwartet ('Puma statt Oma'). Erstaunlich ist, dass weder kommerzielle und nicht-kommerzielle Sportanbieter noch gesundheitspolitische Entscheidungsträger auf die Nachfrage nach 'Frauenbewegung' im Alter reagiert haben - in Australien gibt es z.B. 'Older Women Wellness Centres'. Dabei wird dieser Art der Gesundheitsförderung in Zukunft von großer sozialpolitischer Bedeutung sein - wie schon die oben erwähnten amerikanischen Studien gezeigt haben. Ist die 'Frauenbewegung' im Alter eine Selbstdisziplinierung, eine Folge der verminderten Leistungen der Krankenkassen, eine Reaktion auf die Orientierung an Jugendlichkeit ('never-ager') oder ein emanzipatorischer Akt zur Gestaltung eines angenehmen, gesunden und ausgefüllten Lebens?" (Autorenreferat)
Schlagwörter:Frauenbewegung; health insurance fund; alter Mensch; Leistung; North America; Prävention; prevention; Gesundheitspolitik; Pazifischer Raum; Pacific Rim; Federal Republic of Germany; everyday life; Nordamerika; body; Australien; health policy; Körper; Fitness; United States of America; women's movement; Lebenserwartung; sports; Disziplin; Emanzipation; Sport; life expectancy; USA; woman; emancipation; Australia; Krankenkasse; elderly; achievement; Alltag; discipline; fitness
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gesundheitspolitik, Gerontologie, Alterssoziologie
Titelübersetzung:Social differences in suicidality during old age
Autor/in:
Voges, Wolfgang
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 1384-1397
Inhalt: "Selbsttötung ist eine höchst individuelle und extreme Handlung und in psychopathologischer Sichtweise Symptom einer Krankheit. Danach sind psychische Störungen und Suchtkrankheiten die wesentlichen Einflussgrößen auf die gegen die eigene Person gerichtete Aggression, die sich in Suizidalität niederschlägt. In soziologischer Sichtweise ist Suizidalität Ausdruck eines Ungleichgewichts zwischen den Bedürfnissen einer Person und den normativen Vorgaben einer kollektiven Ordnung, die die individuellen Möglichkeiten zur Bedürfnisbefriedigung massiv einschränkt (Durkheim). Dies kann der Fall sein in gesellschaftlichen oder individuellen Krisensituationen, wenn die Möglichkeiten der Bedürfnisbefriedigung sinken. Von daher wird der Anstieg der Suizidalität im höheren Lebensalter zumeist mit der Zunahme von kritischen Lebensereignissen und Einschränkungen in der gesellschaftlichen Teilhabe begründet. Übersehen wird dabei jedoch, dass die Ressourcen zum Umgang mit der erhöhten Vulnerabilität in dieser Lebensphase ungleich verteilt sind. Von daher erscheint es fraglich, ob 'Lebensmüdigkeit' im höheren Lebensalter tatsächlich vor allem durch Alter oder Krankheit beeinflusst ist. Es ist vielmehr davon auszugehen, dass es sich um einen multikausal und mehrdimensional bedingten Zustand handelt. Anhand der Leistungsdaten der Gmünder Ersatzkasse (GEK) lässt sich die Frage beantworten, welche Bedingungen Suizidalität im höheren Lebensalter beeinflussen. Grundlage der Analysen bilden die individuellen und im Längsschnitt verknüpften Angaben der GEK-Versicherten. Berücksichtigt werden über 60-jährige Versicherte mit einer nach ICD-10 diagnostizierten Suizidalität in den Jahren 2001 und 2005. Die GEK war ursprünglich eine süddeutsche Arbeiter-Ersatzkasse. Von daher sind auch heute noch unter den versicherten Älteren Männer und frühere Metallarbeiter überrepräsentiert. Die Suizidalität wird daher für Männer und Frauen getrennt untersucht und nach Familienstand sowie früherer Erwerbstätigkeit differenziert betrachtet. Darüber hinaus wird das Krankheitsgeschehen der letzten 24 Monate vor der Diagnose von Suizidalität mit einbezogen." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Lebensperspektive; Krise; Selbstmord; life perspective; etiology; alter Mensch; Gesellschaft; Durkheim, E.; determinants; society; individual; Federal Republic of Germany; crisis; man; Familienstand; Individuum; marital status; suicide; Krankheit; comparison; woman; Mann; elderly; gender-specific factors; Durkheim, E.; Determinanten; Ursachenforschung; Vergleich; illness
SSOAR Kategorie:Erhebungstechniken und Analysetechniken der Sozialwissenschaften, Gerontologie, Alterssoziologie
Ein misslungener innerdeutscher Dialog: biografische Brüche ostdeutscher älterer Frauen in der Nachwendezeit
Titelübersetzung:Unsuccessful intra-German dialogue: breaks in the biography of elderly east German women during the period after the political transformation
Autor/in:
Steinert, Erika; Müller, Hermann
Quelle: Herbolzheim (Soziologische Studien, 28), 2007. 268 S
Inhalt: 'Wie der Zusammenbruch der DDR, der Zusammenschluss Deutschlands und die folgenden tief greifenden Transformationsprozesse von den Frauen jener Generationslagen, welche die DDR mit aufbauten, erlebt und verarbeitet wurden, ist Thema dieser Studie. Mit dem politischen Umbruch veränderte sich die Lage der ostdeutschen Frauen schlagartig. Arbeitslosigkeit, Umschulungen, Arbeitsbeschaffungsmaßnahmen, Vorruhestandsregelungen prägten und prägen seither die Erwerbssituation vieler älterer Frauen. Wer den Arbeitsplatz nicht verlor, konnte sich seiner nicht sicher sein; Langzeitarbeitslosigkeit verstärkt soziale Ungleichheit. Im Zeitraffer auf wenige Jahre komprimiert werden gesellschaftliche Entwicklungsprozesse erfahren, die im Westen Deutschlands jahrzehntelang adaptiert werden konnten. Mittels Fallvergleichen und mit 'Originalton' unterlegt analysieren die Autoren ein vielfältiges 'Material'. Sie arbeiten Haltungen zum DDR-System, zur Wende und Nachwendezeit sowie Probleme heraus, die Transformationsprozesse individuell und alltagsweltlich spürbar werden lassen. So entstehen differenzierte Zeitzeugnisse. Eine zentrale Frage ist, wie die befragten Frauen meinen, sich angesichts dieser tief greifenden gesellschaftlichen Veränderungen selbst verändert zu haben und welche Rolle dabei das Älterwerden für sie spielt.' (Autorenreferat)
Schlagwörter:job creation measure; Arbeitsbeschaffungsmaßnahme; Dauerarbeitslosigkeit; social milieu; alter Mensch; Transformation; retiree; German Democratic Republic (GDR); system change; historical analysis; Federal Republic of Germany; persistent unemployment; reunification; neue Bundesländer; Biographie; social inequality; New Federal States; Systemveränderung; unemployment; transformation; Rentner; historische Analyse; soziales Milieu; Wiedervereinigung; life career; Arbeitslosigkeit; Vorruhestand; Krankheit; early retirement; woman; sozialer Wandel; DDR; elderly; retraining; Lebenslauf; Umschulung; social change; biography; soziale Ungleichheit; illness
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Soziologie von Gesamtgesellschaften, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung, Gerontologie, Alterssoziologie
Quelle: Deutsches Zentrum für Altersfragen; Berlin (Report Altersdaten, 3/2007), 2007. 27 S
Schlagwörter:Alter; old age; alter Mensch; elderly; Pflegebedürftigkeit; need for care; Hilfsbedürftigkeit; need for help; Pflege; caregiving; Bedarf; demand; gender-specific factors; Leistungsanspruch; insurance claim; stationäre Versorgung; hospital care (inpatient); ambulante Versorgung; outpatient care; Pflegeversicherung; long-term care insurance; Federal Republic of Germany
Care services for the elderly in Germany: infrastructure, access and utilisation from the perspective of different user groups
Titelübersetzung:Pflegedienste für ältere Menschen in Deutschland ; Infrastruktur, Zugänglichkeit und Auslastung aus der Perspektive verschiedener Nutzergruppen
Autor/in:
Theobald, Hildegard
Quelle: Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung gGmbH; Berlin (Discussion Papers / Wissenschaftszentrum Berlin für Sozialforschung, Forschungsschwerpunkt Bildung, Arbeit und Lebenschancen, Forschungsgruppe Public Health, 2004-302), 2004. 59 S
Inhalt: "In dem Discussionpaper wird die Entwicklung der ambulanten, stationären und semi-stationären Pflegeinfrastruktur seit der Einführung der Pflegeversicherung analysiert und mit einer Darstellung niedrig-schwelliger Angebote auf lokaler Ebene ergänzt. Zugänglichkeit und Inanspruchnahme der vorhandenen Dienstleistungsangebote werden aus der Perspektive unterschiedlicher Gruppen älterer Menschen betrachtet. Die Ergebnisse basieren auf einer Analyse von Statistiken und Berichten sowie auf Interviews mit Experten/innen. Die Untersuchung bestätigt die Expansion ambulanter Pflegedienste seit Einführung der Pflegeversicherung sowie die Modernisierung und zunehmende Diversifikation stationärer Wohnformen seit den 1980er Jahren. Der steigende Anteil von Empfängern/innen von Pflegeversicherungsleistungen die in Pflegeheimen versorgt werden, verweist auf Probleme der Versorgung älterer Menschen in der häuslichen Pflege. Dies betrifft den Ausbau und die inhaltliche Konzeption der semi-stationären Angebote. Hinzu kommen das zu geringe Angebot und die regionalen Disparitäten im Bereich niedrig-schwelliger Dienste, die älteren Menschen die Teilnahme an sozialen- und Freizeitaktivitäten ermöglichen sowie pflegende Angehörige entlasten sollen. Als Lösungsmöglichkeiten werden die Einrichtung eigenständiger Kurzzeitpflegeeinrichtungen einschließlich der Etablierung einer Übergangspflege nach einem Krankenhausaufenthalt, die Förderung und Finanzierung niedrig-schwelliger Angebote und die Einrichtung spezifischer Angebote für ältere Menschen mit dementiellen Erkrankungen bzw. für deren pflegende Angehörigen diskutiert. Die Inanspruchnahme unterschiedlicher Leistungen der Pflegeversicherung weist deutliche Einflüsse nach Geschlecht, sozialer Schichtzugehörigkeit, Ethnizität und Wohnsituation auf. Dazu gehört die Auswahl konkreter Leistungen, die Rolle der informellen Pflege im Rahmen der Familie aber auch die Möglichkeit durch die Pflegeversicherung nicht-abgesicherte Pflegebedarfe mit eigenen, privaten Mitteln zu ergänzen. Weiterhin werden deutliche regionale Einflüsse in der Versorgungssituation älterer Menschen erkennbar." (Autorenreferat)
Inhalt: "The discussion paper analyses the development of the home-based, semi-residential and residential care infrastructure since the introduction of the long-term care insurance. The presentation is supplemented with a review of local area low-threshold offers. The accessibility and claims on available service offerings are discussed from the perspective of different groups of elderly people. The results are based on the analysis of statistics and reports as well as interviews with experts. The research confirms the expansion of home-based care services since the introduction of the long-term-care insurance as well as the modernisation and increasing diversification of residential care facilities that had already begun in the 1980s. The increasing number of nursing-home admissions points to problems in the care of the elderly in their homes. The expansion and conceptual approach regarding the semi-residential offers has been revealed as one deficit. In addition, there are not enough offers and a marked regional disparity in the low-threshold service area that could supplement care arrangements in the area of social- and leisure activities and also unburden family members. As solutions are discussed the establishment of transitional care services after discharge from hospital, the promotion and financing of care offers in the area of social and leisure activities and the implementation of specific offers for elderly people with dementia respectively for their family carers. The claims which are made for specific care insurance benefits show the clear influence of gender, social status, ethnicity and living conditions. This applies not only to the choice of the actual offers and the role of informal care within the family framework but also to the possibility of complementing care needs that are not covered by care insurance benefits with private means. Furthermore, there are regional influences that are also predominant in the care situation of the elderly." (author's abstract)
Schlagwörter:nursing services; caregiving; Pflegeversicherung; alter Mensch; outpatient care; Pflege; personenbezogene Dienstleistung; Federal Republic of Germany; long-term care insurance; ambulante Versorgung; elderly; personal services; Pflegedienst; hospital care (inpatient); stationäre Versorgung
Dritter Bericht zur Lage der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland: Alter und Gesellschaft und Stellungnahme der Bundesregierung
Herausgeber/in:
Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend
Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend; Berlin (Drucksache / Deutscher Bundestag, 14/5130), 2001. 315 S
Inhalt: Mit dem 3. Altenbericht liegt eine umfassende Beschreibung der Lebenssituation der älteren Generation in der Bundesrepublik Deutschland vor. Entsprechend ihrem Auftrag hat die Sachverständigen-kommission dabei sowohl das erste Jahrzehnt nach der deutschen Einheit reflektiert als auch Empfehlungen für eine weiterführende, in die Zukunft gerichtete Politik für ältere Menschen entwickelt. Der Bericht zeichnet ein differenziertes Bild des Alters. Ältere Menschen unterscheiden sich in ihrer körperlichen und seelisch-geistigen Leistungsfähigkeit, in ihren Interessen und in der Gestaltung ihres Alltags sehr stark voneinander. Von zentraler Bedeutung für die Qualität des Lebens im Alter und die Teilhabe älterer Menschen an der Gesellschaft sind zum einen die eigenen persönlichen Fähigkeiten und zum anderen die Unterstützung der Gesellschaft im Prozess des Älterwerdens. Die Sachverständigenkommission nennt diesen Fundus die "individuellen und gesellschaftlichen Ressourcen", die älteren Menschen zur Verfügung stehen. Alt sein ist nicht zwangsläufig gleichbedeutend mit Gebrechen und Hilfsbedürftigkeit. 80% der Menschen im Alter von 70 Jahren oder älter sind zu einer weitgehend selbstständigen Lebensführung in der Lage. Der größte Teil der älteren Bevölkerung lebt die ersten 15-20 Jahre nach dem Ausscheiden aus dem Berufsleben unabhängig von Hilfe und Pflege. Dies ermöglicht es älteren Menschen, sich auf vielfältige Weise zu engagieren, sei es in ihrem familiären Umfeld, in Vereinen oder in der Nachbarschaft. Die Bundesregierung fördert mit Programmen wie z.B. dem Multiplikatorenprogramm "Erfahrungswissen für Initiativen" die Möglichkeiten für ältere Menschen, ihre Lebenskompetenz und ihr Wissen noch besser an andere, insbesondere jüngere Generationen weiterzugeben. Zum realen Bild vom Alter in diesem Bericht gehört jedoch auch, dass ältere Menschen gesellschaftliche Unterstützung benötigen. So kommen auf die soziale Sicherung und die medizinischen Versorgungssysteme höhere Anforderungen zu. Dies gilt zunehmend für das hohe Lebensalter, in dem die Risiken chronischer körperlicher Erkrankungen, der Multimorbidität sowie der Hilfe- und Pflegebedürftigkeit spürbar ansteigen. Mit ihrer Politik für ältere Menschen zielt die Bundesregierung darauf ab, auch den Schutz und die Hilfe für jene zu verbessern, die hierauf besonders angewiesen sind. Sie hat hierzu wichtige Schritte eingeleitet. Zwischen Bundesregierung und Sachverständigenkommission besteht insgesamt ein hohes Maß an inhaltlicher Übereinstimmung in der Analyse und der Bewertung. Ich danke der Sachverständigenkommission für ihre fundierte Arbeit. Der 3. Altenbericht ist eine wertvolle Entscheidungshilfe für alle, die sich in Politik, Wissenschaft und Praxis mit der Alterung unserer Gesellschaft sowie mit der Lebenssituation älterer Menschen befassen.
Schlagwörter:Bevölkerungsentwicklung; population development; demographische Alterung; demographic aging; alter Mensch; elderly; Alter; old age; Gesundheitsversorgung; health care; Altenpflege; nursing care for the elderly; soziale Sicherung; social security; älterer Arbeitnehmer; elderly worker; soziale Partizipation; social participation; Generationenverhältnis; Intergenerational relations; Engagement; involvement; lebenslanges Lernen; lifelong learning; Lebenssituation; life situation; Wohnen; residential behavior; Altenpolitik; policy on the elderly; alte Bundesländer; old federal states; neue Bundesländer; New Federal States; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Gerontologie, Alterssoziologie, Familienpolitik, Jugendpolitik, Altenpolitik, Bevölkerung