Der Aufbruch des konformistischen Geistes : Thesen zur Kritik der neoliberalen Universität
Titelübersetzung:The awakening of the conformist mind : theses on criticism of the neo-liberal university
Autor/in:
Stapelfeldt, Gerhard
Quelle: Hamburg: Kovac (Lehre & Forschung : Hochschule im Fokus, Bd. 1), 2007. 88 S.
Inhalt: Der Verfasser betrachtet den Neoliberalismus als das vorläufige Resultat einer 'Dialektik der Aufklärung'. Deshalb kann eine Kritik der neoliberalen Bildungsreformen nicht die Wiederherstellung vergangener Zustände einklagen, sondern hat den Verfall der Bildung in der Halbbildung aufzuklären. Es wird gezeigt, dass die neoliberale Universitäts-Reform in Deutschland im Kontext nicht nur einer europäischen, sondern einer globalen Institutionalisierung der neoliberalen gesellschaftlichen Welt steht. Unter der Herrschaft des gesellschaftlich-irrationalen Neoliberalismus gelten Sozialwissenschaften als obsolet. Sie lösen sich von innen durch Reproduktion des gesellschaftlichen Irrationalismus auf und werden von außen als akademische Disziplinen abgeschafft. Die neoliberalen Sozialwissenschaften folgen einem methodischen Individualismus, durch den die Ideen des Individuums und der Bildung liquidiert werden. Sie fügen sich innerlich einer Logik, nach der sie überflüssig werden. Die neoliberalen Sozial- und Wirtschaftswissenschaften repräsentieren eine 'Gesellschaft ohne Erinnerung' und vernunftgegründete Hoffnung. Sie produzieren eine Ideologie ohne verschleiernde Utopie. Weil der Neoliberalismus längst methodisch und inhaltlich in die Sozialwissenschaften eingedrungen ist, unterwerfen sich diese nicht nur widerstandslos der neoliberalen Umstrukturierung der Universität, sondern gehen zur Exzellenz sogar voran. Die neoliberalen Universitäten stehen in ihrem Außenverhältnis im Wettbewerb miteinander auf dem Markt des Wissens und der Wissenden. Der Wettbewerb wird neoliberal-bürokratisch organisiert durch die Evaluation der Hochschulen und das Hochschul-Ranking. Die neoliberalen Universitäten werden als Betriebe, nach dem Vorbild von Aktiengesellschaften organisiert.Damit restringieren sie Lehre und Forschung vor allemin den Geisteswissenschaften: ihre Form ist dem Inhaltinadäquat. In der neoliberalen Universität richtet sich die Forschung auf eine externe kaufkräftige Nachfrage.Forschung wird zur Produktion von Tauschwert, der durchVermarktung zu realisieren ist. Daher zielt die Tauschwert-Forschung nicht auf Wahrheit, sondern auf die Akquisition von 'Drittmitteln'. Somit löst sich der Zusammenhang von Forschung und Lehre auf. In der In der neoliberalen Universität ist die Lehre einerseits eine Dienstleistung an Kunden, andererseits ist sie eine Investition ins Humankapital. Die betriebswirtschaftliche Rationalisierung der Lehre produziert Lernende als 'Reproduktionseinheiten' von gesellschaftskonformem Wissen: als autoritäre Charaktere. Der wissenschaftlich-universitäre Neoliberalismus produziert und reproduziert im Bereich der Sozialwissenschaften eine gesellschaftliche Irrationalität und Inhumanität. (ICG2)
Quelle: Bildung und Wissenschaft als Standortfaktoren. Hermann-Josef Blanke (Hrsg.). Tübingen: Mohr Siebeck (Neue Staatswissenschaften), 2007, S. 89-109
Inhalt: Die Diskussion um die sogenannten Eliteuniversitäten hat einen Umstrukturierungsprozess vereinheitlicht und beschleunigt, dessen Kern einerseits die freie Auswahl der Studierenden durch die Hochschulen und die Einführung von Studiengebühren, das Ende der relativ gleichmäßigen Verteilung staatlicher Mittel zugunsten einer stärker an sogenannten Leistungskriterien (Drittmitteleinwerbung) orientierten Mittelvergabe andererseits ist. Die deutsche Hochschullandschaft steht dauerhaft vor einer Aufspaltung in Forschungs- und Ausbildungsuniversitäten sowie in Elite und Masse. Damit einher geht eine Verschiebung der Relationen zwischen den fünf großen Wissenschaftsgebieten (Geistes-, Sozial-, Ingenieur-, Naturwissenschaften, Medizin). Die Konsequenzen der Neuordnung der Hochschullandschaft lassen sich bei einem Blick auf die USA erkennen: ein qualitatives Defizit der Hochschulbildung und eine Verschärfung der sozialen Selektivität. (ICE2)
Drittmittel als Performanzindikator der wissenschaftlichen Forschung : zum Einfluss von Rahmenbedingungen auf Forschungsleistung
Titelübersetzung:Third party research funding and performance in research : on the effects of institutional conditions on research performance of teams
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Jg. 59 (2007) H. 1, S. 125-149
Inhalt: "Ressourcen innerhalb und zwischen Universitäten und in der außeruniversitären Forschung werden angesichts der Finanzknappheit im Wissenschaftssystem zunehmend in Abhängigkeit von Forschungsleistungen verteilt. Hiermit bekommen Evaluationsverfahren und die Messung von Forschungsleistungen einen neuen Stellenwert. Drittmitteleinkommen als relativ einfach zu erhebender Performanzindikator spielt in allen neuen leistungsbasierten Verteilungsverfahren eine große Rolle. Ziel dieses Beitrags ist es, die Aussagekraft von Drittmitteln für die Bewertung von Forschungsleistungen zu untersuchen. Auf der Grundlage von quantitativen und qualitativen Daten zu Forschungsgruppen aus drei sehr unterschiedlichen Forschungsfeldern wird der Zusammenhang von Strukturindikatoren, Drittmitteleinkommen als weiterem Inputfaktor und dem Output der wissenschaftlichen Produktion betrachtet. Hierbei zeigt sich, dass der Einsatz von Drittmitteln als Performanzindikator nur unterhalb eines von disziplinspezifischen Produktionsbedingungen bestimmten Schwellenwertes sinnvoll ist. Ferner ergibt die weitergehende Analyse, dass Forschungsperformanz mehrdimensional ist, Publikationen also nicht der einzig sinnvolle Indikator für Performanz sein können. Schließlich zeigt sich, dass die Bedingungen wissenschaftlicher Produktion zwischen den Fachgebieten so unterschiedlich sind, dass Performanzvergleiche nur innerhalb homogener Forschungsfelder sinnvoll einsetzbar sind. Abschließend werden die forschungspolitischen Implikationen für Forschungsfinanzierung und Forschungsevaluation diskutiert sowie weiterer Forschungsbedarf aufgezeigt." (Autorenreferat)
Inhalt: "Resources within and between higher education and research institutions are increasingly allocated according to scientific performance. Evaluation exercises and the measurement of research performance take on a new role in this context. Third party research income is a performance indicator which is rather easy to measure and is used in most of the new performance-based evaluation procedures. This paper sets out to scrutinize the meaning and validity of third party research income. The authors studied research teams from three different research fields with a mixed quantitative/ qualitative approach. The focus is on the causal relations between institutional/ input indicators, third party research income as another input indicator, and a variety of output indicators of scientific production. An important result is that third party money has a positive effect on performance only below a certain and discipline-specific threshold. Further analysis shows that output performance is to a great extent field-specific. The context conditions for scientific production differ greatly, so that comparative performance assessments are only valid within homogeneous research fields. Another important result is that output performance is multidimensional and cannot be measured by bibliometric indicators only. These findings have implications for the rationality of the evaluation assessment exercises as well as for the funding decisions of science foundations, ministries of science and - increasingly, the heads of universities and departments. These topics are discussed in the last chapter as well as the implications for further research." (author's abstract)
Elite und Masse - die Aufspaltung der deutschen Universitätslandschaft in Forschungs- und Ausbildungsuniversitäten
Titelübersetzung:Elite and mass - division of the German university system into research universities and training universities
Autor/in:
Hartmann, Michael
Quelle: Bildungspolitik und Bildungsforschung: Herausforderungen und Perspektiven für Gesellschaft und Gewerkschaften in Deutschland. Heinz Sünker (Hrsg.), Ingrid Miethe (Hrsg.). Frankfurt am Main: P. Lang (Arbeit, Bildung & Gesellschaft), 2007, S. 87-99
Inhalt: "Die deutsche Universitätslandschaft steht dauerhaft vor einer Aufspaltung in zwei Typen von Universitäten: Forschungs- und Ausbildungsuniversitäten. An den ersteren wird die Forschung weitgehend konzentriert, letztere dagegen werden kaum noch forschen, sondern (wie heute schon die Fachhochschulen) in erster Linie zügig auf einen Beruf hin ausbilden. Die zukünftige Entwicklung lässt sich schon anhand der Ergebnisse des Exzellenzwettbewerbs absehen. Es hat sich eine Spitzengruppe von ungefähr 20 Universitäten herausgebildet, überwiegend in Bayern und vor allem Baden-Württemberg angesiedelt, die den größten Teil der Fördermittel abschöpft. Die flächendeckende Ersetzung der alten Abschlüsse Diplom und Staatsexamen zugunsten von Bachelor und Master ist eine weitere wichtige Voraussetzung dieser Aufspaltung. Die in erster Linie für die Ausbildung zuständigen Massenuniversitäten sollen die große Mehrheit der Bachelor-Absolventen möglichst schnell durch das Studium schleusen, um so die zu erwartende Masse an Studierenden ohne zusätzliche Personalstellen bewältigen zu können. Die Folgen für die Verlierer der Exzellenzinitiative werden langfristig gravierender Natur sein. Ob die Schaffung von Eliteuniversitäten allerdings auch den versprochenen Effekt einer Verbesserung der Forschungsleistung deutscher Hochschulen haben wird, ist mehr als fraglich." (Autorenreferat)