Die Freiheit arbeiten zu dürfen : Akademische Laufbahn und legitime Lebenspraxis
Autor/in:
Beaufaÿs, Sandra
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 37 (2015) 3, S 40–58
Inhalt: Der Beitrag blickt aus kultursoziologischer Perspektive auf wissenschaftliche Karrieren. Er stellt die These auf, dass die Lebenspraxis, die von Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftlern verkörpert wird, gleichzeitig eine vergeschlechtlichte Distinktionspraxis ist. Über die Verkörperung einer legitimen Lebensführung wird eine spezifisch akademische Männlichkeit hervorgebracht und symbolisch aufgeladen. Diese Distinktionspraxis wirkt als Zugangshürde für „neue Akteure“ und als symbolisches Kapital für die bereits Etablierten. Die Folge ist für manche, insbesondere für Frauen, ein definitiver Karriereausschluss, zumindest aber ein höherer Eintrittspreis für diejenigen, die nicht unmittelbar an die legitime wissenschaftliche Praxis anschließen. Die empirische Grundlage der Argumentation bilden qualitative Interviews mit Mitgliedern der Leitungsebene von Exzellenzeinrichtungen sowie mit Nachwuchswissenschaftlerinnen und -wissenschaftlern auf ersten Führungspositionen im Rahmen der Exzellenzinitiative.
Wandel der Wissenschaft und Geschlechterarrangements : Organisations und Steuerungspolitiken in Deutschland, Österreich, Großbritannien und Schweden
Autor/in:
Aulenbacher, Brigitte; Binner, Kristina; Riegraf, Birgit; Weber, Lena
Quelle: Beiträge zur Hochschulforschung, 37 (2015) 3, S 22–38
Inhalt: Die universitäre Wissenschaft befindet sich in einem tief greifenden und weit reichenden Umbauprozess. Eine dominierende Entwicklungstendenz ist die Ökonomisierung, die sowohl das Verhältnis zwischen Organisation und Profession, als auch zwischen Staat und Markt neujustiert. Daneben lassen sich weitere Entwicklungen feststellen, etwa die Standardisierung der Studiengänge im Rahmen des Bologna-Prozesses, die Implementation von Gender Mainstreaming und Diversity Policies, sowie Auditierungen und Zertifizierungen, welche Universitäten eine neue Familienfreundlichkeit und Geschlechtergerechtigkeit bescheinigen. Diese Prozesse berühren die Geschlechterarrangements in der Wissenschaft. Der Beitrag fragt, wie die verschiedenen Entwicklungen einander beeinflussen und wirken. Er zeigt, dass die Gewichtung der verschiedenen Tendenzen, ihr Zusammenspiel und die Folgen für die Geschlechterarrangements länder- und organisationsspezifisch variieren.
Weibliche Präsenz in Hochschulleitungen : eine empirische Analyse
Autor/in:
Röbken, Heinke; Mertens, Anne
Quelle: Hochschulmanagement. Zeitschrift für die Leitung, Entwicklung und Selbstverwaltung von Hochschulen und Wissenschaftseinrichtungen, 10 (2015) 1-2, S 17–23
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 3, S. 126-135
Inhalt: "Gegenstand dieses Beitrags ist die Integration der Geschlechterperspektive in die biomedizinische Forschung. Es wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit ein Geschlechterbewusstsein, das beiden Geschlechtern (männlichen und weiblichen Individuen) gerecht wird, in den Fachorganisationen der biomedizinischen Forschung, in den Fachgesellschaften, Förderorganisationen und Fachzeitschriften verbreitet ist. Dadurch hat dieser Beitrag auch eine wissenschaftspolitische Bedeutung und Zielsetzung. Wir haben die Situation einer geschlechterdifferenzierenden biomedizinischen Forschung in Deutschland mithilfe einer anonymen Umfrage bei den relevanten Fachorganisationen analysiert. Diese Untersuchung ergab, dass Fachgesellschaften, Förderorganisationen und Fachzeitschriften die Integration der Geschlechterperspektive in die biomedizinische Forschung als wichtig erachten. In der Praxis planen sie jedoch weder gegenwärtig noch in Zukunft eine Änderung der Leitlinien für die Forschenden. Dementsprechend ergab eine Analyse von Veröffentlichungen des vom BMBF geförderten 'Nationalen Bernstein Netzwerks Computational Neuroscience', die sich mit neurowissenschaftlichen Studien am Menschen beschäftigten, dass keine geschlechterdifferenzierte Datenauswertung stattfand. Die Begutachtungsrichtlinien für Forschungsanträge und Publikationen der Förderorganisationen und Zeitschriften mit Sitz in Deutschland müssen daher verändert werden. Auf lange Sicht gesehen wird nur eine frühzeitige Integration von geschlechterdifferenzierten Forschungsbefunden in die grundständige Lehre der Medizin und Naturwissenschaften zu einem Umdenken bei den Forschenden führen." (Autorenreferat)
Inhalt: "German biomedical research: Gender blind on both eyes?! This article focuses on the process of integrating the gender perspective into biomedical research. We aim to investigate the level of sex/gender awareness in specialist associations, research funding agencies and trade journals. The results of this article thus also have an impact on science policy. The status quo of sex/gender awareness in these organizations was assessed by means of an anonymous survey. We found that even though integrating sex and gender into biomedical research was claimed to be of importance, none of the organizations surveyed intends to include sex/gender aspects in its guidelines and policies - either now or in the future. Accordingly, an analysis of neuroscientific studies of human subjects stemming from research conducted by the National Bernstein Network for Computational Neuroscience, which is funded by the German Federal Ministry of Education and Research, revealed that sex/gender-differentiated data evaluation was not performed. As a consequence, guidelines for evaluating research grant applications as well as for reviewing papers for publication need to be revised in the German research landscape. In the long run only integrating sex/gender issues in basic and clinical teaching in medicine and the life sciences will lead to change in medical and biomedical research." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Praktiken der Differenzbearbeitung im Fachunterricht einer integrativen Schule der Sekundarstufe : zur Überlagerung von Schulleistung, Peerkultur und Geschlecht
Titelübersetzung:The practical construction of differences in mathematics and German classes in an integrative school : an the overlapping of achievement, peer culture and gender milieus
Autor/in:
Sturm, Tanja; Wagner-Willi, Monika
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 1, S. 64-78
Inhalt: "Der Beitrag geht der Frage nach, wie im Deutsch- und Mathematikunterricht einer integrativen achten Klasse einer nicht-gymnasialen Schulform Leistung konstruiert und von peerkulturellen, geschlechtsbezogenen Formen überlagert wird. Die dokumentarische Interpretation von Videosequenzen beider Unterrichtsfächer zeigt Prozesse der Inklusion und der Exklusion von SchülerInnen im Unterrichtsgeschehen. Diese stehen im Kontext der expliziten unterrichtlichen Rahmung seitens der Lehrpersonen und daraus resultierender Möglichkeiten der kooperierenden bzw. konkurrierenden Teilhabe, die ihrerseits von den SchülerInnen aufgegriffen und umgearbeitet werden." (Autorenreferat)
Inhalt: "The practical construction of differences in mathematics and German classes in an integrative school - on the overlapping of achievement, peer culture and gender milieus. The article examines how performance is both constructed and overlaid by peer-cultural, gender-related forms in mathematics and German lessons in an inclusive, lower-level class of a secondary school (non-grammar school). At the same time the documentary interpretation of video sequences of both subjects shows processes of pupil's inclusion and exclusion during classroom activities. These processes are connected to an explicit curricular framing on the part of the teachers and the resulting possibilities of cooperating and competing participation, which in turn are taken up and reworked by the pupils." (author's abstract)