Inhalt: "Mit der im Kontext der 'PISA-Diskussion' erfolgenden Wiederentdeckung der 'Illusion der Chancengleichheit' geht eine wenig diskutierte oder kritisch hinterfragte Tradierung einer spezifischen Vorstellung von Bildungsgerechtigkeit als Chancengleichheit einher. Der Ruf nach Chancengleichheit ist janusköpfig: Seine schlagkräftigen Evidenzen drohen elementare Momente der Thematik aus dem Blick geraten zu lassen. Wenngleich lokal wenig zentriert und medial kaum quotenfähig, existieren verschiedene Ansätze, die jenseits der in den internationalen Vergleichsstudien vorgenommenen forschungsmethodischen Fokussierungen - und damit (forschungs-)notwendig auch verbundenen Verengungen - das damit in Rede stehende Phänomen der 'Bildungsgerechtigkeit' in breiterer und komplexerer Weise thematisieren. In diesem Band soll zumindest ein Teil dieser Vielfalt eingefangen werden. Es geht dabei neben einer theoretischen Fundierung möglicher Konzeptionen sozialer Un-Gleichheit und von Bildungs-un-gerechtigkeit um eine Auseinandersetzung mit alternativen empirischen - insbesondere hermeneutischen - Zugriffen auf Prozesse der Reproduktion von Ungleichheit im Bildungssystem und deren normative Rechtfertigungen." (Verlagsangabe). Inhalt: I. Einleitung. Fabian Dietrich, Martin Heinrich und Nina Thieme: Bildungsgerechtigkeit jenseits von Chancengleichheit. Theoretische und empirische Ergänzungen und Alternativen zu 'PISA' - Zur Einführung in den Band (11-32); II. Gerechtigkeitstheoretische Zugänge. Dietmar Hübner: Bildung und Gerechtigkeit: Philosophische Zugänge (35-55); Krassimir Stojanov: Bildungsgerechtigkeit als Anerkennungsgerechtigkeit (57-69); Mark Schrödter: Der Capability Approach als Referenzrahmen von Gerechtigkeitsurteilen in der Sozialen Arbeit (71-88); III. Sozialwissenschaftlich-theoretische Zugänge zur Bildungsgerechtigkeit. Michael Vester: Das schulische Bildungssystem unter Druck: Sortierung nach Herkunft oder milieugerechte Pädagogik? (91-113); Rolf-Torsten Kramer: Abschied oder Rückruf von Bourdieu? Forschungsperspektiven zwischen Bildungsentscheidungen und Varianten der kulturellen Passung (115-135); Marcus Emmerich und Ulrike Hormel: Ungleichheit als Systemeffekt? Schule zwischen sozialstruktureller Reproduktion und operativer Eigenrationalität (137-158); Nina Thieme: Bildungsgerechtigkeit als Chancengleichheit oder jenseits von Chancengleichheit? Ein Ansatz zur empirischen Untersuchung von Bildungsgerechtigkeitskonzeptionen schul- und sozialpädagogischer Professioneller in ganztägigen Arrangements (159-180); Martin Heinrich: Bildungsgerechtigkeit für alle! - aber nicht für jeden? Zum 'Individual-Disparitäten-Effekt' als Validitätsproblem einer Evidenzbasierung (181-194); IV. Empirisch-rekonstruktive Zugänge zur Bildungsgerechtigkeit. Christine Wiezorek und Margaret Pardo-Puhlmann: Armut, Bildungsferne, Erziehungsunfähigkeit. Zur Reproduktion sozialer Ungleichheit in pädagogischen Normalitätsvorstellungen (197-214); Nicolle Pfaff: Bildungsbezogene Orientierungen vor dem Hintergrund von Klasse, Geschlecht, Ethnizität und Bildungssystem: Was leisten intersektionale Rekonstruktionen? (215-238); Kerstin Rabenstein und Sabine Reh: Von 'Kreativen', 'Langsamen' und 'Hilfsbedürftigen'. Zur Untersuchung von Subjektpositionen im geöffneten Grundschulunterricht (239-257); Fabian Dietrich und Uwe Fricke: Reproduktion sozialer Ungleichheit im Prozess schulischer Leistungsbewertung (259-292); Georg Breidenstein und Katrin U. Zaborowski: Unterrichtsalltag, Verhaltensregulierung und Zensurengebung. Zur Schulformspezifik schulischer Leistungsbewertung (293-312).
Bildungsgerechtigkeit jenseits von Chancengleichheit : theoretische und empirische Ergänzungen und Alternativen zu "PISA" ; zur Einführung in den Band
Titelübersetzung:Educational equality beyond equal opportunity : theoretical and empirical additions and alternatives to "PISA"; introduction to the volume
Quelle: Bildungsgerechtigkeit jenseits von Chancengleichheit: theoretische und empirische Ergänzungen und Alternativen zu "PISA". Fabian Dietrich (Hrsg.), Martin Heinrich (Hrsg.), Nina Thieme (Hrsg.). Wiesbaden: Springer VS, 2013, S. 11-32
Intersektionalität von Geschlecht und Ethnizität : zur Konstitution benachteiligungsrelevanter Unterscheidungen im Bildungssystem
Titelübersetzung:Intersectionality of gender and ethnicity : constitution of discrimination-related differences in the education system
Autor/in:
Hormel, Ulrike
Quelle: Intersektionalität zwischen Gender und Diversity: Theorien, Methoden und Politiken der Chancengleichheit. Sandra Smykalla (Hrsg.), Dagmar Vinz (Hrsg.). Münster: Verl. Westfäl. Dampfboot (Forum Frauen- und Geschlechterforschung), 2011, S. 216-230
Inhalt: In der Studie wird untersucht, ob und inwiefern der Intersektionalitätsansatz einen Ausgangspunkt für die differenzierte Analyse von Benachteiligungsmustern im Bildungssystem sowie ihrer Genese bietet. Der erste Teil des Beitrags befasst sich mit dem analytischen Potenzial der Intersektionalitätsperspektive in Bezug auf die Untersuchung sozialer Ungleichheitsverhältnisse. Dabei wird in Rückbindung an differenzierungstheoretische Überlegungen vorgeschlagen, die mit dem Intersektionalitätsansatz aufgeworfene Frage der Komplexität von Ungleichheitsstrukturen auf der Ebene der Gesellschaft rückzubinden an das Problem multireferenzieller Prozesse der In- und Exklusion durch das eigenrationale Operieren von Organisationen. Am Beispiel des allgemeinbildenden Schulsystems wird gezeigt, dass und inwiefern sich organisationsspezifische Benachteiligungsmuster und -mechanismen entlang der sozialen Klassifikationen Geschlecht und Ethnizität herausbilden, die nicht durch differenzielle Eigenschaften der damit kategorial eingegrenzten sozialen Gruppen und ihrer gesellschaftlichen Relationierung erklärbar sind. (ICF2)
CEWS Kategorie:Bildung und Erziehung, Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung, Migration und Migrantinnen
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Bildungs- und Erziehungssoziologie
Titelübersetzung:Sociology of education
Autor/in:
Kahlert, Heike
Quelle: Handbuch spezielle Soziologien. Georg Kneer (Hrsg.), Markus Schroer (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2010, S. 67-84
Inhalt: Was macht das Spezifische der Bildungssoziologie als Teilsoziologie, unabhängig von ihrem disziplinären Ort in der Soziologie und/oder der interdisziplinären Bildungswissenschaft aus? Der vorliegende Überblick stellt in Beantwortung dieser Frage die Bildungssoziologie wesentlich als soziologische Ungleichheitsforschung vor und nimmt dabei eine doppelte Perspektive auf die Frage von "Bildung und sozialer Ungleichheit" ein, nämlich erstens auf die sozial sehr ungleiche Bildungsbeteiligung im Bildungswesen und zweitens auf die Reproduktion bestehender sozialer Ungleichheiten durch das Bildungswesen. Beide Perspektiven sind zwar nahezu untrennbar ineinander verwoben, werden im vorliegenden Beitrag jedoch analytisch voneinander geschieden. Nach einer Klärung der für die Bildungssoziologie zentralen Begriffe Sozialisation, Bildung und Erziehung wird die Entwicklung dieses Forschungsfeldes von den Anfängen der Soziologie als akademische Disziplin bis in die unmittelbare Gegenwart nachgezeichnet. Im Anschluss daran folgt eine Erläuterung der relevanten Theorie- bzw. Denkansätze mit ihren grundlegenden Argumentationslinien. Den Abschluss bildet eine Skizze wichtiger Forschungsresultate und aktueller Themenfelder sowie einiger Forschungsdesiderate. (ICI2)