Inhalt: Der Beitrag beschreibt die politische und soziale Etablierung von Work-Life-Balance (WLB), also die Vereinbarkeit von Familie und Beruf, in Österreich. Maßnahmen, die unter dem Stichwort WLB verhandelt werden, betreffen in vielen Fällen die Flexibilisierung der Arbeitszeit, um den ArbeitnehmerInnen mehr Spielraum für die Koordination ihrer privaten Interessen und Verpflichtungen mit der Erwerbstätigkeit zu ermöglichen. Diese können die Familie ebenso betreffen wir zivilgesellschaftliches Engagement. In einem ersten Schritt wird zunächst der Zusammenhang zwischen WLB und Sozialer Nachhaltigkeit beschrieben. Dabei werden (1) die Chancen und Risken von WLB erörtert, (2) die Bedeutung und Interpretation von WLB formuliert sowie (3) die Verflechtung von WLB und nachhaltiger Entwicklung veranschaulicht. Auf dieser Grundlage werden im zweiten Schritt die gegenwärtigen Trends in Österreich hinsichtlich arbeitszeitpolitischer Maßnahmen und ihrem Beitrag zur Förderung der WLB in Österreich beleuchtet. Ausgehend vom bestehenden Policy Mix werden unterschiedliche Arbeitszeitmodelle in Hinblick auf ihre Verbreitung und ihren Beitrag zu WLB untersucht. Auf dieser Basis werden eine Reihe von ExpertInneninterviews durchgeführt, in deren Zentrum die Frage steht, wie bestehende Arbeitszeitmodelle weiterentwickelt werden können, um WLB zu fördern, und welche neuen Ansätze derzeit diskutiert werden. Dabei werden folgende Punkte berücksichtigt: (1) WLB als Vereinbarkeitspolitik, (2) flexible Arbeitszeitformen und ihr Beitrag zu WLB, (3) Vereinbarkeitspraxis von Familie und Beruf sowie (4) Marginalisierung von Teilzeitarbeit. Hier zeigt sich, dass WLB bislang nur wenig Aufmerksamkeit bei der Diskussion um Arbeitszeitpolitik und die Vereinbarkeit von Beruf und Familie in Österreich erfahren hat. Der dritte Schritt diskutiert abschließend Vorschläge und Empfehlungen für politische Maßnahmen im Zusammenhang mit der Erhöhung der Erwerbsquote unter WLB-Gesichtspunkten. Eine zentrale Rolle dabei spielen Arbeitszeitgestaltung und Maßnahmen zur Vereinbarkeit von Beruf und Privatleben (nicht nur, aber schwerpunktmäßig auch Kinderbetreuung). Zentral dabei ist, dass diese Maßnahmen mit Wirtschafts- und Sozialpolitik im weiteren Sinne akkordiert sind. (ICG2)