Quelle: Orte der Diversität: Formate, Arrangements und Inszenierungen. Cristina Allemann-Ghionda (Hrsg.), Wolf-Dietrich Bukow (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Interkulturelle Studien), 2011, S. 161-169
Inhalt: Der Beitrag zeigt, dass mit der Verschränkung der Kategorien gender und Diversität (Vielfalt) auch die Erfahrung von "Fremdheit" in einer polyzentrischen und pluralisierten Gesellschaft "normal" wird. So werden hinsichtlich der Darstellung von gender neben dem medial inszenierten Androzentrismus vielfältige Ambivalenzen deutlich. Für die Autorin erweitern sich Vielfalt und Differenz bzw. Gleichheit heute unter dem Aspekt der Anerkennung und der gerechten Verteilung von Macht. Ehemals getrennte und parallele Betrachtungsweisen wie der Diskurs über soziale Klassen, Schichten und Milieus, oder die Genderdebatte verschmelzen mit ethnischen und kulturellen Unterschieden. Der Diskurs über sexuelle Orientierungen, die Debatte über hybride Identitäten und über das Patch-work der Identitäten in der Spätmoderne bestätigen diese Entwicklung. Sie werden sukzessive zu einer Gesamtbetrachtung der Diversität zusammengeschmolzen, wenngleich verschiedene Autoren verschiedene Schwerpunkte hinsichtlich der relevanten Merkmalsdimensionen (Alter, Geschlecht, Ethnizität, Religiosität, Nationalität usw.) setzen. (ICA)
Quelle: Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung, Bd. 25), 2009. 309 S.
Inhalt: "'Doing gender while doing work' - aus dieser Sichtweise heraus wird nicht nur die Arbeitsteilung zwischen den Geschlechtern reorganisiert und legitimiert, sondern zugleich die binäre und asymmetrische Struktur der Geschlechterklassifikation selbst hervorgebracht und reproduziert. Gleichzeitig konzentriert sich eine Reihe von Ansätzen im Gender-Kontext mit der Organisation von Arbeit sowie ihrer Bedeutung für die Verfasstheit und Entwicklung vergangener und gegenwärtiger Gesellschaft. Doch die Kategorie Arbeit wurde von der Geschlechterforschung oftmals nur unter dem Primat der Erwerbsarbeit analysiert. Zeit also, nicht nur den bisherigen Stand zu bilanzieren, sondern auch neue Einflüsse und Kategorien einzubeziehen. Klassische Themen wie 'Arbeit und Liebe' oder 'Arbeit und Technik' finden so ebenso Berücksichtigung wie Haushaltsarbeit, bürgerschaftliches Engagement oder auch Prekarisierung und (inter)nationale Verwerfungen in den Arbeitsverhältnissen." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Brigitte Aulenbacher, Angelika Wetterer: Warum jetzt ein Buch über Arbeit? (7-9); Regina Becker-Schmidt, Helga Krüger: Krisenherde in gegenwärtigen Sozialgefügen: Asymmetrische Arbeits- und Geschlechterverhältnisse vernachlässigte Sphären gesellschaftlicher Reproduktion (12-41); Angelika Wetterer: Arbeitsteilung & Geschlechterkonstruktion. Eine theoriegeschichtliche Rekonstruktion (42-63); Johanna Hofbauer, Ursula Holtgrewe: Geschlechter organisieren - Organisationen gendern. Zur Entwicklung feministischer und geschlechtersoziologischer Reflexion über Organisationen (64-81); Sylka Scholz: Männer und Männlichkeiten im Spannungsfeld zwischen Erwerbs- und Familienarbeit (82-99); Annette Henninger, Christine Wimbauer: 'Arbeit' und 'Liebe' - Ein Widerspruch? (100-118); Karin Gottschall: Arbeitsmärkte und Geschlechterungleichheit. Forschungstraditionen und internationaler Vergleich (120-137); Clarissa Rudolph: Arbeitslosigkeit - Bremse oder Motor beim Wandel der Geschlechterverhältnisse? (138-156); Edelgard Kutzner, Heike Jacobsen, Monika Goldmann: Dienstleistungsarbeit im Kund/innenkontakt. Wandel von Arbeits- und Geschlechterarrangements (157-175); Ulrike Teubner: Technik - Arbeitsteilung und Geschlecht (176-192); Petra Krüger: Geschlecht und ehrenamtliches Engagement: Altbekanntes oder neue Tendenzen? Altbekanntes oder neue Tendenzen? (193-211); Birgit Geissler: Die Arbeit im Haushalt und ihre Anforderungen: Empathie und Distanzierung (212-228); Brigitte Aulenbacher, Birgit Riegraf: Markteffizienz und Ungleichheit - Zwei Seiten einer Medaille? Klasse/ Schicht, Geschlecht und Ethnie im Übergang zur postfordistischen Arbeitsgesellschaft (230-248); Hildegard Maria Nickel: Arbeit und Genderregime in der Transformation (249-267); Susanne Völker: 'Entsicherte Verhältnisse' - Impulse des Prekarisierungsdiskurses für eine geschlechtersoziologische Zeitdiagnose (268-286); Ilse Lenz: Globalisierung, Arbeit und Geschlecht: Reorganisierte Segregationen, neue Differenzierungen? (287-305).
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerk
Achsen der Ungleichheit - Achsen der Differenz : Verhältnisbestimmungen von Klasse, Geschlecht, "Rasse"/Ethnizität
Titelübersetzung:Axes of inequality - axes of difference : determinations of relationships between class, gender, "race"/ethnicity
Autor/in:
Klinger, Cornelia; Knapp, Gudrun-Axeli
Quelle: Achsen der Ungleichheit: zum Verhältnis von Klasse, Geschlecht und Ethnizität. Cornelia Klinger (Hrsg.), Gudrun-Axeli Knapp (Hrsg.), Birgit Sauer (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 2007, S. 19-40
Inhalt: Die Autorinnen fragen nach den für das Verständnis der Gegenwartsgesellschaft relevanten "Strukturgebern" von (sozialer) Ungleichheit. In dem Beitrag geht es um eine historisch-gesellschaftstheoretisch inspirierte Neu-Konfigurierung der Thematik. Ausgelotet werden Anknüpfungspunkte und Perspektiven für einen integrierten Blick auf Ungleichheit entlang der Achsen von Klasse, "Rasse", Ethnizität und Geschlecht als differenten, aber miteinander in Wechselwirkung stehenden gesellschaftlichen Strukturzusammenhängen. Angeregt durch die im anglo-amerikanischen Sprachraum unter dem Begriff der "Intersektionalität" geführte Diskussion wird die Trias von "race/ethnicity, class, gender" aufgegriffen. Die heuristische Symmetrierung der drei zentralen Achsen der Ungleichheit im Rahmen einer historisch begründeten "Ausgangssetzung" soll helfen, vorschnelle Gewichtungen bzw. Hierarchisierungen zu vermeiden und den Blick auf die je spezifische Verfasstheit der Strukturzusammenhänge von "race/ethnicity, class, gender" offen zu halten. (ICA2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Vom Geschlecht zur Differenz : Politikwissenschaft im Zeichen von Diversity
Titelübersetzung:From gender to difference : political science under the influence of diversity
Autor/in:
Döge, Peter
Quelle: Schaustelle Gender: aktuelle Beiträge sozialwissenschaftlicher Geschlechterforschung. Peter Döge (Hrsg.), Karsten Kassner (Hrsg.), Gabriele Schambach (Hrsg.). Bielefeld: Kleine (Wissenschaftliche Reihe), 2004, S. 61-83
Inhalt: Ausgangspunkt des Beitrags ist die Feststellung, dass politikwissenschaftliche Geschlechterforschung bisher weitgehend Frauenforschung war, die die Genus-Gruppen zumeist als homogene Blöcke behandelte. Anhand der kritischen Männerforschung und der race-class-gender Debatte werden zunächst binnengeschlechtliche Differenzierungen vorgeschlagen, um im Anschluss daran einen Ansatz einer umfassenden politischen Soziologie der Differenz auszuarbeiten. Der Autor zeigt, dass dichotome Mensch-Natur- sowie ein ausgeprägter Natur-Kultur-Dualismus insbesondere die sozialkonstruktivistischen Ansätze der Geschlechterforschung prägt. Aus einer Missachtung der Biologie des menschlichen Körpers werden Unterschiede zwischen Menschen ausschließlich als sozial respektive kulturell konstruiert gesehen. Dies geht soweit, die Materialität des Körpers als Produkt sozialer Konstruktion zu unterstellen (so bei Judith Butler). In einer solchen Sichtweise wird übersehen, dass sich gewisse biologische Tatbestände wie Hautfarbe, Körpergröße, Aussehen, Gebärfähigkeit, Alter oder Behinderung keineswegs sozial konstruieren lassen, sondern objektiv gegebene (Natur-)Tatsachen sind. Einer politischen Soziologie der Differenz, die nicht einem androzentrischen Normalitätsdiskurs mit seiner Dualität von Körper und Geist aufsitzen will, stellt sich vor diesem Hintergrund dann als Frage nicht, ob gewisse Differenzen konstruiert sind, sondern auf welche Weise Gesellschaften Unterschiede symbolisch deuten und zu Institutionen verdichten.(ICA2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Gleichstellungspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Die Hartnäckigkeit der Geschlechterungleichheit : Geschlecht als soziale Zurechnungskategorie
Titelübersetzung:The persistent of gender inequality : gender as an attributional category
Autor/in:
Nollmann, Gerd
Quelle: Soziale Welt : Zeitschrift für sozialwissenschaftliche Forschung und Praxis, Jg. 53 (2002) H. 2, S. 161-187
Inhalt: Die soziale Ungleichheit der Geschlechter ist zwar empirisch wie theoretisch umfassend dokumentiert, jedoch sind nach Meinung des Autors kaum verdichtete Erklärungen für die Hartnäckigkeit des hierarchischen Geschlechterverhältnisses anzutreffen. Der Autor möchte daher an den erreichten Diskussionsstand mit der These anschließen, dass Geschlecht eine soziale Zurechnungskategorie bezeichnet. Arbeitsorganisationen, informelle Paar- und Familienbeziehungen sowie Geschlechterpolitik halten je eigene, sinnhafte Zurechnungsregeln bereit, die Geschlechtsattributionen steuern. Geschlecht wird in der Forschung zwar wie eine übergreifende Universalkategorie sozialen Handelns betrachtet, aber in der Praxis wird es gerade nicht als eine durchweg prägende Strukturkategorie oder als "Masterstatus" beruflicher Karrieren gedeutet. Demgegenüber stellt die kontextspezifische und situativ passende Steuerung von Zurechnungskriterien - so die These - den eigentlichen Grund für die Hartnäckigkeit der Geschlechterungleichheit dar, denn sie verhindert oft, dass Unterordnungen überhaupt als soziale, weil von Handelnden als solche bewertete Geschlechterungleichheiten verstanden werden. (ICI2)
Inhalt: "Although gender inequality has been widely discussed in recent years, there is still a lack of powerful explanations for its persistence. The article contributes to that debate by arguing that 'gender' is an attributional category. Organisations, informal relationships and gender politics are each governed by specific rules which direct gender attributions. To the scholar, gender may look like a comprehensive, universal category of social action. However, modern contexts of action do by no means always resort to the category of gender, but are very selective and inconsistent in attributing the reasons for social inequality to gender. This hypothesis does not downplay the importance of gender inequality. On the contrary, it shows that the contextspecific, situational control of gender attributions constitutes the main reason for the persistence of gender inequality, because it often prevents social actors from regarding social subordination as gender inequality." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Geschlecht als (Un-)Ordnungsprinzip : Entwicklungen und Perspektiven der Geschlechtersoziologie
Titelübersetzung:The social (dis)order of gender : trends and prospects of gender sociology
Autor/in:
Heintz, Bettina
Quelle: Kölner Zeitschrift für Soziologie und Sozialpsychologie, Sonderheft, (2001) H. 41, S. 9-29
Inhalt: "Die Frage, weshalb askriptive Mechanismen auch in modernen Gesellschaften Bestand haben, gehört zu den Grundthemen der Soziologie. Obschon die Geschlechtersoziologie zu dieser Frage einiges zu sagen hat, vollziehen sich die Diskussionen in der Soziologie häufig unter 'Absehung des Geschlechts'. Ausgehend von der Beobachtung, dass die Geschlechterdifferenz heute durch eine Art 'instabile Persistenz' gekennzeichnet ist, geht der Einleitungsaufsatz der Frage nach, über welche Mechanismen die Geschlechterungleichheit erzeugt oder auch abgebaut wird. Der erste Abschnitt befasst sich mit dem Zusammenhang zwischen Modernisierung und geschlechtlicher Zuschreibung. Der zweite Abschnitt konzentriert sich auf drei Ebenen der Sozialorganisation und zeigt auf, welche Bedeutung Interaktionen, Organisationsstrukturen und globale Normierungen für die Herstellung geschlechtlicher Ungleichheit haben. In einem dritten Abschnitt werden einige Forschungsfelder benannt, die in Zukunft verstärkt thematisiert werden sollten." (Autorenreferat)
Inhalt: "For sociologists it still remains an open question why ascriptive processes persist in modern societies. Starting from the observation that gender inequality today is characterized by a kind of 'unstable persistence', the introductory chapter provides a survey of social processes generating or reducing gender differentiation. The first section addresses the relationship between modernization and gender. The second section focuses on three different levels of social organization and shows how interactive processes, organizational structures and global norms and institutions influence gender inequality. The third section outlines three research areas which should attract more attention in the future." (author's abstract)
Soziale Ungleichheit zwischen den Geschlechtern - kein Thema innerhalb der Systemtheorie?
Titelübersetzung:Social inequality between the genders - not a subject within system theory?
Autor/in:
Teubner, Ulrike
Quelle: Soziale Verortung der Geschlechter: Gesellschaftstheorie und feministische Kritik. Gudrun-Axeli Knapp (Hrsg.), Angelika Wetterer (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauenforschung : Schriftenreihe der Sektion Frauenforschung in der Deutschen Gesellschaft für Soziologie), 2001, S. 288-316
Inhalt: Die Autorin untersucht die Systemtheorie Niklas Luhmanns in Bezug auf die grundlegende Frage, wie die Stabilität der sozialen Ungleichheit zwischen den Geschlechtern trotz der Wandlungsprozesse in modernen Gesellschaften zu erklären ist. Für die Frauen- und Geschlechterforschung bot die Systemtheorie bislang wenig Ansatzpunkte, was an deren erkenntnistheoretischen Prämissen liegen kann oder mit der Meinung Luhmanns zusammenhängt, wonach sich die Geschlechterdifferenz als Ausgangspunkt für wissenschaftliche Reflexionen als ungeeignet erweist. Als ein verbindendes Moment zwischen Frauenforschung und Systemtheorie kann dennoch eine der Grundfragen der Soziologie gelten, nämlich wie die Möglichkeit sozialer Ordnung bei differenter Individualität der an ihr beteiligten Personen erklärt wird. Eine weitere Annäherung kann auch durch die gemeinsame Orientierung an den Traditionen sozialkonstruktivistischer Ansätze und durch die Bedeutung des Begriffs der Kommunikation in der gesellschaftstheoretischen Analyse erfolgen. Die Autorin diskutiert die möglichen Verbindungslinien anhand von Kontroversen in der Geschlechterforschung, die sich um die Frage drehen, wie in der feministischen Theoriebildung gesellschaftliche Strukturen und soziales Handeln aufeinander bezogen werden, d.h. wie das Verhältnis von Formen gesellschaftlicher Differenzierung und Integration abgebildet wird. Zuvor führt die Autorin jedoch den Nachweis, dass Geschlecht nach wie vor eine zentrale Kategorie jeder Sozialstrukturanalyse darstellt. Damit steht aus feministischer Perspektive eine der Grundprämissen der Theorie funktionaler Differenzierung auf dem Prüfstand. (ICI2)