Relationalität zwischen den Geschlechtern, Konnexionen im Geschlechterverhältnis
Titelübersetzung:Relationality between the genders, connections in the relationship between the genders
Autor/in:
Becker-Schmidt, Regina
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 16 (1998) H. 3, S. 5-21
Inhalt: "Geschlechtliche Relationen und Konnexionen werden konkret, wenn wir die gesellschaftlichen Arrangements untersuchen, in denen sich ihre formativen Kräfte materialisieren." In Zusammenhang mit der Untersuchung zur Geschlechterbeziehung, stellt die Autorin fest, daß in westlichen Gesellschaften der Vergangenheit und der Gegenwart geschlechtliche Beziehungen häufig durch die soziale Nachrangigkeit des weiblichen und eine gesellschaftliche Vorrangstellung des männlichen Geschlechts gekennzeichnet sind und wirft damit die Frage auf, wie sich diese Konnexion mehr oder minder in allen Bereichen der Gesellschaft durchsetzen konnte. Die Analyse der beiden Bereiche, familiale geschlechtliche Arbeitsteilung und Paarbeziehung sowie die geschlechtliche Segregation in der Erwerbssphäre, läßt den Schluß zu, daß die geschlechtlichen Konnexionen auf dem gleichen Prinzip beruhen, nämlich weiblicher Subordination. Soziologisch kann nicht voraussetzungslos von Frauen und Männern als homogene soziale Einheiten ausgegangen werden. Ein Geschlechterverhältnis ist das Ensemble von sozialen Konstruktionen, innerhalb derer die beiden Genus-Gruppen in vergleichenden Prozessen bewertet und positioniert werden. Wenn nicht Geschlecht Referenzpunkt des Vergleichs ist, sondern Schicht, Ethnie oder Hautfarbe muß die feministische Forschung auch die sozialen, kulturellen und politischen Differenzen zwischen Frauen zur Kenntnis nehmen. (prk)
Die strukturelle Verfestigung des Geschlechterverhältnisses durch den Wohlfahrtsstaat
Titelübersetzung:Welfare state: re-enforcement of gender-differences
Autor/in:
Leitner, Sigrid
Quelle: Österreichische Zeitschrift für Politikwissenschaft, Jg. 26 (1997) H. 2, S. 141-147
Inhalt: "Traditionelle Arbeiten über den Wohlfahrtsstaat erweisen sich zumeist als blind gegenüber Geschlechterdifferenzen: 'A major shortcoming of mainstream analysis has been its neglect of gender. Although the mainstream project has generally been cast in gender-neutral terms, several of its analytical concepts and units analysis have men as their point of departure.' (Sainsbury 1994, 1). Die Intention des vorliegenden Artikels besteht darin, eine Metatheorie aus der feministischen Forschung, das Gendering Konzept, für die Analyse von Wohlfahrtsstaaten fruchtbar zu machen. Es soll gezeigt werden, daß der Wohlfahrtsstaat aufgrund der strukturellen Trennung zwischen öffentlicher und privater Sphäre maßgeblichen Anteil am gesellschaftlichen Vergeschlechtlichungsprozeß hat und daß die Rekonstruktion dieses inhärenten Mechanismus der sozialpolitischen Dichotomisierung von Öffentlichkeit versus Privatheit einen wesentlichen Beitrag zur Erklärung von geschlechtsspezifischen sozialen Ungleichheiten leisten kann." (Autorenreferat)
Inhalt: "Throughout the research dealing with welfare states, the analytical category of gender seems to be widely neglected. Starting from the gendering concept that defines gender as socially constructed the article tries to reconstruct the interdependence between welfare regulations and social relationships between men and women. The argument concentrates especially on the constructed dichotomy between the public (male) and the private (female) sphere which is identified to be an underlying principle and the main cause for the gendered outcome of welfare policies. Drawing from the welfare state typology by Espring-Andersen (1990), the category gender is systematically included in the analytical concept of welfare regimes. This results in a gendered perspective on welfare states and in the call for a broader approach in welfare state research." (author's abstract)
Das feministische Ich und das bewegte Wir : zur subjektiven Dimension in der Debatte um die Kategorie Geschlecht
Titelübersetzung:The feminist ego and the emotional we : the subjective dimension in the debate concerning the category of gender
Autor/in:
Hänsch, Ulrike
Quelle: Beiträge zur feministischen Theorie und Praxis, Jg. 20 (1997) H. 46, S. 79-91
Inhalt: In den letzten Jahren sind innerhalb der feministischen Debatte zunehmend poststrukturalistische Ansätze wie die Dekonstruktion der Kategorie Geschlecht von Judith Butler diskutiert worden, die wie kaum ein anderes Thema die Frauenbewegung und Frauenforschung belebt und polarisiert haben. Ziel des Beitrags ist es, den Prozess der Rezeption dieser Ansätze und die Debatten, die darüber ausgelöst wurden, zu verfolgen. Dabei werden besonders zwei Thesen von Judith Butler ("Das feministische Wir ist stets nur eine phantasmatische Konstruktion" und "Die Geschlechtsidentität ist eine Imitation, zu der es kein Original gibt") beleuchtet. Diese unterschiedlichen Deutungen korrespondieren mit unterschiedlichen Erfahrungen in der Frauenbewegung, die idealtypisch als Befreiungs- oder Ausschlusserfahrungen bezeichnet werden. Anhand der zwei Thesen wird, insbesondere mit Blick auf die subjektive Dimension in der Debatte, herausgearbeitet, wie beide Positionen ineinander verwickelt sind. (ICH)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Ein Problemaufriß zur Kategorie "Geschlecht" in der feministischen Kriminologie
Titelübersetzung:Outline of the problems relating to the category of "gender" in feminist criminology
Autor/in:
Gransee, Carmen
Quelle: Kriminologisches Journal, Jg. 29 (1997) H. 1, S. 2-18
Inhalt: "Der Beitrag skizziert unterschiedliche theoretische Bezugsrahmen der Kategorie 'Geschlecht', die es ermöglichen, die verschiedenen Dimensionen von Geschlechterverhältnissen (gesellschaftliche, symbolisch-kulturelle und subjektive) begrifflich fassen und analytisch verklammern zu können und verdeutlicht deren Relevanz für die kritische Kriminologie anhand von Beispielen." (Autorenreferat)
Inhalt: "The article outlines different theoretical frames of reference of the category 'gender'. These frames of reference make it possible to conceptually conceive and analytically consolidate the different dimensions of gender relations (social, symbolic-cultural and subjective). Additionally, with the aid of examples, the article elucidates the relevance of these frames for critical criminology." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Wie werden Geschlechtsidentitäten konstruiert? : Überlegungen zum Verschwinden der Psychoanalyse aus der Geschlechterforschung
Titelübersetzung:How are gender identities constructed? : reflections on the disappearance of psychoanalysis from gender research
Autor/in:
Liebsch, Katharina
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 15 (1997) H. 1/2, S. 6-16
Inhalt: Der vorliegende Beitrag vertritt die These, daß die Psychoanalyse für Fragen der Geschlechtlichkeit nach wie vor von grundsätzlicher Bedeutung ist und daß psychoanalytiche Argumentationen den Diskurs einer konstruktivistischen Geschlechterforschung mitgestalten und beeinflussen sollten. Grundsätzlich haben aus der Sicht der Autorin konstruktivistische und diskurstheoretische Ansätze den Vorteil, daß sie kulturelle Selbstverständlichkeiten radikal in Frage stellen und die Aufforderung beinhalten, andere Vorstellungen von Geschlecht zu entwickeln, die nicht unter dem Primat von Heterosexualität und Zweigeschlechtlichkeit stehen. In Kontext dieser Ansätze wird der Frage nachgegangen, "wie mit psychoanalytischen Theorien ein Spielen mit Geschlechtspositionen sinnvoll konzipiert werden kann." Dazu werden Anknüpfungspunkte und Möglichkeiten der Bezugnahme von ethnomethodologischen, diskurstheoretischen und dekonstruktivistischen Ansätzen mit dem psychoanalytischen Denken herausgearbeitet. (pre)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Philosophische Überlegungen zur Konstruktion des Geschlechts
Titelübersetzung:Philosophical reflections on the construction of gender
Autor/in:
Trettin, Käthe
Quelle: Zeitschrift für Sexualforschung, Jg. 9 (1996) H. 3, S. 189-204
Inhalt: "Die Autorin würdigt die feministische These, derzufolge das Geschlecht sozial und kulturell hergestellt wird, als kritisch motiviert und Ideologie demaskierend. Sie bestreitet jedoch, daß der Geschlechtskonstruktivismus und damit einhergehende globale kulturalistische Konzeptionen bereits eine befriedigende Lösung für eine Geschlechtertheorie darstellen. Eine Analyse des Begriffs 'soziale Konstruktion' sowie eine Überprüfung des geschlechtskonstruktivistischen Arguments zeigten die logischen und ontologischen Probleme, die einem radiaklen Konstruktivismus inhärent sind. Dennoch sei eine feministische Betrachtung und Erklärung des Geschlechts ohne konstruktivistische Perspektiven nicht möglich. Als Ausweg diskutiert die Autorin sieben Thesen, die dazu anregen sollen, erneut über Konzeptionen der Natur, der Erfahrung, der Praxis und der Wirklichkeit nachzudenken." (Autorenreferat)
Inhalt: "The author acknowledges that the feminist assertion that gender is a social and cultural invention is motivated by the wish to show up ideological shortcomings in our ideas on gender, but she doubts whether gender constructionism and the wide-ranging assumptions on cultural relativism accompanying it can be a satisfying answer to the question how gender differences come about. An analysis of the term 'social construction' and a close inquiry into the arguments used reveal the logical and ontological problems inherent in radical constructionism. Nevertheless without a constructivist perspective the feminist stance on gender is not tenable. As a way out of this dilemma the author suggests approaches intended to stimulate new thinking on what we mean by nature, experience, practice, and reality." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Utopie, Alibi oder Realität : Funktionen und Perspektiven für Frauen in der Bildungsverwaltung der 90er Jahre ; DGBV-Frauentagung am 12./13. Januar 1996 in Mülheim/ R.
Titelübersetzung:Utopia, alibi or reality : functions and prospects for women in the education administration in the 1990s; DGBV Women's Conference in Mülheim/ R. on January 12 and 13, 1996
Quelle: Zeitschrift für Bildungsverwaltung, Jg. 11 (1996) H. 2, S. 5-91
Inhalt: Dieses Heft dokumentiert den einleitenden Vortrag von Hannelore Faulstich-Wieland zum Thema "Kurz vor dem 3. Jahrtausend: Stellenwert feministischer Bildungsforschung - Analyse und Perspektiven" sowie die Arbeitsgruppenberichte der Tagung "Utopie, Alibi oder Realtität - Funktionen und Perspektiven für Frauen in der Bildungsverwaltung der 90er Jahre", die 1996 von der Gesellschaft zur Förderung Pädagogischer Forschung (GFPF) durchgeführt wurde. Schwerpunkte der Tagung waren die Unterrepräsentanz von Frauen in Leitungspositionen der Schulverwaltung und ihre Ursachen sowie die Koedukationsdebatte. (IAB)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Zweierlei Soziologien? : zum Verhältnis von feministischer und traditioneller Wissenschaft anläßlich einer Tagung über Norbert Elias
Titelübersetzung:Two kinds of sociology? : the relationship between feminist and traditional science during a conference on Norbert Elias
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Soziologie : Mitteilungsblatt der Deutschen Gesellschaft für Soziologie, (1995) H. 3, S. 23-31
Inhalt: Im vorliegenden Beitrag befaßt sich die Autorin mit dem Verhältnis von feministischer und traditioneller Soziologie. Sie vertritt die Ansicht, daß ein Dialog zwischen feministischen Ansätzen und der "male-mainstream-Soziologie" bisher nicht stattgefunden hat. "Die zweierlei Soziologien" sind gegenwärtig u.a. durch die Beschäftigung mit dem Geschlecht als Strukturkategorie auf der einen Seite und durch das Festhalten an Postulaten der Geschlechtsneutralität auf der anderen Seite gekennzeichnet. Die Autorin diskutiert im folgenden auf der Folie des Werks "Über den Prozeß der Zivilisation" von Norbert Elias die Bedeutung des Körpers und der Sexualität im Spannungsverhältnis von feministischer und traditioneller Soziologie. Fazit: "Den Körper zu denken heißt, die Geschlechterdifferenz zu denken. Ein neues Denken der Geschlechterdifferenz könnte den Raum öffnen, die jeweilige geschlechtliche Differenz auch in der Wissenschaft zum Ausdruck zu bringen... Derartig 'verkörperte' Perspektiven der Geschlechterdifferenz zu entwickeln, geht alle Soziologinnen und Soziologen an, jenseits einer Trennlinie zwischen feministischer und traditioneller Soziologie." (psz)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Zur Kategorie 'Geschlecht' in der Bildung : ein Beitrag zur schulischen Koedukationsdiskussion aus der Erwachsenenbildung
Titelübersetzung:The category of 'gender' in education : a contribution to the school co-education discussion from adult education
Autor/in:
Heuer, Ulrike
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung, Jg. 12 (1994) H. 3/4, S. 75-97
Inhalt: Die Verfasserin vergleicht die stärker theoretisch geführte feministische Koedukationsdiskussion mit den auf umfangreicher Praxis basierenden Erkenntnissen der Erwachsenenbildung. Dabei werden u.a. konkrete Veränderungsmaßnahmen für den koedukativen Schulunterricht vorgestellt, Beispiele aus der feministischen Forschung über die Bedingungen von Lernmöglichkeiten ausgewählt sowie Veränderungskonzepte zum Geschlechterverhältnis wiedergegeben. "Daraus wird ersichtlich, daß in der Koedukationsdiskussion zu hoffnungsfrohe Erwartungen in pädagogisch-didaktische Konzepte in bezug auf die Korrigierbarkeit der sozialen Organisation des Geschlechterverhältnisses gesetzt werden." (pbb)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Zur Bedeutung der Kategorie Geschlecht für sozialwissenschaftlich-psychologische Forschung
Titelübersetzung:The importance of the category of gender for social science research on psychology
Autor/in:
Bilden, Helga
Quelle: Journal für Psychologie : Theorie, Forschung, Praxis ; Zeitschrift der Neuen Gesellschaft für Psychologie, Jg. 2 (1994) H. 3, S. 50-54
Inhalt: Der Artikel thematisiert Geschlechterverhältnisse, die weitgehend sozial hergestellt werden, wobei die biologischen Seiten nicht verleugnet werden sollen. Aber Geschlecht ist "ein Bezugspunkt des Handelns", der bei der Einschätzung anderer Menschen immer eine Rolle spielt. "Geschlecht" sollte daher im Kontext sozialer Situationen untersucht werden. Geschlechtszugehörigkeit ist ein zentrales Moment der Orientierung in der Interaktion, sie muss symbolisch dargestellt werden. Der Beitrag fordert, zu untersuchen, wie Geschlecht in historischen sozialen Kontexten hergestellt wird. Menschen sind immer in über-individuelle gesellschaftliche Strukturen und Kontexte eingebunden. Eine psychologische Forschung zu Geschlechterverhältnissen sollte daher Disziplin- übergreifend arbeiten. Als sinnvoll wird ein Vorgehen begriffen, das individuelle Lebensgestaltungs- und Selbst- Konstruktionsprozesse mit Prozessen der Reproduktion und Veränderung gesellschaftlicher Geschlechterverhältnisse verbindet. Der Artikel wendet sich dann feministisch- psychoanalytischen Fragestellungen zu. Männliche und weibliche Entwicklung sollten konzeptualisiert werden und die Konstitution von "Begehren", "Macht" und "Unterordnung" besser verstanden werden. Dann geht der Beitrag auf die Theorie der "Symbolischen Interaktion" und auf "poststrukturalistisches" und "postmodernes" Denken ein. Es wird die Auffassung vertreten, dass ein Konzept "prinzipiell nicht abgeschlossener" Konstruktion von Geschlecht für die Psychologie sinnvoll ist. Denn sowohl Männer wie auch Frauen handeln manchmal "männlich", manchmal aber "weiblich". (ICB)