Pierre Bourdieus Soziologie der Praxis : ein Werkzeugkasten für die Frauen- und Geschlechterforschung
Titelübersetzung:Pierre Bourdieu's sociology of practice : a toolbox for women's studies and gender studies
Autor/in:
Dölling, Irene; Krais, Beate
Quelle: Prekäre Transformationen: Pierre Bourdieus Soziologie der Praxis und ihre Herausforderungen für die Frauen- und Geschlechterforschung. Ulla Bock (Hrsg.), Irene Dölling (Hrsg.), Beate Krais (Hrsg.). Göttingen: Wallstein, 2007, S. 12-37
Inhalt: Die Frauen- und Geschlechterforschung steht zum wiederholten Male vor der Herausforderung, ihre Erkenntniswerkzeuge als Erkenntnisgegenstände zu behandeln. Sie muss überprüfen, inwieweit ihre Konzepte und Begriffe noch angemessen bzw. hinreichend sind für die kritische Analyse der Wirkungen und Funktionen von "Geschlecht" in den Transformationen, die den Übergang von der "organisierten" in die "erweitert liberale" Modern oder auch der industriegesellschaftlichen, "fordistischen" in die "postfordistische" Moderne kennzeichnen. Aus der Sicht der Autorinnen kann hier Bourdieus Konzept des sozialen Raumes, der Relationen zwischen sozialen Feldern und ihrem Verhältnis zum Feld der Macht, der dominanten Klassifikationen und der Spielregeln in einem Feld wichtige Anregungen geben, veränderte Figurationen zwischen sozialen Feldern in einem nationalstaatlich gerahmten und zugleich "globalisierten" sozialen Raum zu verstehen. Im Zusammenspiel von Habitus und sozialem Raum, Habitus und sozialem Feld - und auch von Habitus und Geschlechterordnung -, wie Bourdieu es in seinen Untersuchungen nachzeichnet, wird auch ein zentrales Prinzip seiner "Soziologie der Praxis" sichtbar: das relationale Denken. Bourdieus "Soziologie der Praxis" ist, wie gesagt worden ist, eine "soziale Relativitätstheorie". Mit den Konzepten des sozialen Raums und des sozialen Feldes hat Bourdieu weiterhin gezeigt, wie man die praktische "Intersektionalität" verschiedener Dimensionen sozialer Strukturierung, die im soziologischen Denken gewöhnlich getrennt abgehandelt werden, analytisch fassen kann. (ICA2)
Quelle: Göttingen: Wallstein (Querelles), 2007. 248 S.
Inhalt: "Die Perspektiven, die Pierre Bourdieus Soziologie für die Frauen- und Geschlechterforschung eröffnet, sind bislang noch kaum ausgelotet worden, bergen jedoch für eine gendersensible Analyse sozialer Prozesse große Potenziale: Bourdieus Blick ist konsequent auf die Logik der Praxis gerichtet, auf die Wirkungsmacht sozialer Strukturen und symbolischer Ordnungen im Handeln der Individuen. Zugleich werden die sozialen Akteure ins Zentrum der Reproduktion, Veränderung und Auflösung dieser Strukturen gerückt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Irene Dölling, Beate Krais: Pierre Bourdieus Soziologie der Praxis: ein Werkzeugkasten für die Frauen- und Geschlechterforschung (12-37); Sabine Hark: Vom Gebrauch der Reflexivität. Für eine "klinische Soziologie" der Frauen und Geschlechterforschung (39-62); Angela McRobbie: "What Not to Wear" - Stilberatung und postfeministische symbolische Gewalt (63-78); Aline Oloff: 'Geschlecht' im Spiel Doing Diplomaty. Implikationen für die Umsetzung von Gender Mainstreaming (79-95); Claudia Rademacher: "Diskursive Umarmung". Geschlechterverhältnisse und symbolische Gewalt im Postfordismus (96-117); Maja Suderland: Männliche Ehre und menschliche Würde. Über die Bedeutung von Männlichkeitskonstruktionen in der sozialen Welt der nationalsozialistischen Konzentrationslager (118-140); Bridget Fowler: Pierre Bourdieus 'Die männliche Herrschaft' lesen: Anmerkungen zu einer intersektionellen Analyse von Geschlecht, Kultur und Klasse (141-175); Susanne Völker: Prekäre Transformationen - herausgeforderte Lebensführungen (176-194).
'Geschlechter-Wissen' - ein nützlicher Begriff für die 'verstehende' Analyse von Vergeschlechtlichungsprozessen?
Titelübersetzung:'Gender knowledge' - a useful concept for 'understanding' analysis of genderization processes?
Autor/in:
Dölling, Irene
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 23 (2005) H. 1/2, S. 44-62
Inhalt: "Der Begriff 'Geschlechter-Wissen' taucht bislang nur gelegentlich in theoretisch orientierten Publikationen der sozialwissenschaftlichen Frauen- und Geschlechterforschung auf, häufiger findet man ihn in popularisierenden Darstellungen des Gender-Mainstreaming-Konzeptes, in Berichten zur Implementierung von GM in (politischen) Organisationen bzw. in der öffentlichen Verwaltung oder auch in soziologisch-empirischen Studien, die diesen Umsetzungsprozess begleitend erforschen. In diesen Texten ist ein eher 'naiver Umgang' mit dem Wissens-Begriff und eine tendenziell reifizierende Verwendung der Kategorie 'Geschlecht' festzustellen; eine inhaltlich-konzeptionelle Ausgestaltung des Terminus 'Geschlechter-Wissen' ist bislang nur ansatzweise geschehen. Mit diesem Aufsatz soll ein Vorschlag für eine solche Bestimmung des Begriffs 'Geschlechter-Wissen' gemacht und damit eine Diskussion über die Nützlichkeit dieses Begriffs für die sozialwissenschaftliche Frauen- und Geschlechterforschung angeregt werden." (Autorenreferat)
Die Institutionalisierung von Frauen- und Geschlechterforschung an ostdeutschen Universitäten : ein Ergebnis von Kämpfen im wissenschaftlichen Feld
Titelübersetzung:Institutionalization of research on women and gender at east German universities : a result of struggles in the field of science
Autor/in:
Dölling, Irene
Quelle: Wissenschaftskultur und Geschlechterordnung: über die verborgenen Mechanismen männlicher Dominanz in der akademischen Welt. Beate Krais (Hrsg.). Frankfurt am Main: Campus Verl., 2000, S. 153-169
Inhalt: Auf dem Hintergrund einer Umstrukturierung an den Hochschulen der neuen Bundesländer beschreibt der Beitrag den Prozeß der Etablierung der Frauen- und Geschlechterforschung an ostdeutschen Hochschulen und versucht, Bourdieus konzeptionelle Überlegungen zum wissenschaftlichen bzw. universitären Feld als einem Feld von aktuellen und potentiellen Kräften und dementsprechend einem Feld von Kämpfen um den Erhalt oder die Veränderung der Konfiguration der Kräfte methodisch anzuwenden. Bei dieser Rekonstruktion werden drei Phasen unterschieden: 1) eine Phase, die in der Wendezeit begann und bis in die Zeit der Neustrukturierung der Universitäten reichte, 2) die Phase der Neustrukturierung der Universitäten und der Berufung der Professorenschaft, 3) die Phase der Verfestigung des neuen universitären Feldes: Frauen- und Geschlechterforschung nimmt wieder eine marginale Position ein, und zugleich entstehen neue Grenzziehungen: von der Frauenforschung zu "gender studies". Besonderes Augenmerk wird auf das Kräfteverhältnis zwischen den Akteursgruppen gelegt, die zwischen 1989 und 1994 zur Institutionalisierung der Frauen- und Geschlechterforschung geführt hatten. (ICH)
Schlagwörter:Hochschullehrer; Frauenforschung; Geschlechterforschung; neue Bundesländer; Institutionalisierung; Transformation
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Aufschwung nach der Wende : Frauenforschung in der DDR und in den neuen Bundesländern
Titelübersetzung:Upswing after the political transformation : research on women in the GDR and in the new Bundesländer
Autor/in:
Dölling, Irene
Quelle: Frauen in Deutschland 1945-1992. Gisela Helwig, Hildegard Maria Nickel. Berlin: Akademie Verl., 1993, S. 397-407
Inhalt: Die Autorin konzentriert sich in ihrem Beitrag auf die Frauenforschung in der DDR und nach der Wiedervereinigung. Einen Schwerpunkt legt sie auf die Etablierung dieser Forschungsrichtung an ostdeutschen Universitäten vor dem Hintergrund der Neustrukturierung der Wissenschaftslandschaft in den neuen Bundesländern. Sie versucht die Frage zu beantworten, ob es zu Zeiten der DDR überhaupt eine Frauenforschung gegeben habe und geht dann auf die Schwierigkeiten der Etablierung von Frauenforschung an den ostdeutschen wissenschaftlichen Einrichtungen im vereinten Deutschland ein. Abschließend werden an Beispielen einige Probleme erörtert, vor denen ostdeutsche Frauenforscherinnen im Moment stehen. Ostdeutsche Frauenforschung könne losgelöst von der bisherigen Fokussierung auf Fragen der Frauenerwerbsarbeit den Blick für die Auswirkungen und Dimensionen der gesellschaftlichen Transformationsprozesse öffnen, wie sie der Umbruch in der DDR mit sich bringt, lautet ein abschließendes Fazit. (rk)
Schlagwörter:Frauenforschung; Sozialismus; Studium; Wissenschaftler; DDR; Frauenbewegung; Feminismus; Wiedervereinigung; neue Bundesländer
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Frauenforschung in der DDR
Titelübersetzung:Women's studies in the GDR
Autor/in:
Dölling, Irene
Quelle: Das Argument : Zeitschrift für Philosophie und Sozialwissenschaften, Jg. 32 (1990) H. 2, S. 267-271
Inhalt: Mit dem politischen Wandel im November 1989 trat in der DDR erstmals die Frauenforschung als eigene Disziplin an die Öffentlichkeit. Mit "Frauenforschung" wird hierbei ein konzeptioneller Ansatz beschrieben, "der strukturelle Ursachen für Benachteiligung und Diskriminierungen von Frauen als eine wesentliche Achse in die Analyse von gesellschaftlichen Prozessen einschließt". Die Verfasserin skizziert die inhaltlichen Restriktionen, denen Forschungen zu "Frauenfragen" unter dem SED-Regime unterworfen waren, und gibt einen Überblick über das thematische Spektrum und institutionelle Ansätze der sich neu entfaltenden Frauenforschung in der DDR. (WZ)
Inhalt: "The newly-founded Department of Womens's Studies at the Humboldt University is now beginning to embrace standpoints and issues already familiar to the women's movement in the West. It remains to be seen in what way this new development can be tied in to the existing research on the specific problems of women in the GDR." (author's abstract)