Disparate Konstruktionen von Männlichkeit und Technik : Formen der Vergeschlechtlichung ingenieurwissenschaftlichen Wissens um 1900
Titelübersetzung:Disparate constructions of masculinity and technology : forms of genderization of engineering science knowledge around 1900
Autor/in:
Paulitz, Tanja
Quelle: Recodierungen des Wissens: Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Naturwissenschaften und Technik. Petra Lucht (Hrsg.), Tanja Paulitz (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 2008, S. 123-140
Details
Inhalt: Der Beitrag zur medienwissenschaftlichen Geschlechterforschung fokussiert auf die Analyse der Wirkmächtigkeit populärer Medien hinsichtlich der Unterwerfung und Ermächtigung (empowerment) des Selbst. Die Autorin schließt theoretisch an die Begriffsfassung von Medien als "Technologien des Geschlechts" an und erweitert diese systematisch. Sie geht zunächst davon aus, dass populäre Medien das Denken und Handeln von Menschen nicht nahtlos bestimmen. Daher wird die medienwissenschaftliche Frage nach der Wirkung beispielsweise von Kino und Fernsehen zur Frage nach den Wirklichkeitsvorstellungen, die Medien erzeugen und in denen sich Rezipientlnnen zurechtfinden und platzieren müssen, verschoben. An historischen und aktuellen Fallbeispielen wird gezeigt, wie Weiblichkeit als Angebot für spezifische Subjektpositionen erscheint, die von Medien als "Technologien des Subjekts" hervorgebracht werden. Sie wirken nicht nur repressiv, sondern sind auch mit produktiven Formen des Erfolgs-, Macht- und Lustversprechens verbunden. Deutlich wird insgesamt die Verwobenheit dieser Leitbilder mit den aktuellen Normen der ökonomischen Rationalität neoliberaler Selbstvermarktung. (ICA2)
Schlagwörter:Technik; Männlichkeit; Leitbild; Ingenieurwissenschaft; Wissen; Massenmedien; Geschlechterverhältnis; soziale Konstruktion; Geschlechterforschung; Codierung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Bühne Natur- und Technikwissenschaften : neuere Ansätze aus dem Gender-Diskurs
Titelübersetzung:Natural and technical sciences as a stage : recent approaches from the gender discourse
Autor/in:
Wiesner, Heike
Quelle: Recodierungen des Wissens: Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Naturwissenschaften und Technik. Petra Lucht (Hrsg.), Tanja Paulitz (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 2008, S. 31-49
Details
Inhalt: Der Beitrag versucht durch eine kritische Lektüre von neueren Ansätzen der Wissenschafts- und Technikforschung die Perspektiven der Geschlechterforschung mit diesen Disziplinen systematisch zusammenzuführen. Die Autorin fragt zunächst danach, wie sich Sozialisationsprozesse in Schule und Hochschule vollziehen, und verschränkt die Resultate dieser Analysen mit Thesen zu geschlechtscodierten Schließungsprozessen für die Produktion wissenschaftlicher "Fakten" auf den unterschiedlichen Feldern der Natur- und Technikwissenschaften. Weiterhin arbeitet sie anhand ausgewählter Biographien von Naturwissenschaftlerinnen sowie auf Basis sozialwissenschaftlicher Untersuchungen zu wissenschaftlichen Begutachtungsverfahren heraus, dass und wie es in den informellen Netzwerken der natur- und technikwissenschaftlichen Forschung zu ungleichen, in der Konsequenz geschlechtersegregierenden Zugangsmöglichkeiten und Anerkennungskriterien für wissenschaftliches Wissen kommt. Abschließend wird anhand der Analyse von Bildmaterialien demonstriert, welche Forschungsstrategien die neuere Wissenschafts- und Technikforschung einerseits und die gender studies andererseits anbieten, um diese Schließungsprozesse für die Herstellung kanonisierten Wissens in Naturwissenschaften und Technik produktiv in den Blick zu nehmen. (ICA2)
Schlagwörter:Naturwissenschaft; Techniksoziologie; Ingenieurwissenschaft; Geschlechterforschung; Schule; soziales Netzwerk; Scientific Community; Benachteiligung; Wissen; Codierung; Forschungspolitik
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Wissenschafts- und Technikforschung: Multikulturelle und postkoloniale Geschlechteraspekte
Titelübersetzung:Science of science and research on technology: multicultural and post-colonial gender aspects
Autor/in:
Harding, Sandra
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 305-314
Details
Inhalt: Die Autorin beschreibt die Themen der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung in Europa und Nordamerika anhand von fünf exemplarischen Bereichen: sexistische und androzentrische Diskriminierung durch Prozesse und Ergebnisse der Forschung, soziale Strukturen der Wissenschaft, wissenschaftliche Ausbildung, Technologiegestaltung sowie Epistemologie und Wissenschaftstheorie. In Abgrenzung dazu skizziert sie kritische feministische Sichtweisen zur modernen westlichen Wissenschaft und Technik, die in verschiedenen Projekten des "Südens" eine wichtige Rolle für die Konzeption von Modernität, Demokratie und sozialem Fortschritt spielen. Sie hebt insbesondere drei Wissenschafts- und Technikbewegungen hervor, die im Süden nach dem Zweiten Weltkrieg entstanden sind: die "Ethnoscience"-Bewegung, die "Science and Empires"-Bewegung und die postkoloniale Kritik an Entwicklungspolitik, -praktiken und -theorien des Nordens. Die Autorin weist vor diesem Hintergrund auf zukünftige Entwicklungen und Fragen der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung hin. (ICI)
Schlagwörter:Wissenschaftsforschung; Technik; Feminismus; Diskurs; Forschungsansatz; Forschungsgegenstand; westliche Welt; Entwicklungsland; multikulturelle Gesellschaft; Kolonialismus; soziale Bewegung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik, Wissenschaftspolitik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Technikwissenschaften: Geschlecht in Strukturen, Praxen und Wissensformationen der Ingenieurdisziplinen und technischen Fachkulturen
Titelübersetzung:Technical sciences: gender in structures, practices and knowledge formations of engineering disciplines and special technical cultures
Autor/in:
Paulitz, Tanja
Quelle: Handbuch Frauen- und Geschlechterforschung: Theorie, Methoden, Empirie. Ruth Becker (Hrsg.), Beate Kortendiek (Hrsg.), Barbara Budrich (Mitarb.), Ilse Lenz (Mitarb.), Sigrid Metz-Göckel (Mitarb.), Ursula Müller (Mitarb.), Sabine Schäfer (Mitarb.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Geschlecht und Gesellschaft), 2008, S. 779-790
Details
Inhalt: Mit der Bezeichnung "Technikwissenschaften" ist, so die Verfasserin, für die Frauen- und Geschlechterforschung ein äußerst breites Gegenstands- und Handlungsfeld gegenwärtiger und künftiger (Forschungs-)Initiativen umrissen. Für dieses Feld sind gerade aus der Perspektive der feministischen Wissenschafts- und Technikforschung, die Geschlecht als Analysekategorie konsequent mitführt bzw. ins Zentrum stellt, noch einige Leerstellen zu verzeichnen. Wenn man Geschlechterforschung zu Technikwissenschaften betreiben will, so die These, muss der Blick über die Frage nach der Exklusion bzw. (marginalisierten) Integration von Frauen hinausgehen, um die sozialen Funktionsmechanismen in den Technikwissenschaften differenzierter zu analysieren. Ausgehend davon sollten sich Forschungsinteressen zunehmend auch auf die Untersuchung der spezifischen Formen der Inklusion von Männern in diese Domäne des wissenschaftliches Feldes richten sowie auf ein vertiefteres Verständnis von Formierungsprozessen 'technischer' Männlichkeiten. Ebenso besteht dringender Bedarf, neuere theoretische Diskussionen der Geschlechterforschung in den Fragehorizont zu integrieren. Perspektiven, die auf die Überschneidung verschiedener gesellschaftlicher Differenzlinien fokussieren sind bislang in der feministischen Technikforschung im Allgemeinen und in der Untersuchung des Ingenieurbereichs im Besonderen weitgehend unterbelichtet geblieben, könnten jedoch fruchtbare Ansatzpunkte zur Verbreiterung des analytischen Blicks bieten. (ICF2)
Schlagwörter:Geschlechterforschung; Geschlechterpolitik; Geschlechterverhältnis; Technik; technischer Beruf; Ingenieur; Ingenieurwissenschaft; Hochschulbildung; Hochschulforschung; Kultur; Segregation; Identitätsbildung; historische Entwicklung; Symbol; Feminismus; Dominanz; Wissenschaftsforschung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Recodierungen des Wissens : zu Flexibilität und Stabilität von natur- und technikwissenschaftlichem Wissen - eine Einleitung
Titelübersetzung:Recordings of knowledge : flexibility and stability of natural and technical science knowledge - an introduction
Autor/in:
Lucht, Petra; Paulitz, Tanja
Quelle: Recodierungen des Wissens: Stand und Perspektiven der Geschlechterforschung in Naturwissenschaften und Technik. Petra Lucht (Hrsg.), Tanja Paulitz (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl. (Politik der Geschlechterverhältnisse), 2008, S. 11-27
Details
Inhalt: Die Frage, in welcher Weise Geschlecht in der naturwissenschaftlichen Wissensproduktion und in der Technologieentwicklung im Ingenieurbereich eine Rolle spielt und mit gesellschaftlichen Geschlechterverhältnissen verwoben ist, bildete das Kerninteresse von öffentlichen, interdisziplinären Forschungscolloquien im Sommersemester 2005 und im Wintersemester 2005/06 zum Themenschwerpunkt "Wissenschaftsforschung als Geschlechterforschung" am Zentrum für Interdisziplinäre Frauen- und Geschlechterforschung (ZIFG) der Technischen Universität Berlin. Das vorliegende Buch dokumentiert weitgehend diese Veranstaltung und zielt darauf ab, aktuelle Zusammenführungen und Weiterentwicklungen von Theorien und Analysen zur Kategorie "Geschlecht" in den Natur- und Ingenieurwissenschaften vorzustellen. Den zentralen, die verschiedenen Beiträge bündelnden Fokus bildet dabei die Frage der geschlechtlichen Codierung von Wissen als komplexes analytisches Problem, bei dem historisch und abhängig vom sozialen Kontext vielschichtige Prozesse der Recodierung, verstanden als Verschiebung und erneute Stabilisierung vergeschlechtlichter Codes, einbezogen werden. Die Beiträge bieten auf diese Weise aktuelle Forschungsperspektiven, die die Flexibilität der Geschlechtscodierungen in Naturwissenschaft und Technik historisch wie aktuell aufzeigen. (ICA2)
Schlagwörter:Geschlechterforschung; Naturwissenschaft; Technik; Ingenieurwissenschaft; Wissen; Stabilität; Flexibilität; Determinanten; Diskurs; Dekonstruktivismus; Wissensgesellschaft; Geschlechterverhältnis
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Nutzerinnen, Forscherinnen und Entwicklerinnen : Innovationspotentiale für die Produktentwicklung
Titelübersetzung:Female users, female researchers and female developers : innovation potential for product development
Autor/in:
Schwarze, Barbara
Quelle: Innovation durch Chancengleichheit: Chancengleichheit als Innovation. Lothar Schröder (Hrsg.). Hamburg: VSA-Verl., 2008, S. 157-176
Details
Inhalt: Der Beitrag setzt sich aus einer feministischen Perspektive mit den Innovationspotenzialen für die Produktentwicklung auseinander. Die Autorin stellt zunächst fest, dass die Möglichkeiten zur Gewinnung zusätzlicher Nachwuchspotenziale in Ingenieur- und Naturwissenschaften begrenzt sind. In Deutschland sind es vor allem Frauen, Ältere und Ausländer, die große Lücke, die sich in vielen technischen und techniknahen Unternehmen noch auf tut, mit qualifiziertem Personal in Auftragsabwicklung, Projekten, Forschung und Entwicklung zu schließen. Mit Blick auf die demografischen und bildungspolitischen Veränderungen schlägt sie vor, neue Wege zu beschreiten. In Kooperation mit Unternehmen, sozialen Einrichtungen und Verbänden können Praxisprojekte frühzeitig deutlich machen, dass das Wissen um Erfolge und Fehlschläge von neuen Produkten und Entwicklungen bei den (vielfältigen) Personen entlang der Prozesskette liegt: bei Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern, im Vertrieb, bei Kundinnen und Kunden. Wer hier das große Potenzial der Frauen nicht einbezieht, bleibt in seinen Entwicklungsideen beschränkt. Auch im Bereich der angewandten Forschung zeigt sich eine "Engführung" von Forschungsansätzen, wenn breitere Zielgruppen weder in die Entwicklung der Ansätze noch in die Umsetzung eingebunden werden. In dem Beitrag wird anhand von Praxisbeispielen aus der Lehre, aus Unternehmen und angewandter Forschung gezeigt, welcher Nutzen durch die konsequente Berücksichtigung durch Gender- und Diversity-Aspekten erzielt werden kann. (ICA2)
Schlagwörter:Produktgestaltung; Forschung und Entwicklung; Innovation; Humankapital; Ingenieurwissenschaft; Naturwissenschaft; Unternehmen; Wertschöpfung; Qualifikation; Geschlechterforschung; Frauenpolitik; Förderung
CEWS Kategorie:Naturwissenschaft und Technik, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Flexible Modi der Vergeschlechtlichung : neue Perspektiven auf technikwissenschaftliches Wissen
Titelübersetzung:Flexible methods of gendering : new perspectives of technical science knowledge
Autor/in:
Paulitz, Tanja
Quelle: Geschlechterwissen und soziale Praxis: theoretische Zugänge - empirische Erträge. Angelika Wetterer (Hrsg.). Königstein: Helmer, 2008, S. 164-184
Details
Inhalt: Der Beitrag geht von der These aus, dass Forschungen zum Thema Geschlecht in klassischen ingenieurwissenschaftlichen Studiengängen und Berufen dazu tendieren, in ihren Forschungsperspektiven hinter die These von der Ko-Konstruktion von Technik und Geschlecht zurück zu fallen. Im Gegenzug scheint die konstruktivistisch orientierte feministische Technikforschung ihrerseits den klassischen Ingenieurbereich und seine historische Entstehung in der Moderne zu simplifizieren. Die empirischen Untersuchungen der Autorin zeichnen vor diesem Hintergrund Formen der Vergeschlechtlichung nach, die Teil der Wissensformationen und -kämpfe in der Zeit der Emergenz des wissenschaftlichen Maschinenbaus um 1900 im deutschsprachigen Raum sind, einer Zeit also, in der die Grundlagen der klassischen Ingenieurwissenschaften diskutiert wurden und sich die technische Domäne professionalisiert. Auf Basis dieser exemplarischen Betrachtung wird die These belegt, dass Konstruktionen von Geschlecht in Bezug auf Technik in der Moderne weitaus inkohärenter, instabiler und umstrittener sind, als dies aus heutiger Sicht weithin unterstellt wird. Wichtig ist auch, dass die Vergeschlechtlichungen der Technik entlang mehrerer gesellschaftlicher Differenzlinien erfolgt, die auch Ethnisierungen und soziale Hierarchisierungen ins Spiel bringen. (ICA2)
Schlagwörter:Geschlechterforschung; Geschlechterverhältnis; Geschlechtsrolle; soziale Konstruktion; Ingenieurwissenschaft; Berufsbild; Professionalisierung; Feminismus; Technikgeschichte; Techniksoziologie; Wissen; Maschinenbau
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Feministische Verkehrs- und Raumplanung
Titelübersetzung:Feminist traffic planning and spatial planning
Autor/in:
Bauhardt, Christine
Quelle: Handbuch Verkehrspolitik. Oliver Schöller (Hrsg.), Weert Canzler (Hrsg.), Andreas Knie (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2007, S. 301-319
Details
Inhalt: "Wenn von einer feministischen Perspektive in der Verkehrs- und Raumplanung die Rede ist, dann steht erfahrungsgemäß die Annahme im Raum, das Thema behandle die besonderen, von der Norm abweichenden Mobilitätsbedürfnisse von Frauen, also eine eingeschränkte, quasi halbierte Sicht auf die (Verkehrs-)Welt. Bis vor kurzem noch konnte diese Einschätzung, die gegenüber der feministischen Analyse formuliert wurde, als spezifische Verzerrung androzentrischer Wissenschaft gelesen werden, in der das männliche Modell als neutrale Norm unterstellt wird, der gegenüber sich weibliche Besonderheit und Abweichung ausprägt. Wissenschaftliche Überzeugungen, nach denen das Universelle und Allgemeingültige auf der einen Seite und das Erleben oder die Perspektiven von Frauen auf der anderen als Gegensätze konstruiert werden, werden als androzentrisch bezeichnet, weil sie stillschweigend davon ausgehen, Universelles und Allgemeingültiges könne aus der Perspektive der anderen, der Frauen, nicht formuliert werden. Die Gender-Perspektive verlagert den Fokus der Geschlechterforschung. Die Untersuchung der Geschlechterdifferenz als ein Modus zur Legitimation von Herrschaft tritt zurück hinter die Frage nach den sozialen Prozessen, die die Geschlechterdifferenz überhaupt erst hervorbringen. Der analytische Ausgangspunkt hierfür ist die soziale Konstruktion der Zweigeschlechtlichkeit. In Abgrenzung zur androzentrischen Sichtweise wird postuliert: Die Genus-Gruppe der Frauen und die Genus-Gruppe der Männer repräsentieren jeweils die Hälfte der Menschheit, also kann konsequenterweise nicht die eine (männliche) Hälfte die Norm und die andere (weibliche) Hälfte die Abweichung sein. Etwas vereinfacht dargestellt liegt diese Auffassung dem Ansatz des Gender Mainstreaming zugrunde, der auf die Gender-Analyse rekurriert und dessen hochgestecktes Ziel es ist, die Geschlechterdimension in allen Lebens- und Politikbereichen kritisch zu reflektieren, um die Hierarchie zwischen den Geschlechtern abzubauen. Dieser Ansatz löse die - so wird manchmal behauptet - einseitige feministische Betrachtungsweise ab, der unterstellt wird, sie reflektiere einseitig die Sicht der Frauen und kehre somit der Androzentrismus einfach um. Es soll in diesem Beitrag zunächst darum gehen, den Unterschied zwischen dem feministischen Ansatz und dem des Gender Mainstreaming zu klären, um dann ihre Anwendbarkeit auf die Verkehrsforschung und Raumplanung zu überprüfen. Dazu gebe ich eine Überblick über die Forschung im deutschsprachigen Raum unter Berücksichtigung der internationalen feministischen Ökologiedebatte, die den Referenzrahmen der deutschen feministischen Verkehrsdiskussion darstellt. Voranzustellen ist, dass die - empirische und theoretische - feministische Verkehrs- und Raumforschung ihre produktive Zeit in den 1990er Jahren hatte." (Textauszug)
Schlagwörter:Verkehrspolitik; Verkehr; Planung; Raumplanung; Gender Mainstreaming; Frauenforschung; Feminismus; Kritik; Rationalität; Androzentrismus; Ökologie; Partizipation; soziale Konstruktion; Diskussion; historische Analyse; Dekonstruktivismus; Verkehrsforschung
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Gender research and IT construction : concepts for a challenging partnership
Titelübersetzung:Geschlechterforschung und IT-Konstruktion : Konzepte für eine schwierige Partnerschaft
Autor/in:
Maaß, Susanne; Rommes, Els; Schirmer, Carola; Zorn, Isabel
Quelle: Gender designs IT: construction and deconstruction of information society technology. Isabel Zorn (Hrsg.), Susanne Maaß (Hrsg.), Carola Schirmer (Hrsg.), Heidi Schelhowe (Hrsg.), Els Rommes (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss. (Studien interdisziplinäre Geschlechterforschung), 2007, S. 9-32
Details
Inhalt: Die Autorinnen geben eine Einführung in den vorliegenden Sammelband, dessen Beiträge auf das internationale Symposium "GIST - Gender Perspectives Increasing Diversity for Information Society Technology" in Bremen vom Juni 2004 zurückgehen. Das Ziel der Veranstaltung lag darin, geschlechtsspezifische Perspektiven im Umgang mit den gegenwärtigen Informations- und Kommunikationstechnologien aufzuzeigen, um nicht nur die "digitale Spaltung" in der Gesellschaft zu überwinden, sondern um auch die Konstruktionsprozesse der IT-Technologien kritisch zu hinterfragen. Die Autorinnen stellen drei Ansätze aus der Geschlechterforschung zur Technologie der Informationsgesellschaft vor: die liberale Tradition, die Standpunkttheorie und den Poststrukturalismus. Sie erörtern ferner die Zusammenhänge zwischen Dekonstruktion, Konstruktion und Empowerment und geben einen kurzen Überblick über die einzelnen Beiträge des Bandes. (ICI)
Schlagwörter:Geschlechterforschung; Informationstechnologie; Kommunikationstechnologie; Informationsgesellschaft; Computer; Nutzung; Digitalisierung; soziale Ungleichheit; Konstruktion; neue Technologie
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Prozesse sozialer (Un-)Gleichheit durch Ko-Konstruktionen von Technik und Geschlecht
Titelübersetzung:Social (in)equality processes through co-constructions of technology and gender
Autor/in:
Wolffram, Andrea
Quelle: Soziale Ungleichheit, kulturelle Unterschiede: Verhandlungen des 32. Kongresses der Deutschen Gesellschaft für Soziologie in München. Teilbd. 1 und 2. Karl-Siegbert Rehberg (Hrsg.), Dana Giesecke (Mitarb.), Susanne Kappler (Mitarb.), Thomas Dumke (Mitarb.). Kongress der Deutschen Gesellschaft für Soziologie "Soziale Ungleichheit - kulturelle Unterschiede"; Frankfurt am Main: Campus Verl., 2006, S. 3107-3116
Details
Inhalt: "Der Gebrauch von Alltagstechnologien wird gewöhnlich als eine 'passive' Handlung betrachtet, in der die Nutzenden sich den Gebrauchsanweisungen der ProduzentInnen von Technologie anpassen. Bislang wurde deshalb die Aneignung von Technik in der sozialwissenschaftlichen Technikforschung zumeist unter dem Gesichtspunkt von Macht- bzw. Ungleichheitsbeziehungen diskutiert und unter den Aspekten von Gender, Klasse, Ethnie interpretiert. Jedoch sind die Nutzenden von Technik nicht machtlos. Sie gestalten ihr Leben in Verbindung mit ihren Bedürfnissen und Kompetenzen durch die kreative Manipulation von technischen Produkten, Symbolen und sozialen Systemen. Wie eine bestimmte Technik genutzt wird, praktisch und symbolisch, ist oftmals weit entfernt von der ursprünglichen Vorstellung der ProduzentInnen. Die Aushandlungen über das, was als funktionale Alltagstechnik zu gelten hat, können dabei bedeutsame Auswirkungen auf den Gestaltungsprozess von Technik nehmen. Die Analyse der Phasen, die eine Technik durchläuft bis sie zu einer Alltagstechnik wird, wirft somit Licht auf die Anpassungsmechanismen, die zwischen Nutzenden und einer neuen Technik stattfinden - sowohl auf materieller als auch auf symbolischer Ebene. Aus dem Blickwinkel dieser 'interpretativen Flexibilität' (Latour & Woolgar) sollen in diesem Beitrag Nutzungsstrukturen, symbolische Ausdrucksweisen und individuelle Umgangsweisen von Technik im Alltag aufgezeigt werden. Dabei soll im Blick behalten werden, dass auch über die geschlechtstypische Aneignung und Nutzung von Alltagstechnologien Verhältnisse sozialer Ungleichheit vermittelt werden. Ausgehend vom sozialkonstruktivistischen Konzept der Ko-Konstruktion von Gender und Technik soll dieses Spannungsfeld zwischen individueller Technikaneignung und Ausgrenzung aus sozio-technischen Handlungsfeldern exemplarisch an Alltagstechnologien durch Sekundäranalysen rekonstruiert werden. Diese Analysen schließen zugleich auch die entgegen gesetzte Perspektive - die Frage nach den Chancen egalisierender Wirkungen von Technik - mit ein. Es soll dargelegt werden, wie durch den aktiven Beitrag von Techniknutzenden die Konstruktion der alltäglichen Technikkultur beeinflusst wird und welchen Einfluss dies auf die konventionellen Muster und Vorstellungen von Technik und Geschlecht in unserer Gesellschaft haben kann." (Autorenreferat)
Schlagwörter:Alltag; Technik; soziale Ungleichheit; Ungleichheit; Technikfolgen; Nutzung; Anwendung; Akteur
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis, Naturwissenschaft und Technik
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag