Quelle: Reflexive Erziehungswissenschaft: Forschungsperspektiven im Anschluss an Pierre Bourdieu. Barbara Friebertshäuser (Hrsg.), Markus Rieger-Ladich (Hrsg.), Lothar Wigger (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 211-228
Inhalt: Der Aufsatz zum pädagogischen Forschungsbereich der reflexiven Erziehungswissenschaft beschäftigt sich mit dem Beitrag von Pierre Bourdieu zur Entwicklung der Frauen- und Geschlechterforschung. Für die eher sozialwissenschaftlich orientierten Frauen- und Genderforscherinnen stellt Bourdieus Werk eine Herausforderung dar. Dies wird im ersten Abschnitt an den Debatten über die Sozialisationsforschung gezeigt. Bourdieus Habitusbegriff bietet hier eine grundlegende Bereicherung, während seine Analyse männlicher Herrschaft kontrovers diskutiert wird. Der zweite Abschnitt beleuchtet, inwiefern die 'Illusion der Chancengleichheit' von Bourdieu/Passeron (1971) Untersuchungen des Zusammenhangs von sozialer Herkunftskultur, Geschlecht und ungleichen Bildungs-, Studien-, Studienfach- und Berufschancen inspiriert. Frauen- und Geschlechterforscherinnen nutzen das Analyseinstrument vor allem zur Erforschung des Weiterwirkens der sozialen Herkunft in die Hochschule hinein sowie allgemeiner für Antworten auf die Frage nach der Reproduktion von Geschlechterverhältnissen im Wissenschaftsbetrieb. Im Bereich der erziehungswissenschaftlichen Genderforschung, die sich mit schulischen und außerschulischen Arbeitsfeldern befasst, existieren bis heute wenige empirische Untersuchungen, die explizit mit dem Bourdieuschen Theorieansatz arbeiten. Dennoch lassen sich hierzu im dritten Abschnitt drei Studien vorstellen, die Bourdieus Denkwerkzeuge in diesem Kontext gewinnbringend einsetzen. Die Forschungsprojekte untersuchen (1) die Heterogenität im Schulalltag, (2) Männlichkeiten im gymnasialen Alltag sowie (3) Mädchen in einem Jugendverband. Abschließend lässt sich für die Frauen- und Geschlechterforschung fragen, ob und welche Modifikationen notwendig sind, um Bourdieus Ansätze stärker in erziehungswissenschaftliche Kontexte einzubringen. (ICG2)
Wozu Geschlechterforschung? : ein Dialog über Politik und den Willen zum Wissen
Titelübersetzung:What is the purpose of gender studies? : a discussion concerning politics and the will for knowledge
Autor/in:
Hirschauer, Stefan
Quelle: FrauenMännerGeschlechterforschung: State of the Art. Brigitte Aulenbacher (Hrsg.), Mechthild Bereswill (Hrsg.), Martina Löw (Hrsg.), Michael Meuser (Hrsg.), Gabriele Mordt (Hrsg.), Reinhild Schäfer (Hrsg.), Sylka Scholz (Hrsg.). Jahrestagung "FrauenMännerGeschlechterforschung - State of the Art"; Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2009, S. 22-63
Inhalt: Der Beitrag beginnt mit einem Dialog zwischen Stefan Hirschauer und Gudrun-Axeli Knapp. In ihren Eingangsstatements beziehen die beiden Autorinnen Stellung zu Fragen einer kritischen, feministischen Wissenschaft. Hier zeigt sich eine fundamentale Kontroverse. Stefan Hirschauer kritisiert feministische Ansätze als erkenntnishinderlich, weil er sie für politisiert und interessegeleitet hält. Er plädiert für eine "Geschlechtsdifferenzierungsforschung", in deren Mittelpunkt die Beobachtung von Geschlecht an Stelle einer Analyse mit der Kategorie Geschlecht steht. Im Gegensatz dazu argumentiert Gudrun-Axeli Knapp für gesellschaftstheoretisch fundierte Konzeptionen feministischer Kritik, in denen auch die eigene Involviertheit in vermachtete Prozesse der Wissensproduktion untersucht wird. Den beiden pointierten Eingangsstatements folgt ein Streitgespräch, in dessen Mittelpunkt Fragen nach unterschiedlichen Auffassungen von Kritik und nach den eigenen blinden Flecken im Kontext des Verhältnisses von Beobachtung und Selbstreflexion stehen. Das Gespräch mündete auf der Tagung in eine Diskussion, aus der hier neben Stefan Hirschauers und Gudrun-Axeli Knapps Beiträgen auch die Statements von Regina Becker-Schmidt, Michael Meuser, Ilse Lenz, Christel Eckart und Angelika Wetterer aufgenommen wurden. (ICH2)
Frauen- und Gleichstellungspolitik : gesellschaftlicher Wandel durch Institutionen?
Titelübersetzung:Women's policy and equal opportunity policy : social change through institutions?
Autor/in:
Rudolph, Clarissa
Quelle: Feminismus: Kritik und Intervention. Ingrid Kurz-Scherf (Hrsg.), Julia Lepperhoff (Hrsg.), Alexandra Scheele (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Arbeit - Demokratie - Geschlecht), 2009, S. 115-132
Inhalt: Der Beitrag fragt danach, inwieweit institutionalisierte Frauen- und Gleichstellungspolitik zu einem gesellschaftlichen Wandel und der Transformation von Geschlechterverhältnissen beitragen kann. Dazu wird auch der neuere Ansatz des Gender Mainstreaming in die Analyse mit einbezogen. Frauenpolitik bedeutet für die Autorin im vorliegenden Zusammenhang das Zusammenwirken von frauenpolitischen Akteurinnen und Institutionen innerhalb und außerhalb von Verwaltungen und Organisationen, die mit politischen Maßnahmen und Aktionen auf die Tatsache und die Folgen geschlechtsspezifischer Arbeitsteilung und ungleicher Geschlechterverhältnisse aufmerksam machen, die Frauen fördern bzw. ihre Chancen verbessern und u.a. mit Gesetzen und Verordnungen Einfluss auf das Geschlechterverhältnis nehmen wollen. Vor diesem Hintergrund wird der Weg der Frauenpolitik nachgezeichnet: von den Anfängen der Gleichberechtigungspolitik über Frauenbüros und Gender Mainstreaming bis hin zu möglichen Perspektiven partizipatorischer Gleichstellung. Abschließend beschäftigt sich die Autorin mit der Frage nach der Bedeutung institutionalisierter Politikformen im Wandel der Geschlechterverhältnisse. (ICA2)
Inhalt: "Feminismus ist wieder in aller Munde: Bei jungen Feministinnen zwischen Alpha-Mädchen und F-Klasse, bei älteren Feministinnen, die den Verlust der emanzipatorischen Anliegen der Frauenbewegung befürchten, bei AntiFeministInnen, die die Frauenemanzipation für Probleme moderner Gesellschaften haftbar machen wollen. Doch: Was heißt 'Feminismus'? Handelt es sich hier um einen anderen Begriff für die Gleichberechtigung von Mann und Frau? In welchem Verhältnis steht ein politischer Feminismus zum wissenschaftlichen? Und wie aktuell bleibt er im 21. Jahrhundert? Diese Fragen dienen als Ausgangspunkt und Anlass für ein neues Nachdenken über die Perspektiven der Gleichstellungspolitik und die Aktualität der 'feministischen Herausforderung'." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Ingrid Kurz-Scherf, Julia Lepperhoff, Alexandra Scheele: Über formale Gleichheit und Gleichstellung hinaus: Feministische Herausforderungen des 21. Jahrhunderts. Einleitung (7-22); Teil 1: Perspektiven der feministischen Kritik: Ingrid Kurz-Scherf: Weiblichkeitswahn und Männlichkeitskomplex - zur Geschichte und Aktualität feministischer Patriarchatskritik (24-47); Julia Roßhart: Queere Kritiken, Kritiken an queer. Debatten um die Entselbstverständlichung des feministischen Subjekts (48-63); Maria do Mar Castro Varela, Nikita Dhawan: Gendering Post/Kolonialismus, Decolonising Gender - Feministisch-Postkoloniale Perspektiven (64-80); Birgit Rommelspacher: Intersektionalität - über die Wechselwirkung von Machtverhältnissen (81-96); Teil 2: Kontroverse Interventionen: Renate Niekant: Feminismus und die zweite Frauenbewegung in (West-)Deutschland (98-114); Clarissa Rudolph: Frauen- und Gleichstellungspolitik: Gesellschaftlicher Wandel durch Institutionen? (115-132); Julia Lepperhoff: Antidiskriminierungspolitik und Diversity Politics (133-147); Tina Jung: Wozu noch oder wieder "feministische Wissenschaft"? (148-161); Patrick Ehnis, Sabine Beckmann: Kritische Männer- und Männlichkeitsforschung. Positionen, Perspektiven, Potential (162-178); Teil 3: Gesellschaftspolitische Herausforderungen an feministische Politik: Alexandra Scheele: Jenseits von Erwerbsarbeit? Oder: Ein erneuter Versuch, die richtigen Fragen zu finden (180-196); Alexandra Wagner, Franziska Wiethold: Prekäre Beschäftigung und Geschlecht (197-213); Diana Auth: Das Private neu denken - zur Neubestimmung der sozialen Organisation von Fürsorgearbeit (214-229); Uta Ruppert: Im Brennpunkt transnationaler Feminismen: Globale Gerechtigkeit (230-245); Birgit Sauer: Migration, Geschlecht und die Politik der Zugehörigkeit (246-259); Anja Lieb: Demokratisierung der Demokratie (260-275); Teil 4: Anforderungen an einen neuen Feminismus: Ingrid Kurz-Scherf, Julia Lepperhoff, Alexandra Scheele: Gleichheit, Freiheit, Solidarität: feministische Impulse für die Wiederaufnahme eines umkämpften Projekts (278-296).
Quelle: Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Bd. 25), 2009. 309 S.
Inhalt: "'Doing gender while doing work' - aus dieser Sichtweise heraus wird nicht nur die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern reorganisiert und legitimiert, sondern zugleich die binäre und asymmetrische Struktur der Geschlechterklassifikation selbst hervorgebracht und reproduziert. Gleichzeitig konzentriert sich eine Reihe von Ansätzen im Gender-Kontext mit der Organisation von Arbeit sowie ihrer Bedeutung für die Verfasstheit und Entwicklung vergangener und gegenwärtiger Gesellschaft. Doch die Kategorie Arbeit wurde von der Geschlechterforschung oftmals nur unter dem Primat der Erwerbsarbeit analysiert. Zeit also, nicht nur den bisherigen Stand zu bilanzieren, sondern auch neue Einflüsse und Kategorien einzubeziehen. Klassische Themen wie 'Arbeit und Liebe' oder 'Arbeit und Technik' finden so ebenso Berücksichtigung wie Haushaltsarbeit, bürgerschaftliches Engagement oder auch Prekarisierung und (inter)nationale Verwerfungen in den Arbeitsverhältnissen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Brigitte Aulenbacher, Angelika Wetterer: Warum jetzt ein Buch über Arbeit? (7-9); Regina Becker-Schmidt, Helga Krüger: Krisenherde in gegenwärtigen Sozialgefügen: Asymmetrische Arbeits- und Geschlechterverhältnisse vernachlässigte Sphären gesellschaftlicher Reproduktion (12-41); Angelika Wetterer: Arbeitsteilung & Geschlechterkonstruktion. Eine theoriegeschichtliche Rekonstruktion (42-63); Johanna Hofbauer, Ursula Holtgrewe: Geschlechter organisieren - Organisationen gendern. Zur Entwicklung feministischer und geschlechtersoziologischer Reflexion über Organisationen (64-81); Sylka Scholz: Männer und Männlichkeiten im Spannungsfeld zwischen Erwerbs- und Familienarbeit (82-99); Annette Henninger, Christine Wimbauer: 'Arbeit' und 'Liebe' - Ein Widerspruch? (100-118); Karin Gottschall: Arbeitsmärkte und Geschlechterungleichheit. Forschungstraditionen und internationaler Vergleich (120-137); Clarissa Rudolph: Arbeitslosigkeit - Bremse oder Motor beim Wandel der Geschlechterverhältnisse? (138-156); Edelgard Kutzner, Heike Jacobsen, Monika Goldmann: Dienstleistungsarbeit im Kund/innenkontakt. Wandel von Arbeits- und Geschlechterarrangements (157-175); Ulrike Teubner: Technik - Arbeitsteilung und Geschlecht (176-192); Petra Krüger: Geschlecht und ehrenamtliches Engagement: Altbekanntes oder neue Tendenzen? Altbekanntes oder neue Tendenzen? (193-211); Birgit Geissler: Die Arbeit im Haushalt und ihre Anforderungen: Empathie und Distanzierung (212-228); Brigitte Aulenbacher, Birgit Riegraf: Markteffizienz und Ungleichheit - Zwei Seiten einer Medaille? Klasse/ Schicht, Geschlecht und Ethnie im Übergang zur postfordistischen Arbeitsgesellschaft (230-248); Hildegard Maria Nickel: Arbeit und Genderregime in der Transformation (249-267); Susanne Völker: 'Entsicherte Verhältnisse' - Impulse des Prekarisierungsdiskurses für eine geschlechtersoziologische Zeitdiagnose (268-286); Ilse Lenz: Globalisierung, Arbeit und Geschlecht: Reorganisierte Segregationen, neue Differenzierungen? (287-305).
Quelle: Münster: Lit Verl. (Gender-Diskussion, Bd. 8), 2009. 296 S.
Inhalt: "Geschlechterforschung gewinnt in den Sozial- und Geisteswissenschaften weiter an Bedeutung. Dieser Band vereint im ersten Teil Analysen aus Philosophie und pädagogischer Psychologie zu Wissen, Bildung und Geschlecht. Historische Aspekte und die ästhetische Darstellung von Geschlecht stehen im Zentrum der sprach- und literaturwissenschaftlichen Studien des zweiten Blocks. Der dritte Teil umfasst genderbezogene Beiträge zu Arbeit, Familie, Wohlfahrtsstaat und demographischem Wandel. Die Beiträge gehen auf das 1. Interdisziplinäre Kolloquium zur Genderforschung an der Universität Rostock im Herbst 2007 zurück." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: I. Wissen, Bildung und Geschlecht: Ludger Jansen: Die Ontologie des Geschlechts (19-39); Helga Joswig: Hochbegabte Mädchen?! Geschlechterdifferenz bei der Erkennung und Förderung von Begabungen (40-57); Margit Rinck: Kognitive Fähigkeiten von Mädchen und Jungen nach dem Übergang ins Gymnasium (58-76); II. Historische Aspekte und ästhetische Darstellung von Geschlecht: Lucia Kornexl: Geschlechterdifferenz und ihre sprachliche Markierung: Zur historischen Entwicklung der personalen Wortbildung im Englischen (79-96); Solveig Kristina Malatrait: Historische Genderforschung: Überschreitungen der Rollengrenzen und Grenzen der Überschreitung - Sex und Gender in der Literatur des Rinascimento (97-116); Hella Ehlers: Pantherfrau, Geschlechtertausch und Suche nach der anderen Schrift. Zu literarischen Präsentationsformen des Weiblichen am Beginn der 1970er Jahre (117-136); Christian Schmitt-Kilb: Männlichkeit in der Krise? Vaterschaft, abwesende Väter und Vaterlosigkeit in ausgewählten Romanen Graham Swifts (137-156); Beate Rudlof: Starke Frauen? Sensible Männer? Über den Wandel der Geschlechterrollen in zeitgenössischen britischen Romanen (157-175); III. Arbeit, Familie, Wohlfahrtsstaat und demographischer Wandel: Ute Gerhard: Kernfragen der Geschlechterforschung - eine europäische Perspektive auf das Verhältnis von Staat, Markt und Familie (179-204); Gabriele Linke: Autobiographie, Gender und Konventionen typischer Individualität: Ein Beitrag zur Diskussion anhand von Beispielen aus Schottland (205-230); Heike Trappe: Der partnerschaftliche Kontext und die Reproduktion von Geschlechterungleichheit (231-250); Marc Luy: 10 Jahre Klosterstudie - Gewonnene Erkenntnisse und offene Fragen zu den Ursachen für die unterschiedliche Lebenserwartung von Frauen und Männern (251-273); Heike Kahlert: Die Transformation von Wohlfahrtsstaatlichkeit im demographischen Wandel: Der Beitrag der Familien- und Geschlechterpolitik der Europäischen Union (274-293).
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerk
Die "Prekarier" - eine soziologische Kategorie? : Anmerkungen aus einer geschlechtssoziologischen Perspektive
Titelübersetzung:The "precarious" - a sociological category? : comments from the viewpoint of gender sociology
Autor/in:
Nickel, Hildegard Maria
Quelle: Prekarität, Abstieg, Ausgrenzung: die soziale Frage am Beginn des 21. Jahrhunderts. Robert Castel. Frankfurt am Main: Campus Verl., 2009, S. 209-218
Inhalt: Der Beitrag fragt aus einer geschlechtersoziologischen Perspektive nach den Möglichkeiten der (Geschlechter-)Solidarität in einer Gesellschaft, in der die "Arbeitsbeziehungen vornehmlich Einzelkämpfertum" erfordern. Flexibilisierung, Pluralisierung und Entgrenzung ändern danach "das Geschlecht von Erwerbsarbeit". Neue Formen der "flexiblen Mischarbeit" kollidieren mit dem fordistischen Regulationsmodus, der das männliche Ernährermodell -und damit die Hierarchie der Geschlechter - voraussetzte. Die Autorin fragt: Wird der Bedeutungsverlust des existenzsichernden und sozial abgesicherten Normalarbeitsverhältnisses ein neues Geschlechterarrangement ermöglichen? Dagegen spricht (noch), dass Frauen in prekären Beschäftigungsverhältnissen überrepräsentiert und sozial verwundbarer sind als Männer. Was sich aber als neue Spaltungslinie herausbildet, ist die Tatsache, dass die Veränderungen in der Arbeitswelt nicht zur Reproduktion "alter" Trennungslinien zwischen Männern und Frauen führen, sondern zu gravierenden Unterschieden zwischen Frauen: Hoch qualifizierte und karriereorientierte Frauen profitieren dabei von Gewährleistungsarbeit, die von anderen Frauen im prekären Dienstleistungsbereich erbracht werden. (ICA2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Geschlechter organisieren - Organisationen gendern : zur Entwicklung feministischer und geschlechtssoziologischer Reflexion über Organisationen
Titelübersetzung:Organize genders - genderize organizations : development of feminist and gender sociology reflection on organizations
Autor/in:
Hofbauer, Johanna; Holtgrewe, Ursula
Quelle: Arbeit: Perspektiven und Diagnosen der Geschlechterforschung. Brigitte Aulenbacher (Hrsg.), Angelika Wetterer (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2009, S. 64-81
Inhalt: Der Beitrag stellt zunächst aus der Perspektive der geschlechtersoziologisch orientierten Forschung über Organisationen das "Rationalitätsparadigma" und seine Begründung dar und systematisiert dann die feministischen Überlegungen entlang ihrer Nähe bzw. Distanz zur Annahme der konstitutiven Rationalität moderner Organisationen aus gesellschaftstheoretischer und organisationstheoretischer Sicht. Für die neuere Diskussion werden eine system- und handlungstheoretische Argumentationslinie rekonstruiert. Die These der Autorinnen ist, dass handlungstheoretische Paradigmen in Anlehnung an die Sozialtheorie von Pierre Bourdieu für die Weiterentwicklung feministischer Organisationsforschung am meisten versprechen. Dieser Ansatz ist jedoch bisher eher auf Professionen und Berufe angewandt worden. Die Ausarbeitung im Hinblick auf die Besonderheiten von Organisationen steht noch am Anfang. Die Frage ist hier, ob Rationalitätsansprüche von Organisationen strategisch beim Wort genommen werden können, um Gleichstellungs- und Anerkennungsansprüchen von Frauen Geltung zu verschaffen, da in den letzten Jahren ist empirisch deutlich geworden ist, in welchem Maße persistente und veränderliche Geschlechterbeziehungen und die Strategien der Akteurinnen von ihren jeweiligen institutionellen und kulturellen Kontexten geprägt sind. (ICA2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Netzwerke und Organisationen, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Feministische Kritik oder Genderkompetenz? : das Beispiel Gender Training
Titelübersetzung:Feminist criticism or gender competence? : the example of gender training
Autor/in:
Bereswill, Mechthild
Quelle: Geschlecht und Macht: Analysen zum Spannungsfeld von Arbeit, Bildung und Familie. Martina Löw (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2009, S. 142-156
Inhalt: Gender Trainings stellen ein relativ neues Instrument der Geschlechterpolitik dar, wobei die Teilnehmer/-Innen lernen, den Einfluss von Geschlecht auf alltägliche konzeptionelle Überlegungen und auf das praktische Handeln innerhalb von Organisationen zu erkennen. Die Autorin verdeutlicht das paradoxe methodologische Vorgehen innerhalb dieser Trainings, da diese zunächst die Zweigeschlechtlichkeit reifizieren, um sie in einem weiteren Schritt zu dekonstruieren. Der dabei angewandte Rückgriff auf das Geschlechterrollenkonzept kann nach Ansicht der Autorin nicht zu einer Aufdeckung der Geschlechterungleichheiten führen, sondern es besteht im Gegenteil die Gefahr einer Reproduktion oder institutionellen Verfestigung von Geschlechterhierarchien. Das methodologische Vorgehen der beschriebenen Trainings spiegelt einen grundlegenden Wandel der Diskurse über Geschlechterverhältnisse wider: An die Stelle der klaren Benennung von Ungleichheit in Verbindung mit einem gesellschaftskritischen Impetus rückt eine Relativierung, Neutralisierung und Individualisierung der Erfahrungen von Frauen und Männern. Dies führt dazu, dass Geschlecht zu einer individuellen "Humanresource" verkommt und strukturell bedingte Machtrelationen und soziale Ungleichheiten innerhalb des Geschlechterverhältnisses entpolitisiert und neutralisiert werden. (ICI2)
Titelübersetzung:The conflict theory of feminist theories
Autor/in:
Funder, Maria
Quelle: Sozialwissenschaftliche Konflikttheorien: eine Einführung. Thorsten Bonacker (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich (Friedens- und Konfliktforschung), 2008, S. 293-318
Inhalt: Angesichts der Vielfalt feministischer Erklärungsansätze konzentriert sich die Autorin in ihrer Einführung auf den Strang der feministischen Theoriebildung, in dem es um die Verortung des Geschlechterverhältnisses in gesamtgesellschaftliche Zusammenhänge geht. Vorgestellt werden Erklärungsansätze, die einen gesellschaftstheoretischen Bezugsrahmen aufweisen und die Herstellung, Reproduktion und Veränderung von Hierarchie im Geschlechterverhältnis zum Thema machen. Dies gilt insbesondere für Arbeiten, die in der Tradition der marxistischen und kritischen Theorie stehen und das Geschlechterverhältnis als gesellschaftlichen Strukturzusammenhang begreifen. Angesprochen werden der Grundkonflikt der Geschlechterungleichheit, die Genese und Funktion von Geschlechterordnungen im Kontext der gesellschaftlichen Reproduktion, die Rolle des Geschlechts als Strukturierungsmerkmal moderner Gesellschaften, Geschlechterhierarchie und Rechtsgeschichte aus der Akteursperspektive sowie das Integrationsmodell von Nancy Fraser. Die Autorin geht ferner auf ein Beispiel zu Anfang der 90er Jahre ein, wo die Auseinandersetzung um die Bestätigung von Clarence Thomas zum Bundesrichter und die Reputation der Professorin Anita Hill die amerikanische Öffentlichkeit bewegte. Hier wird gezeigt, dass es bei öffentlich ausgetragenen Geschlechterkonflikten immer auch um Fragen der Macht, der Reputation und Anerkennung geht. In einem Ausblick werden die Weiterentwicklungen der feministischen Theoriebildung aufgezeigt. (ICI2)