Reproduktive Kulturen: die Regeln des angemessenen Umgangs mit Fertilität, reproduktiven Technologien und Geschlechterbeziehungen im Lebenslauf
Titelübersetzung:Reproductive cultures: the rules relating to correct handling of fertility, reproductive technologies and gender relationships in the life career
Autor/in:
Helfferich, Cornelia
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 441-454
Inhalt: "Die individuelle Gestaltung des reproduktiven Lebenslaufs und die Nutzung von reproduktionsbezogenen Technologien dabei, von der Pille über den Schwangerschaftsabbruch bis zur Reproduktionsmedizin, sind untrennbar verbunden mit der Ausgestaltung von Geschlechterbeziehungen im Lebenslauf. In der kritischen Auseinandersetzung mit unterschiedlichen Ansätzen, die reproduktives Handeln unter der Geschlechterperspektive oder in seiner biografischen Dimension analysieren, und auf der Basis von eigenen empirischen (standardisierten und qualitativen) Studien zu Familienplanung im Lebenslauf wurde das Konzept der 'reproduktiven Kulturen' entwickelt (in Anlehnung an die 'Somatischen Kulturen' bei Boltanski). Es enthält eine sozialgruppenspezifische Rekonstruktion der 'Regeln des angemessenen Umgangs mit der Reproduktion' und ebenso der 'Regeln der angemessenen, altersabhängigen Gestaltung der Geschlechterbeziehungen'. Es verspricht zudem sowohl eine Rückbindung an die materiellen Lebensumstände und Modernisierungsprozesse, als auch eine sinnhafte Einbettung der Einstellungen zu und der Anwendungspraxis von reproduktiven Technologien. Sozialgruppenspezifische reproduktive Kulturen beinhalten unter anderem Vorstellungen von der Bedeutung des Übergang in Elternschaft als Markierung des männlichen/ weiblichen Erwachsenenstatus, verbunden z.B. mit einer Verstetigung des Lebenslaufs, Vorstellungen von einem richtigen Zeitpunkt für den Übergang, eine Konzipierung von Elternschaft als biografischem Risiko oder als Absicherung und schließlich die Praxis des Neuarrangements von geschlechtskonnotierten 'Territorien' (Krüger, exemplarisch: Haushalt und Beruf) in diesem Übergang. Darauf lassen sich die Vorstellungen von der Verfügbarkeit der Natur, der Angemessenheit der Nutzung von Reproduktionstechnologien und der Nötigkeit und Möglichkeit der Planung von Kindern beziehen. Es zeigt sich, dass die Gebrochenheit und Begrenztheit solcher Planungsvorstellungen, die über Geburtenkontrolle hinaus auf eine rationale Produktion von Kindern zielen, in den sozialgruppenspezifischen Widersprüchen und Aporien der Gestaltung der Geschlechterbeziehungen im Lebenslauf wurzeln und allgemeiner in der De-Institutionalisierung von Familie als 'entworfenem' und mit 'Langsicht' gestaltetem 'Projekt' als Teil der De-Institutionalisiserung des Lebenslaufs (Kohli)." (Autorenreferat)
The decline of illegitimacy and the control of marital fertility during the demographic transition: testing the innovation-diffusion hypothesis using cohort fertility data from a Belgian town, 1850-1910
Titelübersetzung:Der Rückgang der Illegitimität und die Kontrolle der ehelichen Fertilität während des demographischen Übergangs: Test der Innovationsdiffusionshypothese an Kohorten-Fertilitätsdaten einer belgischen Stadt ; 1850-1910
Autor/in:
Bavel, Jan van
Quelle: Historical Social Research, 32 (2007) 2, S 42-67
Inhalt: 'Eines der Hauptargumente, das in der Literatur zur Unterstützung der Ansicht vorgebracht wird, dass die europäische Fertilitätstransition das Ergebnis der Verbreitung einer Innovation, Kontrazeption genannt, war, ist, dass die uneheliche Fertilität gleichzeitig mit der ehelichen sank. Tatsächlich weist der parallele Rückgang der Illegitimität und der ehelichen Fertilität im letzten Abschnitt des 19. Jahrhunderts darauf hin, dass die Individuen in Europa neue Formen kontrazeptiven Verhaltens anwandten, die vorher abwesend oder sogar undenkbar waren. Das Ziel dieses Beitrags ist, eine Implikation des Arguments zu überprüfen: Wenn die Diffusionshypothese korrekt ist, würde man erwarten, dass Frauen, die vor der Ehe Kinder bekamen, wahrscheinlich weniger ihre Fruchtbarkeit durch kinderzahlabhängigen Geburtenstopp innerhalb der Ehe kontrollierten als vergleichbare Frauen ohne voreheliche Geburten. Diese Hypothese wird mit einem logistischen Regressionsmodell zum 'Stopping'-Verhalten untersucht, für das Daten dreier Geburtskohorten aus der belgischen Stadt Leuven zwischen 1850 und 1910 verwendet werden. Die Ergebnisse zeigen, dass zumindest in Leuven der Rückgang der Illegitimität zwar teilweise durch die Diffusion eines innovativen kontrazeptiven Verhaltens erklärt werden kann. Mehr als dass sie die diffusionistische Interpretation unterstützen, sprechen die Ergebnisse aber für das 'Courtship'-Modell vorehelicher Schwangerschaften und Geburten. Sie weisen auch darauf hin, dass während der Anfangsphase der Fertilitätstransition uneheliche Geburten bei manchen Personen Ausdruck einer liberalen Einstellung waren. Eine solche Haltung einer zur Illegitimät neigenden Subkultur kann ebenfalls positiv mit einem frühen 'Stopping'-Verhalten verbunden gewesen sein.' (Autorenreferat)
Inhalt: 'One of the major arguments made in the literature in support of the view that the European fertility transition was the result of the spread of an innovation called contraception, is that illegitimate fertility fell together with marital fertility. Indeed, the parallel decline of both illegitimacy and marital fertility in the final part of the nineteenth century suggests that individuals in Europe were applying new forms of contraceptive behaviour that were previously not done or even unthinkable. The aim of this contribution in to investigate one implication of the argument: if the diffusion hypothesis is correct, one would expect that women who got children before marriage would be less likely to control their fertility by means of parity-dependent stopping behaviour within marriage than comparable women without premarital births. This hypothesis is investigated with a logistic regression model of stopping behaviour using data from three birth cohorts living in the Belgian town of Leuven between 1850 and 1910. The results indicate that, at least in Leuven, the decline of illegitimacy can at most only partly be explained by the diffusion of innovative contraceptive behaviour. More than backing up the diffusionist interpretation, the findings lend particular support to the courtship model of premarital pregnancies and births. The findings also suggest that, during the initial stage of the fertility transition, non-marital childbearing may have reflected a liberal attitude towards reproduction for some. In turn, this liberal attitude in a 'bastardy-prone sub society' may also have been positively associated with early stopping behaviour.' (author's abstract)
Childless future? An insight from the analysis of childbearing preferences in Europe
Titelübersetzung:Kinderlose Zukunft? Ein Einblick aus der Analyse über Geburtenpräferenzen in Europa
Autor/in:
Testa, Maria Rita
Quelle: Sozialwissenschaftlicher Fachinformationsdienst soFid, (2007) Bevölkerungsforschung 2007/2, S 9-30
Inhalt: 'The relatively low levels of ideal and ultimately intended family size manifested in some European countries (Goldstein et al. 2003; Testa, 2006) inspired a careful analysis of the childless preference in Europe based on the Eurobarometer surveys in 2001 and 2006. The aim of the current paper is to investigate the childlessness ideal, or the intention to stay without children, and their contribution to the current levels of ideal and intended fertility in Europe. The analysis is complemented by a comparison between childless women and women with children in respect to two relevant aspects related to childbearing and childrearing: the circumstances perceived as most important in the fertility decisions and the opinion on gender roles in family life. Findings show that young Austrian women hold the record for the lowest fertility ideals and intentions, which are on average definitely below replacement levels. Austria is also the country with the largest diffusion of the childless preference. However, the childless option only plays a secondary role in explaining the cross-national differences and childlessness - although quite high in some countries - is still very rare as an enduring or a lifetime choice. Interestingly, childless women are not significantly different from women with children in their opinion on the relevant childbearing decision- making factors and do not show different views on issues related to gender roles in family life.' (author's abstract)|
Schlagwörter:desire for children; Bevölkerungsentwicklung; Familiengröße; fertility; Europe; international comparison; quantity; Kinderwunsch; Familienplanung; birth; number of children; population development; Geburt; Europa; Kind; internationaler Vergleich; child; family size; Kinderzahl; Quantität; family planning; Fruchtbarkeit
Frauenerwerbstätigkeit - ein Hemmnis für die Fertilität? Eine Analyse des Effekts der Erwerbstätigkeit auf den Übergang zur ersten Geburt in Deutschland
Titelübersetzung:Women's employment - an obstacle to fertility? An analysis of the effect of gainful employment on the transition to the first birth in Germany
Autor/in:
Schröder, Jette
Quelle: Universität Mannheim, Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung (MZES); Mannheim (Arbeitspapiere / Mannheimer Zentrum für Europäische Sozialforschung, 93), 2006. 37 S
Inhalt: "Im Fokus dieses Beitrags steht die Frage, ob in Westdeutschland die Erwerbsbeteiligung von Frauen einen Einfluss auf den Übergang zum ersten Kind hat. Datengrundlage für die Analysen ist der Familiensurvey 2000. Eine multivariate Ereignisdatenanalyse zeigt, dass erwerbstätige Frauen deutlich geringere Übergangsraten zum ersten Kind haben als nicht erwerbstätige Frauen. In weiteren Analysen wird untersucht, ob es sich bei diesem Effekt tatsächlich um einen kausalen Effekt handelt - ob also die Erwerbsbeteiligung die Ursache für die geringere Übergangsrate erwerbstätiger Frauen ist oder ob der Unterschied lediglich auf Selbstselektion zurückzuführen ist. Hierzu werden zwei indirekte Kausalitätstests durchgeführt. Die Analysen liefern starke Hinweise darauf, dass der Effekt nicht oder zumindest nur teilweise kausal ist." (Autorenreferat)
Was verursachte die Zunahme der Mehrlingsgeburten? Familiensurvey 2000 und Perinatalstatistik: Mütter von Mehrlingen unterscheiden sich von anderen Frauen
Titelübersetzung:What has caused the inrease in multiple births? Family survey 2000 and perinatal statistics: mothers of multiple births differ from other women
Autor/in:
Hullen, Gert
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 16 (2004) 1, S 72-88
Inhalt: "In den beiden letzten Jahrzehnten kamen Drillingsgeburten in Deutschland sechs mal so häufig vor wie vor einem halben Jahrhundert. Die Relation der Drillingsgeburten zu Zwillingsgeburten hat sich vervierfacht. Die Zunahme ist vor allem auf die Verfahren der 'assistierten Reproduktion' zurückzuführen, mit der kinderlose Paare ihren Kinderwunsch zu erfüllen suchen. Die Perinatalstatistik zeigt, dass Mehrlingsgeburten häufiger die ersten Geburten einer Frau waren und dass diese ein höheres Gebäralter hatten. Auf der Suche nach weiteren Unterschieden wird der Vermutung nachgegangen, dass Paare mit vergleichsweise besseren materiellen Ressourcen auch mehr Mittel zur Verwirklichung des Kinderwunsches haben. Dem Familiensurvey 2000 zufolge hatten Mütter von Mehrlingen eine längere Ehedauer und ein höheres Bildungsniveau. Für gesicherte Aussagen ist die Zahlenbasis indessen sehr schmal." (Autorenreferat)
Inhalt: "In the two last decades, triple births in Germany have occurred six times more frequently than they did half a century ago. The ratio of triple births to twin births has quadrupled. This increase is mainly due to 'assisted reproduction', used to help childless couples conceive. The 'Perinatalstatistik' shows that multiple births were more likely to be first births to older women. In the search for additional differences, the hypothesis that wealthier couples have more access to reproductive assistance was tested. According to the 'Familiensurvey 2000', mothers with multiple births had been married longer and had a higher level of education. However, conclusions are limited by the small sample size." (author's abstract)
The Influence of Education on quantum, timing and spacing of births in Austria
Autor/in:
Spielauer, Martin; Städtner, Karin
Quelle: Österreichisches Institut für Familienforschung an der Universität Wien; Wien (Working Paper / Österreichisches Institut für Familienforschung, 29), 2002. 30 S
Inhalt: The aim of this paper is to study the quantum, timing and spacing of births in Austria and their changes over time by educational groups and school leaving age. Rather than taking the age as such, we take the school leaving age as reference point in our analysis, as - with the exception of university drop-outs that are partly caused by pregnancy - very few women give birth while being in education. As the analysis shows, the recent overall increase of age at first birth can be observed in all educational groups and is not (only) the result of staying in the education system for a longer time. As expected, parity progression rates vary considerably between different educational groups and follow different patterns of change. Changes of norms - i.e. to and from the two-child norm - seem to be more pronounced in urban areas, were drops in parity progression rates were biggest for higher educated women. As the educational composition of the population changes in the course of time, this will considerably influence overall fertility rates in future, even assuming unchanged individual fertility behavior of women of given educational groups. This paper is also understood as background paper in the context of the ongoing development of the FAMSIM+, family microsimulation model, that shows fertility decisions along with other life careers, such as education, partnership and job careers. Besides other applications, FAMSIM+ will serve to study the impact of various dynamics, like changes of timing and educational changes, on fertility changes.
Schlagwörter:Bildung; education; Geburt; birth; Geburtenentwicklung; birth trend; Geburtenhäufigkeit; fertility rate; Bildungsniveau; level of education; Alter; old age; Schulabschluss; school graduation; Fruchtbarkeit; fertility; Österreich; Austria
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung