Was wir nie über Geschlecht wissen wollten : Potenziale des politologischen Feminismus
Titelübersetzung:What we never wanted to know about gender : potential of politological feminism
Autor/in:
Kerner, Ina
Quelle: Femina politica : Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Jg. 22 (2013) H. 1, S. 101-107
Inhalt: Seine transformatorischen Ziele verfolgt der politologische Feminismus mit einem inzwischen umfangreichen und ausdifferenzierten Programm, das unterschiedliche, in der wissenschaftlichen Praxis sich teilweise überlappende Teilprogrammatiken vereint: Erstens deckt der politologische Feminismus geschlechtliche Kodierungen und Asymmetrien auf; Feminismus macht diese Zusammenhänge sichtbar und ist normativ vom Ziel der Geschlechtergerechtigkeit geleitet - wobei dieses Ziel auf ganz unterschiedliche Weisen interpretiert werden kann. Zweitens hat der politologische Feminismus eigene Begriffe und Konzepte hervorgebracht, um den Androzentrismus in politischer Theorie und Praxis bzw. seine Manifestationen und Implikationen angemessen fassen, beschreiben und erklären zu können. Drittens ist das "transsubdisziplinäre" Arbeitsgebiet "Politik und Geschlecht" längst zu einem eigenständigen Diskussionsfeld geworden - und zwar zu einem, das eine besondere Beziehung zu den unterschiedlichen Spielarten feministischer Politik unterhält. Im Beitrag wird auf die androzentrismuskritische Teilprogrammatik des politologischen Feminismus näher eingegangen und dabei exemplarisch die feministische Theorie fokussiert. (ICB2)
Wissenschaft versus Politik im Feminismus : von der Dominanz des Politischen zur Eigenlogik engagierter Wissenschaft
Titelübersetzung:Science versus politics in feminism : from the dominance of politics to the inherent logic of dedicated science
Autor/in:
Holland-Cunz, Barbara
Quelle: Femina politica : Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Jg. 12 (2003) H. 2, S. 14-22
Inhalt: Gerade die Politikwissenschaft (Mainstream wie Feminismus) braucht, so die These, um die Eigenlogik wissenschaftlichen Denkens bewahren zu können, eine klare Distanzierung von der Politik, sei sie patriarchalisch oder feministisch organisiert. So wie sich feministische Forschung stets kämpferisch von der normal-wissenschaftlichen Forschung distanzierte, so sollte sie sich auch in Distanz zur Politik üben. Resümierend ergibt sich aus der prekären Paradoxie eine nur auf den ersten Blick widersinnige Anforderung: Sollte der Feminismus am ursprünglich formulierten politisierten Anliegen kritischer Wissenschaft festhalten wollen, muss wissenschaftliches Arbeiten endlich auch explizit, bewusst und gewollt (statt nur faktisch und hinter dem Rücken der Akteurinnen) von der "Leine der Politik" los gelassen werden. Feministische Politikwissenschaft einerseits, Frauenbewegung und Frauenpolitik andererseits sollten heute ihr unausgesprochenes, nicht durch bewusste Entscheidung entstandenes "Nebeneinander" in eine bewusste Distanzierung verwandeln. Erst wenn Wissenschaft und Politik in ihren jeweiligen Eigenlogiken erfolgreich arbeiten, sollten sie in einen distanzierten, die Differenz aufrecht erhaltenden Austausch treten - so wie gelungene Interdisziplinarität keineswegs die diffuse Vermischung von Fächern, sondern die inspirierende Auseinandersetzung über trennscharf unterscheidbare Perspektiven ist. (ICF2)
Quelle: Femina politica : Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Jg. 12 (2003) H. 2, S. 9-14
Inhalt: In der Frauenforschung, die sich selbst zunehmend als Geschlechterforschung bezeichnete, wurden postmoderne Theorien rezipiert, die wenig Anknüpfungspunkte für eine frauenpolitische Praxis zu bieten schienen. Feministische Forschung und Frauenpolitik gingen auf Distanz. Diese Distanzierung vom ursprünglichen politischen Impetus hatte zur Folge, dass innerhalb der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung eine Auseinandersetzung über das Verhältnis von Wissenschaft und (Frauen- )Politik nicht mehr explizit geführt wurde. In ihrer Qualität als Sprecherinnen-Rat des Arbeitskreises Politik und Geschlecht meinen die Autorinnen, dass es an der Zeit ist, eine solche Auseinandersetzung zu führen. Daher ist das Thema des diesjährigen DVPW-Kongresses "Politik - Wissenschaft - Öffentlichkeit" ein willkommener Anlass gewesen, um in einem Panel die Verschiebungen und komplexen Wechselwirkungen im Verhältnis zwischen feministischer (politik- ) Wissenschaft und (Frauen- ) Politik zu reflektieren. Aus den Beiträgen für dieses Panel ist der Schwerpunkt für die Ausgabe der femina politica zusammengestellt worden. Vor diesem Hintergrund werden die Beiträge des Heftes vorgestellt. (ICF2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Frauen- und Geschlechterforschung als Beruf
Titelübersetzung:Women's studies and gender studies as an occupation
Autor/in:
Niekant, Renate
Quelle: Femina politica : Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, Jg. 12 (2003) H. 2, S. 60-66
Inhalt: Im Mittelpunkt des Beitrages steht eine Diskursanalyse, genauer gesagt eine empirische Untersuchung, bei der der Diskurs der Frauen- und Geschlechterforschung über sich selbst Gegenstand ist. Das Material dieses laufenden Projektes sind Einleitungen zu Sammelbänden der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung und feministischen Theorie seit den frühen 1980er Jahren. Das heißt, die Autorin arbeitet mit einer spezifischen Textsorte: Einleitungen, die programmatische Texte sind. Sie bilanzieren, stellen vor und ordnen Gültigkeiten, Wissen, Perspektiven. Sie normieren Zugehörigkeit, Grenzen des Wissens, Erkenntnisprozesse. Sie geben Lesarten, Muster der Wahrnehmung vor. In diesem Projekt werden sie als Ausdruck der symbolischen Kämpfe um die Definition von Frauen- und Geschlechterforschung, als symbolische Kämpfe im Diskurs über sich selbst gelesen. Die Verfasserin stellt die ersten Eindrücke sowie die Ergebnisse nach den ersten "Stichproben" zusammen. Die Autorin hebt hervor, dass sich ihre Wahrnehmung der Frauen- und Geschlechterforschung bereits deutlich verändert hat, weil sie aufgrund der Methode der Diskursanalyse einen ganz anderen Blick auf den Diskurs der Frauen- und Geschlechterforschung bekommen hat. Dies wird erläutert und am Beispiel des Call for Papers für das Panel des Arbeitskreises "Politik und Geschlecht" auf der DVPW- Tagung in Mainz 2003 greifbarer gemacht. Vor diesem Hintergrund präsentiert sie drei Thesen zur Frauen- und Geschlechterforschung als Beruf: erstens Daten zur Professionalisierung, zweitens Informationen zur Struktur der Frauen- und Geschlechterforschung als kritische Wissenschaft seit ihren Zeiten als Frauenforschung und drittens Notizen zu Anerkennung und Kultur der Frauen- und Geschlechterforschung. Diese Thesen deuten erste Ergebnisse an, sie sind zum Teil beschreibend, zum Teil kritisch im Sinne einer Kritik an Strukturen. Den Schluss bildet ein Plädoyer für einen selbstkritischen und reflexiven Dialog über eine politische Ethik der Frauen- und Geschlechterforschung. (ICF2)