Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 3, S. 126-135
Inhalt: "Gegenstand dieses Beitrags ist die Integration der Geschlechterperspektive in die biomedizinische Forschung. Es wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit ein Geschlechterbewusstsein, das beiden Geschlechtern (männlichen und weiblichen Individuen) gerecht wird, in den Fachorganisationen der biomedizinischen Forschung, in den Fachgesellschaften, Förderorganisationen und Fachzeitschriften verbreitet ist. Dadurch hat dieser Beitrag auch eine wissenschaftspolitische Bedeutung und Zielsetzung. Wir haben die Situation einer geschlechterdifferenzierenden biomedizinischen Forschung in Deutschland mithilfe einer anonymen Umfrage bei den relevanten Fachorganisationen analysiert. Diese Untersuchung ergab, dass Fachgesellschaften, Förderorganisationen und Fachzeitschriften die Integration der Geschlechterperspektive in die biomedizinische Forschung als wichtig erachten. In der Praxis planen sie jedoch weder gegenwärtig noch in Zukunft eine Änderung der Leitlinien für die Forschenden. Dementsprechend ergab eine Analyse von Veröffentlichungen des vom BMBF geförderten 'Nationalen Bernstein Netzwerks Computational Neuroscience', die sich mit neurowissenschaftlichen Studien am Menschen beschäftigten, dass keine geschlechterdifferenzierte Datenauswertung stattfand. Die Begutachtungsrichtlinien für Forschungsanträge und Publikationen der Förderorganisationen und Zeitschriften mit Sitz in Deutschland müssen daher verändert werden. Auf lange Sicht gesehen wird nur eine frühzeitige Integration von geschlechterdifferenzierten Forschungsbefunden in die grundständige Lehre der Medizin und Naturwissenschaften zu einem Umdenken bei den Forschenden führen." (Autorenreferat)
Inhalt: "German biomedical research: Gender blind on both eyes?! This article focuses on the process of integrating the gender perspective into biomedical research. We aim to investigate the level of sex/gender awareness in specialist associations, research funding agencies and trade journals. The results of this article thus also have an impact on science policy. The status quo of sex/gender awareness in these organizations was assessed by means of an anonymous survey. We found that even though integrating sex and gender into biomedical research was claimed to be of importance, none of the organizations surveyed intends to include sex/gender aspects in its guidelines and policies - either now or in the future. Accordingly, an analysis of neuroscientific studies of human subjects stemming from research conducted by the National Bernstein Network for Computational Neuroscience, which is funded by the German Federal Ministry of Education and Research, revealed that sex/gender-differentiated data evaluation was not performed. As a consequence, guidelines for evaluating research grant applications as well as for reviewing papers for publication need to be revised in the German research landscape. In the long run only integrating sex/gender issues in basic and clinical teaching in medicine and the life sciences will lead to change in medical and biomedical research." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
"Prima, Lisa. Richtig" und "Psst, Max. Hör auf zu stören!" : Eine quantitative Studie zu Unterschieden im Feedbackverhalten von Lehrkräften gegenüber Mädchen und Jungen im Mathematikunterricht des zweiten Schuljahres
Titelübersetzung:"Well done, Lisa. Correct" and "Shush, Max. Stop disrupting!" : A quantitative study of differences in teachers' feedback behavior regarding boys and girls in second grade elementary mathematics instruction
Autor/in:
Denn, Ann-Katrin; Lotz, Miriam; Theurer, Caroline; Lipowski, Frank
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 1, S. 29-47
Inhalt: "Feedback im Unterricht gilt als einer der wichtigsten Faktoren für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Ältere Studien haben gezeigt, dass das Feedbackverhalten der Lehrkräfte gegenüber Jungen und Mädchen unterschiedlich ausfällt und Jungen im Unterricht mehr Einbindung durch die Lehrkraft erfahren als Mädchen. Im Beitrag wird anhand einer Stichprobe von N=28 Klassen mit N=465 Schülerinnen und Schülern untersucht, ob Jungen im Mathematikunterricht des zweiten Schuljahres mehr Feedback erhalten als Mädchen, ob Jungen häufiger getadelt werden und ob es geschlechtsspezifische Unterschiede im inhaltlichen Bezug des Feedbacks gibt, das sich auf die vier Ebenen nach Hattie und Timperley (2007) bezieht. Die Daten stammen aus einem Anschlussprojekt der PERLE-Studie, in dem anhand eines niedrig inferenten Kodiermanuals das Feedbackverhalten der Lehrkräfte erhoben wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Jungen generell häufiger Reaktionen auf ihr Verhalten erhalten als Mädchen, was hauptsächlich mit vermehrtem disziplinarischem Feedback an Jungen zusammenhängt. Lehrkräfte verwenden auch mehr negativ getöntes Feedback für Jungen als für Mädchen. Im Gegensatz zu älteren Studien können keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im inhaltlichen Bezug des Feedbacks belegt werden." (Autorenreferat)
Inhalt: "'Well done, Lisa. Correct' and 'Shush, Max. Stop disrupting!' A quantitative study of differences in teachers' feedback behavior regarding boys and girls in second grade elementary mathematics instruction Teacher feedback is seen as one of the most important determinants for student learning. However, older research studies demonstrated that girls and boys seem to experience different treatment when it comes to feedback practices in the classroom discourse and that boys seem to be given more opportunities to participate than girls. The article evaluates patterns of teacher-student interaction in elementary school mathematics instruction and deals with the question of whether boys receive more teacher feedback than girls, whether boys are criticized more often and whether there are gender-specific differences in the content-related feedback that male and female students receive (Hattie/Timperley 2007). The data originates from a follow-up project to the PERLE study which includes N=465 students in N=28 classes which were videotaped in a second grade mathematics lesson. A low inference manual was developed in order to analyze teacher feedback. Results show that boys generally receive more teacher reactions than girls, often as a consequence of increased disciplinary feedback. Teachers also react more often to boys' misbehavior in the classroom and more often react negatively to boys than to girls. Contrary to older studies, there was no gender-specific difference in the quality of the feedback." (author's abstract)
Gesehen werden : Lebenswege und Karrieren von Wissenschaftlerinnen der Aufbaugeneration - ein Beitrag zur feministischen Fachgeschichtsschreibung
Autor/in:
Thiele, Martina
Quelle: Feministische Studien : Zeitschrift für interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung, Jg. 33 (2015) Nr. 1, S. 75-89
Inhalt: "Taking a look back in history, or at least, at what is presented to us as history, it becomes apparent that it is a meta-narrative shaped by men, a 'his-story', based on an androcentric worldview. The histories of disciplines such as communication science, too, are for the most part concerned with and told by men. Only infrequently, at the sidelines, do women appear. Besides the question of gender as a consequential social marker there is also the question of generation as a cohesive element. This article deals with the life and work of five of communication science's female academics from Germany and Austria (Herta Herzog, Elisabeth Noelle, Marianne Lunzer, Hertha Sturm, Elisabeth Löckenhoff), who belong to the age cohort of those born between 1910 and 1930. Although these female academics do share some common characteristics with respect to their countries of birth, their professions, their sex and the generation to which they belong, they are different in many ways when it comes to their lives and their career paths - compared to one another and to their (male) colleagues. It is these differences and similarities that I will focus on, before discussing the extent to which it can be useful to examine the historical development of an academic field from a gender perspective." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Berufsbiographie und Karriere, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Biologische und psychosoziale Einflussfaktoren auf geschlechterbezogene Unterschiede beim Schmerz
Titelübersetzung:Biological and psychosocial influences on sex-/gender-associated differences in pain
Autor/in:
Icenhour, Adriane; Elsenbruch, Sigrid; Benson, Sven
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 2, S. 11-28
Inhalt: "Epidemiologische Studien dokumentieren, dass Frauen deutlich häufiger von chronischen Schmerzen betroffen sind als Männer. Die Ursachen und Mechanismen, die diesen Geschlechtsunterschieden zugrunde liegen, werden jedoch erst seit einigen Jahren systematisch untersucht. Aktuell geht man von einem multifaktoriellen Schmerzmodell aus, dem zufolge biologische, psychologische und soziale Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen zusammenwirken und auf die Geschlechtsunterschiede potenziell zurückführbar sind. In diesem Beitrag wird auf der Basis des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells die aktuelle, sehr komplexe Befundlage zu Geschlechtsdifferenzen bei Schmerzen dargestellt. Am Beispiel des Reizdarmsyndroms wird das Zusammenwirken biologischer und psychosozialer Einflüsse verdeutlicht und es werden offene Fragen thematisiert, aus denen zentrale Erkenntnisse für ein tieferes Verständnis des komplexen Themenbereichs geschlechtsbezogener Unterschiede bei Schmerzen gewonnen werden können." (Autorenreferat)
Inhalt: "Epidemiological studies document distinctly higher prevalence rates for chronic pain in women compared to men. However, the causes of these differences have only recently started to be systematically investigated and the findings are proving to be very complex. A multifactorial pain model is currently postulated, whereby biological, psychological and social factors interact in the development and persistence of pain. Based on a bio-psychosocial model, results of sex/gender differences in pain and their potential causes and mechanisms are reviewed. Taking irritable bowel syndrome as an example in the field of chronic pain, further insight into the interaction between biological and psychosocial factors is provided and open questions are raised to gain a deeper understanding of the complex field of sex-/gender-associated differences in pain." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Politikwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterprofessorinnen im deutschsprachigen Raum : Zwischen Besonderheit und Besonderung oder auf dem Weg zur Normalität
Autor/in:
Sauer, Birgit
Quelle: Femina Politica - Zeitschrift für feministische Politik-Wissenschaft, 24 (2015) 1, S 126–134
Schlagwörter:Deutschland; Frauen- und Geschlechterforschung; Österreich; Politikwissenschaft; Professorin; Schweiz
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Männer, Frauen und Stefan Hirschauer. Undoing gender zwischen Praxeologie und rhetorischer Modernisierung
Autor/in:
Westheuser, Linus
Quelle: Gender, (2015) 3, S 109–125
Inhalt: Stefan Hirschauers Konzept des undoing gender erhebt den Anspruch, durch den systematischen Einbezug der Inaktivierung von Geschlecht die Annahmen der ethnomethodologischen Geschlechtersoziologie zu komplementieren und zu radikalisieren. Der Artikel rekonstruiert diesen Ansatz im Licht der soziologischen Praxeologie und konfrontiert ihn mit empirischen Befunden. Hirschauers Überlegungen liefern interessante Impulse für eine praxeologische Geschlechtersoziologie und eignen sich zur Analyse widersprüchlicher Dynamiken interaktiver Vergeschlechtlichungspraktiken. Seine Annahmen zu institutioneller Einbettung, Wandel und Politik der Geschlechter hingegen erweisen sich als theoretisch und empirisch weniger tragfähig. (Verlagsangaben)
Fieldwork and Fashion : Gendered and Classed Performances in Research Sites
Titelübersetzung:Feldforschung und Mode : Geschlechts- und klassenbezogene Vorstellungen in der Forschung
Autor/in:
Lisiak, Agata
Quelle: Forum Qualitative Sozialforschung / Forum: Qualitative Social Research, Vol. 16 (2015) No. 2, 19 S.
Inhalt: "Das Verhalten der Forschenden im Feld wird von Gender, Klasse und Ethnizität beeinflusst. Wir werden von den Befragten beobachtet und bewertet, basierend auf unserem Aussehen, auf dem, was wir sagen und wie wir es sagen. Unser Auftreten im Feld kann die Möglichkeit erhöhen oder verringern, eine Verbindung zu unserem Gegenüber aufzubauen, es kann eine Person ermutigen, mit uns zu sprechen oder vollkommen entmutigen, an unserer Forschung teilzunehmen. Während wir keine absolute Kontrolle über alle Faktoren haben, die bestimmen, wie wir uns im Feld präsentieren, so haben wir doch etwas Macht darüber, wie wir uns kleiden. Obschon der Akt des Bekleidens für die Feldforschung unscheinbar und banal erscheinen mag, werde ich in diesem Beitrag darlegen, dass die Konsequenzen, die daraus folgen, äußerst relevant für unser Nachdenken über die Konzeption und Ausführung unserer eigenen Feldforschung sind. Insbesondere die Annahmen, die wir über unsere eigene Klasse, Genderidentität und Ethnizität bzw. die der befragten Person treffen, bevor wir das Feld betreten, sollten sorgfältig abgewogen werden, da sie unsere Denkprozesse aufzeigen und als solche Teil einer wissenschaftlichen Analyse sind." (Autorenreferat)
CEWS Kategorie:Migration und Migrantinnen, Frauen- und Geschlechterforschung
Geschlecht in der Public-Health-Forschung zu gesundheitlichen Ungleichheiten : Potenziale und Begrenzungen des Intersektionalitätsansatzes
Titelübersetzung:Summary Gender in public health research on health inequalities : Potentials and limitations of an intersectionality approach
Autor/in:
Bolte, Gabriele; Lahn, Ulrike
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 2, S. 51-67
Inhalt: "Soziale und geschlechtsbezogene Ungleichheiten bei Gesundheit stellen eine Herausforderung für die Public-Health-Forschung hinsichtlich der Identifikation ihrer Ursachen und der Entwicklung wirksamer Interventionsmaßnahmen dar. Aktuelle konzeptionelle Arbeiten zu Geschlecht in der epidemiologischen Gesundheitsforschung betonen die Komplexität, Verwobenheit und wechselseitige Beeinflussung der Dimensionen Sex und Gender. Intersektionalität als Forschungsperspektive berücksichtigt Machtverhältnisse sowie die kulturellen, historischen und politischen Kontexte von Geschlechter- und sozialen Ungleichheiten. Der Beitrag hat zum Ziel, konzeptionelle und methodische Anknüpfungsmöglichkeiten einer Intersektionalitätsperspektive an die epidemiologische, quantitative Forschung zur Erfassung und Erklärung von geschlechtsbezogenen gesundheitlichen Ungleichheiten aufzuzeigen. Es werden einerseits Potenziale zur Verbesserung der Aussagekraft von Forschung zu gesundheitlichen Ungleichheiten dargestellt. Andererseits werden Begrenzungen und aktuelle Herausforderungen für die Verwendung und Interpretation von Begriffen und Konzepten, die Kategorisierung sozialer Merkmale und die Umsetzung in multivariablen statistischen Analysen diskutiert." (Autorenreferat)
Inhalt: "Social and gender inequalities in health are a challenge for public health research when it comes to identifying the causes and development of effective interventions. Current conceptual work on gender in epidemiological health research emphasizes the complexity, interrelatedness and mutual influence of the dimensions 'sex' and 'gender'. Intersectionality as a research perspective considers power relations as well as cultural, historical and political contexts of gender and social inequalities. The aim of this article is to illustrate conceptual and methodical starting points for an intersectionality approach within epidemiological, quantitative research on measuring and explaining gender inequalities in health. On the one hand, potentials for improving the validity of research on health inequalities are presented. On the other hand, limitations and current challenges concerning the use and interpretation of terminology and concepts, the categorization of social characteristics and the implementation into multivariate statistical analyses are discussed." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Geschlecht zur Sprache bringen : Performative Hervorbringungen von Geschlecht im Kontext schulischer Geschlechtertrennung
Titelübersetzung:Talking gender : Performative speech and subjectivation in the context of gender segregation at school
Autor/in:
Schmidt, Melanie; Diegmann, Daniel
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 2, S. 97-112
Inhalt: "Der Beitrag widmet sich den Hervorbringungen möglicher Bedeutungen der Signifikanten 'Geschlecht' und 'Pädagogik' im Sprechen über Monoedukation. Diese Bedeutungen werden entlang (a) wissenschaftlicher Thematisierungen und (b) Ausschnitten aus Interviews mit SchülerInnen herausgearbeitet. Die Analysen fußen auf diskurstheoretischen bzw. poststrukturalistischen Grundannahmen, die Sozialität und Subjektivität als unbestimmt und unbestimmbar verstehen. Ziel der Untersuchung ist es, aufzuzeigen, wie der Bezug auf Monoedukation' bestimmte Sprechweisen über Geschlecht und Pädagogik beeinflusst." (Autorenreferat)
Inhalt: "The article addresses the contingent significances of 'gender' and 'education' within discourses on single-sex schooling. Results of (a) an analysis of scientific texts on mono-educational settings and (b) an analysis of focus group interviews with students who have experienced single-sex schooling will be presented. The data analysis is grounded on basic assumptions of discourse theory and poststructuralist theory respectively. The research aims to describe the formal and material dimensions of speaking about gender and education which are governed by references to single-sex schooling." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Bildung und Erziehung