Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 3, S. 126-135
Inhalt: "Gegenstand dieses Beitrags ist die Integration der Geschlechterperspektive in die biomedizinische Forschung. Es wird der Frage nachgegangen, ob und inwieweit ein Geschlechterbewusstsein, das beiden Geschlechtern (männlichen und weiblichen Individuen) gerecht wird, in den Fachorganisationen der biomedizinischen Forschung, in den Fachgesellschaften, Förderorganisationen und Fachzeitschriften verbreitet ist. Dadurch hat dieser Beitrag auch eine wissenschaftspolitische Bedeutung und Zielsetzung. Wir haben die Situation einer geschlechterdifferenzierenden biomedizinischen Forschung in Deutschland mithilfe einer anonymen Umfrage bei den relevanten Fachorganisationen analysiert. Diese Untersuchung ergab, dass Fachgesellschaften, Förderorganisationen und Fachzeitschriften die Integration der Geschlechterperspektive in die biomedizinische Forschung als wichtig erachten. In der Praxis planen sie jedoch weder gegenwärtig noch in Zukunft eine Änderung der Leitlinien für die Forschenden. Dementsprechend ergab eine Analyse von Veröffentlichungen des vom BMBF geförderten 'Nationalen Bernstein Netzwerks Computational Neuroscience', die sich mit neurowissenschaftlichen Studien am Menschen beschäftigten, dass keine geschlechterdifferenzierte Datenauswertung stattfand. Die Begutachtungsrichtlinien für Forschungsanträge und Publikationen der Förderorganisationen und Zeitschriften mit Sitz in Deutschland müssen daher verändert werden. Auf lange Sicht gesehen wird nur eine frühzeitige Integration von geschlechterdifferenzierten Forschungsbefunden in die grundständige Lehre der Medizin und Naturwissenschaften zu einem Umdenken bei den Forschenden führen." (Autorenreferat)
Inhalt: "German biomedical research: Gender blind on both eyes?! This article focuses on the process of integrating the gender perspective into biomedical research. We aim to investigate the level of sex/gender awareness in specialist associations, research funding agencies and trade journals. The results of this article thus also have an impact on science policy. The status quo of sex/gender awareness in these organizations was assessed by means of an anonymous survey. We found that even though integrating sex and gender into biomedical research was claimed to be of importance, none of the organizations surveyed intends to include sex/gender aspects in its guidelines and policies - either now or in the future. Accordingly, an analysis of neuroscientific studies of human subjects stemming from research conducted by the National Bernstein Network for Computational Neuroscience, which is funded by the German Federal Ministry of Education and Research, revealed that sex/gender-differentiated data evaluation was not performed. As a consequence, guidelines for evaluating research grant applications as well as for reviewing papers for publication need to be revised in the German research landscape. In the long run only integrating sex/gender issues in basic and clinical teaching in medicine and the life sciences will lead to change in medical and biomedical research." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
"Prima, Lisa. Richtig" und "Psst, Max. Hör auf zu stören!" : Eine quantitative Studie zu Unterschieden im Feedbackverhalten von Lehrkräften gegenüber Mädchen und Jungen im Mathematikunterricht des zweiten Schuljahres
Titelübersetzung:"Well done, Lisa. Correct" and "Shush, Max. Stop disrupting!" : A quantitative study of differences in teachers' feedback behavior regarding boys and girls in second grade elementary mathematics instruction
Autor/in:
Denn, Ann-Katrin; Lotz, Miriam; Theurer, Caroline; Lipowski, Frank
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 1, S. 29-47
Inhalt: "Feedback im Unterricht gilt als einer der wichtigsten Faktoren für den Lernerfolg von Schülerinnen und Schülern. Ältere Studien haben gezeigt, dass das Feedbackverhalten der Lehrkräfte gegenüber Jungen und Mädchen unterschiedlich ausfällt und Jungen im Unterricht mehr Einbindung durch die Lehrkraft erfahren als Mädchen. Im Beitrag wird anhand einer Stichprobe von N=28 Klassen mit N=465 Schülerinnen und Schülern untersucht, ob Jungen im Mathematikunterricht des zweiten Schuljahres mehr Feedback erhalten als Mädchen, ob Jungen häufiger getadelt werden und ob es geschlechtsspezifische Unterschiede im inhaltlichen Bezug des Feedbacks gibt, das sich auf die vier Ebenen nach Hattie und Timperley (2007) bezieht. Die Daten stammen aus einem Anschlussprojekt der PERLE-Studie, in dem anhand eines niedrig inferenten Kodiermanuals das Feedbackverhalten der Lehrkräfte erhoben wurde. Die Ergebnisse zeigen, dass Jungen generell häufiger Reaktionen auf ihr Verhalten erhalten als Mädchen, was hauptsächlich mit vermehrtem disziplinarischem Feedback an Jungen zusammenhängt. Lehrkräfte verwenden auch mehr negativ getöntes Feedback für Jungen als für Mädchen. Im Gegensatz zu älteren Studien können keine geschlechtsspezifischen Unterschiede im inhaltlichen Bezug des Feedbacks belegt werden." (Autorenreferat)
Inhalt: "'Well done, Lisa. Correct' and 'Shush, Max. Stop disrupting!' A quantitative study of differences in teachers' feedback behavior regarding boys and girls in second grade elementary mathematics instruction Teacher feedback is seen as one of the most important determinants for student learning. However, older research studies demonstrated that girls and boys seem to experience different treatment when it comes to feedback practices in the classroom discourse and that boys seem to be given more opportunities to participate than girls. The article evaluates patterns of teacher-student interaction in elementary school mathematics instruction and deals with the question of whether boys receive more teacher feedback than girls, whether boys are criticized more often and whether there are gender-specific differences in the content-related feedback that male and female students receive (Hattie/Timperley 2007). The data originates from a follow-up project to the PERLE study which includes N=465 students in N=28 classes which were videotaped in a second grade mathematics lesson. A low inference manual was developed in order to analyze teacher feedback. Results show that boys generally receive more teacher reactions than girls, often as a consequence of increased disciplinary feedback. Teachers also react more often to boys' misbehavior in the classroom and more often react negatively to boys than to girls. Contrary to older studies, there was no gender-specific difference in the quality of the feedback." (author's abstract)
Biologische und psychosoziale Einflussfaktoren auf geschlechterbezogene Unterschiede beim Schmerz
Titelübersetzung:Biological and psychosocial influences on sex-/gender-associated differences in pain
Autor/in:
Icenhour, Adriane; Elsenbruch, Sigrid; Benson, Sven
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 2, S. 11-28
Inhalt: "Epidemiologische Studien dokumentieren, dass Frauen deutlich häufiger von chronischen Schmerzen betroffen sind als Männer. Die Ursachen und Mechanismen, die diesen Geschlechtsunterschieden zugrunde liegen, werden jedoch erst seit einigen Jahren systematisch untersucht. Aktuell geht man von einem multifaktoriellen Schmerzmodell aus, dem zufolge biologische, psychologische und soziale Faktoren bei der Entstehung und Aufrechterhaltung von Schmerzen zusammenwirken und auf die Geschlechtsunterschiede potenziell zurückführbar sind. In diesem Beitrag wird auf der Basis des bio-psycho-sozialen Krankheitsmodells die aktuelle, sehr komplexe Befundlage zu Geschlechtsdifferenzen bei Schmerzen dargestellt. Am Beispiel des Reizdarmsyndroms wird das Zusammenwirken biologischer und psychosozialer Einflüsse verdeutlicht und es werden offene Fragen thematisiert, aus denen zentrale Erkenntnisse für ein tieferes Verständnis des komplexen Themenbereichs geschlechtsbezogener Unterschiede bei Schmerzen gewonnen werden können." (Autorenreferat)
Inhalt: "Epidemiological studies document distinctly higher prevalence rates for chronic pain in women compared to men. However, the causes of these differences have only recently started to be systematically investigated and the findings are proving to be very complex. A multifactorial pain model is currently postulated, whereby biological, psychological and social factors interact in the development and persistence of pain. Based on a bio-psychosocial model, results of sex/gender differences in pain and their potential causes and mechanisms are reviewed. Taking irritable bowel syndrome as an example in the field of chronic pain, further insight into the interaction between biological and psychosocial factors is provided and open questions are raised to gain a deeper understanding of the complex field of sex-/gender-associated differences in pain." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Geschlecht in der Public-Health-Forschung zu gesundheitlichen Ungleichheiten : Potenziale und Begrenzungen des Intersektionalitätsansatzes
Titelübersetzung:Summary Gender in public health research on health inequalities : Potentials and limitations of an intersectionality approach
Autor/in:
Bolte, Gabriele; Lahn, Ulrike
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 7 (2015) H. 2, S. 51-67
Inhalt: "Soziale und geschlechtsbezogene Ungleichheiten bei Gesundheit stellen eine Herausforderung für die Public-Health-Forschung hinsichtlich der Identifikation ihrer Ursachen und der Entwicklung wirksamer Interventionsmaßnahmen dar. Aktuelle konzeptionelle Arbeiten zu Geschlecht in der epidemiologischen Gesundheitsforschung betonen die Komplexität, Verwobenheit und wechselseitige Beeinflussung der Dimensionen Sex und Gender. Intersektionalität als Forschungsperspektive berücksichtigt Machtverhältnisse sowie die kulturellen, historischen und politischen Kontexte von Geschlechter- und sozialen Ungleichheiten. Der Beitrag hat zum Ziel, konzeptionelle und methodische Anknüpfungsmöglichkeiten einer Intersektionalitätsperspektive an die epidemiologische, quantitative Forschung zur Erfassung und Erklärung von geschlechtsbezogenen gesundheitlichen Ungleichheiten aufzuzeigen. Es werden einerseits Potenziale zur Verbesserung der Aussagekraft von Forschung zu gesundheitlichen Ungleichheiten dargestellt. Andererseits werden Begrenzungen und aktuelle Herausforderungen für die Verwendung und Interpretation von Begriffen und Konzepten, die Kategorisierung sozialer Merkmale und die Umsetzung in multivariablen statistischen Analysen diskutiert." (Autorenreferat)
Inhalt: "Social and gender inequalities in health are a challenge for public health research when it comes to identifying the causes and development of effective interventions. Current conceptual work on gender in epidemiological health research emphasizes the complexity, interrelatedness and mutual influence of the dimensions 'sex' and 'gender'. Intersectionality as a research perspective considers power relations as well as cultural, historical and political contexts of gender and social inequalities. The aim of this article is to illustrate conceptual and methodical starting points for an intersectionality approach within epidemiological, quantitative research on measuring and explaining gender inequalities in health. On the one hand, potentials for improving the validity of research on health inequalities are presented. On the other hand, limitations and current challenges concerning the use and interpretation of terminology and concepts, the categorization of social characteristics and the implementation into multivariate statistical analyses are discussed." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Zur Geschlechterungleichheit soziologischer Berufsbezeichnungen im deutschsprachigen Buchdiskurs des 20. Jahrhunderts : eine Culturomics-Analyse
Titelübersetzung:Ngram-analysis of inequalities in gender-specific job and academic titles for female and male sociologists in the German book discourse of the 20th century : a Culturomics study
Autor/in:
Holzhauser, Nicole
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 6 (2014) H. 1, S. 127-137
Inhalt: "In dieser Studie wird der Wandel von Verteilungsungleichheiten zwischen der weiblichen und männlichen soziologischen Berufsbezeichnung im Buchdiskurs des 20. Jahrhunderts (bzw. der ersten 100 Jahre soziologischer Institutionengeschichte ab Gründung der DGS von 1909 bis 2008) mithilfe einer quantitativen Culturomics-Inhaltsanalyse untersucht. Der hierfür verwendete Ngram-Datensatz umfasst etwa zwei Prozent aller zwischen 1909 und 2008 veröffentlichten deutschsprachigen Bücher. Es werden die absoluten und relativen Häufigkeiten von Nennungen der Ngram-Zeichenketten 'Soziologe' und 'Soziologin' über die Zeit analysiert. Die Untersuchung zeigt, dass es im Buchdiskurs eine angesichts der real fortschreitenden Angleichung des Geschlechterverhältnisses bei der Berufung von Professorinnen und Professoren unerwartete Unterrepräsentation der weiblichen Berufsbezeichnung gibt." (Autorenreferat)
Inhalt: "This article analyses the German female and male sociological job and academic titles 'Soziologe' and 'Soziologin' in the book discourse of the 20th century (or, more specifically, the first 100 years of institutional history of German sociology from 1909-2008). The culturomics approach of quantitativengram analysis is used to compare the different historical courses of these gender-specific designations. The absolute and relative frequencies of the job titles were determined and analysed in a database comprising around two per cent of all German books published between 1909 and 2008. The results show that the female job title is represented less often than one would expect given the historical development of gender inequality in real-life sociology." (author's abstract)
Berufserfolg von Frauen und Männern im Vergleich : warum entwickelt sich die "Schere" immer noch auseinander?
Titelübersetzung:A comparison of women's and men's professional success : why is the gender gap still widening?
Autor/in:
Abele, Andrea
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 5 (2013) H. 3, S. 41-59
Inhalt: "Der Beitrag beschäftigt sich mit dem geringeren Berufserfolg von Frauen als von Männern und mit Faktoren, die diesen geringeren Berufserfolg erklären könnten. Einführend werden prozess- und strukturtheoretische Ansätze der Berufsverlaufsforschung erläutert und mit Ansätzen aus der Genderforschung verknüpft. Für das Konstrukt Gender wird ein Modell vorgestellt, das zwischen biologischem Geschlecht, Geschlecht als Innenperspektive (Selbstkonzept, Ziele) und Geschlecht als Außenperspektive (Geschlechterstereotype, Geschlecht als soziale Kategorie) unterscheidet. Sodann werden Befunde zur Außenperspektive (Geschlechterstereotype und ihre Auswirkungen), zur Innenperspektive (Bedeutung des Selbstkonzepts und von Zielen) sowie insbesondere zur Wechselwirkung zwischen individuellen und Umweltparametern in ihrer Bedeutung für berufliche Entwicklung referiert. Für eine erfolgreiche berufliche Entwicklung sind ein agentisches Selbstkonzept und hohe Karriereziele bedeutsam, beide sind bei Frauen etwas niedriger ausgeprägt als bei Männern. Darüber hinaus reduziert sich das berufliche Selbstvertrauen von Frauen (hier speziell: Ärztinnen) in der Berufseintrittsphase, während dies bei Männern nicht der Fall ist. Besonders bedeutsam für geschlechtsdifferente Berufsverläufe sind die häufigeren und längeren Berufsunterbrechungen, die bei Frauen mit einer Mutterschaft einhergehen. Bei Frauen ist Elternschaft - vermittelt über reduzierte Arbeitszeiten - karrierehindernd, bei Männern ist Vaterschaft dagegen karrierefördernd. Abschließend werden Möglichkeiten für eine adäquatere Teilhabe von Frauen an beruflichen Führungspositionen angesprochen." (Autorenreferat)
Inhalt: "The article focusses on the lower career success of women compared to men and on factors which might explain this phenomenon. First, theoretical approaches to career development are outlined and linked to approaches from gender research. Then a theoretical model on the construct of gender is outlined. It distinguishes between (biological) sex, gender from an internal perspective (self-concept, goals) and gender from an external perspective (gender stereotypes, gender as a social category). Subsequently, findings on the external perspective (gender stereotypes and their impact on women's career development), the internal perspective (impact of the gender selfconcept and of goals) and, in particular, the interaction between individual and environmental parameters that influence career development are presented. An agentic self-concept and ambitious professional goals are important for successful professional development; both factors are slightly less pronounced in women than in men. In addition, women's - but not men's - professional self-confidence (here specifically female doctors) drops when they enter their profession. Most importantly, women have more breaks in the careers than men and breaks negatively influence career success. Parenthood - being linked to career breaks and reduced working times in women but not in men - is a barrier to career advancement of women, while parenthood tends to boost men's careers. Finally, the authoress discusses outlooks for a more adequate participation of women in high ranking career positions." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Arbeitswelt und Arbeitsmarkt, Berufsbiographie und Karriere, Geschlechterverhältnis, Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Subtile und direkte Mechanismen der sozialen Konstruktion von Geschlecht in Schulbüchern : Vorstellung eines Kategoriensystems zur Analyse der Geschlechter(un)gerechtigkeit von Texten und Bildern
Titelübersetzung:The social construction of gender in schoolbooks : a coding frame for analyzing subtle and blatant forms of gender unfairness in texts and pictures
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 5 (2013) H. 3, S. 77-93
Inhalt: "Ausgehend von der Frauenbewegung in Deutschland wurden bereits vor über 40 Jahren erste Analysen zur Darstellung der Geschlechter in Schulbüchern vorgelegt. Sie haben gezeigt, dass weibliche Charaktere im Vergleich zu männlichen seltener und oft in geschlechterstereotypen Rollen dargestellt werden. Heute besteht auf gesellschaftlicher Ebene deutlich mehr Geschlechtergerechtigkeit, dennoch existieren nach wie vor subtile Formen von Diskriminierung in Schulbüchern. Der vorliegende Beitrag dokumentiert die Entwicklung eines Kategoriensystems, das geeignet ist, das Ausmaß von Geschlechter(un)gerechtigkeit in Texten und Bildern aus aktuell in deutschen Schulen verwendeten Deutsch- und Mathematikbüchern zu analysieren. Neben den Häufigkeiten der Darstellungen von weiblichen und männlichen Charakteren und der Geschlechtstypizität ihrer Rollen und Aktivitäten können hiermit zwei subtile Mechanismen der Herstellung von Geschlechterungleichheiten untersucht werden: geschlechter(un)gerechte Sprache und die räumliche Darstellung weiblicher und männlicher Charaktere. Erste Ergebnisse der Anwendung des Kategoriensystems für Deutsch- und Mathematikbücher werden in der Diskussion dargestellt." (Autorenreferat)
Inhalt: "Inspired by the German feminist movement of more than 40 years ago, analyses of gender depictions in schoolbooks have revealed that female characters are represented less frequently and more often in gender-stereotypical roles than male characters. While in Germany gender inequality has clearly declined since the 1970s, subtle forms of discrimination in schoolbooks persist. This study documents the development of a coding frame for analyzing the extent of gender (un)fairness in texts and pictures in German and Maths textbooks that are currently being used in German schools. In addition to determining the frequencies of female and male characters and the gender-typicality of their roles and activities, this coding frame permits an analysis of two subtle mechanisms of gender inequality: the use of gender (un)fair language and the spatial arrangements of female and male characters. First results of the application of the coding frame to German and Maths books are described in the discussion." (author's abstract)
Sprache und Geschlecht : wie quantitative Methoden aus der Experimental- und Neuropsychologie einen Beitrag zur Geschlechterforschung leisten können
Titelübersetzung:Language and gender : how quantitative methods from experimental psychology and neuropsychology can contribute to gender research
Autor/in:
Ferstl, Evelyn C.; Kaiser, Anelis
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 5 (2013) H. 3, S. 9-25
Inhalt: "Wer die auf Geistes- und Sozialwissenschaften basierende Literatur aus dem Kanon der Geschlechtertheorie betrachtet, erhält den Eindruck, dass die Psychologie innerhalb dieses Forschungsbereichs keine tragende Rolle spielt. Ein möglicher Grund für die fehlende Integration psychologischer Forschung scheint ihr Zugriff auf quantitative empirische Methoden zu sein, ein Ansatz, der für die naturwissenschaftlich orientierte psychologische Forschung zentral ist. In diesem Artikel wollen die Autorinnen eine Lanze brechen für eine geschlechtertheoretisch informierte quantitative Experimentalpsychologie. Anhand unseres Forschungsgebietes Psychologie der Sprache illustrieren sie, an welchen Punkten die neueren behavioralen und neurowissenschaftlichen Methoden einen Beitrag leisten können und wie sie Erkenntnisse aus der qualitativen Genderforschung komplementieren. Der erste Teil befasst sich mit aktuellen Studien, die unter anderem mit Reaktionszeitmessungen und evozierten Potenzialen zeigen, wie stark Genderstereotypien in der Semantik verankert sind. Der zweite Teil thematisiert neuere Befunde aus der Neurobildgebung, die Geschlechtsunterschiede in der Lateralisierung von Sprachverarbeitung infrage stellen. Abschließend skizzieren die Autorinnen neuere Forschungsansätze und plädieren für eine transdiziplinäre Kombination von qualitativen und quantitativen Methoden." (Autorenreferat)
Inhalt: "On closer examination of the canon of gender theories that are based on the social sciences and humanities, the impression arises that psychology does not play a central role in this field of research. One possible reason for the lack of psychological research may be their use of quantitative and empirical methods - an indispensable approach in scientifically oriented psychological research, however. In this article, the authoresses advocate quantitative experimental psychology enriched by gender theory. Based on our field of research, the psychology of language, they illustrate which aspects of gender research can be complemented through behavioral and neuroscientific methods. The first section presents recent studies which, based on measurements of reaction time and ERPs, describe how strongly gender stereotypes are rooted in semantics. The second section introduces recent results from neuro-imaging studies and calls a sexbased lateralization of language processing into question. Finally, the authoresses sketch the latest research approaches and recommend a transdisciplinary combination of qualitative and quantitative methods." (author's abstract)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Weibliche Topführungskräfte in der Wirtschaft : stellen diese Weiblichkeiten die hegemoniale Geschlechterordnung in Frage?
Titelübersetzung:Female top managers in business : do these femininities question the hegemonic gender system?
Autor/in:
Gruhlich, Julia
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 5 (2013) H. 2, S. 63-77
Inhalt: "Der Beitrag nimmt die zunehmende Präsenz weiblicher Topführungskräfte in der Wirtschaft aus geschlechtertheoretischer Perspektive in den Blick und fragt danach, ob und inwiefern sich hierdurch eine Veränderung der bestehenden Geschlechterordnung andeutet. Diskutiert wird auch der in der Geschlechtertheorie breit rezipierte Ansatz zu hegemonialer Männlichkeit von Raewyn Connell dahingehend, ob und inwiefern dieser Ansatz grundsätzlich in der Lage ist, Verschiebungen im Geschlechterverhältnis zu erfassen. Ein besonderes Augenmerk liegt dabei auf Connells in Anlehnung an Antonio Gramsci zugrunde gelegter Definition von Hegemonie. Da Geschlecht nur relational zu verstehen ist, konzentriert sich der Beitrag nicht nur auf hegemoniale Männlichkeit, sondern rezipiert zudem einen vor allem im deutschsprachigen Raum weitgehend unbekannten Ansatz von Mimi Schippers, die ein sehr überzeugendes theoretisches Konzept zu hegemonialer und weiteren Formen von Weiblichkeit vorgelegt hat und damit eine differenzierte Perspektive auf das Geschlechterverhältnis ermöglicht. Der Artikel gibt damit Anregungen für die Weiterentwicklung der theoretischen Diskussion zum Wandel geschlechtlicher Ordnung." (Autorenreferat)
Inhalt: "The article analyses the emergence of female top managers in business from a theoretical gender perspective and discusses the fundamental question of whether and to what extent these women point towards a change in the established gender system on a symbolic level. As female top managers are to be found mainly in multinationals or transnational corporations, the article concentrates on current research in the field of gender and management. In particular, it discusses the theoretical approaches of Jeff Hearn und Raewyn Connell in regard to whether these theories are, in fact, able to explain changes to the gender system. The article also explores other theoretical approaches, in particular Mimi Schipper's concept of hegemonic femininity in order to analyze relations within as well as between the genders. The article thus makes concrete suggestions in regard to developing the theoretical debate on changing gender systems." (author's abstract)
Zur Operationalisierung von Geschlecht im Fragebogen : Probleme und Lösungsansätze aus Sicht von Mess-, Umfrage-, Gender- und Queer-Theorie
Titelübersetzung:On the operationalization of sex and gender in research questionnaires : problems and solutions from the perspective of measurement, survey, gender and queer theory
Autor/in:
Döring, Nicola
Quelle: Gender : Zeitschrift für Geschlecht, Kultur und Gesellschaft, Jg. 5 (2013) H. 2, S. 94-113
Inhalt: "Es existiert kaum ein Forschungsfragebogen in den Sozialwissenschaften, in dem nicht routinemäßig auch das Geschlecht abgefragt wird. Die entsprechende Frage samt Antwortalternativen scheint aus Sicht der Umfragepraxis simpel: Man lässt die Befragten einfach 'männlich' oder 'weiblich' ankreuzen. Der vorliegende Beitrag problematisiert diese Erfassung von Geschlecht in Forschungsfragebögen. Es werden unterschiedliche Operationalisierungsformen (Einzel-Items und psychometrische Skalen) vorgestellt und aus Sicht der Gender- und Queer-Theorie, aber auch der Mess- und Umfragetheorie sowie der Forschungsethik kritisch hinsichtlich ihrer Vor- und Nachteile diskutiert. Der Beitrag will dazu anregen, a) Geschlecht reflektierter zu operationalisieren, b) verschiedene Operationalisierungsformen in zukünftigen Methodenstudien zu prüfen und c) die Operationalisierungsprobleme beim Konstrukt "Geschlecht" im Rahmen der Methodenlehre ausdrücklich zu behandeln." (Autorenreferat)
Inhalt: "There is hardly a research questionnaire in the social sciences that does not ask respondents to indicate their sex or gender. The question plus its possible answers appears simple: respondents only need to check 'male' or 'female'. This article questions these routine sex/gender items in surveys. Different ways of operationalizing sex and gender (single item measures as well as psychometric scales) are presented and discussed from the point of view of gender and queer theory, measurement and survey theory, as well as research ethics. The article aims to inspire a) a more reflected operationalization of sex and gender, b) methodological studies on the characteristics of different types of sex/gender operationalizations, and c) a more thorough discussion of problems concerning sex/gender operationalizations in social science research teaching." (author's abstract)