Quelle: Bundesministerium für Arbeit und Soziales; Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung der Bundesagentur für Arbeit (IAB); Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) GmbH; Universität Köln; Berlin (Forschungsbericht / Bundesministerium für Arbeit und Soziales, FB520), 2018. 39 S
Inhalt: Die Partizipation von Frauen am Arbeitsmarkt hat in den letzten Jahrzehnten in Deutschland stark zugenommen, z.B. ist die Erwerbstätigenquote von Frauen mit knapp 70 Prozent im Jahr 2013 derjenigen der Männer (78 Prozent) bereits sehr nah. Trotzdem gibt es nach wie vor signifikante Geschlechterunterschiede im Hinblick auf das Arbeitsvolumen, die Löhne und Gehälter sowie die Karrierepositionen. Der Sonderbericht "Chancengleichheit am Arbeitsplatz" stellt dazu Daten aus der Forschungsstudie "Arbeitsqualität und wirtschaftlicher Erfolg" dar, die zum Ziel hat, mögliche Zusammenhänge zwischen der Arbeitsqualität der Beschäftigten und dem wirtschaftlichen Erfolg von Betrieben zu untersuchen. Sie wird vom Bundesministerium für Arbeit und Soziales (BMAS) und vom Institut für Arbeitsmarkt- und Berufsforschung (IAB) getragen und vom IAB, vom Seminar für Allgemeine Betriebswirtschaftslehre und Personalwirtschaftslehre der Universität zu Köln, dem Lehrstuhl für Managerial Accounting der Eberhard Karls Universität Tübingen und vom Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) durchgeführt. Es handelt sich um eine Längsschnittstudie, in der mittlerweile in der vierten Befragungswelle jeweils eine Betriebs- und eine Beschäftigtenbefragung durchgeführt wird. Der Sonderbericht "Chancengleichheit am Arbeitsplatz" zeigt, wie sich Frauen und Männer unter Berücksichtigung ihrer Heterogenität hinsichtlich soziodemografischer, beruflicher sowie betrieblicher Merkmale bei Führungspositionen sowie Instrumenten der Personalentwicklung unterscheiden. Eine Besonderheit ist dabei die zusätzliche Berücksichtigung von Persönlichkeitsmerkmalen.
LGBTIQ-Wähler*innen in Berlin und Wien: politische Präferenzen, Parteienwettbewerb und elektorale Resonanz
Titelübersetzung:LGBTIQ voters in Berlin and Vienna: political preferences, competition between political parties and electoral resonance
Autor/in:
Nève, Dorothée de; Ferch, Niklas
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 3, S 118-135
Inhalt: Die vorliegende explorative Studie widmet sich dem Wahlverhalten von LGBTIQ-Personen im Kontext der Abgeordnetenhauswahl in Berlin (2016) und der Gemeinderatswahl in Wien (2015). Untersucht wird erstens die queer-politische Agenda der Parteien und zweitens das Wahlverhalten von LGBTIQ, einer bislang in der Wahlforschung weitestgehend ignorierten Bevölkerungsgruppe. Der Vergleich der untersuchten Wahlprogramme zeigt, dass queer-politische Themen Marker für Differenz und Konkurrenz im Parteienwettbewerb darstellen. Die Ergebnisse der Onlinebefragung zeigen, dass die Methode eines selbstselektiven Samples geeignet ist, um die politischen Präferenzen von LGBTIQ-Personen zu untersuchen. Die Parteipräferenz für grüne Parteien ist sowohl in Berlin als auch in Wien ausgeprägt. Jenseits dessen gibt es indes in Berlin wie auch in Wien LGBTIQ-Personen, die rechtspopulistische Parteien und Positionen unterstützen.
Schlagwörter:Queer Studies; queer studies; Wahlforschung; election research; Österreich; Austria; Federal Republic of Germany; Geschlechterpolitik; gender policy; Parteipolitik; party politics; Wahlverhalten; voting behavior; Gender; gender; LGBTIQ
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, politische Willensbildung, politische Soziologie, politische Kultur
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 27 (2018) 2, S 9-25
Inhalt: Vor 100 Jahren erhielten Frauen in Deutschland das aktive und passive Wahlrecht und wurden damit de jure zu vollwertigen Staatsbürgerinnen. Das war das Ergebnis eines langen Kampfes. Gleichwohl ist de facto ihre politische Gleichheit bis heute nicht voll verwirklicht. Weder auf nationaler noch auf regionaler Ebene sind kontinuierlich mehr als 30% der parlamentarischen Abgeordneten weiblich. Die Implikationen für die substantielle und symbolische Repräsentation von Frauen werden in dem Beitrag diskutiert.
Schlagwörter:woman; Wahlrecht; suffrage; Deutsches Reich; German Reich; Federal Republic of Germany; Gleichheit; equality; Gleichstellung; affirmative action; Parlament; parliament; Frauenanteil; proportion of women; Repräsentation; representation; Politikerin;
Muslimische Politikerinnen in Deutschland: Erfolgsmuster und Hindernisse politischer Repräsentation
Titelübersetzung:Political underrepresentation of Muslim women in Germany: an intersectional perspective on political recruitment
Autor/in:
Jenichen, Anne
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politikwissenschaft, 27 (2018) 2, S 70-82
Inhalt: Muslimische Frauen sind in der deutschen Politik unterrepräsentiert. Aus einer intersektionalen Perspektive und auf Grundlage qualitativer Interviews mit muslimischen Politikerinnen identifiziert der Artikel Hindernisse und förderliche Faktoren für die politische Repräsentation muslimischer Frauen in Deutschland. Die Analyse macht deutlich, dass für die Unterrepräsentation eine Kombination aus eingeschränktem Kandidatinnenpool und noch unzureichenden Bemühungen der Parteien verantwortlich ist. Insgesamt ähneln die Hindernisse und Erfolgsfaktoren denen, die bereits für Politikerinnen mit Migrationshintergrund herausgearbeitet wurden. Gleichzeitig wird jedoch deutlich, dass Religion als Differenzkategorie quer zu Migrationshintergrund liegt. Die Ergebnisse weisen darauf hin, dass Religion gesondert von Migrationshintergrund zu betrachten ist, wenn Hindernisse, insbesondere für sichtbare Minderheiten, in der Politik genauer erfasst werden sollen.
Schlagwörter:woman; Muslim; Muslim; Politikerin; ; Bundestag; Bundestag; Repräsentation; representation; religiöse Faktoren; religious factors; Diskriminierung; discrimination; Migrationshintergrund; migration background; Stereotyp; stereotype; Federal Republic of Germany
Zur Produktivität intersektionaler und queertheoretischer Ansätze in der Modeforschung
Titelübersetzung:Intersectionality and queer theory as critical approaches in fashion studies
Autor/in:
Weilandt, Maria
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 3, S 12-23
Inhalt: Mode und Geschlecht sind innerhalb modischer Praktiken auf komplexe Art und Weise miteinander verbunden. In diesem Beitrag schlage ich vor, eine intersektionale und eine queertheoretische Perspektive in die Modeforschung zu integrieren, um der Ambivalenz und Hybridität modischer Praktiken methodisch zu begegnen. Dabei fasse ich zunächst Gender als interdependente Kategorie, die in sich bereits durch andere Kategorien konstruiert ist. Anhand zweier Beispiele, der modischen Stereotypisierungen dapper und DapperQ, skizziere ich beispielhaft, was eine solche Perspektive in der Modeforschung leisten kann. Dabei geht es exemplarisch darum, wie modische Gendernormen visuell und textuell konstruiert sind und wie sie, innerhalb queerer Praktiken, gestört bzw. dekonstruiert werden.
Gerechtigkeitsvorstellungen im Lebenszusammenhang - eine geschlechtersoziologische Perspektivenerweiterung am Beispiel von Für- und Selbstsorgearrangements prekär Beschäftigter
Titelübersetzung:Conceptions of justice in life arrangements - a broad gender-sociological perspective using the example of the (self-)care arrangementsof precarious workers
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 3, S 101-117
Inhalt: Fragen der Un-/Gerechtigkeit v.a. in der Erwerbssphäre sind (wieder) auf die politische Agenda gerückt. Ausgehend von der geschlechtersoziologischen Kritik an einem engen Arbeitsbegriff plädieren wir dafür, Gerechtigkeitsvorstellungen im Lebenszusammenhang zu betrachten. Wir fragen, welche Missstände aus einer Perspektive des Lebenszusammenhangs als ungerecht erfahren werden, basierend auf narrativen Interviews mit prekär Beschäftigten, die wir in einem hermeneutischen Auswertungsprozess interpretierten. Wir rekonstruieren, welche Missstände die Befragten als nicht erfüllte Gerechtigkeitsansprüche erheben und welche nur als nicht erfüllte Wünsche, wobei wir Sorgearrangements ins Zentrum stellen. Anhand dreier Fallbeispiele zeigen wir, dass nur Fürsorge normative Kraft entfalten kann, während zur Einforderung angemessener Bedingungen zur Selbstsorge meist normative Rahmen fehlen. Fürsorge ist zudem vergeschlechtlicht und aus dem Anspruch, gute Pflege zu leisten, kann selbstdestruktives Potenzial erwachsen. Gesellschaftspolitisch ist zu fragen, wie normative Rahmen für angemessene Selbstsorge und gerechte Bedingungen für selbstsorgsame Pflege von Anderen etabliert werden können.
Rezension: Hark, Sabine / Villa, Paula-Irene: Unterscheiden und herrschen. Ein Essay zu den ambivalenten Verflechtungen von Rassismus, Sexismus und Feminismus in der Gegenwart
Autor/in:
Kaven, Carsten
Quelle: (2018) , 4 S
Inhalt: Rezension zu: Hark, Sabine; Villa, Paula-Irene: Unterscheiden und herrschen: ein Essay zu den ambivalenten Verflechtungen von Rassismus, Sexismus und Feminismus in der Gegenwart. X-Texte zu Kultur und Gesellschaft. Bielefeld: transcript Verl. 2017. ISBN 978-3-8376-3653-6.
Schlagwörter:Kölner Silvesternacht
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, soziale Probleme
Die Saint-Simonistinnen: eine vergessene politische Bewegung und ein verdrängter feministischer Ansatz
Autor/in:
Krause, Skadi Siiri
Quelle: ZPTh - Zeitschrift für Politische Theorie, 9 (2018) 1, S 73-87
Inhalt: Obwohl die Saint-Simonistinnen fast vergessen sind, sind sie doch eine der ersten, wenn auch kurzlebigen autonomen Frauenbewegungen, deren Ideen bis heute für nicht abgegoltene politische Forderungen und uneingelöste Einsichten stehen. Im bewussten Gegensatz zu den bürgerlichen Anhängerinnen der Bewegung formulieren sie Mitte des 19. Jahrhunderts das Ideal der finanziell und rechtlich unabhängigen Frau. Was sie verbindet, ist die Ablehnung eines Ideals von "Häuslichkeit", welches für sie die Rolle der Frau als Ehefrau und Mutter und die damit verbundenen sozialen, rechtlichen und politischen Schranken zwischen den Geschlechtern in doppelter Weise zementiert. Doch ihre Ansätze gehen weit darüber hinaus. Sie kritisieren den sozialen und politischen Ausschluss von Frauen der Arbeiterklasse, der zur Marginalisierung ihrer sozialen Handlungsfähigkeit und zur Verhinderung ihrer politischen Teilhabe führt. Ihr kurzlebiges Sprachrohr sind die Zeitschriften La Femme libre. Apostulat des Femmes (1832-1833) und La Femme nouvelle. La Tribune de Femme (1833-1834), die in diesem Artikel vorgestellt werden.
Schlagwörter:Frauenbewegung; women's movement; Feminismus; feminism; Wahlrecht; suffrage; Intersektionalität; intersectionality; Ideengeschichte; history of ideas; Geschlechtsrolle; gender role; Gleichstellung; affirmative action; Eherecht
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Sozialgeschichte, historische Sozialforschung
"Why all the fuss about practice theory?" Zum Verhältnis von Geschlechter- und Praxistheorie aus Sicht einer Historikerin
Titelübersetzung:"Why all the fuss about practice theory?" A historian's perspective on the relation between gender and practice theory
Autor/in:
Böth, Mareike
Quelle: GENDER - Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, 10 (2018) 1, S 13-28
Inhalt: Aus geschichtswissenschaftlicher Perspektive beleuchtet der Aufsatz einerseits zentrale geschlechtertheoretische Konzepte ('doing gender', 'doing difference' bzw. Intersektionalität) als Beiträge zur Praxistheorie und arbeitet andererseits Impulse der aktuellen Praxeologie-Debatte für die Geschlechter- und Körpergeschichte heraus. Die wechselseitigen Potenziale von Geschlechter- und Praxistheorie werden anhand einer Analyse frühneuzeitlicher Körperpraktiken in den Briefen Liselottes von der Pfalz (1651-1722) aufgezeigt.
Inhalt: This article first revisits key concepts in gender studies ("doing gender", "doing difference" and "intersectionality") from a historical perspective, portraying them as crucial contributions to praxeology. Second, it draws on the impetus which practice theory can provide as regards the history of gender and the body. Based on an analysis of early modern bodily practices described in letters written by Elisabeth Charlotte, Princess Palatinate (1652-1722), the article demonstrates how gender theory and practice theory can enrich each other.