Die Bedeutung der zeitlichen Einbettung von Geburten für die Erwerbsbiographien ost- und westdeutscher Frauen
Autor/in:
Putz, Tobias
Quelle: Universität Bamberg, Fak. Sozial- und Wirtschaftswissenschaften, Professur für Demografie; Bamberg (Population and Family Studies, 4), 2019. 297 S
Inhalt: Als Ausgangspunkt der Arbeit dient die Beobachtung, dass in den letzten Jahrzehnten eine Vielzahl gesellschaftlicher Entwicklungen stattgefunden hat, die dazu geführt haben, dass die Wahl eines geeigneten Zeitpunkts für den Übergang zur Elternschaft zunehmend schwieriger geworden ist. So haben verschiedene Wandlungsprozesse, wie etwa die Bildungsexpansion oder die steigende Erwerbsbeteiligung von Frauen, dazu geführt, dass nicht nur das Zeitfenster, welches potenziell für eine Geburt zur Verfügung steht, immer kleiner geworden ist, sondern parallel hierzu auch die Opportunitätskosten innerhalb dieses Zeitfensters sukzessive zugenommen haben. Vor dem Hintergrund dieser Entwicklungen richtet sich die Arbeit auf die Frage, welche Karriereeffekte mit einer unterschiedlichen zeitlichen Einbettung von Geburten in den Lebens- bzw. Erwerbsverlauf für ost- und westdeutsche Frauen einhergehen. Um diese Forschungsfrage beantworten zu können, gliedern sich die empirischen Analysen in zwei Teile: In einem ersten Schritt richtet sich der Fokus des Erkenntnisinteresses dabei auf die Bedeutung des Timings und Spacings der Geburten für Erwerbsverläufe. In einem zweiten Schritt werden die vielschichtigen Konsequenzen der zeitlichen Einbettung von Geburten für Erwerbsübergänge untersucht. Neben dem Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt wird dabei auch der Prozess des Arbeitsmarktausstiegs betrachtet.
Schlagwörter:Geburt; birth; woman; Biographie; biography; Erwerbsarbeit; gainful work; Federal Republic of Germany; alte Bundesländer; old federal states; neue Bundesländer; New Federal States; Elternschaft; parenthood; Lebenslauf; life career; Karriere; career
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Familiensoziologie, Sexualsoziologie
Simply the Best!? - Kulturelle Einflussfaktoren zum "intensive mothering" bei Müttern von Kleinkindern in Deutschland
Titelübersetzung:Simply the Best!? - The impact of cultural factors on "intensive mothering" among mothers of toddlers in Germany
Autor/in:
Diabaté, Sabine; Beringer, Samira
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 30 (2018) 3, S 293-315
Inhalt: Obwohl sich junge Paare oft eine egalitäre Aufteilung der Erwerbs- und Familienarbeit wünschen, ändert sich dies nach der Familiengründung häufig. Neben ökonomischen Gründen können auch kulturelle Vorstellungen von einer "guten Mutter" diesen Effekt mitverursachen. Im Beitrag wird untersucht, wie Mütter von Kleinkindern zum "intensive mothering" stehen und dieses leben. Darunter versteht man ein Ideal, welches das Kind (und dessen Betreuung) als höchste Priorität der Frau definiert. Es werden die Daten der Leitbildstudie verwendet und in einer logistischen Regression analysiert, wer das "intensive mothering" befürwortet. Es zeigt sich u.a., dass dies insbesondere bei westdeutschen und religiösen Müttern der Fall ist. In Strukturgleichungsmodellen wird dargestellt, wie diese Disposition das Verhalten begünstigt. Die Überzeugung, als Mutter die beste Betreuung zu sein, hat keinen direkten Einfluss auf die tatsächliche Betreuung, sondern wirkt indirekt durch das Misstrauen gegenüber der Fremdbetreuung. Ostdeutsche oder höher gebildete Mütter betreuen ihre Kinder seltener selbst. Historisch gewachsene Normen, verstärkt durch intergenerationale Transmission, erklären den persistierenden Ost-West-Unterschied.
Schlagwörter:Mutterschaft; motherhood; Kleinkind; infant; Kinderbetreuung; child care; Familienarbeit; family work; Rollenbild; role image; Selbstbild; self-image; Leitbild; example; sozioökonomische Faktoren; socioeconomic factors; kulturelle Faktoren; cultural factors; Ost-West-Vergleich; east-west comparison; alte Bundesländer; old federal states; neue Bundesländer; New Federal States; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 30 (2018) 1, S 96-119
Inhalt: Educational expansion, the massive increase of women’s labor force participation, and assortative mating have reduced asymmetries in educational achievements and in career resources between women and men in virtually every Western society. This paper provides an analysis of the association between partners' education, parenthood, and spouses' relative labor supply in East and West Germany. Education is considered from two angles: as an indicator for resources on the labor market or as an indicator for gender attitudes. We apply cross-sectional data from the 2011 German Microcensus, comprising 57,366 couple households. For our estimations, we use General Linear Models. Because of high case numbers, we are able to estimate several interaction effects in statistical powerful detail. We find that (1) a woman's share of paid work is higher, the higher she is educated; (2) women with higher education than their male partners realize higher shares of relative employment (in comparison to other women); (3) women rarely realize a share of 50% or higher on average in any educational composition; (4) especially young children have a huge impact on women's labor supply; and (5) women's comparative educational advantages are more important for their share of paid work in West than in East Germany. Neither interpretation of relative education can explain the overall picture of couples’ division of paid work alone. Depending on parenthood, the age of the youngest child in the household, and the regional context, either normative, or economic exchanges between partners seem to drive the association between relative education, and relative labor supply of women. We demonstrate the usefulness of two theoretical approaches of framing education as an explanatory concept.
Schlagwörter:Partnerschaft; partnership; Bildungsniveau; level of education; Erwerbsbeteiligung; labor force participation; Elternschaft; parenthood; gender-specific factors; Geschlechtsrolle; gender role; Frauenerwerbstätigkeit; women's employment; Familie; family; Federal Republic of Germany; alte Bundesländer; old federal states; neue Bundesländer; New Federal States
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Frauen- und Geschlechterforschung
Auslaufmodell "traditionelle Ehe"? Wandel der Lebensformen und der Arbeitsteilung von Paaren in der zweiten Lebenshälfte
Autor/in:
Engstler, Heribert; Klaus, Daniela
Quelle: Altern im Wandel: zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS). Wiesbaden, 2017, S 201-213
Inhalt: Der Anteil der Menschen, die in der Lebensform Ehe in Alter kommen, ist gesunken. Die Erwerbsarrangements der Paare mittleren Alters (Frau 40 bis 65 Jahre alt) haben sich verändert. Trotz gestiegener Erwerbsbeteiligung tragen Frauen weiterhin die Hauptverantwortung für die Hausarbeit. Männer sind sehr, Frauen wenig zufrieden mit einer vorwiegend weiblichen Zuständigkeit für die Hausarbeit.
Schlagwörter:way of life; alte Bundesländer; Arbeitsteilung; alter Mensch; satisfaction; old federal states; Zufriedenheit; Hausarbeit; housework; Federal Republic of Germany; neue Bundesländer; Partnerschaft; labor force participation; New Federal States; man; Ehe; marriage; Erwerbsbeteiligung; Lebensweise; age group; division of labor; partnership; woman; Mann; Altersgruppe; elderly; gender-specific factors
Nähe auf Distanz: bleiben die Beziehungen zwischen älteren Eltern und ihren erwachsenen Kindern trotz wachsender Wohnentfernungen gut?
Autor/in:
Mahne, Katharina; Huxhold, Oliver
Quelle: Altern im Wandel: zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS). Wiesbaden, 2017, S 215-230
Inhalt: Die Wohnentfernung zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern vergrößert sich im sozialen Wandel stetig. Insbesondere hochgebildete Eltern haben weiter entfernt wohnende erwachsene Kinder. Gefühle wie Wut und Ärger sind in den Beziehungen zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern selten. Personen im mittleren Alter haben 2014 seltener Kinder, aber häufiger noch lebende Eltern als 1996. Die Kontakthäufigkeit und die Beziehungsende zwischen Eltern und ihren erwachsenen Kindern bleiben stabil hoch.
Schlagwörter:regional mobility; alte Bundesländer; alter Mensch; Intergenerational relations; old federal states; commitment; adulthood; Wohnort; Federal Republic of Germany; social relations; Kind; neue Bundesländer; Eltern; Eltern-Kind-Beziehung; social inequality; New Federal States; Bildungsniveau; place of residence; parents; soziale Beziehungen; regionale Mobilität; Altern; child; level of education; elderly; parent-child relationship; Erwachsenenalter; Generationenverhältnis; gender-specific factors; soziale Ungleichheit; Bindung; aging; Wohnentfernung
Zwischen Enkelglück und (Groß-)Elternpflicht: die Bedeutung und Ausgestaltung von Beziehungen zwischen Großeltern und Enkelkindern
Autor/in:
Mahne, Katharina; Klaus, Daniela
Quelle: Altern im Wandel: zwei Jahrzehnte Deutscher Alterssurvey (DEAS). Wiesbaden, 2017, S 231-245
Inhalt: Der Übergang zur Großelternschaft verschiebt sich im Lebenslauf nach hinten. Die Wichtigkeit der Großelternschaft ist zwischen 2008 und 2014 stabil hoch. Die Beziehungsenge zu den erwachsenen Enkelkindern ist zwischen 2008 und 2014 stabil hoch. Während zwischen 1996 und 2008 immer weniger Großeltern ihre Enkelkinder betreuten, übernehmen Großeltern im Jahr 2014 diese Aufgabe wieder deutlich häufiger. Großeltern kombinieren 2014 häufiger Erwerbsarbeit und Betreuung von Enkelkindern als 1996.
Schlagwörter:soziale Beziehungen; Transfer; alte Bundesländer; Erwerbsbeteiligung; generation; Großeltern; Enkel; old federal states; Intergenerational relations; Generation; Federal Republic of Germany; grandparents; transfer; child care; Kinderbetreuung; social relations; neue Bundesländer; labor force participation; Generationenverhältnis; gender-specific factors; New Federal States; grandchild
Stagnation or transformation of attitudes towards the nurturing father? Comparative analysis in nine European countries for 1999 and 2008-2009
Titelübersetzung:Stagnieren oder wandeln sich die Einstellungen in Richtung eines sich kümmernden Vaters? Vergleichende Analyse in neun europäischen Ländern in den Jahren 1999 und 2008-2009
Autor/in:
Kruse, Florien
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 29 (2017) 2, S 228-248
Inhalt: "Zu den Einstellungen zur Müttererwerbstätigkeit liegt umfangreiche länderübergreifende Literatur vor. Es gibt jedoch nur wenige länderübergreifende Studien, die die Einstellungen zur väterlichen Beteiligung an der Pflege und Erziehung der Kinder abbilden und darlegen, wie sich diese im Zeitverlauf entwickelt haben. Dieser Artikel verfolgt das Ziel, unser Verständnis der Faktoren, die mit den Einstellungen zur väterlichen Beteiligung zusammenhängen, mithilfe eines umfassenden Vergleiches von länderspezifischen und länderübergreifenden Faktoren über die Zeit zu erfassen, indem der European Values Survey genutzt wird, in welchem sich folgendes Statement in den Befragungen der Jahre 1999, 2008 und 2009 findet: 'In general, fathers are as well suited to look after their children as mothers'. Ein besonderes Augenmerk wird dabei auf den Einfluss der Wohlfahrtsstaatsregime, das Alter und das Geschlecht der Befragten gelegt. Eine altersbezogene deskriptive Analyse über den Zeitverlauf wurde durchgeführt, um einen Einstellungswandel innerhalb von Kohorten oder bei einem Kohortenaustausch zu identifizieren. Insgesamt kann es in den meisten Ländern nicht zu signifikanten absoluten Verschiebungen, nur in Großbritannien, Frankreich und Italien wurde mehr Unterstützung für fürsorgliche Väter gezeigt. Darüber hinaus scheinen die Einstellungen gegenüber die Väterbeteiligung der Standardtypologie der Wohlfahrtsstaaten zu entsprechen. In Spanien und Polen waren sie jedoch fortschrittlicher als erwartet. Ein Kohortenaustauscheffekt scheint in Spanien und Frankreich vorzuherrschen. Das Bildungsniveau und das Vorhandensein eigener Kinder scheint nur bei Frauen Einfluss auf das Entstehen der Einstellungen zu nehmen." (Autorenreferat)
Inhalt: "There is a large body of cross-national research on attitudes towards maternal employment. However, little cross-national studies exist mapping attitudes towards father's involvement and how they evolve over time. The aim of this paper is to enhance our understanding of the factors that relate to the attitudes towards father's involvement by providing a rich comparison over time, country and inter-country factors by using the European Value Survey that included the following statement in 1999 and 2008-2009: In general, fathers are as well suited to look after their children as mothers. Special focus will be put on the influence of the welfare regime, age and gender. A descriptive analysis over time with age is given, to identify an intra-cohort change or cohort replacement, to explain the change of attitudes. Overall, most countries do not experience a significant absolute shift, only Great Britain, France and Spain become more supportive. Furthermore, attitudes towards fathers’ involvement seem to fit the standard welfare typology. However, Spain and Poland were much more progressive than expected. The cohort replacement effect seems to be prevalent in Spain and France. Education level and having children only seem to be of influence in the attitude formation by women." (author's abstract)
Schlagwörter:Netherlands; alte Bundesländer; Elternurlaub; Arbeitsteilung; Sweden; Familienpolitik; old federal states; Polen; father; Denmark; Federal Republic of Germany; parental leave; neue Bundesländer; New Federal States; family policy; Dänemark; Kinderpflege; Wohlfahrtsstaat; attitude; Schweden; international comparison; welfare state; France; division of labor; Spanien; Großbritannien; Frankreich; child care; Kinderbetreuung; Poland; internationaler Vergleich; Ungarn; Great Britain; Spain; Vater; Hungary; Einstellung; Niederlande
Intergenerational support and reproduction of gender inequalities: a case study from Eastern and Western Germany
Titelübersetzung:Intergenerationale Unterstützung und die Reproduktion von Geschlecherungleichheiten: eine Fallstudie aus Ost- und Westdeutschland
Autor/in:
Klärner, Andreas; Keim, Sylvia
Quelle: Rostock, 2016. 38 S
Inhalt: Social support is often described as an exclusively positively acting factor. Its absence is said to mean negative consequences for individuals. This article shows that the supply and dependence of inter-generational social support can have negative consequences and pertains to persisting unequal gender roles and a gendered division of labor in relationships. Based on qualitative interviews, conducted in eastern and western Germany, with young adults (28-30 years old) and their parents, we hypothesize, that the bigger supply of inter-generational support of grandparents for their children and grandchildren and an alleged dependence on these transfers is especially responsible for impeding the modernization of traditional role models assigning women to the role as a mother and housewife. However, less availability and dependence on this kind of social support in eastern Germany, contribute to a more flexible form of role allocation in a relationship.
Schlagwörter:soziale Unterstützung; social support; Generationenverhältnis; Intergenerational relations; Eltern-Kind-Beziehung; parent-child relationship; Arbeitsteilung; division of labor; gender-specific factors; Geschlechtsrolle; gender role; Rollenbild; role image; Partnerschaft; partnership; Familienform; family structure; alte Bundesländer; old federal states; neue Bundesländer; New Federal States; Federal Republic of Germany; Ost-West-Vergleich; east-west comparison
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Familiensoziologie, Sexualsoziologie
Paritätsverteilungen nach Geburtsjahrgängen, Lebensformen und Bildung bei besonderer Beachtung von Kinderlosigkeit und Kinderreichtum: eine demografisch-soziologische Analyse
Titelübersetzung:Parity distributions according to birth cohorts, family status and education with special attention given to childlessness and large families: a demographic sociological analysis
Autor/in:
Dorbritz, Jürgen
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 27 (2015) 3, S 297-321
Inhalt: "In dem vorliegenden Beitrag wird erstens anhand der Daten des Mikrozensus 2012 nach besonderen Fertilitätsmustern in Deutschland gesucht. Einbezogen sind die Merkmale Lebensform, Bildung und die West-Ost-Unterschiede. Eine besondere Fokussierung der Analysen erfolgt auf die Ausprägung von Kinderlosigkeit und Kinderreichtum. Es zeigt sich, dass die genannten Merkmale die durchschnittlichen Kinderzahlen und die Paritätsverteilungen enorm differenzieren. So haben Verheiratete und niedriger Qualifizierte deutlich mehr Kinder geboren. In der Kombination der Merkmale verstärken sich die Kontraste. Verheiratete Frauen ohne beruflichen Abschluss haben durchschnittlich 2,11 Kinder geboren. Dagegen sind es bei den Frauen, die ohne Partner im Haushalt leben und über einen Hochschulabschluss oder eine Promotion verfügen, nur 0,67 Kinder (Geburtsjahrgänge 1964-1968). Der Mikrozensus liefert aufgrund der hohen Fallzahlen exakte Befunde über die Merkmale Kinderlosigkeit und Kinderreichtum. Nicht verfügbar sind Daten, die individuelle Einstellungen abbilden. Daher wurden zweitens auf der Grundlage des Familienleitbildsurveys 2012 des Bundesinstituts für Bevölkerungsforschung weitere Einflussfaktoren auf Kinderlosigkeit und Kinderreichtum unter Einbeziehung von Einstellungsindikatoren untersucht. Ausgangspunkt sind die im Mikrozensus aufgefundenen Differenzierungen. Dabei konnte der Zusammenhang von Ehe und Partnersituationsowie Bildung zu Kinderlosigkeit und Kinderreichtum bestätigt werden. Die Analysen zu den Leitbildern zeigen, dass Familienleitbilder und das generative Verhalten eng miteinander verknüpft sind. Als charakteristisch für Deutschland gilt, dass sich Leitbilder etabliert haben, die Kinderlosigkeit stützen und Kinderreichtum behindern. Kinderlosigkeit ist einerseits gesellschaftlich akzeptiert und hat eine gewisse Attraktivität erlangt (Kinderlose können sich mehr leisten und ein selbstbestimmteres Leben führen). Andererseits wird eine Diskriminierung gegenüber Kinderreichen wahrgenommen. Hier spielt das Leitbild der verantworteten Elternschaft eine wichtige Rolle. Es wird angenommen, dass sich Kindereiche nicht mehr ausreichend genug um das einzelne Kind kümmern können. Es sind insbesondere die Hochqualifizierten, die von einer gesellschaftlichen Stigmatisierung Kinderreicher ausgehen. Signifikante West-Ost-Unterschiede wurden nicht aufgefunden." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article initially looks for specific fertility patterns in Germany based on data from the 2012 Microcensus taking the characteristics ‘family status’, ‘education’ and ‘west/east differences’ into account. In particular, the analyses focus on the manifestations of childless couples and large families, revealing that these attributes differentiate the average numbers of children and the parity distributions to a large extent. For example, married persons and those with lower educational levels have far more children. When the attributes are combined, the contrasts intensify. Married women without vocational training had 2.11 children on average. By contrast, women who live without a partner in their household and have a university degree had only 0.67 children (birth cohorts 1964-1968). Because of its high case numbers, the Microcensus provides exact findings about the characteristics of childless couples and large families, but there are no data available that reveal individual attitudes. Therefore, in a second step we analysed additional determinants of childless couples and large families, concentrating on attitudes measured on the basis of the survey on family-related leitbilder conducted by the German Federal Institute for Population Research in 2012. With the differentiations found in the Microcensus serving as starting point, we were able to confirm the correlation of marriage and relationship status as well as education with childlessness or forming a large family, respectively. The analyses based on familyrelated leitbilder show that these are closely related to fertility behaviour. In Germany, typical leitbilder have evolved that encourage childlessness, while at the same time restrain the formation of large families. On the one hand, childlessness is generally accepted by the public at large and has become more attractive (i.e. it is said that childless couples are able to afford more and live a more self-determined life). On the other hand, large families are sometimes perceived as being anti-social. This is closely related to the notion of responsible and accountable parenthood. People assume that parents with many children cannot provide sufficient care for the individual child. Particularly the highly educated respondents assume that a social stigma exists for large families. There are no marked differences between eastern and western Germany." (author's abstract)
Schlagwörter:Geburtenhäufigkeit; fertility rate; Kinderlosigkeit; childlessness; Kinderzahl; number of children; Lebensweise; way of life; Bildungsniveau; level of education; Familie; family; Leitbild; example; generatives Verhalten; reproductive behavior; Geburtenentwicklung; birth trend; neue Bundesländer; New Federal States; alte Bundesländer; old federal states; Ost-West-Vergleich; east-west comparison; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Familiensoziologie, Sexualsoziologie, Bevölkerung
Kinderlosigkeit in Deutschland: wie interagieren Bildung, Wohnort, Migrationshintergrund, Erwerbstätigkeit und Kohorte?
Titelübersetzung:Childlessness in Germany: how do education, place of residence, migration background, occupation and cohort interact?
Autor/in:
Bujard, Martin
Quelle: Zeitschrift für Familienforschung, 27 (2015) 3, S 270-296
Inhalt: "Kinderlosigkeit ist ein Phänomen, das in Deutschland besonders ausgeprägt ist. Bisherige Studien zeigen gruppenspezifische Unterschiede, jedoch ist das Zusammenspiel der Faktoren noch wenig erforscht. Diese Forschungslücke versucht der vorliegende Beitrag auf Basis von Dendrogrammanalysen und logistischen Regressionsanalysen mit Daten des Mikrozensus 2012 für Frauen der Jahrgänge 1950-1969 zu schließen. Die multivariaten Befunde zeigen, dass urbaner Wohnort, hoher Bildungsabschluss, kein Migrationshintergrund, keine Ehe und Vollzeiterwerbstätigkeit die Wahrscheinlichkeit von Kinderlosigkeit erheblich erhöhen und sich wechselseitig verstärken, während die Effekte pekuniärer Faktoren wegfallen. Drei Gruppendifferenzierungen sind bemerkenswert: Die geringe Kinderlosigkeit bei niedriger Bildung beruht überwiegend auf dem Effekt von Frauen mit Migrationshintergrund. Der Urbanisierungseffekt betrifft nur Frauen ohne Migrationshintergrund. Der ansteigende Trend von Kinderlosigkeit ist bei Akademikerinnen gestoppt - auf hohem Niveau: Eine Akademikerin in einer westdeutschen Großstadt ohne Migrationshintergrund ist zu 38% kinderlos, wenn sie Vollzeit arbeitet zu 51%. In Westdeutschland schreitet die Polarisierung zwischen Mutterschaft und Karriere weiter voran: Mutterschaft hat oft die Konsequenz einer dauerhaft geringen Teilhabe am Arbeitsmarkt. Umgekehrt führen die gewachsenen Optionen bezüglich Beruf, Partnerwahl und Freizeit häufig zu Kinderlosigkeit." (Autorenreferat)
Inhalt: "Childlessness is a widespread phenomenon in Germany. Previous studies show considerable variation in different population groups; the interaction of different factors is, however, largely unexplored. This article aims to fill this research gap by both dendrogram analyses and by estimating logistic regression analyses for women in the cohorts 1950-1969 based on Microcensus data from 2012. Multivariate results reveal that an urban place of residence, high education, no migration background, no marriage, and full-time employment largely increase the probability of childlessness. These factors cumulatively interact with each other, while the effects of pecuniary variables rather decrease. Three group-specific differentiations are remarkable: The low childlessness rate of women with low education is predominantly based on the effect of migrants. The effect of urbanisation does not apply to women with a migration background. The trend of increasing childlessness among highly educated women has stopped - at a high level: The childlessness rate of highly educated women without migration background in western German cities amounts to 38%, with a full time occupation it even rises to 51%. For western Germany, this paper shows an increasing polarisation between motherhood and career: For many women, motherhood is accompanied by a permanently reduced participation in the labour market. Conversely, the growing new opportunities regarding occupation, relationships and leisure often end in permanent childlessness." (author's abstract)
Schlagwörter:Kinderlosigkeit; childlessness; Fruchtbarkeit; fertility; Urbanisierung; urbanization; Akademikerin; academic (female); Frauenerwerbstätigkeit; women's employment; Geburtenrückgang; declining birth rate; Migrationshintergrund; migration background; Bildungsniveau; level of education; Lebensweise; way of life; Lebensplanung; life planning; soziale Faktoren; social factors; demographische Faktoren; demographic factors; sozioökonomische Faktoren; socioeconomic factors; woman; alte Bundesländer; old federal states; neue Bundesländer; New Federal States; Federal Republic of Germany
SSOAR Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Familiensoziologie, Sexualsoziologie