Titelübersetzung:University research and gender studies in discourse
Autor/in:
Zimmermann, Karin; Metz-Göckel, Sigrid; Kamphans, Marion
Quelle: Perspektiven der Hochschulforschung. Karin Zimmermann (Hrsg.), Marion Kamphans (Hrsg.), Sigrid Metz-Göckel (Hrsg.). Wiesbaden: VS Verl. für Sozialwiss., 2008, S. 11-33
Inhalt: In dem einleitenden Beitrag zum dem Sammelband "Perspektiven der Hochschulforschung" werden Möglichkeiten der Kooperation der beiden bislang getrennten Forschungsfelder der Hochschul- und der Geschlechterforschung diskutiert. Der Frauen- und Geschlechterforschung geht es darum, die Geschlechterdimension auch im Kontext von Hochschule bewusst zu machen, indem Geschlecht mit anderen differenz- und hierarchiekonstituierenden Faktoren zusammengedacht und aufgezeigt wird, wie Geschlecht in die Strukturen und Verhältnisse von Hochschule und Wissenschaft eingelagert ist. Hochschulforschung betrachtet ihren Forschungsgegenstand "geschlechtsneutral" und fragt nach mikro- und makrostrukturellen Steuerungsmöglichkeiten oder nach Wirkungen von Maßnahmen auf das Verhalten von Hochschulmitgliedern. Der Beitrag fragt nach möglichen Anschlussstellen im Diskurs der Hochschul- und Geschlechterforschung im Sinne einer institutionalisierten Selbstreflexion. (GB)
Quelle: Göttingen: Wallstein (Querelles), 2007. 248 S.
Inhalt: "Die Perspektiven, die Pierre Bourdieus Soziologie für die Frauen- und Geschlechterforschung eröffnet, sind bislang noch kaum ausgelotet worden, bergen jedoch für eine gendersensible Analyse sozialer Prozesse große Potenziale: Bourdieus Blick ist konsequent auf die Logik der Praxis gerichtet, auf die Wirkungsmacht sozialer Strukturen und symbolischer Ordnungen im Handeln der Individuen. Zugleich werden die sozialen Akteure ins Zentrum der Reproduktion, Veränderung und Auflösung dieser Strukturen gerückt." (Autorenreferat). Inhaltsverzeichnis: Irene Dölling, Beate Krais: Pierre Bourdieus Soziologie der Praxis: ein Werkzeugkasten für die Frauen- und Geschlechterforschung (12-37); Sabine Hark: Vom Gebrauch der Reflexivität. Für eine "klinische Soziologie" der Frauen und Geschlechterforschung (39-62); Angela McRobbie: "What Not to Wear" - Stilberatung und postfeministische symbolische Gewalt (63-78); Aline Oloff: 'Geschlecht' im Spiel Doing Diplomaty. Implikationen für die Umsetzung von Gender Mainstreaming (79-95); Claudia Rademacher: "Diskursive Umarmung". Geschlechterverhältnisse und symbolische Gewalt im Postfordismus (96-117); Maja Suderland: Männliche Ehre und menschliche Würde. Über die Bedeutung von Männlichkeitskonstruktionen in der sozialen Welt der nationalsozialistischen Konzentrationslager (118-140); Bridget Fowler: Pierre Bourdieus 'Die männliche Herrschaft' lesen: Anmerkungen zu einer intersektionellen Analyse von Geschlecht, Kultur und Klasse (141-175); Susanne Völker: Prekäre Transformationen - herausgeforderte Lebensführungen (176-194).
Fetisch Körper und Weißsein : eine Kritik am Primat der Kategorie Geschlecht
Titelübersetzung:The body fetish and being white : a criticism of the primacy of the gender category
Autor/in:
Lorey, Isabell
Quelle: Das Jahrhundert des Feminismus: Streifzüge durch nationale und internationale Bewegungen und Theorien. Anja Weckwert (Hrsg.), Ulla Wischermann (Hrsg.). Frankfurt am Main: Helmer (Frankfurter Feministische Texte - Sozialwissenschaften), 2006, S. 209-226
Inhalt: In der feministischen Kontroverse um Achsen der Differenz diskutiert der Beitrag die Position, dass feministische Wissenschaft sich von ihrem primären Bezug auf Geschlecht lösen müsse. Es wird kritisiert, dass Kategorien wie Klasse und Ethnizität innerhalb der deutschsprachigen Frauen- und Geschlechterforschung nur für die Analyse "Anderer", nicht aber für die Untersuchung des "Eigenen" fruchtbar gemacht worden sind. Diese Ausblendung zeigt sich besonders deutlich in der feministischen Theoretisierung des Körpers, die in weiten Teilen an der pauschalisierenden These eines abgewerteten, weiblichen Körpers festhält, ohne zu reflektieren, dass Körper auch "rassifiziert" oder "ethnisiert" sind. Mit dem Stichwort "der weiße Körper" spricht die Autorin von einer "Fetischfunktion" des weiblichen Körpers innerhalb des weißen, deutschsprachigen Feminismus. In Anlehnung an Freud begreift sie den Fetisch kritisch als Leugnung von Differenz zugunsten imaginierter Ganzheit. Diese Leugnung stellt zugleich eine Überlegenheitskonstruktion dar, da die Ganzheit auf der Normalitätsfolie des "Weißseins" imaginiert wird. "Rasse" oder Ethnizität tauchten in dieser Denkbewegung lediglich als sekundäre Ungleichheitskategorien in der Form des "Anderen" auf; das Resultat ist eine Hierarchisierung von Ungleichheitslagen und die Ausblendung der Rolle des "Eigenen". Abschließend plädiert die Autorin für eine systematische Auseinandersetzung mit "Weiß sein" - auch und gerade in der Beschäftigung mit dem Körper. (ICH2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
"Gender" kommt - die Geschlechter gehen? : Selbst- und Fremdpositionierungen in den Sozialwissenschaften
Titelübersetzung:"Gender" is coming - genders are going? : self-positionings and outside positionings in the social sciences
Autor/in:
Müller, Ursula
Quelle: Zeitschrift für Frauenforschung und Geschlechterstudien, Jg. 21 (2003) H. 2/3, S. 48-66
Inhalt: Die Autorin setzt sich mit dem heutigen Stand der Selbstreflexion und mit der Wirkungsgeschichte der Frauen- und Geschlechterforschung in den Sozialwissenschaften kritisch auseinander. Anhand einiger Thesen von Mary Maynard und Anne Witz diskutiert sie zunächst die Bedeutung und den Bedeutungswandel der Kategorie "Geschlecht" in seinen Auswirkungen auf die feministische Forschung und die Selbstverortung in der Soziologie. Am Beispiel von Methodologie und Forschungsethik, verunsichernden empirischen Befunden und direkten Bezugnahmen in einigen soziologischen Forschungsfeldern zeigt sie anschließend spezifische "Wechselwirkungen" auf und weist darauf hin, dass sich die Entwicklung neuer Diskurse noch teilweise im Rahmen einer "alten" Kultur vollzieht, in der Differenzbildungen zu Lasten von Frauen ein vorhandenes Muster darstellen. Sie problematisiert ferner die "Risiken und Nebenwirkungen" der Frauen- und Geschlechterforschung, z.B. das Auseinanderdriften von wissenschaftskritischer und soziologisch-empirischer Dimension, und skizziert abschließend die Herausforderungen an die zukünftige Forschung. (ICI2)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Zeitschriftenaufsatz
Das Maskenspiel der Fächer - Transdisziplinarität als geschlechterpolitische Intervention?
Titelübersetzung:The dressing up game of subjects - transdisciplinarity as intervention in gender policy?
Autor/in:
Hark, Sabine
Quelle: Gleichstellung in der Forschung: Organisationspraktiken und politische Strategien. Hildegard Matthies (Hrsg.), Ellen Kuhlmann (Hrsg.), Maria Oppen (Hrsg.), Dagmar Simon (Hrsg.). Berlin: Ed. Sigma, 2003, S. 205-218
Inhalt: Die Autorin setzt sich mit den Forderungen nach Inter- und Transdisziplinarität im Wissenschaftssystem und in der Geschlechterforschung kritisch auseinander und fragt danach, ob sie als "geschlechterpolitische Interventionen" tauglich sind. Sie weist darauf hin, dass transdisziplinäre Wissensprojekte eine Geschichte, einen Ort und eine Zeitachse haben und dass sie daher hegemoniale Praktiken und funktionale Antagonismen gleichermaßen stützen wie in Frage stellen können. Sie diskutiert die Transformation der Hochschule zur "entrepreneurial university" und die Bedeutung von Frauen- und Geschlechterforschung in den "Häusern des Wissens". Eine Dekonstruktion der vergeschlechtlichten disziplinären Wissensordnung setzt ihrer Meinung nach voraus, dass die Perspektiven der Transdisziplinarität nicht jenseits der Disziplinen, sondern in der reflexiven Praxis einer wechselseitigen Befragung des disziplinären Ortes gesucht werden. (ICI2)
Neue Frauenbewegung im Spannungsfeld von Subversion, Raumaneignung und Mainstreaming
Titelübersetzung:New women's movement in the field of tension between subversion, spatial appropriation and mainstreaming
Autor/in:
Doderer, Yvonne P.
Quelle: Geschlechterverhältnisse im sozialen Wandel: interdisziplinäre Analysen zu Geschlecht und Modernisierung. Bettina Fritzsche (Hrsg.), Eva Schäfer (Hrsg.), Claudia Nagode (Hrsg.). Opladen: Leske u. Budrich (Geschlecht und Gesellschaft), 2002, S. 119-132
Inhalt: Der Beitrag thematisiert eine der zentralen Fragestellungen, die die Neue Frauenbewegung in ihrer Kritik an traditioneller Wissenschaft aufgeworfen hat: das Verhältnis von Theorie und Praxis. In der Praxis hat sich nach 30 Jahren eine in sich differenzierte, urbane Projektkultur entwickelt; auf der Seite der Theorie bewegt sich die feministische Theoriebildung nahezu gänzlich in akademischen Räumen. Ziel der Abhandlung ist es, Praktiken der Raumaneignung zu erörtern und den Einfluss des "diskursiven Mainstreaming" auf die Entwicklung der Frauenprojektekultur aufzuzeigen. Die hier vorgestellten Beispiele verdeutlichen, dass die institutionell-gouvernalen Diskurse die Räume der Frauenbewegung regulieren und dirigieren. Gefordert wird daher eine Perspektive, in der sich feministische Theoriebildung und feministische Praxis in Zukunft wieder offensiver verschränken. (ICH)
Geschlecht als Existenzweise : einige kritische Anmerkungen zu aktuellen Versuchen zu einem neuen Verständnis von "Geschlecht"
Titelübersetzung:Gender as a form of existence : some critical comments on current attempts at a new comprehension of "gender"
Autor/in:
Maihofer, Andrea
Quelle: Geschlechterverhältnisse und Politik. Katharina Pühl (Red.). Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp, Neue Folge), 1994, S. 168-187
Inhalt: Nach der Entdeckung der "kulturellen Konstruktion von Geschlecht" und dem Zusammenhang von sexuellem Körper und seinen sozialen Inszenierungen und Zuschreibungen bleibt eine heftig diskutierte Frage die nach der "Materialität" der Körper. Feministinnen haben sich frühzeitig gegen die drohende "Auflösung" des Körpers in postmodernen feministischen Diskursen gewehrt. Damit wird das durch die feministische Kritk gewonnene Terrain nicht preisgegeben, Körper auch materiell im Modus ihrer kulturellen, sozialen und historischen Konstruktion zu thematisieren. Wenn es kein "materielles Substrat" gibt, an dem geschlechtliche Zuschreibungen verankert werden können, wie ist dann die "Realität" von geschlechtlichen Körpern zu verstehen? Im vorliegenden Beitrag schlägt die Autorin vor, die gesellschaftliche Konstruktion von zweigeschlechtlichen Körpern und damit auch von Geschlechtsidentitäten und -rollen nicht als Resultat willkürlicher Inszenierungen zu verstehen, sondern als Prozeß und historisch-subjektives Ergebnis von kulturell vertrauten Alltagspraktiken. (pmb)
CEWS Kategorie:Frauen- und Geschlechterforschung, Geschlechterverhältnis
Dokumenttyp:Sammelwerksbeitrag
Geschlecht als hegemonialer Diskurs : Ansätze zu einer kritischen Theorie des "Geschlechts"
Titelübersetzung:Gender as hegemonial discourse : approaches to a critical theory of "gender"
Autor/in:
Maihofer, Andrea
Quelle: Denkachsen: zur theoretischen und institutionellen Rede vom Geschlecht. Theresa Wobbe (Hrsg.), Gesa Lindemann (Hrsg.). Frankfurt am Main: Suhrkamp (Edition Suhrkamp , Neue Folge), 1994, S. 236-263
Inhalt: Der vorliegende Beitrag resümiert und diskutiert die aktuellen Versuche zu einem neuen Verständnis der Kategorie "Geschlecht". Zentral für die meisten Arbeiten ist die Kritik an der spätestens seit den 70er Jahren im Feminismus üblichen Kritik zwischen biologischem und sozialem Geschlecht bzw. zwischen sex und gender. Gegenwärtig dominieren die Versuche Geschlecht als "soziale Konstruktion" zu begreifen. Die Autorin zeigt, daß mit dem Begriff der sozialen Konstruktion nicht nur die körperlich-leibliche "Ebene" des Geschlechts aus dem Blick gerät, sondern daß darüber hinaus die Realität des Geschlechts als einer historisch konkreten "Existenzweise" der Individuen nicht faßbar wird. So liegt die theoretische Priorität in diesen Ansätzen fast ausschließlich in der Konstruktion/Konstitution des Geschlechts und seinen "Inszenierungen", also darauf wie Geschlechter "gemacht" werden (doing gender) und nicht wie Geschlechter als gewordenen/werdende "sind" bzw. wie sie "gelebt" werden. (pmb)