Geschlechterdifferente (Wissenschafts-)Karrieren - Fakten, Theorien und Denkanstöße
Titelübersetzung:Gender-different (science) careers - facts, theories and intellectual approaches
Autor/in:
Hüttges, Annett; Fay, Doris
Quelle: Frauen in den Naturwissenschaften: Ansprüche und Widersprüche. Kirsti Dautzenberg (Hrsg.), Doris Fay (Hrsg.), Patricia Graf (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2011, S. 11-18
Inhalt: Frauen- und Männeranteile driften im wissenschaftlichen Karriereverlauf wie eine sich öffnende Schere auseinander. Interessanterweise findet sich auch in Fächerdisziplinen mit einem mehrheitlichen Frauenanteil beim Studienbeginn und Studienabschluss dieser scherenartige Verlauf, das heißt, die weiblichen Mehrheitsverhältnisse zu Studienbeginn schlagen sich nicht im weiteren Karriereverlauf nieder. Auch die umgekehrte Situation in Fächerdisziplinen mit einem vergleichsweise geringen Frauenanteil zum Studienbeginn ändert nichts an der relativen Unterrepräsentanz von Frauen in Führungspositionen. Damit markieren die höheren Qualifizierungs- und Karrierestufen schwer überwindbare, hartnäckige Barrieren für Wissenschaftlerinnen. Wird das Karriereziel "Professur" dann tatsächlich erreicht, gilt hier: je höher die Besoldungsgruppe, desto geringer der jeweilige Frauenanteil. Zur Frage, warum Frauen auf dem Weg an die Spitze verloren gehen, geben die theoretischen Perspektiven einzelner Fachdisziplinen sehr unterschiedliche Antworten. Die Autorinnen greifen in ihrem Beitrag exemplarisch einige zentrale Erklärungsansätze auf: (1) Balancierung und Priorisierung beruflicher und privater Ziele, (2) männliche Karrierekulturen, (3) vergeschlechtlichte Organisationsstrukturen und -prozesse. Klassische Karrieremodelle erklären Geschlechterunterschiede (4) mit einer Wettbewerbsmetapher, in der die erbrachte Leistung die "Aufstiegswährung" darstellt, oder (5) mit der benachteiligenden Wirkung von Geschlechtsrollenstereotypen. (ICI2)
Katalysatoren und Handicaps wissenschaftlicher Karrieren von Frauen
Titelübersetzung:Catalysts and handicaps in scientific careers of women
Autor/in:
Leemann, Regula Julia; Da Rin, Sandra; Boes, Stefan
Quelle: Gleichstellung im Reformprozess der Hochschulen: neue Karrierewege für Frauen?. Birgit Blättel-Mink (Hrsg.), Astrid Franzke (Hrsg.), Anja Wolde. Sulzbach am Taunus: Helmer (Frankfurter Feministische Texte - Sozialwissenschaften), 2011, S. 123-142
Inhalt: Im Beitrag werden Ergebnisse der Studie "Geschlecht und Forschungsförderung", welche sich vertieft mit den institutionellen Bedingungen von wissenschaftlichen Laufbahnen in der postdoktoralen Phase befasst, die zu einem überdurchschnittlichen Dropout von Frauen aus dem Hochschulbereich führen (leaky pipeline), dargestellt. Es wird verdeutlicht, dass wissenschaftliche Karrieren Produkt eines komplexen Zusammenspiels von fördernden und hindernden Bedingungsfaktoren sind. Für die Frage des Zugangs zu den Mitteln der Forschungsförderung (Antragsquote, Bewilligungsquote) zeigten sich keine nennenswerten geschlechtsspezifischen Ungleichheiten. Das Phänomen der "leaky pipeline" zwischen Doktorat und Professur kann gemäß der Studie nicht auf einen erschwerten Zugang von Frauen zu den Institutionen der Forschungsförderung zurückgeführt werden. Das Mentoring durch arrivierte Hochschullehrerinnen und Hochschullehrer stellt sich dagegen als einer der entscheidenden Faktoren heraus, der als eine Art Katalysator für den Konstruktionsprozess einer wissenschaftlichen Laufbahn fungiert und andere Bedingungsfaktoren - wie z. B. den Aufbau eines wissenschaftlichen Netzwerkes und die Ausbildung eines wissenschaftlichen Habitus - mit beeinflusst. Gleichzeitig zeigen die Ergebnisse jedoch, dass Frauen in der PostDoc-Phase seltener Unterstützung und Förderung durch eine Professorin beziehungsweise einen Professor erfahren. (ICF2)
CEWS Kategorie:Wissenschaft als Beruf, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Akademische Karrieren von Frauen an wissenschaftlichen Hochschulen
Titelübersetzung:Academic careers of women at scientific universities
Autor/in:
Geenen, Elke M.
Quelle: Wissenschaftskultur und Geschlechterordnung: über die verborgenen Mechanismen männlicher Dominanz in der akademischen Welt. Beate Krais (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 2000, S. 83-105
Inhalt: Anhand einer empirisch-qualitativen Studie thematisiert der Beitrag einige strukturelle Besonderheiten und grundlegenden Probleme der Biographieverläufe von Wissenschaftlerinnen und erörtert solche Faktoren, die das Fortkommen von Frauen in der Wissenschaft hemmen oder fördern. Die Untersuchung, bei der 52 qualitative, leitfadengestützte Interviews durchgeführt wurden, war auf strukturelle Karrierehemmnisse von Frauen zentriert und bezog Studentinnen, Doktorandinnen, Mittelbauangehörige und Professorinnen an Universitäten und Pädagogischen Hochschulen Schleswig-Holsteins ein. Um fachspezifisch variierende biographische Muster zu berücksichtigen, wurden Frauen unterschiedlicher Fachbereiche und in diesen möglichst Angehörige aller Statusgruppen befragt. Folgende Faktoren, die den Zugang zu und Verlauf von weiblichen Karrieren an Hochschulen prägen, werden abschließend beleuchtet: biographische Elemente wie Herkunftsfamilie und Förderung durch akademische Lehrer; Einfluss institutioneller Gegebenheiten und letztlich Prozesse des "doing gender". (ICH)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Wissenschaft als Beruf, Hochschulen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Geschlecht und Karriere: Ist die Wissenschaft ein Sonderfall?
Titelübersetzung:Gender and career: is science a special case?
Autor/in:
Bielby, William T.
Quelle: Wissenschaftskultur und Geschlechterordnung: über die verborgenen Mechanismen männlicher Dominanz in der akademischen Welt. Beate Krais (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 2000, S. 55-81
Inhalt: Der Beitrag untersucht die Frage, ob und inwieweit - im Vergleich zu anderen institutionellen Bereichen - der unterschiedliche Karriereerfolg von Frauen und Männern im Wissenschaftsbereich von strukturellen Barrieren oder von leistungsrelevanten "Angebotsfaktoren" herrührt, bzw. von Faktoren, die lange vor dem Eintritt in den Arbeitsmarkt getroffen wurden. Als solche sind zu nennen: Humankapitalinvestitionen aufgrund unterschiedlicher Produktivität, Familienpflichten und frühe Sozialisation. Ein Überblick über die Forschung zu strukturellen Barrieren und zum Organisationskontext verdeutlicht jedoch, dass die dominierenden Forschungsansätze bislang nicht in der Lage sind, alle Befunde über Geschlecht, Produktivität und Karriere zu erklären. Deshalb plädiert der Autor dafür, die Vorstellung von Wissenschaft als "Sonderfall" aufzugeben und statt dessen Einsichten aus der neueren sozialwissenschaftlichen Forschung über strukturelle Arrangements und sozialpsychologische Prozesse bzgl. der weiblichen und männlichen Karrieren auf die Wissenschaft zu übertragen. (ICH)
CEWS Kategorie:Geschlechterverhältnis, Wissenschaft als Beruf, Berufsbiographie und Karriere
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Das deutsche Universitätssystem und die Karrieremöglichkeiten junger Wissenschaftler
Titelübersetzung:The German university system and career opportunities of young scientists
Autor/in:
Joas, Hans
Quelle: Generationsdynamik in der Forschung. Karl Ulrich Mayer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 1992, S. 110-121
Inhalt: Der Autor zeichnet ein kritisches Bild sowohl vergangener als auch gegenwärtiger Hochschul- und Forschungsstrukturen in Westdeutschland. Die pyramidale, oligarchische Personalstruktur verhindert seiner Meinung nach nicht nur ein frühes selbständiges Arbeiten und erlaubt nur einem Bruchteil des sogenannten wissenschaftlichen Nachwuchses einen Aufstieg in Professuren oder vergleichbare Leitungspositionen, sondern führt vor allem zu einer außerordentlich zähen und kontraproduktiven Generationsdynamik: "Nicht nur weil jüngere Wissenschaftler produktiv wären, ist eine für den Nachwuchs blockierende Personalstruktur verheerend, sondern weil neue Generationen neue Grundmotive und paradigmatische Grundideen einbringen, die sich oft aus generationsspezifischen Erfahrungen ergeben und über die Wechselwirkung zwischen den Generationen fruchtbar werden." Der Autor verdeutlicht anhand von Beispielen, warum blockierte Nachwuchschancen keine historische Sonderfolge der Expansionsphase der 1970er Jahre sind, sondern ein Dauerproblem einer pyramidalen Personalstruktur darstellen. Wenn eine wissenschaftliche Innovation in einem hohen Maße dadurch zustande kommt, dass stetig Wissenschaftler neu in Positionen gelangen, in denen sie Forschungsprogramme autonom definieren können, dann ist die Eintrittsrate in solche Positionen eine wesentliche Strukturbedingung für Innovationen. (ICI2)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Hochschulen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Seilschaften - auf der Suche nach Seil und Haken in der Karriereplanung von Wissenschaftlerinnen
Titelübersetzung:"Seilschaften" - looking for ropes and hooks in the career planning of female scientists
Autor/in:
Stahr, Ingeborg
Quelle: Frauenpolitik im Wissenschaftsbetrieb: Perspektiven und Handlungsmöglichkeiten im Hochschul- und Wissenschaftsalltag. Margot Gebhardt-Benischke (Hrsg.), Ingeborg Stahr (Hrsg.). Alsbach-Hähnlein: Leuchtturm-Verl. (Blickfeld Hochschule : Schriftenreihe zur Hochschullehre und Hochschulforschung), 1991, S. 163-184
Inhalt: Die Autorin beschreibt die Probleme und Hindernisse des beruflichen Aufstiegs von Wissenschaftlerinnen im Hochschulbereich am Beispiel der Biographie einer befragten Professorin. Sie untersucht dabei die Frage, welche Handlungsstrategien und Bewältigungsmechanismen die Frauen als "Einzelkämpferinnen" in einem offensichtlichen Minderheitenstatus im Wissenschaftsbetrieb entwickeln müssen, um ihre Berufskarriere erfolgreich zu gestalten. Wesentliche Voraussetzung für die Schaffung von kooperativen, unterstützenden Netzwerken und "Seilschaften" unter den Frauen ist die Überwindung des Elitedenkens sowie eine produktive Vereinbarkeit von Beruf und Familie. Eine "Entpatriarchalisierung" wissenschaftlicher Karrieremuster und Qualifikationsanforderungen ist ebenso notwendig, wie die Erweiterung der Bewertungskriterien bei Berufungen von Wissenschaftlerinnen. (ICE)