Quelle: Bundesinstitut für Bevölkerungsforschung (BIB); Wiesbaden (BiB Working Paper, 3-2015), 2015. 34 S
Inhalt: Im 20. Jahrhundert ist Kinderreichtum - also die biologische Elternschaft von drei oder mehr Kindern - zu einer Ausnahme geworden und geht immer weiter zurück. Welche Erkenntnisse über die Verbreitung von Kinderreichtum in verschiedenen Teilen der Gesellschaft gibt es? Was ist bekannt über die Determinanten und Mechanismen, die es wahrscheinlicher oder unwahrscheinlicher werden lassen, dass Eltern viele Kinder bekommen? Das Paper stellt diese Fragen in den Mittelpunkt und gibt einen Überblick über die aktuelle Forschungslage zu diesem Thema. Besonderes Augenmerk wird auf die sozio-demografischen Determinanten von Kinderreichtum wie zum Beispiel Bildung, Erwerbssituation, Einkommen oder Wohnsituation gelegt. Hinzu kommt die Bedeutung der eigenen Herkunftsfamilie, insbesondere der Geschwisterzahl als Vorbild. Als entscheidende Voraussetzung, um kinderreich zu werden, erweist sich ferner ein eng getakteter Lebenslauf, in dem zwischen Ereignissen wie Partnerfindung, erster und zweiter Geburt nur wenig Zeit vergeht. Das Paper benennt Forschungslücken, beispielsweise bei der Frage, welche Charakteristika von Kinderreichen eher Ursachen und welche eher Folgen von Kinderreichtum sind. Auch wird darauf hingewiesen, dass zu wenig zwischen Kinderreichtum im hier verstandenen Sinne und Mehrkindfamilien im Sinne eines Zusammenlebens mit vielen (nicht unbedingt eigenen) Kindern im Haushalt unterschieden wird.
Inhalt: This paper investigates the state of research on large families, defined as biological parenthood of three or more children. However, in the literature this topic is often not clearly distinguished from that of large families, in the sense of three or more children living together with parents in a social sense as a family. Therefore also the state of research cannot distinguish these two topics. The parenthood of three or more children has become an exception in the 20th century and is further declining over recent birth cohorts. Among the women born 1972 (in Germany) only 16.2 % had three or more children. A large share of the research deals with the specific characteristics of large families, compared to families with one or two children, partly deducing determinants of a third child from these characteristics. A particular focus lies on the socio-economic situation of the parents, represented in terms of education, employment situation, income and poverty, since here a deprivation is identified and problematized frequently. Related to this field, for instance health and housing space are also addressed relatively frequently. Another part of the literature is explicitly asking about the determinants of the transition to having a third child. Hereby for example the role model of the family of origin, a subjective family orientation, religiosity, a non-employed woman but also a first and a second child of the same sex turn out to be supportive influences. All in all there is a deficit of research that presents longitudinal analyses, that includes a couple perspective and that detects causalities and mechanisms behind the cross-sectional correlations.
Schlagwörter:desire for children; education; Kinderwunsch; Familienplanung; Erwerbstätigkeit; number of children; Federal Republic of Germany; Elternschaft; Lebensstil; siblings; Partnerschaft; family size; Kinderzahl; family planning; Geschwister; Bildung; Familiengröße; housing conditions; income; socioeconomic position; life career; fertility rate; life style; gainful employment; Familie; partnership; Einkommen; family; sozioökonomische Lage; Wohnverhältnisse; Lebenslauf; Geburtenhäufigkeit; parenthood
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung
Der Einfluss von Modernisierung und Prekarisierung auf die Heiratsabsicht und den Kinderwunsch junger Paare in Deutschland
Autor/in:
Baron, Daniel; Schulze-Oeing, Caroline; Hill, Paul B.; Szemes, Karina
Quelle: Rheinisch-Westfälische Technische Hochschule Aachen, Philosophische Fakultät, Institut für Soziologie Lehr- und Forschungsgebiet Methoden der empirischen Sozialforschung; Aachen (AGIPEB Working Paper, 2), 2014. 38 S
Inhalt: Prozesse partnerschaftlicher Institutionalisierung werden, folgt man aktuellen soziologischen Gegenwartsdiagnosen, unter den Einflüssen der Flexibilisierung des Berufs- und Alltagslebens zunehmend riskant und unsicher. Einerseits, so die gegenwartsdiagnostische Annahme, sorge die Pluralisierung von Lebensformen dafür, dass klassische familiale Bindungen zugunsten neuer, riskanter Partnerschaftsarrangements in den Hintergrund treten. Andererseits drohen, so eine zweite Annahme, prekäre Beschäftigungsformen die Planung des Privat- und Familienlebens zunehmend zu erschweren. Die vorliegende Studie untersucht auf Basis eines handlungstheoretischen Analysemodells, inwieweit sich die Ausprägungen von Heiratsneigungen und Kinderwünschen unter jungen Paaren in Deutschland auf die besagten makrosozialen Entwicklungen zurückführen lassen. Der empirische Teil der Studie stützt sich dabei auf eine knapp 1.100 Personen umfassende repräsentative Stichprobe erwachsener Paare im Alter zwischen 18 und 36 Jahren, die im Winter 2012/13 rekrutiert wurde. Tendenziell zeigt sich, dass die die subjektive Wahrnehmung von Pluralisierungsphänomenen einen stärkeren Einfluss auf besagte Institutionalisierungsabsichten zeitigt als die subjektive Verarbeitung prekärer Beschäftigung. Allerdings ist dieser Befund stets im Kontext weiterer sozialstruktureller Kontrollvariablen zu betrachten, weshalb die Erklärungsstärke des berichteten Effekts vergleichsweise gering ausfällt.
Schlagwörter:Familie; family; Prekarisierung; precariousness; Institutionalisierung; institutionalization; Fruchtbarkeit; fertility; Heirat; wedding; Kinderwunsch; desire for children; Partnerschaft; partnership; Stabilität; stability; Familienplanung; family planning; Beschäftigungsbedingungen; employment conditions; Flexibilität; flexibility; Geschlechtsrolle; gender role; Rollenbild; role image; Federal Republic of Germany; Fertilität; Heiratsabsicht; Pluralisierung
Vom Ernährer- zum Zweiverdienermodell: Bestandsaufnahme und internationale Perspektiven
Autor/in:
Hofäcker, Dirk
Quelle: Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb); Bamberg (ifb-Materialien, 3-2009), 2010. 69 S
Inhalt: "Dieser Beitrag befasst sich ausführlich aus international vergleichender Perspektive mit dem Verhältnis von Elternschaft und Erwerbstätigkeit. Einführend wird ein Überblick über die ver-schiedenen institutionellen Rahmenbedingungen der Vereinbarkeit von Familie und Erwerbs-tätigkeit in den Ländern Europas gegeben. Anschließend wird der Frage nachgegangen, wie die Erwerbstätigkeitsmuster von Männern und Frauen in verschiedenen Ländern verlaufen und inwiefern sich abweichende Verlaufsmuster auf unterschiedliche arbeitsmarkt- und fami-lienpolitische Ansätze zurückführen lassen. Abschließend betrachtet der Beitrag anhand von aktuellen Umfragedaten die Konsequenzen der länderspezifisch unterschiedlichen Vereinbar-keitsarrangements für die Häufigkeit innerfamilialer Konflikte."[Autorenreferat]
Inhalt: "From a cross-nationally comparative perspective, this report provides a thorough overview of the relationship between parenthood an work. To start with, the paper first provides an over-view of institutional framework conditions that affect work-family reconciliation in European countries. Subsequently, employment patterns of men and women are being reconstructed, and it is analyzed in how these patterns can be systematically traced back to nation-specific approaches in employment and family policy. Finally, the report investigates in how far the nation-specific reconciliation arrangements translate into specific patterns of work family con-flict."[author´s abstract]
Schlagwörter:Erwerbstätigkeit; gainful employment; Elternschaft; parenthood; woman; Mann; man; Konfliktbewältigung; conflict mediation; Europa; Europe; internationaler Vergleich; international comparison; Berufsaussicht; career prospect; Erwerbsform; type of economic activity; Flexibilität; flexibility; Familie; family; Familie-Beruf; work-family balance; Dual Career Couple; dual career couple; gender-specific factors; Erwerbsbeteiligung; labor force participation; Familienpolitik; family policy; Arbeitsmarktpolitik; labor market policy
ifb-Familienreport Bayern 2009: Schwerpunkt: Familie in Europa
Herausgeber/in:
Mühling, Tanja; Rost, Harald; Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb)
Quelle: Staatsinstitut für Familienforschung an der Universität Bamberg (ifb); Mühling, Tanja; Rost, Harald; Bamberg (ifb-Materialien, 6-2009), 2009. 210 S
Inhalt: Der Forschungsbericht enthält folgende Beiträge: 1. Harald Rost: Familienhaushalte im europäischen Vergleich; 2. Tanja Mühling: Familienpolitik im europäischen Vergleich; 3. Dirk Hofäcker: Vom Ernährer- zum Zweiverdienermodell - Bestandsaufnahme und internationale Perspektiven; 4. Marco Härpfer: Sozioökonomische Situation von Familien im europäischen Vergleich; 5. Loreen Beier, Marina Rupp: Rollenbilder und Arbeitsteilung in den Ländern der EU; 6. Christopher Schmidt, Marcel Raab, Michael Ruland: Intergenerationale Austauschbeziehungen im internationalen Vergleich.
Schlagwörter:Familie; family; Europa; Europe; EU; EU; internationaler Vergleich; international comparison; Privathaushalt; private household; Familienpolitik; family policy; Erwerbstätigkeit; gainful employment; sozioökonomische Lage; socioeconomic position; Rollenbild; role image; Arbeitsteilung; division of labor; gender-specific factors; Generationenverhältnis; Intergenerational relations; generatives Verhalten; reproductive behavior; Familienform; family structure; soziale Unterstützung; social support
Applying Sens capabilities framework to work family balance within a European context: theoretical and empirical challenges
Autor/in:
Hobson, Barbara; Fahlén, Susanne
Quelle: University of Edinburgh, Publication and Dissemination Centre (PUDISCwowe); Edinburgh (Working Papers on the Reconciliation of Work and Welfare in Europe, REC-WP 03/2009), 2009. 47 S
Inhalt: This state of the art has two specific aims: One is to present the dominant theories and identify weaknesses in theories that have sought to explain the processes surrounding the division of time and paid/ unpaid work in families, specifically addressing models of agency and work family balance. The second and main purpose of this paper is to provide a theoretical framework and set of indicators for analyzing agency and work family balance in a complex and multi-layered universe of constraints and possibilities, of rights and capabilities to exercise them. This framework derives its inspiration from Amartya Sens framework on capabilities and agency freedom and much of the paper will be devoted to discussing the framework and the theoretical and empirical challenges that it poses for comparative welfare state research with a multi-level approach, that integrates the individual/ household level, supra-national and national policy level and firm/ work organizational level. The paper takes up theoretical and empirical challenges that Sens framework poses for welfare state research: How are the tensions and contradictions in WFB balance policy both within and beyond the nation state reflected in agency inequalities? How do institutional settings shape not only individual practices but also the perception of ones entitlement to make a claim, the conversion of rights into claims? How do we design research models that capture the multiple sites of claims making for WFB: household; work organization and the state? We present several models of capabilities incorporating a mutli-level framework of individual, institutional and societal resources. The assumptions in this model are applied to data in the 2004 wave of the European Social Survey.
Diskurstheorie als Werkzeugkiste: eine Analyse der Effekte diskursiver Praxen im Kontext familialer Geschlechterarrangements
Titelübersetzung:Discourse theory as a toolbox: an analysis of the effects of discursive practices in the context of family gender arrangements
Autor/in:
König, Tomke
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 4787-4795
Inhalt: "Ausgangspunkt des Beitrags ist die Annahme, dass der Glaube an die Natürlichkeit der Geschlechtsunterschiede für die binäre Geschlechterordnung und die Identifizierung von Subjekten als 'Frauen' und 'Männer' konstitutiv ist. Aus einer diskurstheoretischer Perspektive stellen sich im Anschluss hieran zwei Fragen: Wie und wo wird dieses unproblematische Wissen zum Gegenstand von diskursiven Ereignissen? Und welche Vorstellungen von Geschlecht und Geschlechterverhältnissen sind in solchen Ereignissen sag- und damit auch lebbar? Im Beitrag sollen diese Fragen anhand selbst erzeugten empirischen Materials beantwortet werden. Es sind dies Interviews, die die Verfasserin mit gleich- und gegengeschlechtlichen Paaren geführt habe, die unterschiedlichen sozialen Milieus angehören und mit kleinen Kindern zusammen leben. Dabei soll auch aufgezeigt werden, welche Implikationen eine diskurstheoretische Position für die Analyse qualitativer empirischer Daten haben. Statt nach den Begründungszusammenhängen zu fragen, die eine Aussage plausibel machen und in der 'Tiefe zu graben', so wie es in den klassischen hermeneutischen Verfahren geschieht, werden Handlungs-, Denk- und Gefühlspraktiken auf der 'Oberfläche' dekonstruiert. Leitend ist die Frage, wie im Reden durch die Signifikationspraxis Wahrnehmungs- und Handlungsmuster konstruiert, Relevanzen festgelegt und Sinnhorizonte verschoben werden. Damit bekommen die interpretierten Texte einen anderen Status. Das, was die befragten sagen, wird nicht als Ausdruck der Tatsache verstanden, dass jemand eine Frau oder ein Mann ist, die oder der als solche/r bestimmten Interessen verfolgt. Vielmehr wird davon ausgegangen, dass Individuen in der Kette von Äußerungen, in denen sie Konventionen anrufen, vergesellschaftet und Frau oder Mann werden. Individuen handeln diesem Ansatz zufolge also weniger unter dem sozialen Druck einer Norm als vielmehr unter der Vorstellung, überhaupt nur dann als Subjekt existieren zu können, wenn sie sich von den Normen appellieren lassen." (Autorenreferat)
Titelübersetzung:How can the future of the family be safeguarded?
Autor/in:
Ott, Notburga
Quelle: Walter Eucken Institut e.V.; Albert-Ludwigs-Universität Freiburg, Wirtschafts- und Verhaltenswissenschaftliche Fakultät, Institut für Allgemeine Wirtschaftsforschung Abt. Wirtschaftspolitik; Freiburg im Breisgau (Freiburger Diskussionspapiere zur Ordnungsökonomik, 08/3), 2008. 20 S
Inhalt: Der Beitrag erörtert die Frage, welche Funktion die Institution Familie in modernen Gesellschaften hat. Dass jede Gesellschaft eine nachwachsende Generation braucht, darüber besteht noch ein weitgehender Konsens, wenngleich es sich in einer globalisierten Welt dabei nicht ausschließlich um eigene Nachkommenschaft handeln muss. Doch braucht es dazu in modernen, funktional ausdifferenzierten Gesellschaften der alt hergebrachten Institution Familie? Welche Aufgaben verbleiben ihr, wo doch so viele Funktionen von anderen Institutionen der Gesellschaft übernommen wurden? Und wie sind unter solchen Bedingungen die Beziehungen zwischen den Familienmitgliedern geregelt? Die Beantwortung gliedert sich mit Blick auf den Geschlechter- und Generationenvertrag in folgende Punkte: (1) vertragstheoretische Betrachtung der Familienbeziehungen, (2) kollektive Erweiterungen familialer Vertragsbeziehungen in modernen Gesellschaften und (3) die wirtschaftliche Entwicklung und Probleme heutiger Regelungen. Die derzeit zu beobachtende Auflösung traditioneller Familienbeziehungen - sowohl zwischen den Partnern wie auch zwischen Eltern und Kindern - weisen auf einen Wandel hin, der die Wirksamkeit und Effizienz gegenwärtiger gesellschaftlicher Institutionen in Frage stellt. Der Wandel der Familie - sowohl der innerfamilialen Beziehungen wie auch die Rolle der Familie in der Gesellschaft - lässt sich aus institutionenökonomischer Sicht als Folge der wirtschaftlichen Entwicklung mit zunehmend arbeitsteiliger Produktion und marktmäßigen Austauschbeziehungen rekonstruieren. Die von je her bestehenden Familienbeziehungen werden durch kollektive Regelungen und gesellschaftliche Vertragsbeziehungen ergänzt, um insgesamt die Wohlfahrtsproduktion zu erhöhen. In der jüngsten Vergangenheit erweisen sie sich jedoch zunehmend als ineffizient. Sowohl in den Beziehungen zwischen den Geschlechtern wie auch zwischen den Generationen nehmen Hold-up-Probleme zu: für Eltern wächst das Risiko, von ihren Kindern für ihre Leistungen keine entsprechenden Gegenleistungen zu erhalten, und für Frauen resultiert aus der Entscheidung für ein Kind darüber hinaus noch das individuelle Risiko der familieninternen Schlechterstellung. In der Familie kumulieren beide Probleme. Sinkende Geburtenzahlen und Unterinvestitionen in Humanvermögen sind die Folge. (ICG2)
Schlagwörter:Familie; family; soziale Sicherung; social security; Familie-Beruf; work-family balance; Familienarbeit; family work; Familieneinkommen; family income; Familiengröße; family size; Familiengründung; family formation; Familienpolitik; family policy; Generationenvertrag; inter-generational contract; Geschlechterverhältnis; gender relations; Eltern-Kind-Beziehung; parent-child relationship; Familienrecht; family law; wirtschaftliche Faktoren; economic factors; Wohlfahrtsstaat; welfare state; Sozialpolitik; social policy; Bevölkerungsentwicklung; population development; Federal Republic of Germany
Das Stillen: Traditionalisierung der Arbeitsteilung durch naturalisierende Deutungen von Geschlecht?
Titelübersetzung:Breast feeding: traditionalization of the division of labor through naturalizing interpretations of gender?
Autor/in:
Rüling, Anneli
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 4774-4786
Inhalt: "In den letzten Jahren wurden im Wandel der Geschlechterverhältnisse Ungleichzeitigkeiten zwischen gesellschaftlichen Diskursen und individuellen Handlungspraxen konstatiert: Die traditionelle Arbeitsteilung nach der Familiengründung gilt als Indikator für deren Persistenz. Demgegenüber haben sich gesellschaftliche Deutungsmuster deutlich modernisiert. Bisher fehlen aber weitgehend theoretische Konzepte und empirische Analysen, die die Zusammenhänge zwischen gesellschaftlichen Wandlungstendenzen und dem individuellen Handeln erfassen können. Mit Rückgriff auf Giddens' Strukturierungstheorie analysiert der Vortrag anhand der familialen Arbeitsteilung, wie die Handlungsstrategien von Paaren durch gesellschaftliche Regeln und Ressourcen strukturiert werden. Re-Traditionalisierende und naturalisierende Deutungsmuster von Geschlecht - speziell von Mutterschaft - werden u.a. über Generativität und das Stillen vermittelt. Dies beschreibt die Verfasserin als Traditionalisierungsfalle, die individuellen Ansprüchen geteilter Elternschaft entgegensteht. Wie Paare mit egalitären Arrangements von Arbeit und Leben diesen Widerspruch in ihren Lebensentwürfen und ihrer Alltagspraxis vermitteln, wird am Beispiel von Fallanalysen gezeigt. Im Ergebnis werden unterschiedliche Handlungsstrategien von Paaren im Umgang mit Deutungsmustern von Mutterschaft (und Vaterschaft) beschrieben. Sowohl naturalisierende Vorstellungen als auch egalitäre Ansprüche werden dabei in widersprüchlicher Weise in den Selbstbildern und im Alltagshandeln integriert. Einige Paare reproduzieren dabei diskursiv wie auch handlungspraktisch teilweise geschlechtsspezifische Verantwortlichkeiten, etwa bei der Kinderbetreuung. Andere wiederum weisen eher handlungspraktische Veränderungen der familialen Arbeitsteilung auf, ohne sich diskursiv auf Egalität zu beziehen. Dies beschreibt sie als pragmatische Modernisierung von Geschlechterverhältnissen in Paarbeziehungen." (Autorenreferat)