Quelle: Bildung = Berufsbildung?! Beiträge zur 6. Berufsbildungsforschungskonferenz (BBFK). Österreichische Berufsbildungsforschungskonferenz "Bildung = Berufsbildung?!"; Bielefeld, 2019, S 367-380
Inhalt: Aktuelle Forschung weist darauf hin, dass die Unterrepräsentation von Frauen in MINT (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft, Technik) stark vom jeweiligen Fachgebiet abhängt (z. B. Cheryan et al. 2017). Die vorliegenden Ergebnisse basieren auf den Daten von PIS. 2015 und zeigen, dass Spitzenschülerinnen im Kompetenzbereich physikalische Systeme wesentlich seltener einen physikintensiven Beruf anstreben als Jungen. Und dies nicht nur im Vergleich mit Jungen der Spitzengruppe, sondern auch mit Jungen mittlerer Kompetenzstufen. Diese Geschlechterdisparität ist in Österreich im Ländervergleich besonders stark ausgeprägt. Insgesamt etwas geringere Geschlechterunterschiede in die Gegenrichtung lassen sich im Bereich Biologie feststellen: Mädchen der Spitzengruppe im Bereich lebende Systeme streben häufiger einen biologieintensiven Beruf an als Jungen dieser Spitzengruppe. Aufgrund dieser geschlechtsstereotypen Berufsaspirationen besteht die Gefahr, dass nicht die am besten geeigneten Jugendlichen für MINT-Berufe gewonnen werden können.
Inhalt: In diesem Beitrag wird das Thema Berufsbildung und Arbeitsmarkt unter gleichstellungspolitischen Gesichtspunkten diskutiert. Die bereits seit Langem diskutierte Segmentation in frauen- und männerdominierte Ausbildungs- und Berufsfelder hat wenig an Brisanz eingebüßt. Ansätze, die zu einer gleichstellungsorientierten Ausbildungs- und Arbeitswelt beitragen, drohen im dominanten Diskurs rund um Wettbewerb, Innovation und Wachstum unterzugehen, werden sie nicht in diesen integriert und aufgegriffen.