Die Allgegenwart der "Androkratie" : feministische Anmerkungen zur "Postdemokratie"
Titelübersetzung:The omnipresence of "androcracy" : feminist comments on "post-democracy"
Autor/in:
Sauer, Birgit
Quelle: Aus Politik und Zeitgeschichte : Beilage zur Wochenzeitung Das Parlament, (2011) H. 1/2, S. 32-36
Inhalt: Der Beitrag beleuchtet aus feministischer Perspektive die Situation von Frauen in der so genannten Postdemokratie. Den Ausgangspunkt der Erörterung bildet der Standpunkt von Colin Crouch, der die nachdemokratische Konstellation als eine entpolitisierte Situation beschreibt, in der es zwar konkurrierende Parteien und Verbände gibt, in der zwar noch Wahlen stattfinden, aber die BürgerInnen zu bloßen KonsumentInnen eines politisch kaum noch zu unterscheidenden Angebots degradiert werden. Die Autorin geht nun der Frage nach, ob es in liberalen Demokratien im Sinne von Selbstherrschaft, Selbstbestimmung und Autonomie aller BügerInnen überhaupt ein 'Davor' gegeben hat. Zeichnen sich repräsentative Demokratien nicht gerade durch die Kontinuität der Herrschaft über Frauen und ihres Ausschlusses aus politischen Institutionen sowie der Negierung ihrer Interessen - also durch Prädemokratie - aus? So werden im Folgenden die Stagnation bzw. die Rückschläge in der Geschlechtergleichstellung durch einen Blick auf die Geschlechtereffekte der Transformation von Demokratie im Kontext postdemokratischer Entwicklungen erklärt. Vor diesem Hintergrund werden abschließend die Chancen der Geschlechterdemokratisierung thematisiert, wofür drei Aspekte maßgeblich sind: (1) die Schaffung öffentlicher Räume der Diskussion über Fraueninteressen, (2) Institutionen der Vermittlung von frauenbewegten Öffentlichkeiten in das politische System hinein und (3) die Ermächtigung von Frauen zur Politik im Zuge einer sozialen Gleichstellung. (ICG2)
Schlagwörter:Frauenförderung; Frauenpolitik; Feminismus; Demokratie; politische Partizipation; politische Kultur; politisches Handeln; politisches System; Gleichberechtigung; Gleichstellung; Demokratisierung; soziale Ungleichheit; Öffentlichkeit
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Inhalt: Die Autorinnen beleuchten in ihrem Aufsatz die Intersektionalität aus einer institutionenkritischen Perspektive, welche ihre Anregungen sowohl aus der kritischen Staatstheorie, aus hegemonietheoretischen Ansätzen und neueren Theorien der Gouvernementalität bezieht. Die Analyse der Wechselwirkungen von Geschlecht, Klasse und Ethnizität/Rasse bezieht sich ihrer Meinung nach auf gesellschaftliche Verhältnisse, die auch in staatlichen Strukturen und Normierungen und in veränderten Formen von Subjektivität und Subjektivierung ihren Niederschlag finden. Aus dieser Perspektive betrachtet, kann das inzwischen auch in Europa gängige Konzept der Diversität als ein spezifisches Mittel betrachtet werden, um Menschen und Bevölkerungsgruppen zu regieren. Die Autorinnen gehen der Frage nach, welche Formen die Diversitätspolitiken gegenwärtig aufweisen, worin ihre spezifische Selektivität besteht und warum bestimmte Formen von Ungleichheit im Rahmen von Diversitäts- und Antidiskriminierungspolitik systematisch ausgeblendet werden. Die Diversität wird dabei als gouvernementale Rationalität interpretiert, in deren Rahmen das Regieren von sich wandelnden Formen der Differenz zu einer neoliberal modernisierten Herrschafts- und gesellschaftlichen Steuerungsform wird. (ICI2)
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 36), 2007. 286 S.
Inhalt: "Gesellschaftliche Ungleichheit wurde lange Zeit vor allem anhand von 'Klasse' thematisiert, doch inzwischen hat sich der Fokus erweitert. Dieser Band bestimmt die Kategorien Klasse, Geschlecht und Ethnizität als die Haupt-Achsen der Ungleichheit und ordnet sie in einen gesellschafts-theoretischen Kontext ein." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Cornelia Klinger, Gudrun-Axeli Knapp: Achsen der Ungleichheit - Achsen der Differenz: Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, "Rasse"/Ethnizität (19-41); Brigitte Aulenbacher: Vom fordistischen Wohlfahrts- zum neoliberalen Wettbewerbsstaat: Bewegungen im gesellschaftlichen Gefüge und in den Verhältnissen Klasse, Geschlecht und Ethnie (42-55); Regina Becker-Schmidt: "Class", "gender", "ethnicity", "race": Logiken der Differenzsetzung, Verschränkungen von Ungleichheitslagen und gesellschaftliche Strukturierung (56-83); Mechthild Bereswill: Undurchsichtige Verhältnisse: Marginalisierung und Geschlecht im Kontext der Männlichkeitsforschung (84-99); Hans-Jürgen Bieling: Die neue politische Ökonomie sozialer Ungleichheit (100-115); Wolfgang Gabbert: Vom (internen) Kolonialismus zum Multikulturalismus - Kultur, Ethnizität und soziale Ungleichheit (116-130); Christoph Görg: Räume der Ungleichheit: Die Rolle gesellschaftlicher Naturverhältnisse in der Produktion globaler Ungleichheiten am Beispiel des Millennium Ecosystem Assessments (131-150); Sabine Hark: "Überflüssig": Negative Klassifikationen - Elemente symbolischer Delegitimierung im soziologischen Diskurs? (151-162); Lars Kohlmorgen: Klasse, Geschlecht, Regulation - Ein integraler Ansatz der Sozialstrukturanalyse (163-177); Helga Krüger: Geschlechterungleichheit verstimmt: Institutionalisierte Ungleichheit in den Verhältnissen gesellschaftlicher Reproduktion (178-192); Sybille Küster: Staatsangehörigkeit in Deutschland: Historische Aspekte der Nationalisierung und Ethnisierung von "Fremdheit" (193-209); Helma Lutz: "Die 24-Stunden-Polin" - Eine intersektionelle Analyse transnationaler Dienstleistungen (210-234); Shalini Randeria: Staatliche Interventionen, Bevölkerungskontrolle und Gender: Indien und China im Vergleich (235-256); Markus Schroer: Defizitäre Reziprozität: Der Raum der Überflüssigen und ihr Kampf um Aufmerksamkeit (257-270); Thomas Schwinn: Komplexe Ungleichheitsverhältnisse: Klasse, Ethnie und Geschlecht (271-286).
Feministische Standpunkte in der Politikwissenschaft : eine Einführung
Titelübersetzung:Feminist viewpoints in political science : an introduction
Herausgeber/in:
Kreisky, Eva; Sauer, Birgit
Quelle: Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse, Bd. 4), 1995. 282 S.
Inhalt: Der vorliegende Sammelband gibt eine Einführung in die feministischen Forschungsansätze und Standpunkte in der Politikwissenschaft. Es werden die androzentrischen Grundlagen und die vermeindliche Objektivität der Politikwissenschaft in Frage gestellt, insbesondere die Ausblendung der Strukturkategorie 'Geschlecht' in den Gesellschafts- und Politikanalysen. Es wird ferner der Versuch unternommen, zentrale politikwissenschaftliche Paradigmen wie Demokratie, Staat, Nationalismus und Öffentlichkeit auf der Grundlage des hierarchischen Geschlechterverhältnisses zu rekonstruieren. Das erste Kapitel des Bandes enthält einleitende Überlegungen zur Thematik und beschreibt die Ziele feministischer Politikforschung. Im zweiten Kapitel werden 'Verortungen' der feministischen Standpunkte im deutsch- und US-amerikanischen Raum dargestellt. Im dritten Teil setzen sich die Autorinnen mit den Aspekten einer 'geschlossenen Gesellschaft' kritisch auseinander und diskutieren die Geschlechterdifferenz im abschließenden Teil im Zusammenhang von Krieg, Staatsgewalt und Modernität. (ICI)
Die Politik der Männer - die Wissenschaft der Männer? : Hoffnung auf ein Ende des Schulterschlusses
Titelübersetzung:Men's politics - men's science? : hope for an end to solidarity
Autor/in:
Kreisky, Eva; Sauer, Birgit
Quelle: Feministische Standpunkte in der Politikwissenschaft: eine Einführung. Eva Kreisky (Hrsg.), Birgit Sauer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 1995, S. 9-24
Inhalt: Der Aufsatz stellt eine Einleitung in die Thematik des Sammelbandes dar, welche sich um feministische Standpunkte in der Politikwissenschaft dreht. Die Autorinnen definieren feministisches Denken als 'transformative Politik', die das Geschlechterverhältnis zum Ausgangspunkt von kritischen Gesellschafts- und Politikanalysen macht und eine Veränderung tradierter Wissenschaftsstrukturen zum Ziel hat. Es werden die feministischen 'Suchbewegungen' hinsichtlich einer Erneuerung der Politikwissenschaft skizziert und der gegenwärtige Wandel von der Frauen- zur Geschlechterforschung beschrieben. In diesem Paradigmenwandel wird das Geschlecht als politische Strukturkategorie verstanden und die Begriffe von Gleichheit oder Freiheit als 'patriarchale Grundmuster politischer Kultur' dekodiert. Da die Trennung von Öffentlichkeit und Privatheit eine wesentliche Voraussetzung des modernen Politikbegriffs darstellt, können Veränderungen in den System- und Akteurperspektiven nur durch eine Aufhebung der Geschlechterasymmetrie in der Politikforschung bewirkt werden. (ICI)