Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 36 (2011) 2-3, S 417-452
Inhalt: In den Industrieländern ist bei den Frauenjahrgängen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, ein Aufschub der Familiengründung auf einen späteren Zeitpunkt sowie ein gleichzeitiger Rückgang des Fertilitätsniveaus zu beobachten. Die Autoren untersuchen diese Veränderungen in Bezug auf den Fertilitätsrückgang im jüngeren Alter (Geburtenaufschub im jüngeren Alter ) sowie den kompensierenden Fertilitätsanstieg im höheren Reproduktionsalter (Nachholen von Geburten). Sie verwenden paritätsspezifische Daten und erweitern zwei methodische Ansätze zur Bestimmung dieser Prozesse: 1) ein von Tomas Frejka et al. (2001, 2004) häufig verwendetes Basis-Bezugsmodell und 2) ein von Ron Lesthaeghe (2001) vorgeschlagenes relationales Modell. In ihrem Beitrag konzentrieren die Autoren sich auf drei überwiegend deutschsprachige Länder - Österreich, Deutschland und die Schweiz - und vergleichen diese mit ausgewählten europäischen Ländern sowie den USA. Sie demonstrieren die Relevanz dieser beiden Ansätze für die Erstellung von Szenarien zur Vorausschätzung der abgeschlossenen Kohortenfertilität von Frauen, die sich noch im Reproduktionsalter befinden. Sie zeigen mithilfe der drei Hauptindikatoren - Ausgangsfertilitätsniveau, absoluter Fertilitätsrückgang im jüngeren Alter und relativer Index des Nachholens von Geburten (recuperation index) im höheren Alter - dass jeder dieser Aspekte für die Erklärung der unterschiedlichen Kohortenfertilität in den einzelnen Ländern von Bedeutung ist. Das Nachholen spielt eine besonders wichtige Rolle, ist jedoch auch deutlich erkennbaren paritätsspezifischen Mustern unterworfen: Während alle untersuchten Länder ein ausgeprägtes Nachholen des Aufschubs von Erstgeburten verzeichnet haben, sind in Bezug auf das Nachholen der Zweitgeburten sowie insbesondere der Geburten dritter und höherer Ordnung markante Unterschiede zu erkennen. In Übereinstimmung mit diesen beobachteten Differenzen weichen die vorausgeschätzten Werte der abgeschlossenen Fertilität in fünf europäischen Ländern für die Anfang der 1980er Jahre geborenen Kohorten deutlich voneinander ab und reichen von 1,3 im niedrigsten Szenario für Spanien bis zu über 1,8 im höchsten Szenario für die Tschechische Republik.
Inhalt: Across developed countries, cohorts of women born after World War II have seen a shift
of childbearing towards later ages and a concomitant decline in fertility level. We
study this shift using the notions of fertility postponement (fertility decline at
younger ages) and subsequent recuperation (a compensatory fertility increase at higher
reproductive ages). We apply order-specific data and extend and elaborate on two broad
approaches to this process: 1) a basic benchmark model extensively used by Tomas Frejka
and his colleagues and 2) a relational model proposed by Ron Lesthaeghe (2001). Our
work focuses especially on three predominantly German-speaking countries, Austria,
Germany and Switzerland, and compares them with selected European countries and the
United States. We illustrate the usefulness of these two approaches for constructing
projection scenarios of completed cohort fertility among women of reproductive age.
Using three key indicators of the postponement transition – initial fertility level,
absolute fertility decline at younger ages, and the relative degree of fertility “recuperation”
at older ages – we demonstrate that each of these components is salient for explaining
contemporary cross-country differences in cohort fertility. Recuperation is especially
important, but is also clearly patterned by birth order: whereas all the countries
analysed have experienced a vigorous recovery of delayed first births, pronounced
differentials are observed with regard to the recuperation of second and particularly
of third and later births. In line with the differentials observed, projected values
of completed fertility in five European countries vary widely for the cohorts born
in the early 1980s, ranging from 1.3 in the lowest scenario for Spain to over 1.8
in the highest scenario for the Czech Republic. Online Appendix: The Importance of Rising Educational Attainment for Cohort Fertility Postponement and Recuperation (s. http://dx.doi.org/10.4232/10.CPoS-2011-16en).
Schlagwörter:Bevölkerungsentwicklung; birth trend; Geburtenrückgang; Switzerland; fertility; Austria; fertility rate; demographic situation; Österreich; demographische Lage; Federal Republic of Germany; population development; demographical structure; reproduction; Geburtenentwicklung; declining birth rate; Schweiz; Reproduktion; Geburtenhäufigkeit; Bevölkerungsstruktur; Fruchtbarkeit; Fertilität; Aufschub der Fertilität; Nachholen der Fertilität; Kohortenfertilität; Fertilitätsvorausschätzungen
Fertilität in Österreich, Deutschland und der Schweiz: gibt es ein gemeinsames Muster?
Titelübersetzung:Fertility in Austria, Germany and Switzerland: is there a common pattern?
Autor/in:
Sobotka, Tomáš
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 36 (2011) 2-3, S 305-348
Inhalt: Dieser Artikel betrachtet wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Perioden- und Kohortenfertilität in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Diese drei Länder haben eine lange gemeinsame Geschichte mit geringer Fertilität und gehören gegenwärtig zu den Ländern mit den niedrigsten Kohortenfertilitätsziffern der Welt. Die Studie beleuchtet die immer noch bestehenden Unterschiede von Fertilitäts- und Familienstrukturen zwischen Ost- und Westdeutschland, die ihren Ursprung in den Gegensätzen vor der Wiedervereinigung haben und teilweise den weiter bestehenden unterschiedlichen Normen und Rahmenbedingungen in Bezug auf Kinderbetreuung, Lebensformen und Müttererwerbstätigkeit zugeordnet werden können. Die bemerkenswert stabile Periodenfertilität während der letzten 30 Jahre (ausgenommen Ostdeutschland) wird mit Hilfe verschiedener Indikatoren dargestellt und vor dem Hintergrund der jüngsten Umkehr der Fertilitätsentwicklungen in Europa diskutiert. Diese Stabilität der Fertilitätsniveaus kontrastiert mit dem langfristigen Trend, dass Geburten in weniger stabilen Lebensformen (insbesondere in Ostdeutschland) zunehmen, einschließlich eines hohen Anteils an alleinerziehenden Müttern. Die Studie beschäftigt sich auch mit dem relativ geringen, aber beständigen negativen Einfluss des gegenwärtigen Aufschubs hin zu einer späteren Geburt auf die Periodenfertilität in dieser Region. Sie stellt den Bildungsgradienten in Bezug auf die Fertilität in den Vordergrund, der weitestgehend dem erhöhten Anteil Kinderloser bei Frauen mit einem höheren Bildungsabschluss zuzuordnen ist. Generell haben Migrantinnen höhere Geburtenziffern als im Inland geborene Frauen, aber per saldo hat diese positive Auswirkung auf die Gesamtgeburtenziffer abgenommen und kann für Deutschland vernachlässigt werden. Eine abschließende Diskussion deutet darauf hin, dass Österreich, Deutschland und die Schweiz ein gemeinsames Muster der Fertilität auf einem niedrigen Niveau aufweisen, was diese Länder von anderen Regionen Europas unterscheidet. Online-Anhang: s. http://nbn-resolving.de/urn:nbn:de:bib-cpos-2011-12de5.
Inhalt: This article reviews major similarities and differences in period and cohort fertility in Austria, Germany and Switzerland. These three countries share a long history of low fertility and currently belong to countries with the lowest cohort fertility rates globally. The study highlights persistent differences in fertility and family patterns between Eastern and Western Germany, which are often rooted in pre-unification contrasts and can be partly linked to continuing differences in institutional set-up and norms on organised childcare, living arrangements and maternal employment. The remarkable stability in period fertility over the last 30 years (with the exception of Eastern Germany) is illustrated with various indicators and discussed on the backdrop of recent reversals in European fertility trends. This stability in fertility levels contrasts with the long-term shift in childbearing towards less stable living arrangements (especially in Eastern Germany), including a high share of single mothers. The study also discusses a relatively small but persistent negative impact of the ongoing shift towards a late timing of childbearing on period fertility in the region. It highlights the educational gradient in fertility, which can be largely attributed to elevated childlessness rates among women with a higher educational degree. Migrant women have on average higher fertility rates than “native-born” women, but their net positive impact on aggregate fertility rates has diminished over time and has become negligible in Germany. A concluding discussion suggests that Austria, Germany and Switzerland share a common pattern of low fertility that sets these countries apart from other regions in Europe.
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 36 (2011) 2-3, S 453-494
Inhalt: In den Industrieländern ist bei den Frauenjahrgängen, die nach dem Zweiten Weltkrieg geboren wurden, ein Aufschub der Familiengründung auf einen späteren Zeitpunkt sowie ein gleichzeitiger Rückgang des Fertilitätsniveaus zu beobachten. Die Autoren untersuchen diese Veränderungen in Bezug auf den Fertilitätsrückgang im jüngeren Alter (Geburtenaufschub im jüngeren Alter ) sowie den kompensierenden Fertilitätsanstieg im höheren Reproduktionsalter (Nachholen von Geburten). Sie verwenden paritätsspezifische Daten und erweitern zwei methodische Ansätze zur Bestimmung dieser Prozesse: 1) ein von Tomas Frejka et al. (2001, 2004) häufig verwendetes Basis-Bezugsmodell und 2) ein von Ron Lesthaeghe (2001) vorgeschlagenes relationales Modell. In ihrem Beitrag konzentrieren die Autoren sich auf drei überwiegend deutschsprachige Länder - Österreich, Deutschland und die Schweiz - und vergleichen diese mit ausgewählten europäischen Ländern sowie den USA. Sie demonstrieren die Relevanz dieser beiden Ansätze für die Erstellung von Szenarien zur Vorausschätzung der abgeschlossenen Kohortenfertilität von Frauen, die sich noch im Reproduktionsalter befinden. Sie zeigen mithilfe der drei Hauptindikatoren - Ausgangsfertilitätsniveau, absoluter Fertilitätsrückgang im jüngeren Alter und relativer Index des Nachholens von Geburten (recuperation index) im höheren Alter - dass jeder dieser Aspekte für die Erklärung der unterschiedlichen Kohortenfertilität in den einzelnen Ländern von Bedeutung ist. Das Nachholen spielt eine besonders wichtige Rolle, ist jedoch auch deutlich erkennbaren paritätsspezifischen Mustern unterworfen: Während alle untersuchten Länder ein ausgeprägtes Nachholen des Aufschubs von Erstgeburten verzeichnet haben, sind in Bezug auf das Nachholen der Zweitgeburten sowie insbesondere der Geburten dritter und höherer Ordnung markante Unterschiede zu erkennen. In Übereinstimmung mit diesen beobachteten Differenzen weichen die vorausgeschätzten Werte der abgeschlossenen Fertilität in fünf europäischen Ländern für die Anfang der 1980er Jahre geborenen Kohorten deutlich voneinander ab und reichen von 1,3 im niedrigsten Szenario für Spanien bis zu über 1,8 im höchsten Szenario für die Tschechische Republik. Online Anhang: Die Bedeutung des steigenden Bildungsgrades für den Aufschub und das Nachholen der Kohortenfertilität (s. http://dx.doi.org/10.4232/10.CPoS-2011-16de).
Inhalt: Across developed countries, cohorts of women born after World War II have seen a shift of childbearing towards later ages and a concomitant decline in fertility level. We study this shift using the notions of fertility postponement (fertility decline at younger ages) and subsequent recuperation (a compensatory fertility increase at higher reproductive ages). We apply order-specific data and extend and elaborate on two broad approaches to this process: 1) a basic benchmark model extensively used by Tomas Frejka and his colleagues and 2) a relational model proposed by Ron Lesthaeghe (2001). Our work focuses especially on three predominantly German-speaking countries, Austria, Germany and Switzerland, and compares them with selected European countries and the United States. We illustrate the usefulness of these two approaches for constructing projection scenarios of completed cohort fertility among women of reproductive age. Using three key indicators of the postponement transition – initial fertility level, absolute fertility decline at younger ages, and the relative degree of fertility “recuperation” at older ages – we demonstrate that each of these components is salient for explaining contemporary cross-country differences in cohort fertility. Recuperation is especially important, but is also clearly patterned by birth order: whereas all the countries analysed have experienced a vigorous recovery of delayed first births, pronounced differentials are observed with regard to the recuperation of second and particularly of third and later births. In line with the differentials observed, projected values of completed fertility in five European countries vary widely for the cohorts born in the early 1980s, ranging from 1.3 in the lowest scenario for Spain to over 1.8 in the highest scenario for the Czech Republic. Online Appendix: The Importance of Rising Educational Attainment for Cohort Fertility Postponement and Recuperation (s. http://dx.doi.org/10.4232/10.CPoS-2011-16en).
Fertility in Austria, Germany and Switzerland: is there a common pattern?
Titelübersetzung:Fertilität in Österreich, Deutschland und der Schweiz: gibt es ein gemeinsames Muster?
Autor/in:
Sobotka, Tomáš
Quelle: Comparative Population Studies - Zeitschrift für Bevölkerungswissenschaft, 36 (2011) 2-3, S 263-304
Inhalt: Dieser Artikel betrachtet wesentliche Gemeinsamkeiten und Unterschiede der Perioden- und Kohortenfertilität in Österreich, Deutschland und der Schweiz. Diese drei Länder haben eine lange gemeinsame Geschichte mit geringer Fertilität und gehören gegenwärtig zu den Ländern mit den niedrigsten Kohortenfertilitätsziffern der Welt. Die Studie beleuchtet die immer noch bestehenden Unterschiede von Fertilitäts- und Familienstrukturen zwischen Ost- und Westdeutschland, die ihren Ursprung in den Gegensätzen vor der Wiedervereinigung haben und teilweise den weiter bestehenden unterschiedlichen Normen und Rahmenbedingungen in Bezug auf Kinderbetreuung, Lebensformen und Müttererwerbstätigkeit zugeordnet werden können. Die bemerkenswert stabile Periodenfertilität während der letzten 30 Jahre (ausgenommen Ostdeutschland) wird mit Hilfe verschiedener Indikatoren dargestellt und vor dem Hintergrund der jüngsten Umkehr der Fertilitätsentwicklungen in Europa diskutiert. Diese Stabilität der Fertilitätsniveaus kontrastiert mit dem langfristigen Trend, dass Geburten in weniger stabilen Lebensformen (insbesondere in Ostdeutschland) zunehmen, einschließlich eines hohen Anteils an alleinerziehenden Müttern. Die Studie beschäftigt sich auch mit dem relativ geringen, aber beständigen negativen Einfluss des gegenwärtigen Aufschubs hin zu einer späteren Geburt auf die Periodenfertilität in dieser Region. Sie stellt den Bildungsgradienten in Bezug auf die Fertilität in den Vordergrund, der weitestgehend dem erhöhten Anteil Kinderloser bei Frauen mit einem höheren Bildungsabschluss zuzuordnen ist. Generell haben Migrantinnen höhere Geburtenziffern als im Inland geborene Frauen, aber per saldo hat diese positive Auswirkung auf die Gesamtgeburtenziffer abgenommen und kann für Deutschland vernachlässigt werden. Eine abschließende Diskussion deutet darauf hin, dass Österreich, Deutschland und die Schweiz ein gemeinsames Muster der Fertilität auf einem niedrigen Niveau aufweisen, was diese Länder von anderen Regionen Europas unterscheidet.
Inhalt: This article reviews major similarities and differences in period and cohort fertility
in Austria, Germany and Switzerland. These three countries share a long history of
low fertility and currently belong to countries with the lowest cohort fertility rates
globally. The study highlights persistent differences in fertility and family patterns
between Eastern and Western Germany, which are often rooted in pre-unification contrasts
and can be partly linked to continuing differences in institutional set-up and norms
on organised childcare, living arrangements and maternal employment. The remarkable
stability in period fertility over the last 30 years (with the exception of Eastern
Germany) is illustrated with various indicators and discussed on the backdrop of recent
reversals in European fertility trends. This stability in fertility levels contrasts
with the long-term shift in childbearing towards less stable living arrangements (especially
in Eastern Germany), including a high share of single mothers. The study also discusses
a relatively small but persistent negative impact of the ongoing shift towards a late
timing of childbearing on period fertility in the region. It highlights the educational
gradient in fertility, which can be largely attributed to elevated childlessness rates
among women with a higher educational degree. Migrant women have on average higher
fertility rates than “native-born” women, but their net positive impact on aggregate
fertility rates has diminished over time and has become negligible in Germany. A concluding
discussion suggests that Austria, Germany and Switzerland share a common pattern of
low fertility that sets these countries apart from other regions in Europe.
Titelübersetzung:Individualisierung und Fertilität
Autor/in:
Ehrhardt, Jens; Kohli, Martin
Quelle: Historical Social Research, 36 (2011) 2, S 35-64
Inhalt: "In this paper, the authors discuss individualization theory as a parsimonious framework concept to describe and explain core points of fertility change in Western societies since the end of the 19th century. They emphasize two dimensions of individualization: firstly, the increase in status of the individual in cultural, social, economic and legal respects (human dignity); secondly, the increase in autonomy and freedom of choice. In contrast to other approaches based on individualization theory, the authors do not use the concept of self-realization in the sense of an increased orientation towards purely individual interests, not least because this concept has failed before the renewed rise in fertility that has recently been observed in some advanced societies. They discuss the relevance of these two dimensions of individualization in the context of the first transition and the 1960s with its declining fertility rates. Whereas the first demographic transition can be mainly explained by the rising status of children, which increased the costs of parenting and thus changed the interests of (potential) parents to have children, the transition in the 1960s resulted mainly from the rising status of women in education and the labor market. An important but hitherto neglected change was the increasing divorce rates, as the possibility to dissolve a marriage devalued the traditional gender contract of the breadwinner/ housewife model and decreased the willingness of women and men to invest in marriage and children. The contrast between the recently growing fertility rates in Sweden, France and the US with the continuously low fertility in the German-speaking countries can partly be seen as a result of different divorce regimes. Whereas the first group of countries has limited the entitlement to spousal support through alimonies, the second group has institutionalized extensive entitlements for mothers." (author's abstract)
Schlagwörter:Fruchtbarkeit; fertility; demographischer Übergang; demographic transition; historische Entwicklung; historical development; Individualisierung; individualization; Federal Republic of Germany; internationaler Vergleich; international comparison; Ehescheidung; divorce; Theorie; theory; westliche Welt; Western world; 19. Jahrhundert; nineteenth century; 20. Jahrhundert; twentieth century; Geburtenrückgang; declining birth rate; Bevölkerungsentwicklung; population development; woman; Bildung; education; Arbeitsmarkt; labor market; Geschlechterverhältnis; gender relations; Schweden; Sweden; Frankreich; France; USA; United States of America; Nordamerika; North America
SSOAR Kategorie:Sozialgeschichte, historische Sozialforschung, Bevölkerung
"Nachhaltige Bevölkerungsentwicklung": politische Steuerung der Generativität in postnaturalen Zeiten
Titelübersetzung:"Sustainable population development": political control of generativity in post-natural times
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Deutsche Gesellschaft für Soziologie (DGS); Rehberg, Karl-Siegbert; Kongress "Die Natur der Gesellschaft"; Frankfurt am Main, 2008. S 2288-2301
Inhalt: "Spätmoderne Wohlfahrtsgesellschaften sind 'postnaturale Gesellschaften' (Giddens 2001), in denen die 'Natur' menschlich kontrolliert wird und nur noch in Form von 'gestalteter Umwelt' bzw. 'vergesellschafteter Natur' existiert. Mit dem Ende der Natur geht auch das Ende der 'natürlichen' Geschlechterdifferenz einher und mit ihr die Ablösung der Sexualität von ihrer Fortpflanzungsfunktion. Damit sind Geschlechtlichkeit und Generativität zu durch und durch vergesellschafteten Fragen geworden. Eine momentan heiß diskutierte Folge dieser Entwicklung ist, dass in allen westlichen Wohlfahrtsgesellschaften die Geburtenraten sinken und die Bevölkerung zu schrumpfen beginnt. Inzwischen ist Allgemeinwissen, dass Deutschland weltweit zu den Ländern mit den niedrigsten Geburtenraten gehört. Die damit verbundene Sorge drückt sich im staatlichen Handeln u.a. im Abbau der Frauen- und Gleichstellungspolitik und im Erstarken der Familienpolitik aus: Die gezielte Geburtenförderung soll der aktiven und nachhaltigen Bevölkerungsentwicklung dienen. Familienpolitik scheint damit wesentlich zur Bevölkerungspolitik zu werden, auch wenn das derzeit in Deutschland (noch) niemand so offen behaupten mag. Besondere soziologische Aufmerksamkeit verdient, dass es dabei nicht nur um die Steigerung der Quantität des Nachwuchses geht, sondern auch um seine Qualität, denn der Nachwuchs von gebildeten Eltern ist von besonderem Interesse für die Zukunft des Wirtschaftsstandorts Deutschland. Frauen hingegen interessieren politisch derzeit wieder vor allem als (potenzielle) Mütter, während das auf Vielfalt von (weiblichen) Lebensentwürfen zielende (Frauen-)Leitbild der Frauen- und Gleichstellungspolitik nicht zur schrumpfenden Wohlfahrtsgesellschaft zu passen scheint. In dem Beitrag möchte die Verfasserin also vor dem Hintergrund der 'demographischen Wende' und dem 'PISA-Schock' einen (geschlechter)kritischen und institutionentheoretisch inspirierten Blick auf die aktuelle familienpolitische Diskussion zur Steuerung der Generativität in Deutschland richten. Dabei soll das Erstarken bevölkerungspolitischer Argumente herausgearbeitet werden." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Bevölkerungsentwicklung; Geburtenrückgang; Familienpolitik; Bevölkerungspolitik; sustainability; demographic situation; birth; Förderung; reproductive behavior; demographische Lage; Federal Republic of Germany; political governance; declining birth rate; example; family policy; Mutterschaft; motherhood; Diskussion; generatives Verhalten; promotion; discussion; politische Steuerung; population development; population policy; Leitbild; Geburt; Nachhaltigkeit
SSOAR Kategorie:Familienpolitik, Jugendpolitik, Altenpolitik, Frauen- und Geschlechterforschung, Bevölkerung